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Zusatzleistungen - aufdringliche Ärzte
Verfasst: 08.03.2011, 14:30
von Hercules77
Bekam neulich beim augenarzt einen Infobogen zum thema Glaukomvorsorge als private Leistung. Der Zettel war allerdings derart suggestiv aufgebaut, dass ich mich kaum getraut habe, ihn mit dem "Nein, ich möchte keine WICHTIGE Extraleistung" zurückzugeben.
Man konnte zweimal ja ankreuzen (einmal glaukomvorsorge, einmal zwei Extrauntersuchungen zum Preis für etwas weniger) und einmal:
"ich bin über die Gefahren einer NICHT durchgeführten Untersuchung, die in ALLEN Alterstufen wichtig ist, aufgeklärt worden und wünsche KEINE Vorsorge".
Ich kenne das nur so, dass man ein Infoblatt bekommt aber nicht explizit seine ablehnung kundtun muss. Ich fand das aufdringlich. Ging das euch auch mal so?
Re: Zusatzleistungen - aufdringliche Ärzte
Verfasst: 08.03.2011, 15:19
von Czauderna
Hercules77 hat geschrieben:Bekam neulich beim augenarzt einen Infobogen zum thema Glaukomvorsorge als private Leistung. Der Zettel war allerdings derart suggestiv aufgebaut, dass ich mich kaum getraut habe, ihn mit dem "Nein, ich möchte keine WICHTIGE Extraleistung" zurückzugeben.
Man konnte zweimal ja ankreuzen (einmal glaukomvorsorge, einmal zwei Extrauntersuchungen zum Preis für etwas weniger) und einmal:
"ich bin über die Gefahren einer NICHT durchgeführten Untersuchung, die in ALLEN Alterstufen wichtig ist, aufgeklärt worden und wünsche KEINE Vorsorge".
Ich kenne das nur so, dass man ein Infoblatt bekommt aber nicht explizit seine ablehnung kundtun muss. Ich fand das aufdringlich. Ging das euch auch mal so?
Hallo,
mir fällt auf dass gerade die Haut- und die Augenärzte sehr kreativ sind wenn es um den "Verkauf" von Zusatzleistungen (IGEL) geht. Allein durch die "einfühlsame" Werbung in den Wartezimmern werden die Patienten schon auf die entsprechenden Angebote "vorbereitet" und wenn ich selbst mal das Vergnügen habe dort warten zu müssen, dann kann es schon vorkommen dass an meine Mitpatienten, die vor mir dran waren Zusatzleistungen für mehrere 100,00 €
verkauft wurden - bekommt man ja heute teilweise alles mit (der Datenschutz lässt grüssen).
Gruss
Czauderna
Verfasst: 08.03.2011, 16:01
von Hercules77
naja, und ich hatte das Gefühl, gleich zum patienten 3. Klasse abzusteigen, wenn ich nichts "abschließen" möchte. Die Ärztin war an sich sehr ruppig und da hat man gleich das Gefühl, dass sie sich über meine Nichtzahlungsbereitschaft ärgert.
Verfasst: 08.03.2011, 17:44
von Urmelchen
Hallo Hercules,
so erging es es mir in einer Radiologie die eine Knochenszinitgrafie durchführen sollten.
Da sagte der Radiologe folgendes:
"Wir machen nur die Szintigrafie wenn Sie bei uns eine Knochendichtemessung machen lassen, und die kostete 70,00 €"
(
Ich war damals froh wegen der langen Wartezeit für den Termin und habe die Messung durchführen lassen. Hinterher hatte ich mir überlegt, ich hätte es der Ärztekammer melden sollen, denn in der Zwischenzeit war ich zu einer erneuten Szintigrafie, aber bei einem anderen Radiologen, und da gab es keine Probleme.
LG
Urmelchen
Verfasst: 08.03.2011, 23:36
von leser
»Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) in Arztpraxen: Häufig überflüssig und meist teuer«
Verbraucherzentrale: vz-nrw.de/UNIQ129962007103918/link332642A.html
Verfasst: 11.03.2011, 18:33
von Patientin
hallo,
Nein ich hab so was noch nie erlebt. Ich finde es auch sehr aufdringlich. Aber was will man erwarten in letzer Zeit muss man micht wirklich allem rechnen !!
Verfasst: 12.03.2011, 00:57
von Jolene
genau das selbe wurde mir von "meiner" augenärztin auch aufgedruckt! sie ist auch sehr ruppig. das verrät, dass sie nur an ihrem finanziellen vorteil, und nicht an dir als patienten und an deiner gesundheit oder wohlergehen interessiert ist. damit erleichtert sie dir aber die Entscheidung - du sollst zu so so einem arzt nicht mehr hin und dir einen guten arzt finden - weil wehe, wenn du einmal tatsächlich glaukom oder eine andere schwere krankheit hast und wirklich an sie angewiesen bist!
Verfasst: 15.03.2011, 21:31
von tipsianja
Schon Wahnsinn wenn man die Fälle von euch so sieht. Zwar ist ein Arzt nichts anderes als eine kleine Firma, aber die Menschlichleit sollte schon immernoch erhalten bleiben!
IGeL: Nutzen oder Patienten-Abzocke?
Verfasst: 21.09.2011, 00:26
von leser
Ärzte Zeitung, 19.09.2011 hat geschrieben:IGeL: Nutzen oder Patienten-Abzocke?
Das DIMDI kritisiert zwei Top-IGeL: Die Glaukom-Früherkennung und der vaginale Ultraschall bringen Patienten nichts. Während die Augenärzte mit Unverständnis reagieren, stimmen die Gynäkologen der DIMDI-Beurteilung zu.
[...]"Eine belastbare Evidenz zum Nutzen von Glaukom-Screening fehlt", so das DIMDI. Ein Screening auf Glaukom könne daher nicht empfohlen werden.[...]
Zum Artikel: aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/augenkrankheiten/article/670411/igel-nutzen-patienten-abzocke.html
Verfasst: 19.10.2011, 15:14
von Hercules77
Hallo Jolene, ja das hab ich gemacht. Ich werde dort kein zweites mal mehr hingehen und habe -- zugegeben -- auf einem Bewertungsportal auch eine ausführliche Beschreibung über die Ärztin abgegen. Eigentlich ist das eine unschöne Sache und sicher auch nicht immer neutral, aber wenn ich mich über Ärzte informiere, freue ich mich, wenn jemand schon mal über seine Erfahrungen hat. Irgendwie erkennt man am Schreibstil, ob jemand einfach aus Wut eine Bewertung geschrieben hat oder ob er die Situation angemessen beschreiben kann. Trennung von Tatsache und persönliches Befinden eben ...
und Urmelchen: Das ist ja der Hammer! Tatsächlich ein Fall für die Ärtzekammer ... Mediziner sitzen eben am längeren Hebel und das nutzen einige wenige scheinbar wirklich aus.
Verfasst: 19.10.2011, 15:33
von röschen
Ja, ich finde es auch immer heftig.
Kürzlich beim Augenarzt als erstes zwei Merkblätter zum Unterschreiben erhalten, einmal Glaukomvorsorge und einmal Sehschärfenbestimmung, beides natürlich selbst zu bezahlen.
Noch ärgerlicher fand ich die Gynäkologin hier am Ort (ich habe inzwischen eine andere, auch wenn ich dorthin weiter fahre).
Ich wurde vor 8 Jahren wegen eines Tumors operiert. Der fiel übrigens durch simples Abtasten auf. Als ich vor einem Jahr wieder ähnliche Beschwerden hatte, ab zur Gyn. Die erklärte mir, zur Abklärung brauche sie sicherheitshalber eine Ultraschalluntersuchung, die sei aber selbst zu bezahlen. Wer sagt da "nein" und wartet lange auf einen neuen Termin woanders? Die neue Gyn sagte übrigens, in solchen Fällen sei es Kassenleistung. Aber ich bin noch nicht mal sicher, ob es die vorige nicht dort auch noch abgerechnet hat. Zumal man dort bei jedem (!) Termin an der Rezeption erst mal eine Preisliste für angeblich äußerst sinnvolle Igel-Leistungen in die Hand gedrückt bekam (viele Laboruntersuchungen, Ultraschall).
Verfasst: 19.10.2011, 17:18
von Hercules77
Nach einer solchen Diagnose bist du doch Risikopatient. Und da soll man das selbst bezahlen? Das ist kaum zu glauben. Den Unterschied zwischen der gleichen Leistung als privat oder Kasse hab ich in diesem Artikel gelesen:
"Kommt etwa ein Patient mit Brustschmerzen zum Arzt, sind EKG und gegebenenfalls erweiterte Herzdiagnostik selbstverständlich eine Kassenleistung". Wer keine Beschwerden hat und einfach einen Check machen will, muss selbst zahlen. Findet du unter news.de/gesundheit/799942131/medizinisch-notwendig-oder-abzocke/2/ ... Da steht übrigens auch was zur Glaukomvorsorge. Das sei wohl eine von den sinnvolleren Leistungen, weil die Krankheit sonst sehr später erkannt wird. Beschwerden kommen sehr spät. Ist aber erst ab 40 so richtig relevant.
Verfasst: 23.10.2011, 01:49
von getSunshine
Ich hatte damals auch so eine Igelleistung beim Augenarzt angeboten bekommen.... seitdem war ich nie wieder beim Augenarzt. Und das sind schon etliche Jahre her. Obwohl meine Augen immer schlechter werden, werde ich wohl wieder nur zum Optiker gehen und mir eine neue Brille kaufen. Das ist schon teuer genug- da brauche ich nicht noch 10 Euro Praxisgebühr und Igelleistung obendrauf zahlen.
Ablehnung - Selbstverantwortung?
Verfasst: 10.12.2011, 23:26
von schemesch
Ich hatte auch einen Termin beim Augenarzt wegen einer Entzündung meiner Augen und wollte das natürlich abklären lassen.
Da haben mich aber die sehr unfreundlichen und arroganten Vorzimmer "Damen" gedrängt, die Glaukomvorsorge-Untersuchung machen zu lassen.
Mein Hinweis, dass ich wahrscheinlich die Tropfen dieser Untersuchung nicht vertrage, da ich sowieso schon stark rote und entzündete Augen habe, hat sie nicht interessiert. (ich bin sehr starker Allergiker!)
Auf einer Einwilligung zur Untersuchung stand übrigens:
"Eigenverantwortung
Wegen der großen Bedeutung, die diese Vorsorgeuntersuchung für ihr Augenlicht haben kann, bitten wir sie, uns ihre Entscheidung auf diesem Blatt schriftlich mitzuteilen. Sie übernehmen damit auch selbst die Verantwortung für eine richt rechtzeitig erkannte Erkrankung, falls sie die Früherkennungsuntersuchung nicht wünschen"
Da fühlt man sich regelrecht genötigt, diese Untersuchung machen zu lassen. Man hat Angst, dass die Kasse dann die evtl. Kosten nicht übernehmen wird.
Ist das aber so?
Ich wollte doch nur meine schlimme Entzündung der Augen abklären lassen und diese Vorsorgeuntersuchung nicht machen lassen.
Wie verhalte ich mich das nächste Mal?
Soll ich diesen Zettel einfach nicht unterschreiben?
Leider kann ich zu keiner anderen Augenarztklinik. DAs ist die einzigste in meinem Umkreis.
Verfasst: 11.12.2011, 12:46
von Czauderna
Hallo,
nun sollten wir wirklich nicht den Eindruck erwecken, dass alle Ärzte, die ihren Patienten eine dieser "IGEl-Leistungen" anbietet nut das Abzocken des Patienten im Kopf hat. Sicher ist es eine zusätzliche Einnahmequelle, aber der Patient sollte auch anerkennen, dass sich sein Arzt nicht nur auf die Vertragsleistungen zurückzieht sondern auch andere Möglichkeiten anbietet. Es liegt doch am Patienten selbst zu entscheiden ober das möchte und diese zusätzliche Leistung auch selbst bezahlen will.
Wo es doch meist daran scheitert ist die mangelnde, vorherige Aufklärung des
Patienten durch den Arzt - das ist doch in der freien Wirtschaft genau so - natürlich kann ich mir eine einfache Kaffemaschine kaufen für 15,00 €, ich kannn
allerdings auch eine Maschine für 700,00 € kaufen, die eben auch "nur" Kaffee
macht.
Das Problem ist eben, dass man zu seinem Arzt ein ganz anderes Verhältnis hat als zu einem Verkäufer in einem Geschäft und der psychologische Druck ein ganz anderer ist.
Gruss
Czauderna