Internisten und Ärzte ohne Patientenkontakt scheffeln Umsatz
Verfasst: 24.11.2011, 07:40
PlusMinus Sendung v. 23.11.2011 und dfg v. 24.11.2011-Transparenz: Internisten und Ärzte ohne Patientenkontakt scheffeln Umsatz
(© SWR) Immer mehr Ärzte zeigen Kassenpatienten die Rote Karte: Sie bringen ihnen zu wenig an Honoraren. Da erhalten Patienten von ihrem langjährigen Arzt die Kündigung, und selbst in deutschen Großstadt-Praxen kommt es zu Warteschlangen.
Kein Platz für Kassenpatienten?
"Tut uns Leid, keine Termine mehr in diesem Quartal." - Jeder dritte Arzt schließt seine Praxis inzwischen vorzeitig vor Quartalsende für Kassenpatienten, weil sein Budget ausgeschöpft ist. Und manche Mediziner setzen die gesetzlich Versicherten gleich ganz vor die Tür.
Kündigung für Seniorin
Hildegard Bartels ist fassungslos. In einem unpersönlichen Brief hat die 86-jährige eine Kündigung von ihrem Stuttgarter Hausarzt bekommen. Und das obwohl sie zu den ersten Patienten dieser Praxis gehörte, als sie eröffnet wurde.
Die erschreckende Kündigung kommt von Dr. Wilfried Geissler. Zum Jahresende gibt er die Hälfte seiner Kassenzulassung zurück. Etwa 400 seiner Kassenpatienten müssen sich einen neuen Arzt suchen. Der Hausarzt will sich stärker den Privatpatienten widmen. Auf einer öffentlichen Veranstaltung erklärt er den geschockten Patienten, dass er seine Arbeitszeit von 12 auf acht Stunden reduzieren und sich vom System der gesetzlichen Krankenkassen abnabeln will.
Unattraktive Pauschalbeträge
Kein Einzelfall: Immer mehr Ärzte setzen auf lukrative Privatpatienten - und das obwohl die Arzthonorare der gesetzlichen Kassen seit 1997 um fast die Hälfte auf 32 Milliarden gestiegen sind. Doch die Ärzte stören sich am Abrechnungssystem der Kassen. Vertragsärzte wie Dr. Wilfried Geissler bekommen für gesetzlich Versicherte Pauschalbeträge. Egal wie oft der Arzt einen Patienten im Quartal behandelt, wie lange er dafür braucht: Er bekommt das gleiche Honorar.
Für Hausbesuche oder chronisch Kranke etwa gibt es Aufschläge. Jeder Arzt hat jedoch ein strikt festgelegtes Budget. Behandelt er mehr Patienten als geplant, kommt fast kein Geld mehr obendrauf. Für Privatversicherte gelten solche Regelungen nicht.
Verlockung Privatpatienten
Eine Folge: Immer mehr Ärzte lassen sich dort nieder, wo es reichlich Privatpatienten gibt. Manche Orte wie Starnberg oder Freiburg sind deshalb mit Medizinern überversorgt. Ärztemangel herrscht dagegen auf dem Land und zunehmend bluten auch Problembezirke in Großstädten aus.
Beispiel Berlin Neukölln: Dort leben fast nur gesetzlich Versicherte, Migranten, Hartz-IV-Empfänger. Das rechnet sich kaum für die Ärzte. Wo bisher Praxen waren, finden sich leere Schilder.
Ein echter Notstand, erzählt uns der örtliche Apotheker Peter Bady. Zu ihm kommen fast täglich verzweifelte Patienten auf der Suche nach einem Arzt.
Rein statistisch ist Berlin überversorgt. Doch die Ärzte bevorzugen wohlhabende Viertel - zum Beispiel Charlottenburg. Hier reiht sich eine Praxis an die andere. Das Objekt der Begierde: Privatpatienten. Wer kann, steigt ganz aus, aus dem System der Gesetzlichen Krankenkassen.
Gute Behandlung nicht honoriert?
Dabei geht es nicht nur um Geld, sondern auch um Zeit. Ein Beispiel: Dr. Markus Hansen. Der Orthopäde hat vor sechs Jahren seine Kassenzulassung zurückgegeben. Er widmet nun jedem Patienten mindestens 45 Minuten und behandelt sie vor allem mit seinen Händen.
Solche Behandlungsmethoden werden im gesetzlichen Versicherungssystem so gut wie nicht honoriert. Dort werde viel Geld für technische Untersuchungen ausgegeben und sie würden deshalb auch zu viel gemacht, kritisiert er und fordert stattdessen die ärztlichen Leistungen besser zu honorieren. Dann könne man auch im gesetzlichen System vernünftig die Patienten betreuen.
Für Dr. Markus Hansens Therapie würden die Kassen nur 27,- Euro pro Patient und Quartal zahlen. Für Röntgen-Aufnahmen oder Kernspin-Untersuchungen gäbe es ein Vielfaches, sagt Dr. Markus Hansen. Für viele Ärzte ein Anreiz, Geräte zu nutzen, unabhängig davon, ob das für den Patienten sinnvoll ist. In diesem Wettrennen will Hansen nicht mitmachen. Viele seiner Patienten auch nicht. Etwa die Hälfte ist gesetzlich versichert und zahlt das Honorar aus eigener Tasche. 135,- € pro Behandlung.
Weniger Leistung, höhere Beiträge
Der Ausstieg aus dem Kassensystem ist für die Ärzte eine logische Entscheidung. Doch viele gesetzlich Versicherte fühlen sich zunehmend als Patienten zweiter Klasse.
Wolfram-Arnim Candidus von der Gesellschaft für Versicherte und Patienten kritisiert, dass die Krankenkassen die Leistungen reduzieren und die Therapiefreiheit der Ärzte für die einzelnen Patienten beschränken. Das mindere die Versorgungsqualität, bei steigenden Beiträgen.
Sparen, aber nichts ändern?
Etwas daran ändern könnten die drei großen Spieler im Gesundheitssystem: Die Krankenkassen, die Kassenärztlichen Vereinigungen und die Politik. Doch seit Jahren bewegt sich nichts.
Die Krankenkassen bemühen sich viel mehr um niedrige Kosten als um Verbesserungen für die Patienten.
Starre Strukturen
Wie viel Geld Ärzte für welche Leistung bekommen - darüber entscheiden die Kassenärztlichen Vereinigungen. Wenn sie wollten, könnten sie das Honorarsystem verbessern, sagen Gesundheitsexperten wie Ferdinand M. Gerlach, Institut für Allgemeinmedizin Universität Frankfurt.
In den kassenärztlichen Vereinigungen gehe es in erster Linie um einen Verteilungskampf zwischen verschiedenen Ärztegruppen und zwischen verschiedenen Regionen. Und das sei nicht gut für die Patienten und nicht gut für das System. Es fehle die Kraft etwas Vernünftiges zu machen.
Besseres Honorar-System nötig
Ohne Strukturreform, stattdessen mit mehr Geld will jetzt auch die Politik die Probleme lösen. Gesundheitsminister Daniel Bahr verspricht Ärzten, die in unterversorgte Gebiete gehen, höhere Honorare und mehr Freiheiten bei der Verschreibung teurer Medikamente. Rund 200 Millionen Euro will er dafür locker machen. Doch das wird die Fehlentwicklungen kaum stoppen, befürchtet Ferdinand M. Gerlach, Institut für Allgemeinmedizin Frankfurt.
Insbesondere das Honorierungssystem sei nicht gut. Es belohne häufige Arzt-Patienten-Kontakte und auch unnötige insbesondere diagnostische Leistungen. Die Beteiligten müssten gemeinsam darüber nachdenken, wie man einen Anreiz schaffen kann für gute, qualitativ hochwertige Versorgung auch im ländlichen Raum. Voraussetzung dafür sei ein neues Honorarsystem.
So einen großen Schritt aber wird sich die Politik wohl nicht trauen.
Und so werden Kassenpatienten in Zukunft immer mehr um eine angemessene ärztliche Versorgung bangen müssen. Wegen eines kranken Systems, das offenbar keiner kurieren will.
Ärzte:
Transparenz: Internisten und Ärzte ohne Patientenkontakt scheffeln Umsatz
(dfg 47 - 11) Um es gleich zu Anfang klarzustellen, der Umsatz einer vertragsärztlichen Praxis aus Honoraren, die er von der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bezieht, ist nicht mit dem Gewinn der Inhaber gleich zu setzen. Vom Umsatz sind nicht nur die fixen Praxiskosten (u.a. Miete, Strom, Gehälter) abzuziehen. Und die prozentualen Anteile der Praxiskosten vom Umsatz differieren von Praxis zu Praxis - auch innerhalb einer Arztgruppe. Von dem so erzielten Rohgewinn fließen auch erst einmal u.a. die Beiträge zur Ärzteversorgung, Krankenversicherungsbeiträge und nicht zuletzt Steuern ab, bevor man die verbleibenden „Reste” zum Erhalt des Lebensstandards und zum Schließen möglicher Versorgungslücken oder gar dem Vermögensaufbau nutzen kann. Dennoch, aus dem „Bericht des Bewertungsausschusses über die Entwicklung der Vergütungs- und Leistungsstruktur in der vertragsärztlichen Versorgung für das 1. bis 4. Quartal 2009”, den das Bundesgesundheitsministerium (BMG) am 26. November 2010 gem. § 87 Abs. 3a SGB V dem Bundestag vorgelegt hat (BT-Drs. 17/4000), läßt sich einiges über die Höhe der Umsätze der 52 betrachteten Arzt- und Vergütungsgruppen herauslesen. Von so manchem Vorurteil dürfte man danach Abschied nehmen, andere hingegen bestätigt sehen. Nach dem „Ranking der Kassenärztlichen Vereinigungen” (vgl. dfg 46 - 11, S. 2ff.) legt das dfg-Rechercheteam nun seine Rankings über die Höhe der Umsätze der Arzt- und Vergütungsgruppen des Jahres 2009 vor. Und danach dürften nur noch gewisse Teilbereiche der Vertragsärzteschaft eine „Lizenz zum Gelddrucken” besitzen. Auch wenn es sich nur um bundesweite „Durchschnittswerte” handelt, hohe Umsätze erzie- len danach nur noch Ärzte, die über relativ wenig bis gar keinen direkten Kontakt zu den Patienten verfügen (u.a. Laborärzte, Humangenetiker, Pathologen, Strahlen- und Nuklearmediziner) und diverse Internistengruppen. Die Vertreter der so genannten sprechenden Medizin (Hausärzte, Psychotherapeuten) müssen sich schon arg ins Zeug legen, um in den Status eines steuerlichen „Besserverdienenden” zu gelangen.
http://www.dfg-online.de
Man könnte jetzt folgende Frag stellen die schon vor 177 Jahren gestellt wurde:
Georg Büchner/Ludwig Weidig:
DER HESSISCHE LANDBOTE
(Juli/November 1834)
"Friede den Hütten! Krieg den Palästen!" ?????
Oder wie kann es sein das zunehmend 90 % der gesetzlich Versicherten zunnehmend von einer qualifizierten ärztlichen Versorgung ausgeschlossen werden, bei höheren Kosten und geringerer Leistung.
haufe.de/sozialversicherung/topIssueDetails?objectIds=1321442341.52
Gruss Jochen
(© SWR) Immer mehr Ärzte zeigen Kassenpatienten die Rote Karte: Sie bringen ihnen zu wenig an Honoraren. Da erhalten Patienten von ihrem langjährigen Arzt die Kündigung, und selbst in deutschen Großstadt-Praxen kommt es zu Warteschlangen.
Kein Platz für Kassenpatienten?
"Tut uns Leid, keine Termine mehr in diesem Quartal." - Jeder dritte Arzt schließt seine Praxis inzwischen vorzeitig vor Quartalsende für Kassenpatienten, weil sein Budget ausgeschöpft ist. Und manche Mediziner setzen die gesetzlich Versicherten gleich ganz vor die Tür.
Kündigung für Seniorin
Hildegard Bartels ist fassungslos. In einem unpersönlichen Brief hat die 86-jährige eine Kündigung von ihrem Stuttgarter Hausarzt bekommen. Und das obwohl sie zu den ersten Patienten dieser Praxis gehörte, als sie eröffnet wurde.
Die erschreckende Kündigung kommt von Dr. Wilfried Geissler. Zum Jahresende gibt er die Hälfte seiner Kassenzulassung zurück. Etwa 400 seiner Kassenpatienten müssen sich einen neuen Arzt suchen. Der Hausarzt will sich stärker den Privatpatienten widmen. Auf einer öffentlichen Veranstaltung erklärt er den geschockten Patienten, dass er seine Arbeitszeit von 12 auf acht Stunden reduzieren und sich vom System der gesetzlichen Krankenkassen abnabeln will.
Unattraktive Pauschalbeträge
Kein Einzelfall: Immer mehr Ärzte setzen auf lukrative Privatpatienten - und das obwohl die Arzthonorare der gesetzlichen Kassen seit 1997 um fast die Hälfte auf 32 Milliarden gestiegen sind. Doch die Ärzte stören sich am Abrechnungssystem der Kassen. Vertragsärzte wie Dr. Wilfried Geissler bekommen für gesetzlich Versicherte Pauschalbeträge. Egal wie oft der Arzt einen Patienten im Quartal behandelt, wie lange er dafür braucht: Er bekommt das gleiche Honorar.
Für Hausbesuche oder chronisch Kranke etwa gibt es Aufschläge. Jeder Arzt hat jedoch ein strikt festgelegtes Budget. Behandelt er mehr Patienten als geplant, kommt fast kein Geld mehr obendrauf. Für Privatversicherte gelten solche Regelungen nicht.
Verlockung Privatpatienten
Eine Folge: Immer mehr Ärzte lassen sich dort nieder, wo es reichlich Privatpatienten gibt. Manche Orte wie Starnberg oder Freiburg sind deshalb mit Medizinern überversorgt. Ärztemangel herrscht dagegen auf dem Land und zunehmend bluten auch Problembezirke in Großstädten aus.
Beispiel Berlin Neukölln: Dort leben fast nur gesetzlich Versicherte, Migranten, Hartz-IV-Empfänger. Das rechnet sich kaum für die Ärzte. Wo bisher Praxen waren, finden sich leere Schilder.
Ein echter Notstand, erzählt uns der örtliche Apotheker Peter Bady. Zu ihm kommen fast täglich verzweifelte Patienten auf der Suche nach einem Arzt.
Rein statistisch ist Berlin überversorgt. Doch die Ärzte bevorzugen wohlhabende Viertel - zum Beispiel Charlottenburg. Hier reiht sich eine Praxis an die andere. Das Objekt der Begierde: Privatpatienten. Wer kann, steigt ganz aus, aus dem System der Gesetzlichen Krankenkassen.
Gute Behandlung nicht honoriert?
Dabei geht es nicht nur um Geld, sondern auch um Zeit. Ein Beispiel: Dr. Markus Hansen. Der Orthopäde hat vor sechs Jahren seine Kassenzulassung zurückgegeben. Er widmet nun jedem Patienten mindestens 45 Minuten und behandelt sie vor allem mit seinen Händen.
Solche Behandlungsmethoden werden im gesetzlichen Versicherungssystem so gut wie nicht honoriert. Dort werde viel Geld für technische Untersuchungen ausgegeben und sie würden deshalb auch zu viel gemacht, kritisiert er und fordert stattdessen die ärztlichen Leistungen besser zu honorieren. Dann könne man auch im gesetzlichen System vernünftig die Patienten betreuen.
Für Dr. Markus Hansens Therapie würden die Kassen nur 27,- Euro pro Patient und Quartal zahlen. Für Röntgen-Aufnahmen oder Kernspin-Untersuchungen gäbe es ein Vielfaches, sagt Dr. Markus Hansen. Für viele Ärzte ein Anreiz, Geräte zu nutzen, unabhängig davon, ob das für den Patienten sinnvoll ist. In diesem Wettrennen will Hansen nicht mitmachen. Viele seiner Patienten auch nicht. Etwa die Hälfte ist gesetzlich versichert und zahlt das Honorar aus eigener Tasche. 135,- € pro Behandlung.
Weniger Leistung, höhere Beiträge
Der Ausstieg aus dem Kassensystem ist für die Ärzte eine logische Entscheidung. Doch viele gesetzlich Versicherte fühlen sich zunehmend als Patienten zweiter Klasse.
Wolfram-Arnim Candidus von der Gesellschaft für Versicherte und Patienten kritisiert, dass die Krankenkassen die Leistungen reduzieren und die Therapiefreiheit der Ärzte für die einzelnen Patienten beschränken. Das mindere die Versorgungsqualität, bei steigenden Beiträgen.
Sparen, aber nichts ändern?
Etwas daran ändern könnten die drei großen Spieler im Gesundheitssystem: Die Krankenkassen, die Kassenärztlichen Vereinigungen und die Politik. Doch seit Jahren bewegt sich nichts.
Die Krankenkassen bemühen sich viel mehr um niedrige Kosten als um Verbesserungen für die Patienten.
Starre Strukturen
Wie viel Geld Ärzte für welche Leistung bekommen - darüber entscheiden die Kassenärztlichen Vereinigungen. Wenn sie wollten, könnten sie das Honorarsystem verbessern, sagen Gesundheitsexperten wie Ferdinand M. Gerlach, Institut für Allgemeinmedizin Universität Frankfurt.
In den kassenärztlichen Vereinigungen gehe es in erster Linie um einen Verteilungskampf zwischen verschiedenen Ärztegruppen und zwischen verschiedenen Regionen. Und das sei nicht gut für die Patienten und nicht gut für das System. Es fehle die Kraft etwas Vernünftiges zu machen.
Besseres Honorar-System nötig
Ohne Strukturreform, stattdessen mit mehr Geld will jetzt auch die Politik die Probleme lösen. Gesundheitsminister Daniel Bahr verspricht Ärzten, die in unterversorgte Gebiete gehen, höhere Honorare und mehr Freiheiten bei der Verschreibung teurer Medikamente. Rund 200 Millionen Euro will er dafür locker machen. Doch das wird die Fehlentwicklungen kaum stoppen, befürchtet Ferdinand M. Gerlach, Institut für Allgemeinmedizin Frankfurt.
Insbesondere das Honorierungssystem sei nicht gut. Es belohne häufige Arzt-Patienten-Kontakte und auch unnötige insbesondere diagnostische Leistungen. Die Beteiligten müssten gemeinsam darüber nachdenken, wie man einen Anreiz schaffen kann für gute, qualitativ hochwertige Versorgung auch im ländlichen Raum. Voraussetzung dafür sei ein neues Honorarsystem.
So einen großen Schritt aber wird sich die Politik wohl nicht trauen.
Und so werden Kassenpatienten in Zukunft immer mehr um eine angemessene ärztliche Versorgung bangen müssen. Wegen eines kranken Systems, das offenbar keiner kurieren will.
Ärzte:
Transparenz: Internisten und Ärzte ohne Patientenkontakt scheffeln Umsatz
(dfg 47 - 11) Um es gleich zu Anfang klarzustellen, der Umsatz einer vertragsärztlichen Praxis aus Honoraren, die er von der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bezieht, ist nicht mit dem Gewinn der Inhaber gleich zu setzen. Vom Umsatz sind nicht nur die fixen Praxiskosten (u.a. Miete, Strom, Gehälter) abzuziehen. Und die prozentualen Anteile der Praxiskosten vom Umsatz differieren von Praxis zu Praxis - auch innerhalb einer Arztgruppe. Von dem so erzielten Rohgewinn fließen auch erst einmal u.a. die Beiträge zur Ärzteversorgung, Krankenversicherungsbeiträge und nicht zuletzt Steuern ab, bevor man die verbleibenden „Reste” zum Erhalt des Lebensstandards und zum Schließen möglicher Versorgungslücken oder gar dem Vermögensaufbau nutzen kann. Dennoch, aus dem „Bericht des Bewertungsausschusses über die Entwicklung der Vergütungs- und Leistungsstruktur in der vertragsärztlichen Versorgung für das 1. bis 4. Quartal 2009”, den das Bundesgesundheitsministerium (BMG) am 26. November 2010 gem. § 87 Abs. 3a SGB V dem Bundestag vorgelegt hat (BT-Drs. 17/4000), läßt sich einiges über die Höhe der Umsätze der 52 betrachteten Arzt- und Vergütungsgruppen herauslesen. Von so manchem Vorurteil dürfte man danach Abschied nehmen, andere hingegen bestätigt sehen. Nach dem „Ranking der Kassenärztlichen Vereinigungen” (vgl. dfg 46 - 11, S. 2ff.) legt das dfg-Rechercheteam nun seine Rankings über die Höhe der Umsätze der Arzt- und Vergütungsgruppen des Jahres 2009 vor. Und danach dürften nur noch gewisse Teilbereiche der Vertragsärzteschaft eine „Lizenz zum Gelddrucken” besitzen. Auch wenn es sich nur um bundesweite „Durchschnittswerte” handelt, hohe Umsätze erzie- len danach nur noch Ärzte, die über relativ wenig bis gar keinen direkten Kontakt zu den Patienten verfügen (u.a. Laborärzte, Humangenetiker, Pathologen, Strahlen- und Nuklearmediziner) und diverse Internistengruppen. Die Vertreter der so genannten sprechenden Medizin (Hausärzte, Psychotherapeuten) müssen sich schon arg ins Zeug legen, um in den Status eines steuerlichen „Besserverdienenden” zu gelangen.
http://www.dfg-online.de
Man könnte jetzt folgende Frag stellen die schon vor 177 Jahren gestellt wurde:
Georg Büchner/Ludwig Weidig:
DER HESSISCHE LANDBOTE
(Juli/November 1834)
"Friede den Hütten! Krieg den Palästen!" ?????
Oder wie kann es sein das zunehmend 90 % der gesetzlich Versicherten zunnehmend von einer qualifizierten ärztlichen Versorgung ausgeschlossen werden, bei höheren Kosten und geringerer Leistung.
haufe.de/sozialversicherung/topIssueDetails?objectIds=1321442341.52
Gruss Jochen