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Verfasst: 04.04.2011, 11:00
von Paule
Das Problem liegt m.E. auch darin, dass die Zusatzbeiträge direkt bezahlt werden müssen und nicht von Gehalt oder Rente einfach abgezogen werden. Denn früher gab es größere Unterschiede zwischen den Kassen, ohne dass deswegen so viele gewechselt hätten.
Sollte damit die Empörung über Leistungseinschränkungen und Kosten von der Politik auf die Kassen gelenkt werden?
Verfasst: 04.04.2011, 14:54
von GerneKrankenVersichert
Ich konnte schon vor über einem Jahr nicht nachvollziehen, wie man als Mitarbeiter einer Zusatzbeitragskasse zu seinen Versicherten sagen kann: "Die anderen werden demnächst nachziehen". Selbst wenn der Vorstand das vorplappert, muss ich es ja nicht nachplappern. Denn das kann keiner beurteilen außer den anderen Kassen selbst. Und es kam dann, wie es kommen musste - die anderen zogen nicht nach und wir hatten Anfang des Jahres wieder eine Welle von "Neuankömmlingen", die sich zuerst hatten vertrösten lassen und nun sauer waren. So kann man Vertrauen auch verspielen.
Zusatzbeitrag aufgrund höherer Leistungsausgaben - ja. Und da stellt sich halt die Frage, hätte die Kasse durch früheres Eingreifen und Leistungssteuerung diese Ausgaben reduzieren können. Ich kann mich noch an die Diskussion hier erinnern, als eine Nicht-Zusatzbeitragskasse hart für ihr Fahrkostenmanagement kritisiert wurde. Oder an die Gespräche im RL mit einem Zusatzkassenmitarbeiter, der damals meinte, wir könnte durch unsere Zentralisierung und Leistungssteuerung nicht so viel einsparen. Damals meckerten wir über unseren Vorstand und er war mit seinem hochzufrieden. Ich sehe die Zusatzbeitragskassen nicht als das wehrlose Opfer, als das sie sich gerne hinstellen.
Natürlich ist der Zusatzbeitrag wesentlich schlechter als die paritätische Finanzierung. Aber er kam nicht aus heiterem Himmel und wenn ich überlege, welche Klimmzüge bei uns bereits seit Jahren mit Ziel "Zusatzbeitragsvermeidung" gemacht werden, so hätten auch andere Vorstände kommen sehen müssen, dass ein Zusatzbeitrag auf die Versicherten ganz anders wirkt als eine Erhöhung des Beitragssatzes. Wie sagte unser Vorstand bereits vor Jahren bei einer internen Veranstaltung: Die ABC ist wie immer dagegen, die XYZ macht wie immer alles mit und die 123 hat wie immer keine Meinung und macht nichts. Sorry für die Kollegen, die nichts dafür können, aber hinterfragt mal, was euer Vorstand so macht und plappert nicht alles nach, was dieser euch vorsetzt.
Verfasst: 04.04.2011, 14:59
von Spezi
9% hat geschrieben:Die Krankenkassen haben, Gott sei dank, keinen Einfluss darauf welche Diagnosen im Morbi-RSA für ihre Versicherten gemeldet werden. Die Diagnosen werden grundsätzlich von den Leistungserbringern über deren Abrechnungen übermittelt.
http://www.bundesversicherungsamt.de/nn ... Januar.pdf
Das war mir so nicht bekannt, sorry.
Verfasst: 04.04.2011, 16:30
von pompidou
[quote="Spezi"][quote="9%"]Die Krankenkassen haben, Gott sei dank, keinen Einfluss darauf welche Diagnosen im Morbi-RSA für ihre Versicherten gemeldet werden. Die Diagnosen werden grundsätzlich von den Leistungserbringern über deren Abrechnungen übermittelt.
http://www.bundesversicherungsamt.de/nn ... Januar.pdf[/quote]
Das war mir so nicht bekannt, sorry.[/quote]
Naja....da schmeiss ich doch einfach mal das Hausarztmodel der AOK in den Ring. Das diente m. E. genau diesem Zweck!. Hat aber leider nicht so ganz zum Erfolg geführt.
Verfasst: 04.04.2011, 16:33
von pompidou
[quote="GerneKrankenVersichert"]. Ich sehe die Zusatzbeitragskassen nicht als das wehrlose Opfer, als das sie sich gerne hinstellen.[/quote]
100% ige Zustimmung! Nicht nur die Leistungssteuerung wurde hier versäumt.
Verfasst: 05.04.2011, 00:32
von leser
ich wage zu bezweifeln, dass im AOK-Lager unterschiedlich gesteuert wird...
Trotzdem ist die Finanzlage mehr als unterschiedlich, wie Du offensichtlich selbst festgestellt hast...
http://www.krankenkassenforum.de/aok-zu ... ght=#27798
Ja, noch hat sie keinen Zusatzbeitrag, ich weiß, aber die Expertenmeinungen dürften anläßlich der stetig wiederholten Phrasen "gut gewirtschaftet / schlecht gewirtschaftet / Reformen verschlafen / zu viele Reformen" wohl doch auseinader gehen. Ich bleibe dabei, der Morbi-RSA ist ein reines Glücksspiel und wird einem Finanzausgleich nicht gerecht. Wenn die Stellschrauben wieder ein bisschen gedreht werden, schreien wieder die, die heute lachen und umgekehrt - bis dann irgendwann nur noch ein paar Kassen übrig sind...
Verfasst: 05.04.2011, 07:51
von Czauderna
Hallo,
in meinen Augen sind das die typischen "Sprüche", von wegen, die Mitarbeiter hätten nicht das blind "nachplappern" sollen wegen des Zusatzbeitrages, was der Vorstand vorgibt - ungefähr so ?
"Ja. Frau Schmidt, der Zusatzbeitrag wurde eingeführt, weil unser Vorstand das alles ganz falsch gemacht hat, ich weiss ja wer daran schuld ist und wenn sie jetzt deshalb die Mitgliedschaft kündigen dann kann ich das gut nachvollziehen, würde ich auch machen, wenn ich könnte und dürfte" - wäre es das gewesen was ihr beiden (gerne Krankenversichert und Pompidou), wenn ihr denn selbst Mitarbeiter einer solchen Kasse wäret, hättet ihr so oder so änhlich argumentiert ??.
Hier wird etwas in den Raum gestellt was total unrealistisch ist, genau wie es in der Politik auch an der Tagesordnung ist.
Sicher sind wir Mitarbeiter an der Basis in keiner beneidenswerten Situation, aber wir sind keine "Lemminge" und handeln schon gar nicht in blindem, vorauseilendem Gehorsam.
Gruss
Czauderna
Verfasst: 05.04.2011, 09:31
von GerneKrankenVersichert
Die AOK Bayern hat ihr Problem wohl wegen des überteuerten Hausarztvertrages. Das hat mit Leisutngssteuerung etc. nichts zu tun.
Die Formel des Morbi-RSA ist relativ simpel: Ich muss versuchen, die Behandlungen zum Preis der Erstattung oder günstiger anzubieten. Hier zu kalkulieren fällt den Kassen leichter, die in der letzten Zeit die technischen Möglichkeiten geschaffen haben, um sich überhaupt einen Überblick darüber zu verschaffen, was wo wieviel kostet und wer in welchem Bereich wie viel abrechnet. Ob sie es dann auch schaffen, die Preise zu erzielen, die erforderlich sind, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Aber nicht umsonst wurden in der letzten Zeit gerade TK und Barmer massiv für ihre hammerharten Vertragsabschlüsse kritisiert.
apotheke-adhoc.de/Nachrichten/Apothekenpraxis/10053.html
apotheke-adhoc.de/Nachrichten/Apothekenpraxis/13418.html
Hinzu kommen bestimmt noch Abrechnungsverlagerungen, die sich zu Lasten der nicht steuernden Kassen auswirken. Wenn ich als Krankenhaus weiß, Kasse ABC schaut mir ganz genau auf die Finger und kürzt die kritischen Sachen, berechne ich sie lieber bei Mitgliedern der Kasse XYZ, die alles mehr oder weniger durchwinkt. Machen wir uns doch nichts vor, allen Beteiligten geht es doch hauptsächlich um eines - das liebe Geld. Ganz so hilflos sind die Kassen den Leistungsanbietern nicht (mehr) ausgeliefert.
Lieber Czauderna, als altes Schlachtross kenne ich noch die ähnliche Situation aus der Zeit des Erfolgs der kleinen, billigen, virtuellen Kassen. Wir hatten auf dieser Linie keine Chance, sondern mussten unsere Vorteile herausstellen. Und haben trotzdem damals viele, viele Mitglieder verloren. Mittlerweile kommen viele wieder. Weil wir damals ganz klar sagten, dass wir uns auf diesen Preiskampf nicht einlassen können und wollen. Hätten wir gesagt, die werden demnächst genauso teuer wie wir, hätten wir das bisherige Vertrauen zerstört. Und dies ist nach Berichten in diesem Forum und im RL bei euch mit der Aussage: "Die anderen werden demnächst nachziehen" leider passiert. Ich dachte mir, dass nicht alle Mitarbeiter unabhängig voneinander auf diese Idee gekommen sind, sondern dass das schon "von oben" vorgegeben wurde. Kann natürlich sein, dass ich mich täusche.
Verfasst: 05.04.2011, 18:33
von pompidou
Czauderna hat geschrieben:Hallo,
in meinen Augen sind das die typischen "Sprüche", von wegen, die Mitarbeiter hätten nicht das blind "nachplappern" sollen wegen des Zusatzbeitrages, was der Vorstand vorgibt - ungefähr so ?
"Ja. Frau Schmidt, der Zusatzbeitrag wurde eingeführt, weil unser Vorstand das alles ganz falsch gemacht hat, ich weiss ja wer daran schuld ist und wenn sie jetzt deshalb die Mitgliedschaft kündigen dann kann ich das gut nachvollziehen, würde ich auch machen, wenn ich könnte und dürfte" - wäre es das gewesen was ihr beiden (gerne Krankenversichert und Pompidou), wenn ihr denn selbst Mitarbeiter einer solchen Kasse wäret, hättet ihr so oder so änhlich argumentiert ??.
Hier wird etwas in den Raum gestellt was total unrealistisch ist, genau wie es in der Politik auch an der Tagesordnung ist.
Sicher sind wir Mitarbeiter an der Basis in keiner beneidenswerten Situation, aber wir sind keine "Lemminge" und handeln schon gar nicht in blindem, vorauseilendem Gehorsam.
Gruss
Czauderna
Hab doch mit keinem Wort geschrieben, dass ich euch vorwerfe, was Ihr in der Kündigerhaltearbeit erzählt. Ist mir doch völlig schnuppe. Ich habe nur die Aussage unterstrichen, das die Kassen mit ZB nicht die ganze Zeit rumjammern sollen und alles auf andere schieben. Das kann ich inzwischen auch nicht mehr hören.
Ich bin der Überzeugung das Missmanagement der Hauptgrund für den ZB der betreffenden Kassen ist. Und zwar in vielen Bereichen. Das lässt sich sicherlich nicht nur auf die Verwaltungskosten reduzieren.
Und warum sollte eine DAK z. B. bei der Verteilung des RSA schlechter weggekommen sein, als z. B. die TK, die Barmer oder die HEK?(nur um mal im Ersatzkassenlager zu bleiben)
Wenn ich hier im Forum schon wieder höre, das manche Kassen aus dem RSA besser bedient werden als andere, kann ich das nur schwer nachvollziehen, bei Kassen dieser Größe.
Vielleicht liegts einfach mal daran, das Andere einen guten Job gemacht haben und Einige halt einfach nicht..........
Veränderte Marktsituationen erfordern veränderte Strategien!
Dazu muss man aber in der Lage sein, bzw. flexibel sein. Wenn man sich nicht weiterentwickelt, muss man sich doch nicht wundern! Oder?
Verfasst: 05.04.2011, 18:41
von pompidou
[quote="GerneKrankenVersichert"]Die AOK Bayern hat ihr Problem wohl wegen des überteuerten Hausarztvertrages. Das hat mit Leisutngssteuerung etc. nichts zu tun.
.[/quote]
Das möchte ich so nicht stehen lassen. Es hat dazu mal einen interessanten Bericht über die AOK gegeben bzgl. der "Neu-Codierung" von Patienten in Rahmen des Hausarztvertrages. Dabei geht es um nichts anderes, als die Patienten auf dem Papier kranker zu machen, als diese vielleicht tatsächlich sind. ( leider weiss ich nicht mehr von wem der Bericht war, sonst würde ich diesen hier mit anhängen)
Also um letztendlich aus dem RSA mehr Geld rauszuholen.
Nur leider ging die Rechnung nicht auf!.
Verfasst: 05.04.2011, 19:55
von CiceroOWL
Verfasst: 05.04.2011, 20:16
von GerneKrankenVersichert
Das möchte ich so nicht stehen lassen. Es hat dazu mal einen interessanten Bericht über die AOK gegeben bzgl. der "Neu-Codierung" von Patienten in Rahmen des Hausarztvertrages. Dabei geht es um nichts anderes, als die Patienten auf dem Papier kranker zu machen, als diese vielleicht tatsächlich sind. ( leider weiss ich nicht mehr von wem der Bericht war, sonst würde ich diesen hier mit anhängen)
Also um letztendlich aus dem RSA mehr Geld rauszuholen.
Nur leider ging die Rechnung nicht auf!.
Ohne Quellenangabe sind solche Behauptungen immer, hmmm, schwierig. Gefunden habe ich das hier:
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/art ... p?id=63170
Aber selbst wenn es so gewesen sein sollte, hat das BVA sich nicht hinter's Licht führen lassen und die Zahlungen aus dem RSA waren nicht so hoch wie gedacht - also war der Vertrag zu teuer.
Verfasst: 06.04.2011, 01:28
von leser
GerneKrankenVersichert hat geschrieben:Die AOK Bayern hat ihr Problem wohl wegen des überteuerten Hausarztvertrages. Das hat mit Leistungssteuerung etc. nichts zu tun.
Nach meinen Kenntnissen ist der Hausarztvertrag der AOK BW aber auch nicht wirklich günstiger... Das allein kann's dann wohl auch nicht sein.
GerneKrankenVersichert hat geschrieben:Und dies ist nach Berichten in diesem Forum und im RL bei euch mit der Aussage: "Die anderen werden demnächst nachziehen" leider passiert. Ich dachte mir, dass nicht alle Mitarbeiter unabhängig voneinander auf diese Idee gekommen sind, sondern dass das schon "von oben" vorgegeben wurde. Kann natürlich sein, dass ich mich täusche.
Kann natürlich auch sein, dass die Presse das ganze Jahr ebenfalls über Zusatzbeiträge bei allen möglichen Kassen spekuliert hat... (
http://www.krankenkassenforum.de/1-vt35 ... sc&start=0 ) Dass das - je nach Interessenlage - aufgegriffen wird, ist ja naheliegend. Und wer hat sich hier im Formum nicht daran beteiligt... Da unterstelle ich mal, dass das nicht nur DAK Mitarbeiter oder Mitarbeiter von Kassen mit Zusatzbeitrag waren... Also, was soll's