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Reha-Sport genehmigt, finde aber keinen Platz
Verfasst: 16.07.2015, 17:14
von ichselbst
Hallo in die Runde,
ich habe letzte Woche die Bewilligung für Reha-Sport von meiner Krankenkasse bekommen und eine Liste mit Anbietern, wo ich den machen kann.
Ich habe jetzt alle im Umkreis von 25 km abtelefoniert und bin ratlos. Keiner hat einen Platz frei. Wartezeit im Schnitt bei 4-6 Monate und selbst dann steht man noch auf einer Warteliste.
Bin jetzt etwas ratlos. Wie lange gilt denn die Bewilligung, wenn ich erst in frühestens 6 Monaten mal einen Anruf bekomme, dass ich irgendwo dann später anfangen kann? Warum gibt es überhaupt so wenig Anbieter?
Ein Anbieter hat mir am Telefon gesagt, dass ältere Leute teilweise über 5 6 Jahre mehrfach Rehasport bewilligt bekommen und deshalb die Plätze einfach nicht frei werden.
Mir wurde bei der Kasse der Sinn und Zweck von Rehasport anders erklärt, nämlich, dass man danach die Übungen zu Hause selbst durchführen soll und kann. Warum wurzeln denn dann manche für Ewigkeiten auf diesen Plätzen?
Die Kasse kann mir laut meinem heutigen Telefonat auch nicht helfen, eine schnellere Aufnahme zu bekommen
Und nun?
Verfasst: 16.07.2015, 20:12
von GerneKrankenVersichert
Ich habe da leider auch keine Idee, wenn es bei euch einfach keine freien Plätze gibt.
Diejenigen alten Leutchen, die mehrere Jahre Rehasport machen, müssten eigentlich laut Richtlinien von ihrem Arzt bescheinigt bekommen, dass sie nicht in der Lage sind, die Übungen zuhause eigenverantwortlich weiterzuführen. Denn es ist tatsächlich so, dass die Übungen eigenverantwortlich (nicht unbedingt zuhause) weitergeführt werden sollen und der Rehasport nicht als Dauer-Kaffeekränzchen missbraucht wird.
Ich kann dir nur den Rat geben, dich auf eine Warteliste setzen zu lassen, nochmals mit deinem Arzt über Behandlungsalternativen bis dahin zu reden und dann, wenn ein Platz frei wird, eine neue Verordnung einzureichen. Dann wird die Bewilligung wieder für 18 Monate ausgestellt und die Wartezeit geht dir nicht verloren.
Um die Wartezeit zu überbrücken, kannst du dich mal in Sinn und Zweck des Rehasports einlesen:
http://www.vdek.com/vertragspartner/vor ... Sport.html
Leider stellen wir immer wieder fest, dass der Rehasport zur Zeit inflationär zu allen passenden und unpassenden Gelegenheiten verordnet wird. Vorteil für den Arzt: Der Patient hat was in der Hand und Wirtschaftlichkeitsprüfungen gibt es in diesem Bereich (noch) nicht.
Verfasst: 16.07.2015, 21:38
von ichselbst
Kaffeekränzchen, ja so ist es bei dem Telefonat auch rüber gekommen.
auf die Warteliste hab ich mich bei allen Anbietern setzen lassen, auch wenn nur ein Anbieter den Schwerpunkt MS hat. die anderen sind hauptsächlich orthopädisch. aber das würde mir schon reichen. ich nehme was ich kriegen kann. ich habe eine Bewilligung für 3 Jahre, weil ich MS und seit den letzten beiden schweren Schüben Probleme habe. mein Arzt wird mir jetzt nochmal Krankengymnastik verschreiben. auf die Dauer natürlich auch keine Lösung
bin froh, dass ich wieder halbwegs arbeitsfähig bin.
Verfasst: 16.07.2015, 21:54
von broemmel
Also. Die Bewilligung geht über 50 Einheiten in 18 Monaten.
Wenn Du 4 Monate Wartezeit hast stehen noch 60 Wochen zur Verfügung, um die 50 Einheiten zu absolvieren.
Also auf die Warteliste setzen. Such mal im i-net nach dem Behindertensportverband in Deinem Bundesland.
Dort kannst Du erfragen welche Vereine es in Deiner Nähe anbieten. Da sind meist mehr Möglichkeiten aufgeführt.
Verfasst: 16.07.2015, 22:12
von ratte1
Hallo brömmel,
ich kenne das so, dass der Beginn der Bewilligung dann entsprechend der Verfügbarkeit nach hinten verschoben wird. Damit bleibt der gesamte Bewilligungszeitraum von hier 3 Jahren (da MS) um die 120 Übungseinheiten in Anspruch zu nehmen.
MfG
ratte1
Verfasst: 16.07.2015, 23:09
von broemmel
Das wird überall unterschiedlich gehandhabt.
Bei uns beginnt der Zeitraum am tag der ärztlichen Feststellung.
Aber da gibt es keine feste Regelung
Verfasst: 17.07.2015, 10:27
von GerneKrankenVersichert
Bei uns wird auch ab Verordnungsdatum bewilligt.
Die Schilderung von ichselbst sowie die eigenen Erfahrungen lassen mich befürchten, dass der Rehasport demnächst den Weg so vieler Leistungen gehen wird:
- es gibt eine Leistung für einen bestimmten Personenkreis (so wie ich das sehe, ist ichselbst einer der wenigen, für die der Rehasport tatsächlich gedacht ist)
- diese Leistung wird von vielen anderen "beworben" (Fitnessstudio: Bringen Sie doch einen Schein über Rehasport; Freundin: Lass dir das doch auch aufschreiben und komm mit; Arzt: Machen Sie das mal (und ich muss mich mit der KK nicht wegen der Verordnung von Krankengymnastik streiten))
- und dann auch munter in Anspruch genommen, von vielen Ärzten ohne weitere Prüfung verschrieben (ach, Sie haben ein Zipperlein, da hab ich was für Sie)
- was dazu führt, dass keine Kapazitäten für diejenigen übrig sind, für die Leistung ursprünglich mal gedacht war
- und die Kosten explodieren
- also werden Wirtschaftlichkeitsprüfungen eingeführt
- Ärzte meckern
- Versicherte murren
- und "die Kassen zahlen nix mehr".
Verfasst: 17.07.2015, 10:50
von ichselbst
gibt es denn keine Instanz, die das genauer prüft über eine Betriebsprüfung oder sowas? wäre dann zwar auch erst im Nachhinein, aber dann würde wenigstens jemand mal paar auf die Finger bekommen. ich sehe hier vorrangig die Ärzte wohl in der Verantwortung.
manchmal hab ich aber auch das Gefühl, dass manche Versicherte die Krankenkasse als Selbstbedienungsladen sehen. ich persönlich traue mich nur selten etwas bei der Kasse zu beantragen, seit ich weiß, was meine Medikamente kosten
für gesundes Leben und sportliche Aktivität zur Vorsorge muss ich keine Krankenkasse bemühen. das ist wie ich finde privater Spaß und muss nicht die Allgemeinheit für mich zahlen. alsob ich einen Zuschuss für Wasser bei der Kasse beantragen müsste nur weil ich es zum Überleben brauch
meine Verordnung wurde übrigens ab dem Tag bewilligt, an dem ich bei der Krankenkasse vor Ort war.
Verfasst: 17.07.2015, 11:01
von GerneKrankenVersichert
ichselbst hat geschrieben:gibt es denn keine Instanz, die das genauer prüft über eine Betriebsprüfung oder sowas? wäre dann zwar auch erst im Nachhinein, aber dann würde wenigstens jemand mal paar auf die Finger bekommen. ich sehe hier vorrangig die Ärzte wohl in der Verantwortung.
Aber auch die Kassen. Wir prüfen zumindest Wiederholungsverordnungen und bestehen auf einer ärztlichen Begründung. Was wir da teilweise von Versicherten, Leistungsanbietern und auch Arztpraxen zu hören bekommen, lässt mich darauf schließen, dass bei unseren Konkurrenten wesentlich "kundenfreundlicher" (auf den ersten Blick) gearbeitet wird.
Rehasport hat sich über die Jahre zu einer "Lifestyle"-Veranstaltung entwickelt. Eine Einschränkung gibt es wenigstens seit ein paar Jahre, an Geräten darf er nicht mehr durchgeführt werden und mit Mitgliedsgebühren des Fitnessstudios ebenfalls nicht verrechnet werden. Aber - wer weiß, was unter dem Deckmantel des Stillschweigens so abgeht? Solange Studios und ihre Kunden dichthalten, wird da niemand dahinter kommen. So ein Schein über 50 Anwendungen ist immerhin 250,-- € wert, das weckt einige Begehrlichkeiten.
ichselbst hat geschrieben:
manchmal hab ich aber auch das Gefühl, dass manche Versicherte die Krankenkasse als Selbstbedienungsladen sehen. ich persönlich traue mich nur selten etwas bei der Kasse zu beantragen, seit ich weiß, was meine Medikamente kosten
für gesundes Leben und sportliche Aktivität zur Vorsorge muss ich keine Krankenkasse bemühen. das ist wie ich finde privater Spaß und muss nicht die Allgemeinheit für mich zahlen. alsob ich einen Zuschuss für Wasser bei der Kasse beantragen müsste nur weil ich es zum Überleben brauch
Das ist eine vorbildliche Einstellung, die leider nicht so häufig vorkommt (solche Kunden gehören zu den Highlights eines Arbeitstages). Normalerweise hören wir: Wie, ihr zahlt den Rehasport/den Kurs nicht mehr? Dann mache ich halt nix mehr, dann wird es für euch teurer
.
Verfasst: 17.07.2015, 11:13
von Czauderna
Hallo,
Zu all den bisher angefūhrten Argumenten und Meinungen vielleicht noch der
Hinweis, dass es auch zu wenige Leistungsanbieter für "Reha-Sport" gibt.
Wenn ich allein die Region sehe, aus der ich komme, da ist die Versorgungslage mehr als dünn .
Gruß
Czauderna
Verfasst: 17.07.2015, 11:23
von GerneKrankenVersichert
Die Frage ist ja, ob die Kapazitäten ausreichen würden, wenn nur noch anhand der Richtlinien verschrieben würde. Früher, bevor der Rehasport plötzlich boomte, hatten wir weniger Anbieter und weniger Kapazitätsprobleme.
Wobei ich noch ergänzen möchte, dass es anscheinend nicht überall so ist wie bei uns. Ich erinnere mich an die Studentin, die ihren Rehasport am Studienort weiterführen wollte und entsetzt war, dass es da wirklich nur Behindertensportgruppen mit älteren Menschen gab.
Verfasst: 17.07.2015, 11:55
von Bully
GerneKrankenVersichert hat geschrieben:So ein Schein über 50 Anwendungen ist immerhin 250,-- € wert, das weckt einige Begehrlichkeiten.
ist aber traurig, das man hier keinen Riegel vorschieben kann.
@ ich selbst,
ich kenne es so,hier im Rhein Sieg Kreis bekommt man innerhalb von 4 Wochen einen Termin, die holen den Vs.oder Selbstzahler ab und bringen Ihn wieder nach Hause.
ich kenne jetzt die feinen Unterschiede nicht so, welcher Kostenträger ( KK oder DRV ) mehr Einfluss nimmt,
darum würde ich bei der DRV vorsprechen, und entsprechenden Antrag stellen.
das arbeitsunfähigkeit droht, mit fortschreitender Ms Krankheit, ist ja nicht von der Hand zu weisen.
eine andere Möglichkeit, wäre sich an den ZVk zu wenden.
schau mal, hier kannst Du den Landesverband für Deine Region erfahren
https://www.physio-deutschland.de/der-b ... aende.html
schilder denen mal Deine Lage, und ich glaube schon das sich dann ein Plätzchen für Dich, in kürzester Zeit, in Deiner Region finden läßt
ja viele Wege führen nach Rom.
ich wünsche Dir viel Erfolg.
Gruß Bully
ps. ich kann auch gerne für Dich dieses Telefonat führen
Verfasst: 21.07.2015, 12:56
von ichselbst
ich habe gestern dort mal angerufen. hm, so wirklich weitergeholfen hats nicht.
mein Arzt, der die Verordnung auch ausgestellt hat, hat gestern Abend dann noch bei einem Anbieter für MS angerufen, bei dem ich auf der Warteliste stehe. hat erklärt, dass ich möglichst zeitnah einen Platz benötige. jetzt steh ich weiterhin auf der Warteliste, die Wartezeit liegt jetzt aber bei nur noch zwei Monaten
das kann ich überbrücken. ich mach brav meine Übungen, die ich bei der Krankengymnastik gelernt habe.
ich hoffe, dass sich in Zukunft da mal was dran ändert, dass manch einer diese Art der Rehabilitation ausnutzt. den Ärzten gehören aber auch die Ohren langgezogen.