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Plant die Bunderegierung eine neue Praxisgebühr?
Verfasst: 04.12.2011, 11:22
von CiceroOWL
fr-online.de/politik/arztbesuch-koalition-erwaegt-reform-der-praxisgebuehr,1472596,11259216.html
Koalition erwägt Reform der Praxisgebühr
Die Praxisgebühr wirke nicht so wie erhofft. Die Deutschen gehen im Schnitt 18 Mal pro Jahr zum Arzt. Das sei zu viel, sagt der gesundheitspolitische Sprecher der Unions-Fraktion, Jens Spahn.
Der gesundheitspolitische Sprecher der Unions-Fraktion, Jens Spahn (CDU), sagte der Wochenzeitung „Das Parlament“, die Praxisgebühr wirke nicht so wie ursprünglich erhofft. Beabsichtigt gewesen sei „nämlich ein Nachdenken darüber zu befördern, ob ein Arztbesuch wirklich notwendig ist“.
Ein weiter Schritt zur Regulierung des Patientenverhaltens, wäre es da nicht besser gewesen die Änderungen im GKV VSTG gleich mit einzubauen.?
Gruß
Jochen
Praxisgebühr pro Arztbesuch
Verfasst: 11.12.2011, 13:34
von Merlijn
Statistisch sucht jeder Bundesbürger18 mal pro Jahr einen Arzt auf – so berichtet der WDR in der AKS vom 10.12.2011. Catherine Vogel versteigt sich im Weblog noch zu der Äußerung „des Deutschen liebstes Hobby nach Auto und Essen bleibt der Arztbesuch“. Da statistische Zahlen ja immer sehr hilfreich sind, gab Frau Vogel noch zu wissen, dass bei durchschnittlich 18 Arztbesuchen die Deutschen viel gesünder sein müssten. Das nenne ich Logik – im Umkehrschluss bedeutet das, bei nur wenigen Arztbesuchen sind die Menschen kränker.
Die Politiker, die über unser Gesundheitssystem entscheiden, sind selbst privat versichert und erfreuen sich eines gesunden finanziellen Hintergrundes. Während sie weitere Einschränkungen für den „Normalbürger“ beschließen, sanieren sie zu dessen Lasten marode Banken und erhöhen sich mal so nebenbei ihre Diäten. Wir leben in einem Land, in dem Politiker sich in ihrem Amtseid verpflichten „meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde.“ und sich so verhalten, als seien sie in einem Selbstbedienungsladen. Wann endlich werden diese sogenannten Volksvertreter einmal des Meineids angeklagt? In Frankreich würden jetzt bereits die Barrikaden brennen. Wir leben nach wie vor nach dem Grundsatz „Ruhe ist die erste Bürgerpflicht“ – unsere Politiker dürfen sich darauf verlassen.
Was mensch zu meinem Erstaunen immer wieder übersieht, das ist die Verlagerung der Kosten für die Krankenversicherung. War es in früheren Zeiten noch so, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer sich die Kosten für die Krankenversicherung teilten, so hat sich dies im Laufe der Jahre schleichend verändert. Die Erhöhung von Zuzahlungen, die Praxisgebühr, die Begrenzung von Leistungen usw. müssten im Grunde dem Beitragsaufwand zugeschlagen werden. Aber das ist nicht im Sinne der regierenden Parteien, denn dann müsste sich auch der Arbeitgeber daran beteiligen. Also besser Ausschlüsse, die dann vom Patienten durch Selbstzahlung „zugekauft“ werden müssen.
Wenn wir das sehen, was CDU und FDP heute in der Gesundheitspolitik tun, dann sollten wir nicht übersehen, dass es einmal eine Gesundheitsministerin mit Namen Ulla Schmidt gab. Wer also der SPD zukünftig seine Stimme geben möchte, ist gut beraten, auch da etwas genauer nachzuforschen.
Verfasst: 11.12.2011, 14:47
von CiceroOWL
Noch in dieser Legislatur beraten
Allerdings hat sich die Regierung eine Reform der Gebühr selbst auf die Agenda geschrieben. Eine mögliche Reform hatte sie bereits im Koalitionsvertrag aufgenommen. Dort heißt es: "Wir wollen die Zahlung der Praxisgebühr in ein unbürokratisches Erhebungsverfahren überführen."
Seitdem gab es immer wieder Vorstöße, die Praxisgebühr zu überarbeiten. Jüngst erklärte der CDU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn: "Ich bin dafür, dass wir uns das Thema Praxisgebühr noch in dieser Legislaturperiode vornehmen."
Die Gebühr erfülle nicht ihre erwartete Steuerungswirkung, monierte er in der Wochenzeitung "Das Parlament". Gesundheitsexperten warnten allerdings davor, eine Praxisgebühr bei jedem Arztbesuch zu erheben. Damit treffe man vor allem chronisch kranke Patienten.
Häufigstes Argument der Reform-Befürworter ist die Zahl der Arztkontakte in Deutschland. Die liege mit 18 pro Versichertem und Jahr so hoch wie in keinem Industrieland.
Fragwürdiges Argument
Allerdings ist diese Zahl äußerst fraglich. Genannt wurde sie in dem Arztreport 2010 der Barmer GEK mit Daten aus dem Jahr 2008.
Nachdem sie von Vertretern der Ärzteschaft allerdings bezweifelt wurde, hatte die Kasse im Sommer des vergangenen Jahres nachgerechnet und kam schließlich auf 17 Arztkontakte. Kritisiert wurde damals, dass die Kasse die Zahl der Laborfälle zur Berechnung herangezogen haben soll.
Im jüngsten Arztreport der Krankenkasse werden die Arztkontakte denn auch nicht mehr errechnet. Auf der Basis der verfügbaren Routinedaten lasse sich die Zahl nicht mehr seriös quantifizieren, so die Begründung.
Verwiesen wird nun auf die Behandlungsrate, wonach im Jahr 2009 91 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal im Jahr Kontakt zu einem Arzt hatte. Im Durchschnitt hatte die Kasse für jeden Versicherten 8,04 Behandlungsfälle registriert.
aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/krankenkassen/article/683128/bisschen-wind-praxisgebuehr.html
Statistik ist immer nur das was man daraus macht oder was man hineininterpretiert
zeit.de/2002/18/200218_stimmts_churchill.xml
Diese Tendenz zeigte sich auch bei der Dauertherapie von Personen mit chronischen Krankheiten, die weniger auf Zuzahlungserhöhungen ansprechen und ggf. eher zu Generika greifen. Ein Abstract der Studie Im Unterschied zu den anderen Studien zeigt diese Untersuchung somit also ein Verhalten im Sinne der ökonomischen Theorie, wenn PatientInnen bei der Inanspruchnahme von Arzneimitteln zur Behandlung chronischer Krankheiten nicht so stark auf Preisanreize reagieren wie solche ohne erforderliche Dauermedikation. Die gesamte Untersuchung, von der nur das Abstract unter dem Titel Impact of Multitiered Copayments on the Use and Cost of Prescription Drugs among Medicare Beneficiaries kostenfrei zur Verfügung steht, muss indes die Frage letztlich unbeantwortet lassen, ob die beobachteten Effekte tatsächlich Effizienzgewinne belegen oder Folge von Zugangsbarrieren sind.
forum-gesundheitspolitik.de/artikel/artikel.pl?artikel=1197
Verfasst: 11.12.2011, 17:50
von Czauderna
Hallo,
zu Ulla Schmidt und der SPD - ja, daran kann man sich nur allzu genau erinnern,
was hat man gegen Frau Schmidt und die SPD alles für Argumente gebracht hatte undwas war man erleichtert, als dieses Kapitel zu Ende war.
Seltsamerweise sind es aber die gleichen Kritiker von damals, die sich heute wieder Ulla Schmidt in der Sozialpolitik zurück wünschen - offenbar wurde denen in den letzten Jahren bewiesen, dass es noch schlechter geht.
Gruss
Czauderna