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Informationen zu Fusionen, Zusatzbeiträgen und Beitragsausschüttungen der gesetzlichen Krankenkassen

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derKVProfi

Beitrag von derKVProfi » 11.04.2014, 11:21

Poet hat geschrieben:@KVProfi: Nur ein Zusatz von meiner Seite -> bei den gesetzlichen Kassen gibt es keinen shareholder-Ansatz.
Poet, ich bin nicht ganz verkalkt und die Demenz ist auch nicht im Anflug ;-)

Natürlich hat die GKV keinen Sharholder Value Ansatz - aber der Vergleich ist passend - nur geht es nicht um Gewinn vor Steuern, sondern um Beitragssatz!

Dieser Wettbewerb gehört abgeschafft weil er unsinnig ist!

@ GKV: Versprochen ist versprochen ... jeder kann sich mal versprechen ;-)

GerneKrankenVersichert
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Beitrag von GerneKrankenVersichert » 11.04.2014, 11:45

Wettbewerb per se finde ich nicht unnötig, nur irgendwie hat man noch nicht die richtigen Stellschrauben gefunden, um den Wettbewerb tatsächlich in die Richtung der besten Versorgung der Versicherten zu lenken. Bisher geht es ja eher um Schnickschnack-Leistungen für Gesunde und Prämienzahlungen.
derKVProfi hat geschrieben:
@ GKV: Versprochen ist versprochen ... jeder kann sich mal versprechen ;-)
Deshalb meine Einschränkung "falls". Ich glaube es erst, wenn der ersten blau-grüne Kleinbus an mir vorbeifährt. Aber sollten sie fahren, die Busse, so wäre das natürlich eine Super-Werbung und niemand könnte mehr sagen, die Kasse sei vor Ort nicht präsent.

derKVProfi

Beitrag von derKVProfi » 11.04.2014, 12:47

Wozu brauche ich Wettbewerb, wenn es um die Versorgung kranker Menschen geht?

Was soll der bewirken?

Ich brauche eine Infrastruktur - und zwar überall, wo es Menschen gibt. (Versorgungsmanagement)

Ich brauche eine Vorgabe, wie behandelt wird. (Wissenschaft)

Ich brauche einen Patientenmanager und einen, der die Interessen der patienten vertritt.

Ich brauche keine Klinikkonzerne und keine selbststängien Praxisinhaber. Alles Irrwege!

KKA
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Beitrag von KKA » 11.04.2014, 12:50

@ GKV

In welchen Sachbereichen könnten die Stellschrauben deiner Meinung nach justiert werden (um mehr Wettbewerb in der GKV zu erzielen)?

Und, ist es nicht ein Irrglauben, dass mehr Wettbewerb der Qualität von Sach-und Fachleistungen uneingeschränkt dienlich ist, wie so oft zu hören und lesen ist?

Löst mehr Wettbewerb, gerade im Gesundheitswesen, nicht den Zwang nach Kostensenkung, sprich Leistungs-und Verwaltungs(service)abbau, aus? Besteht nicht die Gefahr, dass letztendlich eine auf Gewinnmaximierung ausgerichtete, monopolisierte Gesundheitsindustrie entstünde, sofern die staatlichen Lenker ihre diesbez. Verantwortung nur allzu gerne abgeben würden?

Gruss
KKA

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Beitrag von KKA » 11.04.2014, 12:53

derKVProfi hat geschrieben:Wozu brauche ich Wettbewerb, wenn es um die Versorgung kranker Menschen geht?

Was soll der bewirken?

Ich brauche eine Infrastruktur - und zwar überall, wo es Menschen gibt. (Versorgungsmanagement)

Ich brauche eine Vorgabe, wie behandelt wird. (Wissenschaft)

Ich brauche einen Patientenmanager und einen, der die Interessen der patienten vertritt.

Ich brauche keine Klinikkonzerne und keine selbststängien Praxisinhaber. Alles Irrwege!
Selten, aber dieser Beitrag, dem eigentlich nichts hinzuzufügen ist, findet meine uneingeschränkte Zustimmung!

Gruss
KKA

GerneKrankenVersichert
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Beitrag von GerneKrankenVersichert » 11.04.2014, 13:26

derKVProfi hat geschrieben:Wozu brauche ich Wettbewerb, wenn es um die Versorgung kranker Menschen geht?

Was soll der bewirken?

Ich brauche eine Infrastruktur - und zwar überall, wo es Menschen gibt. (Versorgungsmanagement)

Ich brauche eine Vorgabe, wie behandelt wird. (Wissenschaft)

Ich brauche einen Patientenmanager und einen, der die Interessen der patienten vertritt.

Ich brauche keine Klinikkonzerne und keine selbststängien Praxisinhaber. Alles Irrwege!
Da wäre ich sofort dabei. Allerdings befürchte ich, dass bei diesem Modell die eine GKV noch mehr als die Kassen bisher politisch gelenkt und gesteuert wird. Wir brauchen uns ja nur die Renten- und Arbeitslosenversicherung anzusehen, um zu erkennen, was eine Einheitsversicherung bedeutet. Und man sollte sich immer vor Augen halten, dass die Versicherten auch vom Wettbewerb profitieren. Nehmen wir als Beispiel die oft genannte "Krankengeldfalle". Dass die Ersatzkassen diese Rechtssprechung bisher nicht anwenden, liegt doch nicht daran, dass sie das Geld übrig hätten. Es geht um Wettbewerbsvorteile gegenüber AOK, Knappschaft und IKK. Hätten wir die Einheitskasse, würde sich dadurch weder die Gesetzeslage noch die Rechtssprechung ändern und diese Kasse würde sich, ohne Konkurrenz, garantiert an die Rechtssprechung halten.

GerneKrankenVersichert
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Beitrag von GerneKrankenVersichert » 11.04.2014, 13:45

KKA hat geschrieben:@ GKV

In welchen Sachbereichen könnten die Stellschrauben deiner Meinung nach justiert werden (um mehr Wettbewerb in der GKV zu erzielen)?
In der Theorie gibt es mehrere Stellschrauben, die in der Praxis leider nicht den erwünschten Effekt hatten. Vor einigen Jahren glaubte man, mit der Integrierten Versorgung für positiven Wettbewerb sorgen zu können. Die Kassen schließen Verträge ab, die für die Versicherten Vorteile (bessere Versorgung, Verzahnung der einzelnen Bereiche) bringen. In der Theorie meiner Meinung nach der richtige Weg, Kosteneinsparung bei besserer Behandlung ist möglich, wenn viele überflüssige Zwischenstationen wegfallen. In der Praxis haben an diesen Kosteneinsparungen aber nicht genügend Akteure ein Interesse - die Leistungserbringer fühlen sich stärker überwacht, ohne dass entsprechend mehr Geld reinkommt und - um es mal ganz hart zu sagen - die wenigsten Versicherten sehen es als Mehrwert an. Da ist die "Dividende", die Auslandsimpfung und sonstiger Schnickschnack interessanter als die Versorgung im Krankheitsfall. Und wenn man damit z. B. Krankengeldfälle verkürzen könnte, herrscht die Meinung vor, "die" gönnen mir mein Krankengeld nicht und wollen mich jetzt irgendwohin drängen, während ich mir doch in Ruhe die bestmögliche Lösung suchen möchte.
KKA hat geschrieben: Und, ist es nicht ein Irrglauben, dass mehr Wettbewerb der Qualität von Sach-und Fachleistungen uneingeschränkt dienlich ist, wie so oft zu hören und lesen ist?
Uneingeschränkt nicht. Aber ist auch nicht so negativ, wie oft zu hören und zu lesen ist. Viele Leistungen werden von Kassen zunächst aus Wettbewerbsgründen eingeführt, einige finden dann auch den Weg in den gesetzlichen Leistungskatalog. Ich denke da an Mehrleistungen bei künstlicher Befruchtung, Rotar-Viren-Impfung, zusätzliche Untersuchungen bei Kindern und Jugendlichen. Abseits der Schnickschnack-Leistungen gibt es da durchaus Verbesserungen aufgrund des Wettbewerbs.
KKA hat geschrieben: Löst mehr Wettbewerb, gerade im Gesundheitswesen, nicht den Zwang nach Kostensenkung, sprich Leistungs-und Verwaltungs(service)abbau, aus? Besteht nicht die Gefahr, dass letztendlich eine auf Gewinnmaximierung ausgerichtete, monopolisierte Gesundheitsindustrie entstünde, sofern die staatlichen Lenker ihre diesbez. Verantwortung nur allzu gerne abgeben würden?
Wenn der Wettbewerb nur über den Preis geführt wird, ja.

derKVProfi

Beitrag von derKVProfi » 11.04.2014, 13:46

GerneKrankenVersichert hat geschrieben:
derKVProfi hat geschrieben:Wozu brauche ich Wettbewerb, wenn es um die Versorgung kranker Menschen geht?

Was soll der bewirken?

Ich brauche eine Infrastruktur - und zwar überall, wo es Menschen gibt. (Versorgungsmanagement)

Ich brauche eine Vorgabe, wie behandelt wird. (Wissenschaft)

Ich brauche einen Patientenmanager und einen, der die Interessen der patienten vertritt.

Ich brauche keine Klinikkonzerne und keine selbststängien Praxisinhaber. Alles Irrwege!
Da wäre ich sofort dabei. Allerdings befürchte ich, dass bei diesem Modell die eine GKV noch mehr als die Kassen bisher politisch gelenkt und gesteuert wird. Wir brauchen uns ja nur die Renten- und Arbeitslosenversicherung anzusehen, um zu erkennen, was eine Einheitsversicherung bedeutet. Und man sollte sich immer vor Augen halten, dass die Versicherten auch vom Wettbewerb profitieren. Nehmen wir als Beispiel die oft genannte "Krankengeldfalle". Dass die Ersatzkassen diese Rechtssprechung bisher nicht anwenden, liegt doch nicht daran, dass sie das Geld übrig hätten. Es geht um Wettbewerbsvorteile gegenüber AOK, Knappschaft und IKK. Hätten wir die Einheitskasse, würde sich dadurch weder die Gesetzeslage noch die Rechtssprechung ändern und diese Kasse würde sich, ohne Konkurrenz, garantiert an die Rechtssprechung halten.
Ja, die Politik - die böse Politik - man muss die Politik ändern und alles wird gut.

Es geht doch auch in Finnland !!!!

KKA
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Beitrag von KKA » 11.04.2014, 15:47

GerneKrankenVersichert hat geschrieben: Wenn der Wettbewerb nur über den Preis geführt wird, ja.
Und er wird in erster Linie über den Preis geführt, denn Zusatzleistungen verursachen naturgemäß Kosten.

1. Zusatzleistungen im Wettbewerb > generiert zusätzliche Vertriebs-und Werbekosten > erhöhter Kapitalbedarf > kostenminimierender Leistungseinkauf > birgt im Falle ständiger Unterbietungskultur die Gefahr qualitativer Missstände > alternativ schlichte, aber forlaufende Zusatzleistungsbeitragserhöhung für den Versicherten, sofern das Leistungsniveau einer festgelegten Ebene entsprechen soll/muss > zu teuer für GKV Versicherte

2. Interner Kostenabbau, Automatisierung der Kommunikationsebene durch unqualifizierte Kräfte > Stellen, Qualitäts-und Motivationsverluste > 'rote Zahlen' > Konkurs droht (und das beträfe die Mehrheit der z.Zt. lebendigen Kassen!)

3. Demografische Entwicklung > Neukundenerwerbszwang > geringe Rückstellungsquote > zunehmende Kostenintensität infolge Überalterungsprofil > Konkurs droht

Du schreibst ' bessere Versorgung', wie sollte die aussehen? Einbettzimmer im Krankenhaus (da zahle ich die ca. € 80/täglich eher aus eigener Tasche)? Chefarztbehandlung? Kürzere Wartezeiten beim Haus-und/oder Facharzt? M.A.n. alles im Rahmen von 'mehr Wettbewerb' bzw. kostenpflichtigen Zusatzleistungsangeboten für die Masse der GKV Versicherten nicht realisierbar.

Schnickschnackleistungen, ein treffender Begriff für größtenteils unnützes Zeug, sehen wir von den Krebsvorsorgemaßnahmen ab.

PS. Ich zum Dermatologen, Hautkrebsvorsorgeuntersuchung, der Arzt sucht meinen Körper im Eilverfahren mit einer gewöhnlichen Lupe aus ca. 20 cm Abstand meiner Körper ab, Dauer: ca. 12 Sekunden (kein Scherz!!). Frage: Können sie anhand dieser Untersuchung tatsächlich einen Krebsverdacht feststellen? Antwort: Wissen sie, wieviel mir die Kasse dafür zahlt? Habe mir anschließend eine Privatleistung bei einem anderen Arzt gekauft. Schnickschnack, genau so ist es, ich befürchte nicht nur im geschilderten Fall.

Gruss
KKA

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Beitrag von GerneKrankenVersichert » 11.04.2014, 15:59

derKVProfi hat geschrieben:
Ja, die Politik - die böse Politik - man muss die Politik ändern und alles wird gut.
Habe ich nicht geschrieben. Aber die momentanen Wahlergebnisse führen halt zum momentanen Gesundheitssystem.
derKVProfi hat geschrieben: Es geht doch auch in Finnland !!!!
Es würde auch in Deutschland gehen, wenn die Mehrheit dafür wäre. Aber hier zahlen die Leute ja lieber noch höhere Beiträge, wenn ihnen die Illusion bleibt, dass alles gezahlt wird.

KKA
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Beitrag von KKA » 11.04.2014, 16:12

derKVProfi hat geschrieben:
Ja, die Politik - die böse Politik - man muss die Politik ändern und alles wird gut.

Es geht doch auch in Finnland !!!!
Genau, in Finnland. Vergleiche poltische bzw. verwaltungstechnische Strukturen in Finnland (ca. 5,3 Mill. Einw.) und dem förderalistischen Deutschland (ca. 82 Mill. Einw.). Auffällig!

Im Übrigen müsste die Partei, die sich eine solche Mammutaufgabe auf die Fahne schreiben würde, noch gegründet werden.

Im Sinne einer 'echten' Bürgerversicherung sehe ich allerdings im finnischen System eine durchaus empfehlenswerte Struktur (z.B. regionale Versorgungszentren, ähnlich den Polokliniken in der ehem. DDR, für die 'Fußpilz-und Hämoriden Geplagten' -sprich Grundversorgung), allerdings sind lange Wartezeiten und stark eingeschränkte Patientenrechte nicht unbedingt nachahmenswert. Da gibt es Nachbesserungsbedarf.

Gruss
KKA

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Beitrag von GerneKrankenVersichert » 11.04.2014, 16:13

KKA hat geschrieben: PS. Ich zum Dermatologen, Hautkrebsvorsorgeuntersuchung, der Arzt sucht meinen Körper im Eilverfahren mit einer gewöhnlichen Lupe aus ca. 20 cm Abstand meiner Körper ab, Dauer: ca. 12 Sekunden (kein Scherz!!). Frage: Können sie anhand dieser Untersuchung tatsächlich einen Krebsverdacht feststellen? Antwort: Wissen sie, wieviel mir die Kasse dafür zahlt? Habe mir anschließend eine Privatleistung bei einem anderen Arzt gekauft. Schnickschnack, genau so ist es, ich befürchte nicht nur im geschilderten Fall.

Gruss
KKA
Das ist ein passendes Beispiel. Es gibt Kassen, die weitergehende Verträge abgeschlossen haben, der Dermatologe erhält ein höheres Honorar (ca. 150,-- €), in dem Zusatzleistungen wie z. B. Untersuchung mit einem Auflichtmikroskop enthalten sind. Das Problem ist jedoch, dass diese Zusatzleistungen sich wesentlich schlechter vermarkten lassen als eine "Dividende". Denn der Versicherte merkt den Zusatznutzen erst, wenn er an einen Hautarzt gerät, wie du ihn beschrieben hast und wenn ihm dann eine ausführliche Untersuchung zusätzliches Geld wert ist. Hinzu kommt noch die regionale Zersplitterung aufgrund der Strukturen der Kassenärztlichen Vereinigungen - da kann es sein, dass dieselbe Kasse in der einen Region mit einem tollen Angebot punkten kann, das in der Nachbargemeinde nicht vorhanden ist.

KKA
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Beitrag von KKA » 11.04.2014, 16:45

GerneKrankenVersichert hat geschrieben:
KKA hat geschrieben: PS. Ich zum Dermatologen, Hautkrebsvorsorgeuntersuchung, der Arzt sucht im Eilverfahren mit einer gewöhnlichen Lupe aus ca. 20 cm Abstand meiner Körper ab, Dauer: ca. 12 Sekunden (kein Scherz!!). Frage: Können sie anhand dieser Untersuchung tatsächlich einen Krebsverdacht feststellen? Antwort: Wissen sie, wieviel mir die Kasse dafür zahlt? Habe mir anschließend eine Privatleistung bei einem anderen Arzt gekauft. Schnickschnack, genau so ist es, ich befürchte nicht nur im geschilderten Fall.

Gruss
KKA
Das ist ein passendes Beispiel. Es gibt Kassen, die weitergehende Verträge abgeschlossen haben, der Dermatologe erhält ein höheres Honorar (ca. 150,-- €), in dem Zusatzleistungen wie z. B. Untersuchung mit einem Auflichtmikroskop enthalten sind. Das Problem ist jedoch, dass diese Zusatzleistungen sich wesentlich schlechter vermarkten lassen als eine "Dividende". Denn der Versicherte merkt den Zusatznutzen erst, wenn er an einen Hautarzt gerät, wie du ihn beschrieben hast und wenn ihm dann eine ausführliche Untersuchung zusätzliches Geld wert ist. Hinzu kommt noch die regionale Zersplitterung aufgrund der Strukturen der Kassenärztlichen Vereinigungen - da kann es sein, dass dieselbe Kasse in der einen Region mit einem tollen Angebot punkten kann, das in der Nachbargemeinde nicht vorhanden ist.
Und nun stelle dir vor, ein verstärkter Wettbewerb zwingt die eine oder andere Kasse, den Leistungseinkauf wie in meinem Fall beschrieben zu gestalten....Wie sähe die Justiz einen Fall, wenn nach kurfristiger Neubegutachtung eines anderen Arztes tatsächlich Hautkrebs diagnostiziert wird? Wer steht in der Verantwortung, der (vermeintlich minderwertig entlohnte) Arzt, oder die Kasse, da sie den Leistungsumfang dem Arzt nicht seinen Vorstellungen entsprechend bezahlt bzw. aus finanziellen Nöten nicht bezahlen kann?

Gruss
KKA

Lady Butterfly
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Beitrag von Lady Butterfly » 11.04.2014, 17:45

ich halte Wettbewerb grundsätzlich für sinnvoll, auch im Gesundheitswesen. Die Frage ist nur: Wettbewerb um was? in den letzten Jahren war die Krankenkassenlandschaft vor allem durch Preiswettbewerb geprägt.

wünschenswert wäre nach meiner Meinung ein Wettbewerb um die beste Versorgung und die beste Qualität - sowohl im Bereich der Krankenkassen als auch im Bereich der Leistungserbringer (Ärzte, Krankenhäuser etc.)
ich halte das aber leider für Wunschdenken: man müsste zuerst einmal definieren, wann ein Arzt eine gute Versorgung erbringt bzw. Qualitätskriterien definieren. Damit würde man einigen Ärzten auf die Füße treten....und ich kann mir nicht vorstellen, dass das politisch durchsetzbar ist.

Stichwort Behandlungsvorgaben - anders ausgedrückt: evidenzbasierte Medizin, Behandlungsrichtlinien, Guidelines etc.
alles schön und gut - Problem bei der Sache ist nur die Frage, wer die Richtlinien und Vorgaben erstellt.

Wenn es Krankenkassen bzw. Krankenversicherungen sind, besteht die Gefahr, dass das Ziel dieser Richtlinien auch die Senkung von Behandlungskosten sind.

es geht aber auch anders:

In der Vergangenheit sind z. B. die Grenzwerte für Bluthochdruck/Hypertonie mehrfach gesenkt worden. Mit jeder Senkung hat sich der Personenkreis derjenigen, die laut Definition krank sind, erhöht. Die Standarttherapie ist die Verordnung blutdrucksenkender Arzneimittel. Dies bedeutet, dass jede Senkung der Grenzwerte das Marktpotenzial für die Arzneimittelhersteller erhöht. Kritiker behaupten nun, dass die Pharmaindustrie Studien bezahlt hat, aufgrund derer die Senkung der Grenzwerte erfolgte.

hier ein Artikel zu dem Thema: http://www.sueddeutsche.de/leben/geldma ... -1.1120684

schwierige Sache.....

Poet
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Registriert: 07.11.2012, 22:39

Beitrag von Poet » 11.04.2014, 18:33

derKVProfi hat geschrieben: Poet, ich bin nicht ganz verkalkt und die Demenz ist auch nicht im Anflug ;-)

Natürlich hat die GKV keinen Sharholder Value Ansatz - aber der Vergleich ist passend - nur geht es nicht um Gewinn vor Steuern, sondern um Beitragssatz!
@KVProfi: Nein, Du bist nur etwas fehlsichtig aber ich habe eine Brille für Dich dabei...:-)

Der Vergleich gefällt Dir, deswegen ist er lange noch nicht richtig. Die GKV ist im Stakeholder-Ansatz unterwegs, auch wenn sie sich anstrengt, mehr Geld zugewiesen zu bekommen als sie ausgibt.

@KVProfi & KKA: Auch wenn ich Eure neu gewonnene Einigkeit nur ungerne störe aber wenn, dann müsst Ihr die Lampe ganz hoch hängen -> Gehört die Gesundheit eines Volkes denn überhaupt in privatwirtschaftliche Hände, auch die gesamte Leistungserbringung? Nun bin ich mal gespannt auf Veränderungsvorschläge vor dem Hintergrund des in D existierenden Wirtschaftssystems. :-)

Gerade die flächendeckende Struktur der DDR-SV (die Polykliniken heißen heute MVZ'n...) hat die DDR und deren Kombinate Milliarden gekostet. Man schätzt, dass rd. 40% aller Staatseinnahmen in die SV geflossen sind (nicht nur KV). Der Beitragssatz für die ARN lag konstant bei bezuschussten 20% mit Bemessungsobergrenze. Die Gesundheitsversorgung war zwar flächendeckend, gut war sie deshalb aber noch nicht.

@GKV: Sehr gut beschrieben. Trifft aus meiner Sicht 100%. Ich bin mal gespannt, ob die Veränderungen nächstes Jahr nur wieder einen neuen Run um den besten Beitragssatz oder eben auch bessere Versorgung auslösen. Zumindest könnten die Durchschnittseinkommensklausel und die Veränderungen beim KRG dazu beitragen.

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