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von CiceroOWL » 11.09.2009, 18:16
So jetzt mal ein Kommentar vom dfg zur Entwicklung.
Der Bundeszuschuß ist aufgebraucht – Wo versickert die Staatsknete?
(dfg 37 – 09) Die amtierende SPD-Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt MdB (60) und ihre Entourage sollten eigentlich absolut zufrieden sein. Man weiß zwar nicht, ob die Reaktion der Medien am 7. September 2009 strategisch so „eingeplant" war. Wenn ja, dann haben die wichtigsten Medien weitgehend so auf die Verlautbarungen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) reagiert, wie es kundige Thebaner hätten voraussagen können: Das BMG berichtete von einem „Überschuß" bei den Finanzen der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in den ersten sechs Monaten des Jahres 2009 in Höhe von knapp über 1,2 Mrd. €. Und nach der beherrschenden Nachrichtenagentur „dpa" plapperten die meisten diese „Nachricht" ohne weitere Prüfung nach –nur wenige, wie z.B. das Düsseldorfer „Handelsblatt", blickten dezidierter hinter die GKV-Kulissen.
Unter den Tisch fiel, daß z.B. der „Überschuß" nur zustande kam, weil der für das Jahr 2009 gesetzlich normierte Bundeszuschuß von 4 Mrd. € bereits fast vollständig im 1. Halbjahr geflossen
Angesichts der wahren Gefechtslage um die Finanzen der GKV ist es kein Wunder, wenn im Wahlkampf 2009 der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Daniel Bahr MdB (32), die Bundesregierung auffordert°, Zahlen über die "faktische Belastung" der gesetzlichen Krankenversicherung auf den Tisch zu lagen.
Der Münsteraner Bundestagsabgeordnete erklärte, die GKV steuere auch wegen der Wirtschaftskrise auf ein gewaltiges Defizit zu, das zur Zeit noch durch Darlehen aus demBundeshaushalt kaschiert werde. Aber wenn die neue Bundesregierung nicht nach der Wah anz schnell dieVorschriften„nachjustiert", könnte der westfälische Bankkaufmann Recht behalten.
Aber auch sonst ist ein genauerer Blick auf die GKV-Zahlen empfehlenswert. Auffallend ist, in welch erheblichem Maße sich die Zahlen bei den acht Ersatzkassen und den fünfzehn Ortskrankenkassen unterscheiden. Beide Kassenarten vereinigen über ein Drittel des GKV-Marktes unter ihren Fahnen. Aber ihre Finanzergebnisse können unterschiedlicher nicht sein. Verzeichnet die AOK-Familie einen „Überschuß" von rund 818 Mill. € in den ersten sechs Monaten des Jahres 2009, so kommen die vdek-Kassen nur auf ein schlappes Plus von 4 Mill. €. Man weiß nicht, wer sich da „krank" und wer sich da „gesund" gerechnet hat. Vor allem, weil die AOK-Familie in Gesundheitsfonds-Zeiten es sorgsam vermeidet, Ergebnisse von Einzelkassen zu publizieren.
Schaut man sich die AOK-Zahlen an, dann fällt auf, daß der Zuwachs für die Ärztliche Behandlung fast 12 Prozent erreicht, während sie bei den Ersatzkassen weit unterdurchschnittlich bei 4 Prozent landet. Die gesamte Zuwachsrate in diesem Bereich kann aber nicht nur den Hausarztverträgen in Baden-Württemberg und Bayern geschuldet sein. Da müssen Versichertenstrukturen und damit Morbiditätszuweisungen mit am Drücker gewesen sein. Doch so ganz vermag man das nicht zu glauben, wenn man sich die Zahlen bei den verbliebenen Innungskrankenkassen und – vor allem - bei den Ersatzkassen anschaut.
Bisher ging man ja davon aus, daß z.B. die BARMER Ersatzkasse (BEK) in Wuppertal und die Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK) in Hamburg als „Super-Tanke( ähnliche „Versorgerstrukturen" wie die AOKen aufweisen würden. Doch in den ersten sechs Monaten 2009 wiesen die Bilanzen der beiden Ersatzkassen tiefrote Zahlen auf. Bei der BEK stand nach dem Abzug der Gesamtausgaben von den Gesamteinnahmen ein Minus von 29,4 Mill. € in den Büchern, bei der DAK sogar 35,7 Mill. €. Dagegen fuhr die mit einer anderen Struktur versehene Techniker Krankenkasse (TK) im gleichen Zeitraum ein Plus von 33,4 Mill. € ein, die wesentlich kleinere Hannoveraner KKH-Allianz sogar 30,3 Mill. €. Minusergebnisse erzielten auch die GEK (I. 7,2 Mill. €) und die Ende des Jahres von der Krankenkassenkarte per Fusion verschwindende Hamburger HaMü (./. 1,9 Mill. €). Finanziell wacker schlugen sich die Hamburger HEK mit ein Plus von fast 11 Mill. € und die Bremer hkk mit + 3,7 Mill. €. Viel interessanter werden diese Summen, wenn man sie pro Versicherten umrechnet: BEK .1. 4,34 €, TK + 4,64 €, DAK ./. 5,97 €, KKH-Allianz + 15,75 €, GEK ./. 4,26 €, HEK + 30,03 €, HaMü ./. 6,64 € und hkk + 12,01 €. Und schaut man auf die „wahren" Finanzergebnisse – berechnet man also auch die echten Verwaltungskosten mit ein, dann wird es für die beiden großen Dampfer aus dem Bergischen und von der Alster etwas trüber. In den ersten sechs Monaten des Jahres soll die BEK rund 141 Mill. € „verbraten" haben, die DAK über 105 Mill. €. Das heißt, man lebt schon jetzt von den Rücklagen. Kein Wunder, wenn man sieht, daß die Verwaltungskosten um mehr als 50 Prozent je Versicherten differieren, legt man die Kosten der hkk oder der HEK als Benchmark an. Eine Groß-Fusion wie z.B. mit der GEK würde aktuell finanziell wenig bringen, da diese zur Zeit im laufenden Geschäft Miese produziert. Allerdings verfügen die Schwaben vdek-weit über die geringsten Verwaltungskosten je Versicherten. Das interne Strukturpotential müßte eigentlich in Wuppertal wie in Hamburg Begehrlichkeiten wecken.
Naja so weit so gut. Alles auch nicht immer alles Gold was glänzt.