Man lernt ja nicht aus. Da ist also jemand selbständig und hat kein Telefon. Aber Internet. Denn Mails werden ja geschrieben.
Natürlich weiß ich, dass man als Selbständiger in Deutschland eine
Telefonnummer haben muss. Ohne kann man sich weder bei den verschiedenen Auktionshäusern noch bei Zahlungsanbietern anmelden. Außerdem ist es Pflicht, eine Telefonnummer ins Impressum zu schreiben. Aber ich habe in einem Existenzgründerseminar nachgefragt und dem Dozenten dort war noch kein Gesetz bekannt, wie oft oder wie lange man telefonisch erreichbar sein muss.
Also habe ich mir mittlerweile eine kostenlose SIM-Karte (ohne Handy) besorgt, um die Pflicht der Telefonnummer zu erfüllen.
darf ich festhalten: du hast einen Internet-Zugang, aber kein Telefon - weder Festnetz noch Mobil.
So ganz verstehe ich diese Frage nicht. Internet brauche ich, aber Telefon kann ich absolut nichts mit anfangen. Um mal bei der Kassenproblematik zu bleiben: Ich könnte nichts beweisen, was mir eine Mitarbeiterin am Telefon sagt und müsste zusätzlich sowieso noch einmal jede Information schriftlich (also wenigstens per Mail) erhalten.
Oder gehst du jetzt davon aus, dass man mit der SIM-Karte vom Internet auch telefonieren könnte, wenn man sie in ein Handy täte? Das weiß ich gar nicht so genau. Habe es noch nicht probiert.
Festnetz: Habe doch schon geschrieben, dass ich in einer ländlichen Gegend wohne. Als das Haus gebaut wurde, da war Telefon noch nicht so verbreitet und nachträglich die Kabel legen lassen... Außerdem soll Festnetz auch irre teuer sein.
außerdem legst du alle Wegstrecken zu Fuß zurück - verfügst also weder über ein Auto, ein Motorrad/Mofa oder ein Fahrrad. Es existiert auch kein öffentlicher Nahverkehr (oder du nutzt ihn nicht).
Darf ich darauf mit einem Zitat von roemer70 antworten?
Bei den Einsparmöglichkeiten sollte die eigene Gesundheit bzw. deren Absicherung nicht an erster Stelle stehen.
Führerschein? Kostet Geld.
Auto, Motorrad, Mofa? Kostet regelmäßig Geld.
Fahrrad? Kostet Geld.
Öffentlicher Nahverkehr? Kostet Geld.
Einmal wird hier geschrieben, dass man auf
alles verzichten soll außer auf eine Krankenversicherung und dann gehen alle davon aus, dass ich das nicht tue. Ja, die 10 Euro Internet im Monat gönne ich mir. Auf Internet kann ich beruflich und möchte ich privat nicht verzichten.
Übrigens ist das schon immer sehr erstaunlich, wie Menschen allgemein über die Länge einer Strecke denken. Als Schülerin bin ich auch lieber zu Fuß gegangen als den Bus zu nutzen. Schon da hat das keiner verstanden, obwohl ich zu Fuß sogar wesentlich schneller daheim war als wenn ich den Bus genommen hätte.
Hier habe ich den Eindruck, dass die gleiche Einstellung vorherrscht: Wenn jemand drei Stunden täglich mit dem Auto zur Arbeit und wieder zurück fährt, dann ist das völlig normal und niemand würde erwarten, dass die Person einen Düsenjet benutzt. Wenn aber jemand zum Beispiel zwei Stunden Arbeitsweg zu Fuß zurücklegt (und damit sogar eine Stunde weniger als die Person mit dem Auto), dann ist das unnormal. Da soll man lieber viel Geld in einen Führerschein, ein Auto und Benzin investieren.
Und gerade für die Krankenkasse würde ich sicher kein Geld für Verkehrsmittel ausgeben. Auch dann nicht, wenn ich Führerschein und Auto besäße. Mit mehr als 7 Euro Beitrag pro Tag kostet die mich genug.
Ich bin im Moment unschlüssig, ob ich das Ganze wirklich ernst nehmen soll oder ob ich Ausschau nach der versteckten Kamera halten soll.
Diese Aussage führt mir zumindest klar vor Augen, warum hier solches Entsetzen darüber herrscht, dass ich weder Telefon, noch Auto oder Fahrrad beseitze. Es glaubt mir einfach niemand, dass ich schon alle möglichen Einsparungen zu Gunsten der Versicherungsbeiträge vorgenommen habe und darum für eine Brille auf diese Prämienzahlung angewiesen gewesen wäre.
Ist aber auch zum Teil meine Schuld, wie ich ja jetzt gemerkt habe. Das Internet hatte ich nicht so als Luxusgegenstand wahrgenommen wie alle anderen hier.
Um es also noch einmal deutlich zu betonen: Ja, ich gebe Geld für eine Wohnung (inklusive Hygieneartikel), Nahrungsmittel und sogar für Internet aus.
Allerdings liegen meine Lebenshaltungskosten trotz Internet noch deutlich unter den Kosten der KV. Also selbst wenn ich auf alles verzichten würde, könnte ich damit nie und nimmer 230 Euro einsparen. Vielleicht sind jetzt die Zahlen etwas klarer und niemand wundert sich mehr so darüber, dass ich kein Geld für öffentliche Verkehrsmittel verschwenden will.
Aber es hat sich ohnehin erledigt. Hier geht man scheinbar (wie bei der KV) davon aus, dass auch der bedürftigste Selbständige über 1.300 Euro Gewinn erwirtschaftet. Also auf jeden Fall eine Gewinnmarge von über 92% und keine Fixkosten hat (17.500 Euro maximaler Jahres
umsatz bei Kleinunternehmern).
Wenn hier diese Voraussetzungen angenommen werden und man mir darum unterstellt, dass meine Aussagen bezüglich Telefon und zurückzulegende Fußwege unwahr sind, dann muss ich das so akzeptieren.
Ich kann nur noch einmal sagen: Es ist tatsächlich so, dass viele bedürftige Selbständige nach Abzug der KV weniger als 230 Euro für Miete, Strom und Nahrungsmittel zur Verfügung haben und dass es dann schon wie ein Schlag ins Gesicht ist, wenn Kommentare dazu kommen, dass man doch Auto oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen solle. Oder wenn man dann verurteilt wird, weil man 10 Euro monatlich für Internet ausgibt, sich aber kein Telefon anschaffen möchte, weil man es nicht braucht.
Da eine Diskussion in dieser Richtung jedoch zu nichts führen würde, verabschiede ich mich jetzt. Ich danke allen, die sich Gedanken zu dem Thema gemacht und die ihre Zeit zum Posten von Beiträgen eingesetzt haben. Im Grunde ist alles geklärt. Ich werde nächsten Monat eine neue Kündigung zum 30.06.2013 einreichen und hoffen, dass nicht weitere Verzögerungstaktiken eingesetzt werden.
Wäre aber, wie hier schon geschrieben wurde, allein mein Problem.
Darum noch einmal herzlichen Dank für die Antworten. Umso mehr, da mir ja hier scheinbar niemand glaubte und trotzdem so viel Zeit investiert wurde.