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Verfasst: 15.11.2012, 13:59
von Poet
@GerneKrankenVersichert: Wow. Ich bin dabei!

Die avisierten 3% vom Brutto würden nur am Anfang nicht ausreichen. In D liegen die durchschnittlichen Gesundheitskosten z.Zt. bei rd. 2500€ p.a. (natürlich auch aufgrund einer gewissen Vollkaskomentalität).

Ein Durchschnittsverdiener mit 3000€ Monatsbrutto bräuchte idealtypisch bei 3% ca. 20Jahre um die Marke von 20.000€ zu erreichen.

Verfasst: 15.11.2012, 15:04
von CiceroOWL
3000 € i. M Brutto das ist nur ein statistischer Mittelwert. Ich glaube nicht das das reichen würde um das ganze optimal zu berechnen, besonders bei einer steigenden Lebenserwartung und entsprechend niedrigem einkommen in der zukunft, man müßte da nämlich dennnoch die Inflationsrate, denn noch den weiter sinkenden Lebensstandard mit einbrechnen.

Verfasst: 15.11.2012, 19:41
von GerneKrankenVersichert
Poet hat geschrieben:
Die avisierten 3% vom Brutto würden nur am Anfang nicht ausreichen. In D liegen die durchschnittlichen Gesundheitskosten z.Zt. bei rd. 2500€ p.a. (natürlich auch aufgrund einer gewissen Vollkaskomentalität).
Die 3 % in dem Link sind meiner Meinung nach realitätsfern. Auch, dass nach einer Einzahlung von 20.000 € erstmal nix mehr gezahlt werden soll. In Singapur, wo es dieses System tatsächlich seit 1983 gibt, liegt der Beitragssatz zwischen 6,5 und 9 % (je nach Alter) und der Arbeitgeber zahlt dasselbe nochmal. Allerdings wird dann aus dem Konto auch der Beitrag für die Hochrisikoversicherung gezahlt.

Verfasst: 15.11.2012, 20:31
von Lady Butterfly
nee, mir gefällt diese Idee nicht so sehr.....is mir zu neoliberal :cry:

es ist jetzt schon so, dass viele Leistungen für so genannte "Bagatell-Erkrankungen" von den Versicherten selbst zu zahlen sind - gerade für Familien im Niedrig-Lohn-Bereich kann das schon schwierig werden (wenn z. B. in einer Familie drei Brillenträger sind, kann das schon teuer werden)

ich wäre eher für die Bürgerversicherung
- alle Einwohner müssen krankenversichert sein
- für die Kassen gibt es gesetzlich definierte Bedingungen, die für alle (PKV + GKV) gleich sind
- Freigabe der Beitragssätze
- Hochrisikopool

- dazu der ermäßigte MwSt auf Medikamente und eine starke europäische Institution, die Medikamente europaweit zulässt, das Preisniveau für Medikamente sollte europaweit gleich sein

- Aufhebung der Trennung zwischen ambulanter und stationärer Behandlung - wieso leisten wir uns ein doppeltes Facharztsystem?
- bessere Vernetzung zwischen Haus- und Fachärtzlicher Versorgung.

und last but not least: die Patienten erhalten Rechnungen, die sie abzeichnen müssen. Das klappt schließlich auch an der Tanke oder beim Bäcker - wieso also nicht beim Arzt?

Verfasst: 15.11.2012, 20:35
von roemer70
Lady Butterfly hat geschrieben:[...]das Preisniveau für Medikamente sollte europaweit gleich sein[...]
Das Einkommen ist europaweit ja auch nicht einheitlich. Aber man könnte den Preis in Relation zum Pro-Kopf-Einkommen des jeweiligen Landes setzen. Dann finde ich die Idee spannend.

Verfasst: 15.11.2012, 20:48
von Lady Butterfly
roemer70 hat geschrieben:
Lady Butterfly hat geschrieben:[...]das Preisniveau für Medikamente sollte europaweit gleich sein[...]
Das Einkommen ist europaweit ja auch nicht einheitlich. Aber man könnte den Preis in Relation zum Pro-Kopf-Einkommen des jeweiligen Landes setzen. Dann finde ich die Idee spannend.
wie willst du denn die Preise bilden? nach dem verfügbaren Einkommen? nach der Logik müsste ein Hartz IV-Bezieher aber auch weniger für Medikamente zahlen als ein - sagen wir mal - Chefarzt. find ich nicht so logisch....
oder was ist mit den Einkommensunterschieden zwischen Ost-Deutschland und Bayern? willst du Einkommensunterschiede zwischen den Regionen auch ausgleichen?

Verfasst: 15.11.2012, 20:55
von CiceroOWL
eigentlich, eigentlich müßte der präventive Gedanke im Vordergrund stehen, denn wenn man erst krank ist, denn entstehen ja meist erst die Kosten.

bkk.de/fileadmin/user_upload/PDF/Presse/BKK_Positionspapier_zur_Reform_der_Praevention.pdf

Verfasst: 15.11.2012, 21:09
von Lady Butterfly
CiceroOWL hat geschrieben:eigentlich, eigentlich müßte der präventive Gedanke im Vordergrund stehen, denn wenn man erst krank ist, denn entstehen ja meist erst die Kosten.

bkk.de/fileadmin/user_upload/PDF/Presse/BKK_Positionspapier_zur_Reform_der_Praevention.pdf
is wohl richtig - aber: es gibt ne Menge Krankheiten, da hilft keine Prävention. Und eins ist sicher: am Schluss sterben wir alle, da kommt keiner dran vorbei. Die höchsten Kosten entstehen aber in den letzten Jahren vor dem Tod. An der Frage, wieso das so ist, scheiden sich die Geister. Die einen sagen, höhere Lebenserwartung führt zwangsläufig zu höheren Kosten - weil die gewonnen Jahre mit chronischen Krankheiten und Behinderungen angefüllt sind. Außerdem führt der med. Fortschritt dazu, dass das Leben von Menschen, die früher an ihren Krankheiten gestorbern wären, verlängert wird. Die Menschen leben länger, brauchen aber auch mehr Medikamente und medizinische Versorgung. Die anderen sagen, dass die gewonnen Jahre noch in Gesundheit verbracht werden können. Die Kosten konzentrieren sich auf die letzten Lebensjahre - unabhängig vom Alter.
mehr dazu: iges.de/leistungen/gesundheitspolitik/private_krankenversicherung/e11091/infoboxContent11093/Schlussbericht_WettbewerbPKV_ger.pdf

Verfasst: 15.11.2012, 21:11
von roemer70
@ Lady Butterfly:
Willst Du z.B. für Rumänien die gleichen Arzneitmittelpreise durchsetzen wie in Deutschland? Die BNE* liegen in Deutschland bei rund 40.000, in Albanien bei 8.900. Das könnte ein Gesundheitssystem dort gar nicht leisten.

Der ALG2-Bezieher würde bei einer Bürgerversicherung das gleiche Medikament bekommen wie der Chefarzt - dafür zahlt er halt weniger Beitrag. Hier hast Du dann die Unterscheidung. Ebenso neue Bundesländer und Bayern - geringeres Einkommen = geringerer Beitrag. Aber gleiches Medikament.

Und den Länderfinanzausgleich gibt es ja auch schon. :wink:

*BNE pro Kopf in KKP-Dollar: Bruttonationaleinkommen pro Kopf, in Kaufkraftparität-Dollar zur Anpassung von Preisniveauunterschieden zwischen Ländern. Nicht inflationsangepasst.

Verfasst: 15.11.2012, 21:13
von Lady Butterfly
Lady Butterfly hat geschrieben:
CiceroOWL hat geschrieben:eigentlich, eigentlich müßte der präventive Gedanke im Vordergrund stehen, denn wenn man erst krank ist, denn entstehen ja meist erst die Kosten.

bkk.de/fileadmin/user_upload/PDF/Presse/BKK_Positionspapier_zur_Reform_der_Praevention.pdf
is wohl richtig - aber: es gibt ne Menge Krankheiten, da hilft keine Prävention. Und eins ist sicher: am Schluss sterben wir alle, da kommt keiner dran vorbei. Die höchsten Kosten entstehen aber in den letzten Jahren vor dem Tod. An der Frage, wieso das so ist, scheiden sich die Geister. Die einen sagen, höhere Lebenserwartung führt zwangsläufig zu höheren Kosten - weil die gewonnen Jahre mit chronischen Krankheiten und Behinderungen angefüllt sind. Außerdem führt der med. Fortschritt dazu, dass das Leben von Menschen, die früher an ihren Krankheiten gestorbern wären, verlängert wird. Die Menschen leben länger, brauchen aber auch mehr Medikamente und medizinische Versorgung. Die anderen sagen, dass die gewonnen Jahre noch in Gesundheit verbracht werden können. Die Kosten konzentrieren sich auf die letzten Lebensjahre - unabhängig vom Alter.
mehr dazu: iges.de/leistungen/gesundheitspolitik/private_krankenversicherung/e11091/infoboxContent11093/Schlussbericht_WettbewerbPKV_ger.pdf
aber mit Palliativmedizin lässt sich nicht so gut Reklame machen wie mit Prävention - und da wären wir wieder beim Wettbewerb.

Verfasst: 15.11.2012, 21:15
von Poet
@Cicero und GerneKrankenversichert: Ich habe rd. 8% ausgerechnet um am Anfang zumindest sicher die Kosten zu decken. Passt also.

Aber bevor wir träumen:
Das System würde einen enormen Wettbewerbsdruck/Umsatzeinbruch bei den Leistungserbringern und Arzneimittelherstellern erzeugen. Im Sinne der balanced score card wird sich kein Politiker in D da heranwagen.

Verfasst: 15.11.2012, 21:18
von GerneKrankenVersichert
Poet hat geschrieben: Aber bevor wir träumen:
Das System würde einen enormen Wettbewerbsdruck/Umsatzeinbruch bei den Leistungserbringern und Arzneimittelherstellern erzeugen. Im Sinne der balanced score card wird sich kein Politiker in D da heranwagen.
Jawoll. Und die Bevölkerung mit ihrer Vollkaskomentalität würde es nicht mittragen. Aber lass uns doch mal ein wenig träumen....

Verfasst: 16.11.2012, 12:36
von GerneKrankenVersichert
Lady Butterfly hat geschrieben:
und last but not least: die Patienten erhalten Rechnungen, die sie abzeichnen müssen. Das klappt schließlich auch an der Tanke oder beim Bäcker - wieso also nicht beim Arzt?
Und was soll das bringen?

Verfasst: 16.11.2012, 13:21
von CiceroOWL
Lady Butterfly hat geschrieben:
CiceroOWL hat geschrieben:eigentlich, eigentlich müßte der präventive Gedanke im Vordergrund stehen, denn wenn man erst krank ist, denn entstehen ja meist erst die Kosten.

bkk.de/fileadmin/user_upload/PDF/Presse/BKK_Positionspapier_zur_Reform_der_Praevention.pdf
is wohl richtig - aber: es gibt ne Menge Krankheiten, da hilft keine Prävention. Und eins ist sicher: am Schluss sterben wir alle, da kommt keiner dran vorbei. Die höchsten Kosten entstehen aber in den letzten Jahren vor dem Tod. An der Frage, wieso das so ist, scheiden sich die Geister. Die einen sagen, höhere Lebenserwartung führt zwangsläufig zu höheren Kosten - weil die gewonnen Jahre mit chronischen Krankheiten und Behinderungen angefüllt sind. Außerdem führt der med. Fortschritt dazu, dass das Leben von Menschen, die früher an ihren Krankheiten gestorbern wären, verlängert wird. Die Menschen leben länger, brauchen aber auch mehr Medikamente und medizinische Versorgung. Die anderen sagen, dass die gewonnen Jahre noch in Gesundheit verbracht werden können. Die Kosten konzentrieren sich auf die letzten Lebensjahre - unabhängig vom Alter.
mehr dazu: iges.de/leistungen/gesundheitspolitik/private_krankenversicherung/e11091/infoboxContent11093/Schlussbericht_WettbewerbPKV_ger.pdf
klar ich weis, nur wennich bereits sagen wir mal im Bereich der MRSA infektionen, Impf und Hygiene Prophylaxen usw was jetzt tun kann, hilft das im Prinzip Kosten zu senken und Rücklagen zu bilden z.B. Wenn ich mir da denn die EHEC Problematik ansehen wird mir eh ganz schwummerig.
Im Vergleich zu den Jahren vor der Krise lag das Minus bei 3,2 Prozent. In Deutschland ist die Vorsorge der einzige Sektor, in dem die Ausgaben sanken, und zwar um knapp elf Prozent. Dabei sei Prävention häufig kostengünstiger als die spätere Behandlung von Krankheiten, betonte die OECD.
http://www.welt.de/wirtschaft/article11 ... dheit.html

Recht hat die OECD

Verfasst: 17.11.2012, 00:10
von KKA
GerneKrankenVersichert hat geschrieben:
Jawoll. Und die Bevölkerung mit ihrer Vollkaskomentalität würde es nicht mittragen. Aber lass uns doch mal ein wenig träumen....
Auweia GKV, ein kleiner Ausrutscher, oder tatsächlich Deine Überzeugung? Träumen? Wovon? 'Du hast nichts, also bekommst Du nichts? Oh je..

Wenn ich hier so manche neo-liberal angehauchte Kommentare lese, überfällt mich ein Gefühl von Unverständnis, ja Unmut. Soll das Solidarprinzip tatsächlich aus den Angeln gehoben werden? Der Wettbewerb wird's richten, oder etwa nicht? Mag sein, dass der Eine oder Andere den Wahlfloskeln der FDP erlegen ist, aber ein weg-vom-Solidarprinzip darf und wird es nicht geben.