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Es geht auch anders

Verfasst: 02.02.2010, 13:44
von anfaenger
Hier mal die 3 Kassen mit Prämienzahlungen.
BKK ALP plus 50€ jährl.Prämie
G&V BKK 6 € mlt.
hkk 5 € mtl.

Verfasst: 02.02.2010, 15:24
von Czauderna
Hallo,
na, das ist doch super - da die Kassen , die einen Zusatzbeitrag erheben, ihren Mitgliedern sagen müssen, dass sie kündigen und in Kassen wechseln können ohne Zusatzbeitrag dann könnten sie doch gleich empfehlen in diese Kassen abzuwandern die Prämien zahlen - ich persönlich wuesste sofort
etliche Rentner in der Pflegestufe III mit niedrigem Einkommen, die für einen solchen Tip sehr dankbar wären und die hier genannten Kassen wären dies mit Sicherheit auch - was meinst Du Anfänger ?
Gruß
Czauderna

Verfasst: 03.02.2010, 01:29
von anfaenger
ach und du meinst die besagten kassen haben keine versicherte in pflegestufe 3 oder wie soll ich das verstehen.
oder was willst du damit sagen?

Verfasst: 03.02.2010, 12:34
von Czauderna
Hallo,

machen wir doch einmal eine überschlägige Rechnung auf, also ein Planspiel, das in Wahrheit selbstverständlich
so nicht stattfinden wird.

Da haben Wir Kasse A. ein Großkasse mit mehreren Millionen Versicherten
und dazu noch Kasse B. mit einem Versichertenbestand von ca. 500.000
Menschen.

Kasse B. hat aufgrund der Größe und der schlanken Struktur, also nur sehr wenig Filialen vor Ort und demzufolge auch wenig Personal aber auch einen relativ jungen und gesunden Versichertenbestand.

Die Finanzlage der Kasse B. sieht so gut aus, dass sich die Kasse zur Ausschüttung einer Prämie entschliesst, sagen wir mal 100,00 € pro Jahr an jedes zahlende Mitglied, das macht bei angenommenen 200.000 zahlenden Mitgliedern eine jährliche Summe von 20 Millionen €.

Die Groß-Kasse A. dagegen hat aufgrund ihrer Struktur und ihres nicht ganz sp guten Versichertenbestandes das Problem einen Zusatzbeitrag von 8,00 € nehmen zu müssen

- wenn wir mal von 2.000.000 zahlenden Mitgliedern ausgehen, die Verwaltungskosten abziehen, also bei 6,00 € landen und wenn auch wirklich alle zahlen, dann sind das 144 Millionen
Mehreinnahmen im Jahr die für Leistungen ausgegeben werden können.

Ein chronisch Kranker und pflegebedürftiger Mensch kostet seine Kankenkasse nach Abzug seiner persönlichen Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge die Kasse im Jahr ca. 5.000,00 €. (wirklich nur geschätzt und angenommen)

Wenn es nun der Kasse gelänge nur 10.000 dieser Mitglieder an Kasse B.abzugeben entginge ihr zwar der normale Beitrag und der Zusatzbeitrag,
sie würde aber 50 Millionen an Netto-Leistungen einsparen.

Rein wirtschaftlich für die Kasse soager noch von Vorteil - zynisch aber wahr.

Ja und Kasse A - hätte dann den Salat - mehr Mitglieder bringen nicht nur mehr Betrag in die Kasse sondern auch erhöhten Verwaltungsaufwand und Personalbedarf
und um bei unserem Spielchen zu bleiben eine enorme Steigerung der Ausgaben weil nun eben die Versichertenstruktur nicht mehr so günstig ist wie vorher. Was bleibt deshalb Kasse A nichts anderes übrig als auch einen Zusatzbeitrag zu fordern
- so geht das, und da haben wir die Problematik des Finanzausgleichs noch gar nicht berücksichtigt und die Höhe der Kopfpauschalen an die KV.`en usw., usw. -

Gruß
Czauderna

Verfasst: 03.02.2010, 13:27
von Lohnbuchhalter
Hi Czauderna,

ich mag solche Planspiele. Jedoch fehlen miner Meinung nach noch ein paar Punkte, auch wenn es das alles dann ein wenig komplizierter macht.

Mit dem Gesundheitsfonds findet ja auch eine andere Umverteilung statt, so bekommen "Kranke" wesentlich mehr Geld aus dem Fonds wie "Gesunde" ob es das aufwiegt kann ich als Lohnbuchhalter leider nicht beurteilen, (da hast du als Kassenmitarbeiter einen Vorteil :D ) jedoch scheint bei anderen Krankenkassen mit einer ähnlichen Versichertenstruktur wie der DAK die Rechnung aufzugehen (ich denk da nur an die Knappschaft oder die AOKen (wer weis wie lange noch))

Des weiteren kann ich mir nicht Vorstellen, dass die BKK für Heilberufe und die BKK Gesundheit so viele Pflegebedürftige Mitglieder haben, da sie ja in der Vergangenheit auch viele Junge Mitglieder ducrh günstige Beitragssätze angezogen haben.

Daher kann meiner Meinung nach das Problem ehr bei der Umverteilung des Gesundheitsfonds liegen.

Verfasst: 03.02.2010, 14:04
von Czauderna
Hallo Lohnbuchhalter,

das mag sicher auch ein Grund ein, deshalb habe ich ja auch mit meinem letzten Satz meines Beitrages darauf hingewiesen.

Ob solche oder ähnliche Rechnung in den Vorstandsetagen der Kassen auch mal aufgemacht wurden oder werden - ich weiß es nicht - aber das wäre auch eine Art der "Bestandsbereinigung" und die Mitbewerber würden wieder auf "Augenhöhe" nach unten gebracht werden.

Gruß

Czauderna

Verfasst: 03.02.2010, 19:39
von GerneKrankenVersichert
Lohnbuchhalter hat geschrieben: Mit dem Gesundheitsfonds findet ja auch eine andere Umverteilung statt, so bekommen "Kranke" wesentlich mehr Geld aus dem Fonds wie "Gesunde" ob es das aufwiegt kann ich als Lohnbuchhalter leider nicht beurteilen, (da hast du als Kassenmitarbeiter einen Vorteil :D ) jedoch scheint bei anderen Krankenkassen mit einer ähnlichen Versichertenstruktur wie der DAK die Rechnung aufzugehen (ich denk da nur an die Knappschaft oder die AOKen (wer weis wie lange noch))
Das geht solange gut, wie die Krankenkasse es schafft, den Kranken mit dem Geld, das sie für ihn aus dem Fonds erhält, zu versorgen. 2009 war die monatliche Grundpauschale z. B. 185,6373 Euro. Bei dieser Pauschale muss man allerdings Zu- und Abschläge je nach Alter und Geschlecht berechnen. Für ein weibliches Neugeborenes bekam die KK z. B. einen Zuschlag von ca. 190,-- €, für ein männlichen von knapp 270,-- €. Ab dem Folgejahr muss die KK allerdings mit empfindlichen Abschlägen rechnen.

Machen wir mal ein Rechenbeispiel mit einem 44jährigen Dialysepatienten, der noch arbeiten geht. Da haben wir die Grundpauschale von ca. 185,-- €, den Abschlag von 130,-- € und dann noch den Zuschlag aufgrund des vom Arzt hoffentlich richtig dokumentierten Dialysestatus in Höhe von 4080,-- €. Die Krankenkasse erhält im Jahr also 49.620,-- € für diesen Versicherten aus dem Fonds. Schafft sie es, ihn damit oder sogar noch günstiger zu versorgen, ist alles gut und der Hinweis auf die Versichertenstruktur irrelevant. Schafft sie es jedoch nicht, reißt ihr jeder Dialysepatient ein weiteres großes Loch ins Budget, das die Krankenkasse mit überwiegend jungen und gesunden Mitgliedern nicht verkraften muss.

Die AOKen haben ja im Vorfeld viel Kritik für ihr "Upgrading" einstecken müssen und die Frage ist, ob sie - wie von Herrn Hecken angekündigt - Rückzahlungen leisten müssen, falls ihr Versichertenbestand überdurchschnittlich viel kränker geworden ist als der der anderen Kassen. Warten wir mal ab, wie sich das alles noch entwickelt.

GKV

Verfasst: 03.02.2010, 20:19
von yerry
Ich muss Czauderna Recht geben. Die KK, die mit Auszahlungen locken werden sich noch wundern, welche "Zuwanderung" sie bekommen. Abgesehen davon denke ich es wäre sinnvoller, diese Überschüsse für schlechte Zeiten aufzubewahren. Durch die aktuelle Situation werden viele Menschen in Depressionen verfallen oder durch andere Krankheiten vermehrt ausfallen. Ob es da so schlau ist, seine Überschüsse rauszuhauen um ein paar Monate später einen Zusatzbeitrag erheben zu müssen ist dabei fraglich :roll:

Verfasst: 03.02.2010, 20:50
von VolonMRX
@Anfänger
Lass mal 2-3 Versicherte einer Krankenkasse aus Köln zu einer der von Dir genannten Krankenkasse wechseln. Ich und bestimmt noch einige andere Personen aus diesem Forum wären auf das Ergebnis sehr gespannt...

Ja, es ist zynisch, aber Wörter wie "Hochkostenpatient" sind mit Sicherheit nicht einfach aus Langeweile entstanden.

Verfasst: 03.02.2010, 20:58
von Lohnbuchhalter
erfahrungsgemäß wechseln aber solche "Hochkostenpatienten" nicht. Und wenn man micht fragt, kann ich nicht verstehen warum es für solche Patienten keinen Risikopool gibt, es wäre doch einl leichtes mit dem Fonds einen gewissen Prozentsatz für soche Patienten auszugeben und die Kassenwelt wäre dann wieder ein wenig gerechter.

Verfasst: 03.02.2010, 21:42
von yerry
@ Lohnbuchhalter

Man könnte im Gesundheitssystem sehr viel gerechter und auch einfacher machen, aber wie soll das gehen, wenn in Berlin keiner am richtigen Hebel sitzt, der richtig Ahnung vom Gesundheitssystem hat.
Hiermit will ich nicht die Kompetenz der Politiker insgesamt in Frage stellen. Ich finde nur, man sollte Entscheidungen denen überlassen, die Ahnung davon haben und mit dem Gesetz auch umgehen...

Verfasst: 03.02.2010, 22:40
von anfaenger
@Czauderna

ich kann deinen ausführungen schon folgen mir aber nicht vorstellen das die z.b bkk alp weniger kranke ( oder schlechte risiken ) haben soll als die
dak . die bkk alp gibt es schon seid 1884 und da ist die versicherungsstruktur bestimmt ganz normal gewachsen.

Verfasst: 04.02.2010, 12:31
von Czauderna
Hallo Anfänger,
bitte nicht so tragisch nehmen, aber du trägst deinen Namen zu Recht.
Die von dir zitierte BKK existiert wirklich schon sehr, sehr lange aber, und jetzt kommt es, sie war bis 1996 eine reine Betriebskrankenkasse - du kennst den Unterschied zwischen einer Betriebskrankenkasse vor 1996 und einer Ersatzkrankenkasse oder einer AOK ??
Wenn ja, dann solltest du auch etwas über die Zusammensetzung des Mitgliederkreises beider Kassenarten wissen - wenn nein, lass es mich wissen, ich helfe gerne aus.
Gruß
Czauderna

Verfasst: 04.02.2010, 13:12
von anfaenger
na dann hilf mal
aber wenn das hier nur ein Forum für Profis ist, werde ich mich eben wieder anmelden. vielmals sorry

Verfasst: 04.02.2010, 14:17
von Czauderna
Hallo,
nein, das ist kein Forum für Profis und meine Anfangsbemerkung war auch eher als Spass gemeint.
Also, eine Betriebskrankenkasse (BKK) war greundsätzlich nur zugänglich für Mitarbeiter eines bestimmten Betriebes - Aussenstehende konnten sich dort nicht versichern lassen. Der Vorteil war, dass Leistungen eben nicht in diesem Maße anfielen als bei den sog. Primärkassen (AOK oder IKK) oder den Ersatzkassen (Barmer, DAK, Techniker usw.) - auch die Zahl der Rentner und die damit verbunden Leistungen waren übersichtlich weil eben nur aus dem betreffenden Betrieb stammend. Hinzu kam, dass Betriebskrankenkassen keine eigenen Verwaltungskosten hatten - diese Kosten wurden vom Betrieb getragen - daher hatten diese Betriebskrankenkassen gigantisch niedrige Beitraggssätze - als ich anfing lag der Beitragssatz bei uns bei. 9,6 % da hatte eine BKK in unserer Nachbarstadt gerademal 6,5% auf dem Zettel stehen.
Durch eine Gesetzesänderung war es den BKKén plötzlich erlaubt sich zu öffnen, wie das so schön hiess, dies bedeutete dass nun auch betriebsfremde Mitglied dieser BKK werden konnten. Aus verständlichen Gründen machten Anfangs sehr wenige BKKèn von diesem Recht gebrauch.
Schlagartig änderte sich dies als 1996 der Gesetzgeber beschloss, dass alle gesetzlich Versicherten eine freie Kassenwahl haben sollten - dies bedeutete das die Angestellten_Ersatzkassen jetzt Arbeiter aufnehmen konnten, durften oder mussten (ich weiss, dass es eine Kasse gaben, die darüber seinerzeit nicht glücklich war und sehr wenig tat um solche neuen Mitglieder zu bekommen - man fürchtete um die Spitzenposition unter Deutschlands Krankenkassen unbegründet wie man heute weiß).
Aber zurück zu den BKKèn - die erkannten ihre Chance aufgrund ihres niedrigen Beitragssätze zu einem ernormen Mitgliedezuwachs zu kommen.
Die Taunus BKK oder die Schwenninger sollen hier einmal als Beispiele herhalten. Durch entsprechende Werbemassnahmen jagten sie den Groß-Kassen, vordringlich den AOK`en massenhaft die Mitglieder ab - auch die Ersatzkassen musste damals viel Federn lassen. Wir profitierten davon, dass wir jetzt auch Arbeiter aufnehmen durften - wenn es bei dieser Entwicklung seinerzeit Verlierer gab, dann waren das die AOKèn.
Seit dieser Zeit gibt es nun dem "Kampf" zwischen den Kassenarten um die Versicherten und bisher war es eben so, das, wann immer es Veränderungen auf dem Beitragssatzsektor gab, die jungen, gesunden und gutverdienenden die Kasse wechselten und zu den "Billig-Kassen"
gingen - die Leistungsempfänger, wie z.B. der Versicherte in Pflegestufe III und dazu auch noch chronisch krank - der blieb bei seiner alten Kasse, dies aus guten Gründen - denn damals galt der Spruch noch - was billig ist, das taugt auch nichts.
Heute kann man das auf dem Krankenkassenbereich nicht mehr unbedingt so sagen, denn billig ist keine Kasse mehr.
Der Zusatzbeitrag entfacht wieder die "Schnäppchen-Mentalität" bei den Versicherten obwohl jeder weiss, dass er auf Dauer, wenn sich die Sozialpolitik nicht ändert, davor nicht wegrennen kann.
Ja, und so kommt es eben, dass die BKK`en traditionell eben nicht so viele Leistungsempfänger in ihren Reihen haben wie die Gross-Kassen und von daher machen solche Rechnungen wieder Sinn.
Ob wir das als Gross-Kasse wollen (mit Sicherheit nicht) oder ob das die BKK`en so wollen (mit Sicherheit auch nicht), das spielt dabei keine Rolle - wir sind allesamt gegenüber dem Gesetzgeber weisungsgebunden.
Das wir in Deutschland auf die Einheitskrankenversicherung zusteuern - ich denke das dürfte jedem der sich für dieses Thema interessiert, klar sein.
Gruß
Czauderna