Petition - Abschaffung Gesundheitsfonds

Fragen zu einzelnen Krankenkassen

Moderator: Czauderna

Antworten
Lohnbuchhalter
Beiträge: 446
Registriert: 11.09.2006, 12:07

Petition - Abschaffung Gesundheitsfonds

Beitrag von Lohnbuchhalter » 08.10.2013, 11:36

Ob der Gesundheitsfonds gut oder schlecht ist, da streiten sich die Geister.

Meiner Meinung nach hat zumindest die letzte Gesundheitsreform ihr Ziel verfehlt und der Gesundheitsfonds hat hierzu zu einem nicht unwesentlichen Teil mit beigetragen. Wer auch dieser Meinung ist hat die Möglichkeit unter folgenden Link https://epetitionen.bundestag.de/petiti ... 96.nc.html an der Petition zur Abschaffung des Gesundheitsfonds mit teilzunehmen.

derKVProfi

Beitrag von derKVProfi » 08.10.2013, 13:12

Die Abschaffung des Gesundheitsfionds ist die verklärte Beschreibung für die Beitragsautonomie der Krankenkassen.

Wenn und soweit sich diese durch tatsächlich bessere Behandlungsqualität bei günstigeren Preisen ergibt, bin ich auch dafür, dass eine kasse weniger Beitrag nimmt, als eine andere!

Letztendlich ist der Gesundheitsfonds aber richtig! Vor allem, wenn wir das Ziel der Bürgerversicherung (Grundschutz für alle mit Übergang SPD Konzept) nicht aus den Augen verlieren.

Ich empfehle dringend dieser Forderung nich nachzukommen und die Petition nicht zu unterschreiben!

Poet
Beiträge: 2426
Registriert: 07.11.2012, 22:39

Beitrag von Poet » 08.10.2013, 13:58

Zusatz zum Statement von KVProfi: Die Beitragsautonomie wird derzeit nur von den Kassen gefordert, welche unter einer Unterdeckung durch den GF leiden. Dem gros der Kassen geht es doch mit dem GF recht gut, teilweise besser als vorher.

Aber wir sollten der Realität in's Auge sehen: Wir zahlen natürlich mit 15,5% mittlerweile alle einen nie geglaubten aber real gewordenen verdammt hohen Beitragssatz.

Es reicht nicht aus, gegen den GF zu sein. Man muss die Frage beantworten können was denn konkret ohne besser würde.

roemer70
Beiträge: 1445
Registriert: 23.06.2010, 01:59

Beitrag von roemer70 » 08.10.2013, 23:53

Poet hat geschrieben:Die Beitragsautonomie wird derzeit nur von den Kassen gefordert, welche unter einer Unterdeckung durch den GF leiden.
Ich habe auch schon andere dies fordern hören. Manchmal zu meinem Erstaunen. :wink:

CiceroOWL
Beiträge: 5211
Registriert: 20.09.2008, 14:11

Beitrag von CiceroOWL » 09.10.2013, 07:38


Lohnbuchhalter
Beiträge: 446
Registriert: 11.09.2006, 12:07

Beitrag von Lohnbuchhalter » 10.10.2013, 10:30

die Abwschaffung des Gesundheitsfonds macht meiner Meinung nach auch nur Sinn, wenn auch die Beitragsautonomie der Krankenkassen wieder hergestellt wird. Was die Beitragsautonomie angeht sieht das die SPD mittlerweile auch so, wer hätte das gedacht

Czauderna
Beiträge: 11322
Registriert: 10.12.2008, 14:25

Beitrag von Czauderna » 10.10.2013, 12:29

Hallo,
na ja, wenn die Bürgerversicherung mit der CDU nicht zu machen ist, man aber das Gesundheitsministerium in der Koalition auf jeden Fall haben will, dann muss eben Plan B her - also zumindest die Beitragsautonomie der Kassen wieder herstellen, was natürlich die Abschaffung des Gesundheitsfonds zur Folge hätte. Ich bin sicher, dass dieses Szenario im Falle der großen Koalition eintreten wird und dass sich bereits heute die einzelnen Kassen über ihre künftigen Betragssätze im Klaren sind.
Ob die Groß-Kassen da Anfangs weit unter den bisherigen 15,5% liegen werden ??. Prämienzahlungen und weiterhin 15% plus X halte ich persönlich für unlogisch.
Gruss
Czauderna
Zuletzt geändert von Czauderna am 11.10.2013, 15:31, insgesamt 1-mal geändert.

KKA
Beiträge: 1082
Registriert: 30.09.2012, 21:41

Beitrag von KKA » 10.10.2013, 23:04

Beitragsautonomie gleich Wettbewerb, gleich (schleichende) Privatisierung, gleich Kassensterben, gleich Monopolisierung, gleich Leistungsminderung.

Gesundheit wird zunehmend zur Ware, der (kranke) Mensch gerät aus dem Fokus und der Wettbewerb zwingt die Kassen zu Kostenreduzierung durch Personalabbau und Leistungseinschränkungen für die Versicherten. Konsequenz sind Call-Centre Mentalität, Qualitätseinbrüche und damit Beratungsunfähigkeit.

Da bevorzuge ich den GF, sofern eine grundsätzliche Reformierung nicht angezeigt ist. Wettbewerb im Gesundheitswesen? Nein danke. Dafür gibt es die 'Privaten'.

Gruss
KKA

roemer70
Beiträge: 1445
Registriert: 23.06.2010, 01:59

Beitrag von roemer70 » 10.10.2013, 23:37

KKA hat geschrieben:Beitragsautonomie gleich Wettbewerb, gleich (schleichende) Privatisierung, gleich Kassensterben, gleich Monopolisierung, gleich Leistungsminderung.
Keine zwangsläufige Kette.
Schau' doch mal, welche Kassen seit Einführung des Gesundheitsfonds nicht mehr am Markt präsent sind - und aus welchen Gründen. Auch mit dem Gesundheitsfonds können Kassen über die Wupper gehen - und zwar dann, wenn dessen Deckung unter die 100%-Marke rutscht und das Thema Zusatzbeitrag wieder aktuell wird.
KKA hat geschrieben:Gesundheit wird zunehmend zur Ware, der (kranke) Mensch gerät aus dem Fokus und der Wettbewerb zwingt die Kassen zu Kostenreduzierung durch Personalabbau und Leistungseinschränkungen für die Versicherten. Konsequenz sind Call-Centre Mentalität, Qualitätseinbrüche und damit Beratungsunfähigkeit.
Auch keine Zwangsläufigkeit. Kosteneinsparungen lassen sich auch im Vertragsbereich erzielen, z.B. durch Selektivverträge, Integrierte Versorgung, DMP etc. Und Service ist und war schon immer ein Wettbewerbsmerkmal. Wenn Du die vergangenen 2 Jahrzehnte bei den Kassen anschaust, siehst Du auch die Gewichtung dieses Aspektes. Ich finde die zurück gelegten Schritte enorm!
KKA hat geschrieben:Da bevorzuge ich den GF, sofern eine grundsätzliche Reformierung nicht angezeigt ist. Wettbewerb im Gesundheitswesen? Nein danke. Dafür gibt es die 'Privaten'.
Diesen Wettbewerb gibt es doch schon lange. Ärzte stehen miteinander in Konkurrenz, Kliniken noch viel mehr, dazu Sanitätshäuser und und und. Die Versichererseite seit 1996 sowieso. Und ist es seitdem schlechter geworden? Und wenn Du dieser Meinung bist, ist der Wettbewerb daran schuld?

GerneKrankenVersichert
Beiträge: 3599
Registriert: 13.08.2008, 14:12

Beitrag von GerneKrankenVersichert » 11.10.2013, 08:51

KKA hat geschrieben:Beitragsautonomie gleich Wettbewerb, gleich (schleichende) Privatisierung, gleich Kassensterben, gleich Monopolisierung, gleich Leistungsminderung.

Gesundheit wird zunehmend zur Ware, der (kranke) Mensch gerät aus dem Fokus und der Wettbewerb zwingt die Kassen zu Kostenreduzierung durch Personalabbau und Leistungseinschränkungen für die Versicherten. Konsequenz sind Call-Centre Mentalität, Qualitätseinbrüche und damit Beratungsunfähigkeit.

Da bevorzuge ich den GF, sofern eine grundsätzliche Reformierung nicht angezeigt ist. Wettbewerb im Gesundheitswesen? Nein danke. Dafür gibt es die 'Privaten'.

Gruss
KKA
Ich stimmt KKA zu. Auch wenn der GF nicht perfekt ist (Perfektion wird es im Gesundheitswesen m. E. sowieso nie geben), so wären die Beitragsautonomie und Abschaffung des GF wesentlich schlechter. Denn dann muss es für die Kassen, um zu überleben, knallhart um die Selektion der schlechten Risiken gehen. Heutzutage kann man aus einem Kranken tatsächlich einen halbwegs "lukrativen" Versicherten machen, nämlich dann, wenn man es versteht, die Versorgung mittels Selektivverträgen etc. gut (so dass Folgeerkrankungen vermieden werden) und günstig (auch im Hinblick auf weitere, vermeidbare Erkrankungen) hinzubekommen und die Zuweisungen aus dem GF entweder ausreichen oder zumindest kein riesengroßes finanzielles Loch reißen.

Fällt der Ausgleich durch den GF weg, muss man es als Kasse unbedingt vermeiden, kranke Versicherte "zu gut" zu versorgen, da man damit automatisch weitere Kranke anzieht. Die Problematik hatten wir doch vor dem GF mit den "Tankern" und den "Schnellbooten".

Poet
Beiträge: 2426
Registriert: 07.11.2012, 22:39

Beitrag von Poet » 11.10.2013, 10:04

...es gibt noch Variante 3: Die Beitragsunabhängigkeit der Kassen über die individuelle Festsetzung des ARN-Anteils wieder herstellen. Das Geld fließt natürlich trotzdem in den Fonds.

GerneKrankenVersichert
Beiträge: 3599
Registriert: 13.08.2008, 14:12

Beitrag von GerneKrankenVersichert » 11.10.2013, 12:44

... damit bekommen die Kinder "Zusatzbeiträge" und "Prämie" doch nur einen anderen Namen. Und wenn der Beitrag wieder prozentual vom Gehalt abgezogen wird, geht die heutzutage herrschende Transparenz schon ein Stück weit verloren.

KKA
Beiträge: 1082
Registriert: 30.09.2012, 21:41

Beitrag von KKA » 11.10.2013, 13:26

@ Roemer

Sicher, die Servicequalität hat sich im Laufe der letzten Jahre verbessert und zwar ohne wirtschaftlich gesteuerten Wettbewerb. Ein Hauch von Kassen-'Wettbewerb' wird uns ja nachwievor suggeriert.

Wettbewerb? Ja, gerne, wenn ich z.B. die Wahl zwischen VW und Ford, Nokia und Samsung, Gothaer Versicherung oder Direct habe, aber bitte nicht im Rahmen eines gesetzlich verankerten Auftrags für die Gesundheit eines ganzes Volkes Sorge zu tragen.

Kassenärtzlich zugelassene Arztpraxen stehen nur bedingt im Wettbewerb. Der gute alte Hausarzt verdient sein Geld mit einer Mischung aus Masse und Privatpatienten. Ich erkenne keine oder nur geringfügige Unterschiede zwischen den Praxen (Zeitgewährung, Freundlich-und Aufmerksamkeit des Personals, eventuelle kostenpflichtige Zusatzleistungen (Igel) usw.).

Ansonsten schließe ich mich GKVs Beitrag an, wobei die genannten negativen Begleiterscheinungen nicht nur denkbar, sondern auch zu befürchten sind.

Gruss
KKA

Poet
Beiträge: 2426
Registriert: 07.11.2012, 22:39

Beitrag von Poet » 11.10.2013, 15:10

GerneKrankenVersichert hat geschrieben:... damit bekommen die Kinder "Zusatzbeiträge" und "Prämie" doch nur einen anderen Namen.
@GKV: Natürlich, so ist es. Aber das macht die Politik doch gerne.

Antworten