Laut einen Bericht von Stern, geht das Bundesversicherungsamt davon aus, dass 20 Krankenkassen in diesem Jahr einen Zusatzbeitrag erheben müssen. Branchenkenner gehen von deutlich mehr Krankenkassen aus.
Der Lohnbuchhalter
Zusatzbeitrag bei ca. 20 Krankenkassen
Moderatoren: Czauderna, Karsten
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Ich als "doofer" Pflichtversicherter frage noch einmal: warum eigentlich? Also Zusatzbeiträge. Ich erlaube mir, meinen letzten Beitrag noch einmal hierher zu kopieren.
"Was ich mich die ganze Zeit schon frage: wo sind eigentlich die Mehreinnahmen durch die Beitragserhöhung geblieben? Ich (früher IKK direkt, jetzt TK) habe jedenfalls im Januar weniger Nettogehalt gehabt, wie viele andere auch. Da müßten doch ein paar Millionen zusammenkommen. Aber in der Presse lese ich: die Ärzte in Westfalen haben Angst vor massenhaften Konkursen, drohen mit Streik, das Pflegepersonal in den Krankenhäusern leistet nach wie vor Überstunden ohne Ende, leidet unter der Arbeitsverdichtung (hab letzte Woche jemanden auf der Intesivstation besucht, die bewegen sich wirklich fast nur im Laufschritt) und ist noch dazu schlecht bezahlt, Ärzte wandern nach wie vor ins Ausland ab, die städtischen Kliniken Dortmund sind fast pleite....und ich habe Angst am Ende eines Quartals zum Arzt zu gehen, weil die dann angeblich nichts mehr für die Behandlung bekommen, dann wird diese ja wohl entsprechend sein.
Wenn das alles stimmt, frage ich mich wirklich, wo das Geld geblieben ist und warum es noch nicht reicht. Irgendwo ist da doch der Wurm drin. Confused"
Gruß
Paulchen
"Was ich mich die ganze Zeit schon frage: wo sind eigentlich die Mehreinnahmen durch die Beitragserhöhung geblieben? Ich (früher IKK direkt, jetzt TK) habe jedenfalls im Januar weniger Nettogehalt gehabt, wie viele andere auch. Da müßten doch ein paar Millionen zusammenkommen. Aber in der Presse lese ich: die Ärzte in Westfalen haben Angst vor massenhaften Konkursen, drohen mit Streik, das Pflegepersonal in den Krankenhäusern leistet nach wie vor Überstunden ohne Ende, leidet unter der Arbeitsverdichtung (hab letzte Woche jemanden auf der Intesivstation besucht, die bewegen sich wirklich fast nur im Laufschritt) und ist noch dazu schlecht bezahlt, Ärzte wandern nach wie vor ins Ausland ab, die städtischen Kliniken Dortmund sind fast pleite....und ich habe Angst am Ende eines Quartals zum Arzt zu gehen, weil die dann angeblich nichts mehr für die Behandlung bekommen, dann wird diese ja wohl entsprechend sein.
Wenn das alles stimmt, frage ich mich wirklich, wo das Geld geblieben ist und warum es noch nicht reicht. Irgendwo ist da doch der Wurm drin. Confused"
Gruß
Paulchen
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Hallo,
erst mal gibt es Einnahmeausfälle durch Arbeitslose und Nichtzahler. Dankenswerterweise darf die Kasse nun auch für Angehörige weiter Kosten tragen, obwohl der Hauptversicherte nicht zahlt. Die Einnahmen fehlen, die Ausgaben sind da: Danke Politik.
Die Ärzte bekommen 2,5 Mrd. mehr in der Summe. da mag der ein oder andere Orthopäde in NRW benachteiligt sein - aber Mehrausgaben sind es.
In noch größerer Höhe auch für den Krankenhaussektor.
Ausserdem steigen die Medikamentenausgaben weiter an. Weg ist das Geld.
Nun zu Deinem ganz persönlichen Schicksal. Deine Krankenkasse konnte durch eine günstige Versichertenstruktur und wenig Geschäftsstellen einen günstigen Beitrag anbieten. Das war so gewollt, es war ja eine Kasse die es noch nicht lange gab, und die dadurch wenig Rentner und teure Chroniker hatte. das hat mit gut wirtschaften nix zu tun, sondern war ein raffinierter Werbeschachzug. Viele BKK haben es ähnlich gemacht oder konnten sich durch immer neue Fusionen geschickt der korrekten Veranlagung im Risikostrukturausgleich entziehen.
Die Zeche haben die sogenannten Versorgerkassen (wie auch die TK) gezahlt, die wohl kaum haufenweise ihre Standorte einstampfen konnte und die Rentner wegekeln konnte. Das hat weder was mit gut wirtschaften zu tun, sondern einfach mit dem System. Die Rosinenpickerei haben andere gemacht.
Nun ist es so, dass sich Rosinenpicken nicht mehr lohnt und die Gelder "gerecht" (wie man das auch immer interpretieren will) verteilt wird. Und da ist für einige Krankenkassen das Ende nah bzw. die Fusion gekommen.
Die Kosten für Kranke waren immer schon da und werden auch immer da sein. Und auch eine Einheitskasse wird das Problem nicht lösen, ausser, dass der Service dann dem des Finanzamtes ähneln wird.
Dass es nun soweit gekommen ist, hat auch mit der unsolidarischen Rosinenpickerei zu tun. Letztendlich haben die sogenannten Billigkassen dafür gesorgt, dass die Regierung handeln musste. Ob der Fond nun das Richtige war - wer weiss das schon.
LG, Fee
erst mal gibt es Einnahmeausfälle durch Arbeitslose und Nichtzahler. Dankenswerterweise darf die Kasse nun auch für Angehörige weiter Kosten tragen, obwohl der Hauptversicherte nicht zahlt. Die Einnahmen fehlen, die Ausgaben sind da: Danke Politik.
Die Ärzte bekommen 2,5 Mrd. mehr in der Summe. da mag der ein oder andere Orthopäde in NRW benachteiligt sein - aber Mehrausgaben sind es.
In noch größerer Höhe auch für den Krankenhaussektor.
Ausserdem steigen die Medikamentenausgaben weiter an. Weg ist das Geld.
Nun zu Deinem ganz persönlichen Schicksal. Deine Krankenkasse konnte durch eine günstige Versichertenstruktur und wenig Geschäftsstellen einen günstigen Beitrag anbieten. Das war so gewollt, es war ja eine Kasse die es noch nicht lange gab, und die dadurch wenig Rentner und teure Chroniker hatte. das hat mit gut wirtschaften nix zu tun, sondern war ein raffinierter Werbeschachzug. Viele BKK haben es ähnlich gemacht oder konnten sich durch immer neue Fusionen geschickt der korrekten Veranlagung im Risikostrukturausgleich entziehen.
Die Zeche haben die sogenannten Versorgerkassen (wie auch die TK) gezahlt, die wohl kaum haufenweise ihre Standorte einstampfen konnte und die Rentner wegekeln konnte. Das hat weder was mit gut wirtschaften zu tun, sondern einfach mit dem System. Die Rosinenpickerei haben andere gemacht.
Nun ist es so, dass sich Rosinenpicken nicht mehr lohnt und die Gelder "gerecht" (wie man das auch immer interpretieren will) verteilt wird. Und da ist für einige Krankenkassen das Ende nah bzw. die Fusion gekommen.
Die Kosten für Kranke waren immer schon da und werden auch immer da sein. Und auch eine Einheitskasse wird das Problem nicht lösen, ausser, dass der Service dann dem des Finanzamtes ähneln wird.
Dass es nun soweit gekommen ist, hat auch mit der unsolidarischen Rosinenpickerei zu tun. Letztendlich haben die sogenannten Billigkassen dafür gesorgt, dass die Regierung handeln musste. Ob der Fond nun das Richtige war - wer weiss das schon.
LG, Fee
@ paulchen:
Auch ich werde mal probieren, Dir das Thema mit evtl. Zusatzbeiträgen bei Krankenkassen zu erklären.
Grundsätzlich hast Du vollkommen recht - durch den einheitlichen Beitragssatz von 15,5 % (ab Juli sinkt er auf 14,9 % durch das Konjunkturpaket II) kommt tatsächlich erst einmal mehr Geld in das System als noch 2008. Ingesamt dreht es sich um 167 Milliarden Euro die dieses Jahr in den neuen Fonds fließen sollen.
Natürlich ist es so - dem Fortschritt sei dank - alle älter werden und deshalb die Kosten für Krankenhäuser, Medikamente und Hilfsmittel weiter steigen werden und deshalb auch zukünftig immer mehr Ausgaben im Gesundheiswesen entstehen werden.
Aber interessant ist jetzt, warum einige Krankenkassen einen Zusatzbeitrag erheben müssen und andere vielleicht erst später:
Denn die 167 Milliarden Euro werden jetzt durch das Bundesversicherungsamt völlig anders an die Krankenkassen verteilt als früher.
Konnte eine Kasse mit den Beiträgen Ihrer Versicherten (im Großen und Ganzen gut planen) geht das nun nicht mehr so einfach, denn die Beiträge aller gesetzlich Versicherten fließen jetzt erst einmal in einen Pool- kurz Gesundheitsfonds genannt.
Eine Kasse bekommt jetzt eine Grundpauschale von ungefähr 180 € für jedes Mitglied. Also ist es jetzt erst einmal völlig egal, ob eine Krankenkasse nur "Gutverdiener" oder Versicherte mit weniger Einkommen hat - die Grundpauschale ist immer die gleiche!
Um die Rosinenpickerrei um junge und gesunde Versicherte zu unterbinden, wurde der Fonds um einen neuen Risikostrukturausgleich erweitert: Durch ihn erhalten Krankenkassen, die Versicherte haben, die eine bestimmte Krankheit haben (80 Krankheiten wurden dabei festgelegt) zusätzlich noch Geld über die 180 €-Pauschale hinaus.
Dazu soll beigetragen werden, dass eine gute medizinische Versorgung für Kranke und ältere Menschen weiterhin erhalten bleibt.
Folglich wird es für kleine Krankenkassen, die noch dazu nicht mit dem besten Service "begeistert" haben, aber natürlich genauso für Kassen, die bisher eine gesunde, gutverdienende Klientel gehabt haben - ich nenne jetzt keinen Namen der Kasse, sonst wird mir hier wieder was vorgeworfen - in Zukunft schwieriger werden mit dem Geld auszukommen.
Deshalb wird es auch weiterhin zu "Zwangsfusionen" kommen - ob unter einen guten oder schlechten Stern sei dahingestellt - in der Hoffnung, den Zusatzbeitrag noch ein bisschen hinauszuzögern.
Wie lange sich jede einzelne Kasse noch "über Wasser" halten kann, bleibt die spannende Frage.
Gruss
OLLI77
Auch ich werde mal probieren, Dir das Thema mit evtl. Zusatzbeiträgen bei Krankenkassen zu erklären.
Grundsätzlich hast Du vollkommen recht - durch den einheitlichen Beitragssatz von 15,5 % (ab Juli sinkt er auf 14,9 % durch das Konjunkturpaket II) kommt tatsächlich erst einmal mehr Geld in das System als noch 2008. Ingesamt dreht es sich um 167 Milliarden Euro die dieses Jahr in den neuen Fonds fließen sollen.
Natürlich ist es so - dem Fortschritt sei dank - alle älter werden und deshalb die Kosten für Krankenhäuser, Medikamente und Hilfsmittel weiter steigen werden und deshalb auch zukünftig immer mehr Ausgaben im Gesundheiswesen entstehen werden.
Aber interessant ist jetzt, warum einige Krankenkassen einen Zusatzbeitrag erheben müssen und andere vielleicht erst später:
Denn die 167 Milliarden Euro werden jetzt durch das Bundesversicherungsamt völlig anders an die Krankenkassen verteilt als früher.
Konnte eine Kasse mit den Beiträgen Ihrer Versicherten (im Großen und Ganzen gut planen) geht das nun nicht mehr so einfach, denn die Beiträge aller gesetzlich Versicherten fließen jetzt erst einmal in einen Pool- kurz Gesundheitsfonds genannt.
Eine Kasse bekommt jetzt eine Grundpauschale von ungefähr 180 € für jedes Mitglied. Also ist es jetzt erst einmal völlig egal, ob eine Krankenkasse nur "Gutverdiener" oder Versicherte mit weniger Einkommen hat - die Grundpauschale ist immer die gleiche!
Um die Rosinenpickerrei um junge und gesunde Versicherte zu unterbinden, wurde der Fonds um einen neuen Risikostrukturausgleich erweitert: Durch ihn erhalten Krankenkassen, die Versicherte haben, die eine bestimmte Krankheit haben (80 Krankheiten wurden dabei festgelegt) zusätzlich noch Geld über die 180 €-Pauschale hinaus.
Dazu soll beigetragen werden, dass eine gute medizinische Versorgung für Kranke und ältere Menschen weiterhin erhalten bleibt.
Folglich wird es für kleine Krankenkassen, die noch dazu nicht mit dem besten Service "begeistert" haben, aber natürlich genauso für Kassen, die bisher eine gesunde, gutverdienende Klientel gehabt haben - ich nenne jetzt keinen Namen der Kasse, sonst wird mir hier wieder was vorgeworfen - in Zukunft schwieriger werden mit dem Geld auszukommen.
Deshalb wird es auch weiterhin zu "Zwangsfusionen" kommen - ob unter einen guten oder schlechten Stern sei dahingestellt - in der Hoffnung, den Zusatzbeitrag noch ein bisschen hinauszuzögern.
Wie lange sich jede einzelne Kasse noch "über Wasser" halten kann, bleibt die spannende Frage.
Gruss
OLLI77