Seite 2 von 8
Verfasst: 13.11.2012, 10:07
von Sportsfreund
Hi zusammen,
und bei dieser Disskusion soll noch einer sagen, die Politik wäre nicht Reformfähig.
Sieht man doch alleine hier, dass 10 Leute 12 verschiedene Meinungen haben (mal überspitzt ausgedrückt
).
Und wenn man überlegt wieviele Menschen dann in einem Gesetzgebungsverfahren beteiligt sind, wundert das eigentlich nicht mehr.
Will hiermit doch mal eine zumindest kleine Lanze für die Politik brechen.
Gruß
Sportsfreund
Verfasst: 13.11.2012, 10:43
von Poet
@Dr. Know: Verdammt, das mit dem Hochrisikopool wollte ich noch hinter den Punkt mit dem Morbi-RSA schreiben. Amnesie!
Nee, ich würde nur den bisher privat Versicherten einen Besitzstand lassen ansonsten alles rein in die GKV. Beitragsbemessung ohne Obergrenzen. Fertig. Da ist auch gerecht.
Verfasst: 13.11.2012, 11:15
von Sportsfreund
Poet hat geschrieben:Nee, ich würde nur den bisher privat Versicherten einen Besitzstand lassen ansonsten alles rein in die GKV. Beitragsbemessung ohne Obergrenzen. Fertig. Da ist auch gerecht.
Wie in der GKV auch braucht jedoch auch die PKV zahlungskräftige Neu- und gesunde Kunden, um die Behandlungskosten der Versicherten finanzieren zu können.
Fallen demnach also im großen Stile Neukunden weg, dürfte die Finanzierung der immer älter werdenden Bestandskunden nur über entspr. höhere Prämien bei den Zusatzversicherungen möglich sein.
Das sollte man mitbedenken, wenn man die Gesundheitsversorgung in eine GKV-Grundversorgung + solchen Zusatzversicherungen umstrukturieren möchte.
Gruß
Verfasst: 13.11.2012, 12:58
von CiceroOWL
spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/pkv-krankenversicherungen-erhoehen-beitraege-a-866766.html
Angeblich soll es ja auch dennim Bereichder PKV zu Beitragerhöhungen gelegentlich kommen, mal ganz zu schweigen der Problematiken im Bereich der Lebensversicherungen , der Altersrückstellungen usw.
Aber es kannnatürlich sein das dies nur wieder alles Unkenrufe sind
Verfasst: 13.11.2012, 14:38
von Poet
Das größte Problem der PKV ist die fehlende Ausgabenbegrenzung, deswegen ist die PKV ein sterbendes System.
Verfasst: 13.11.2012, 15:18
von CiceroOWL
fr-online.de/wirtschaft/zusatzleistungen-der-krankenkassen-zueckerchen-fuer-die-versicherten,1472780,20852474.html
Wirklich?
Sieht die PKV anders
pkv.de/w/files/texte/pkv-stellungnahme-zur-iges-studie.pdf
Sehen wir doch auf auf die Psychentg
pkv.de/positionen/stellungnahmen_zur_gesetzgebung/stellungnahme-zum-entwurf-einer-verordnung-zum-pauschalierenden-entgeltsystem-fuer-psychiatrische-und-psychosomatische-einrichtungen-fuer-2013-12111012.pdf
gkv-spitzenverband.de/presse/pressemitteilungen_und_statements/pressemitteilung_10497.jsp
pkv.de/publikationen/positionspapiere/zwei_klassen_medizin_behauptungen_und_wahrheit.pdf
Verfasst: 13.11.2012, 17:45
von ippuj
Wenn ich so etwas „Die Krankenkassen finanzieren auf Kosten der Solidargemeinschaft jede Menge Unsinn“, wettert Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des NAV-Virchow-Ärzteverbundes. dort
fr-online.de/wirtschaft/zusatzleistungen-der-krankenkassen-zueckerchen-fuer-die-versicherten,1472780,20852474.html lese, schwillt mir der Hals.
Es dürften doch wohl Ärzte sein, die den Patienten derartige Leistungen verordnen. Und nun beschwert sich ausgerechnet ein Vertreter des Ärztebundes, daß die Kassen es bezahlen?!?
Verfasst: 14.11.2012, 11:43
von Poet
@Cicero: Klar, dass die PKV das anders sieht aber der entscheidende Satz steht sogar im Positionspapier der PKV.
"Die in der IGES-Studie erhobenen Forderungen nach Vertragskompetenzen für die PKV auch abweichend von der GOÄ/GOZ sind ausdrücklich zu unterstützen. Dafür gibt es gute Gründe, die bei weitem nicht nur mit dem Vergütungsniveau zu tun haben, sondern vor allem im Interesse der Qualitätssicherung liegen. Es ist in der Tat nicht einzusehen, dass die PKV mit rund zehn Prozent der Versicherten in Deutschland bei der Frage von Vertragskompetenzen an kartellrechtliche Grenzen stoßen soll, während die GKV mit einem neunmal größeren Marktanteil keinerlei derartigen Beschränkungen unterliegt."
Verfasst: 14.11.2012, 16:09
von CiceroOWL
Nachtrag - folgen des Lahnsteiner Kompromisses
Verfasst: 14.11.2012, 19:23
von CiceroOWL
aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/article/826140/20-jahren-verabschiedet-gesundheitsstrukturgesetz-gebracht.html
Ich stelle das jetzt mal hier so ein zum Lesen. Tendenziell kann ich dem natürlich zustimmen.
Gruss.
Jochen
Verfasst: 14.11.2012, 22:33
von Poet
@Jochen: Ich finde nur den Satz belustigend, wie der Wettbewerb der Kassen die Versorgung auf dem Land sicherstellen soll. Nicht die Kassen entscheiden über die Flächenverteilung sich niederlassenwollender Ärzte. Die Kassen sind da nur mahnendes Gewissen. Die KV/KZV'n müssten hier mal einschreiten und die sich in den Ballungszentren niederlassenden Ärzte durch weniger Honorar dazu zu bewegen, sich in der Fläche niederzulassen. Stattdessen wird geplärrt, die Kassen sollten dafür höhere EBM-Punkte vergüten.
Verfasst: 14.11.2012, 22:53
von CiceroOWL
Japp, manches wird da wohl nicht klar artikuliert.
Verfasst: 14.11.2012, 23:34
von Lady Butterfly
na ja, das Poblem mit dem Wettbewerb im Gesundheitsbereich ist ja, dass die wenigsten auf dem Zahnarztstuhl mit dem Zahnarzt um den Preis für das Zähneziehen verhandeln wollen.
wenn jemand sich den Mercedes nicht leisten kann, fährt er vielleicht Fiat oder Opel - kein Problem
wenn jener Bäcker zu teuer ist, geht man vielleicht zu diesem
wenn Rewe zu teuer ist, geht man zu Aldi
damit haben die wenigsten ein Problem - je teurer ein Produkt ist, desto mehr überlegt man vor dem Kauf
wirtschaftlich ausgedrückt: mit steigendem Preis sinkt die absetzbare Menge, mit sinkendem Preis steigt die absetzbare Menge
wie stark die Kunden auf steigende Preise reagieren, lässt sich messen mit der Preiselastizität
das Problem im Gesundheitssektor ist nun, dass diese Preiselastizität - die Reaktion von Käufern auf steigende oder sinkende Preise - so gut wie nicht mehr vorhanden ist. Wie schon oben beschrieben - wenn der Zahn weh tut, geht man zum Zahnarzt - das ist (zumindest hier) unabhängig vom Preis, den der Zahnarzt verlangt. Bei lebensbedrohlichen Krankheiten verschulden sich die Menschen lieber über beide Ohren als auf die erfolgversprechende Behandlung zu verzichten.
das heißt, es gibt im Gesundheitsbereich ein gewaltiges Marktversagen, so das der Staat einschreiten muss - was er hier mit Krankenkassen und SGB tut. Wie und ob Wettbewerb da rein passt ist eine Frage, die nach meiner Meinung noch nicht beantwortet ist.
Verfasst: 15.11.2012, 09:34
von Sportsfreund
Hi zusammen,
Lady Butterfly hat geschrieben:na ja, das Poblem mit dem Wettbewerb im Gesundheitsbereich ist ja, dass die wenigsten auf dem Zahnarztstuhl mit dem Zahnarzt um den Preis für das Zähneziehen verhandeln wollen.
wenn jemand sich den Mercedes nicht leisten kann, fährt er vielleicht Fiat oder Opel - kein Problem
wenn jener Bäcker zu teuer ist, geht man vielleicht zu diesem
wenn Rewe zu teuer ist, geht man zu Aldi
damit haben die wenigsten ein Problem - je teurer ein Produkt ist, desto mehr überlegt man vor dem Kauf
wirtschaftlich ausgedrückt: mit steigendem Preis sinkt die absetzbare Menge, mit sinkendem Preis steigt die absetzbare Menge
wie stark die Kunden auf steigende Preise reagieren, lässt sich messen mit der Preiselastizität
das Problem im Gesundheitssektor ist nun, dass diese Preiselastizität - die Reaktion von Käufern auf steigende oder sinkende Preise - so gut wie nicht mehr vorhanden ist. Wie schon oben beschrieben - wenn der Zahn weh tut, geht man zum Zahnarzt - das ist (zumindest hier) unabhängig vom Preis, den der Zahnarzt verlangt. Bei lebensbedrohlichen Krankheiten verschulden sich die Menschen lieber über beide Ohren als auf die erfolgversprechende Behandlung zu verzichten.
das heißt, es gibt im Gesundheitsbereich ein gewaltiges Marktversagen, so das der Staat einschreiten muss - was er hier mit Krankenkassen und SGB tut. Wie und ob Wettbewerb da rein passt ist eine Frage, die nach meiner Meinung noch nicht beantwortet ist.
finde ich sehr passend ausgedrückt. Es sind prinzipielle Fragen noch gar nicht beantwortet. Desh. sind bislang alle Reformversuche nur halbgares Getue.
Gruß
Verfasst: 15.11.2012, 09:51
von GerneKrankenVersichert
Genau dieses Problem der mangelnden bzw. unterschiedlichen Preiselastizität soll mit Medical saving accounts gelöst werden. Je nach Preiselastizität und Moral-Hazard-Risiko ist eine unterschiedliche Absicherung vorgesehen. Infos u. a.: wirtschaftlichefreiheit.de/wordpress/?p=447
Ich denke, es ist im Zeitalter des Internets mit seinen Informationsmöglichkeiten an der Zeit, den Patienten die Entscheidungen bei Behandlungen mit sehr elastischer Nachfrage (zum Teil heute schon verwirklicht, Beispiel nichtverschreibungspflichtige Medikamente) und mit mittlerer Elastizität in größerem Maße zu übertragen. Und ich bin davon überzeugt, dass es funktioniert. Wenn ich mir nur anschaue, welche Diskussionen Ärzte und wir früher wegen des Kreuzchens auf der Verordnung hatten, weil die Patienten unbedingt das Originalmedikament wollten. "Die Kasse" zahlte in dem Fall ja. Mittlerweile könnte sich jeder das Original geben lassen und uns die Rechnung einreichen, um den Kassenanteil erstattet zu bekommen. Das passierte bei den meisten genau einmal, als sie merkten, wie hoch ihr Eigenanteil ist, taten es die Generika plötzlich doch.