Wie finde ich eine PKV? - Ein paar Antworten
Verfasst: 06.10.2008, 11:23
Habe jetzt schon einige Posts gesehen, wo danach gefragt wird. Welche und ob man eine PKV beantragt. Finde ich total verständlich, denn das ist ein großes Thema und eine sehr lange Entscheidung. Ich hoffe ich kann hier mal etwas weiterhelfen.
1. Der Vermittler/Informationsquellen
Das schlimmste bei ner privaten Krankenversicherung ist es den passenden Vermittler und oft auch die damit verbundene PKV zu finden. Also wie finde ich nun Informationen und den ehrlichen und richtigen Vermittler?
Finanztest
Meistens versuche ich mich mal mit der Finanztest, denn die testen ja auch alles. Allerdings sehe ich von einer Meinungsbildung durch die Finanztest eher ab. Warum? Da ich selber Abonent bin ist mir häufig schon aufgefallen, dass bei einem so sachlichen Thema häufig die Journalisten ihre Distanz beim Thema Versicherungen aufgeben und man ganz leise immer wieder Untertöne gegen gewisse Unternehmen hören kann. Die Situation führt dann dazu, dass Testberichte über die selbe Gattung aber von verschiedenen Autoren vollkommen wiedersprüchliche Inhalte liefern.
Der Vermittler
Es gibt Makler und es gibt weisungsgebundene Firmenvertreter (entweder für eine oder zwei oder drei Unternehmen). Als dritte und letzte Gattung gibt es noch den Honorarberater.
Fangen wir mal beim Makler an. Versicherungsfuzzis gibts wie Sand am Meer also worauf sollte ich achten?
- Machen Sie einen Termin bei Ihm im Büro aus! Dort sehen Sie gleich mal sein Umfeld. Bei einem erfolgreichen und gut funktionierenden Maklerbüro gibts mindestens eine Assistentin und gepflegt sollte es auch aussehen. Das ganze Büro sollte so aussehen, dass dort auch öfter mal Kunden reinkommen.
- Lassen Sie sich die IHK-Registrierung vorlegen. Wenn ein Makler diese hat muss er schon ganz ordentlich in Vorleistung gegangen sein. Um diese zu erhalten muss er nämlich bei der IHK vollkommen die Hosen runterlassen. Er muss SCHUFA-Zeugnis, Auszüge aus dem Schuldnerverzeichnis und aus dem Strafregister vorlegen. Ergo Makler, welche diese Registrierung besitzen sind schon mal keine überschuldeten Strukkis.
- Testen Sie sein Fachwissen. Ein Makler sollte wissen, dass es je nach Gesellschaft unterschiedliche Zeiträume für die Gesundheitsfragen gibt. Täuschen Sie etwas vor, was bei Gesellschaft A schwierig werden könnte und bei Gesellschaft B vielleicht gar nicht gefragt wird. Die Antwort sollte prompt oder nach 2 Tagen bei Ihnen eintreffen. Weiss er es nicht. Suchen Sie sich nen anderen.
- Ein guter Makler erzählt Ihnen, wie er sein Geld verdient. Egal welches Versicherungsprodukt Sie im PKV-Bereich abschließen. Die "Vertriebskosten" sind schon drin, und die beinhalten auch die Provision für den Vermittler. Also bezahlen Sie ihren Berater indirekt, lassen Sie ihn dafür ruhig ein wenig arbeiten. Ein guter Vermittler geht mit diesem Thema offen um!
Für Einfirmenvertreter gelten ähnliche Kriterien. Bis auf die Registrierung und die Marktkenntnis.
Da das dahinterstehende Unternehmen für den Vermittler bürgt, ist eine Registrierung kein großer Act. Außerdem muss Ihnen ein solcher keine Auskünfte über bessere oder andere Versicherer geben. Sonst würde er ja seine Tätigkeit selbst negieren.
Gehen Sie trotzdem in Seine "Agentur" und schauen Sie sich dort alles an. Außerdem sollte er Ihnen auch erzählen wie er sein Geld verdient und wie Sie ihn eigentlich bezahlen.
Eine relativ neue Gattung sind Versicherungsberater. Ihre Tätigkeit ist ähnlich zu der eines Maklers. Bloß das der Ihnen kein Produkt vermittelt sondern sie berät und ein Honorar von Ihnen bekommt.
Hier können Sie sich auf den Rat verlasssen. Auch Berater müssen sich registrieren und haben die gleichen Hürden wie Makler. Außerdem ist die spezielle Lizenz weg, wenn er doch vermitteln sollte.
Aus persönlicher Erfahrung gibt es dort einige Nachteile. Leider sind Deutsche geistig nicht so weit, dieses Angebot wirklich wahr zu nehmen. Denn so eine Beratung kostet je nach Produkt zwischen 300 und 1500 EUR (PKV 750 bis 1100 EUR). In meinen Augen gut investiertes Geld, allerdings tut man sich ja schwer so eine große Summe auf einmal zu bezahlen. Weiterer kleinerer Haken an der Sache ist, dass sie Honorar für den Berater und Abschlusskosten beim Versicherer bezahlen. Viele Berater kennen Produkte ohne diese Kosten. Allerdings ist dieser Markt eher im Aufbau.
2. Grundsätzliches zur PKV
Bei den vielen Gesellschaften kann man schnell den Überblick verlieren. Meine Empfehlung: Achten Sie auf "AG" und "a.G.". Dieses Detail ist ein großer Unterschied. AGs sind Kapitalgesellschaften mit dem Gewinn der Aktionäre als Ziel. Ich fühle mich bei dem Gedanken, mit meiner Gesundheitsabsicherung Renditeerwartungen zu erfüllen nicht so gut. Also habe ich mich bei der "a.G." versichert, was einfach "auf Gegenseitigkeit" heisst. Solche Unternehmen sind Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit. Ziel ist eine gute Versorgung und eine gute Performance für den Versicherer und nicht für den Aktionär. Was heisst, dass die Überschüsse in ihre Rückstellungen fließen als in die Dividende. Ein kleiner aber feiner Unterschied. Bekannte Gesellschaften sind die Barmenia, Universa und die "Alte Oldenburger".
Bei der PKV nicht den Preis in den Vordergrund stellen, das ist mein größter Tipp. Sei es allgemein oder bei der Entscheidung zwischen Gesellschaften. Das bricht Ihnen nach spätestens 20 Jahren das Genick. Wichtig sind gute Nebenleistungen (Kur/Physiotherapeutische Behandlungen, Psychater), Erstattungssätze der GOÄ und GOZ, Beitragsrückerstattungen und wie einfach ich zwischen den Tarifen des Versicherers wechseln kann.
Informieren Sie sich über die Beitragsstabilität. Mehr kosten wird Sie immer, ein gut ausgestatteter Golf kostete mal 10.000 Mark und heute umgerechnet fast 35.000. Neben dem "Mehr" an Auto hat natürlich auch Preissteigerung und Inflation mit reingespielt. Eine gute PKV ist nicht dreimal so hoch wie die durchschnittliche Inflationsrate. Ähnlich wie beim "Mehr" an Auto gibts auch neue Untersuchungen und Behandlungsmethoden. Eine CT-Aufnahme ist gut 30 mal teurer als ein Röntgenbild.
Leisten Sie sich nur die Selbstbeteiligung, die Sie auch in der Tasche haben. Selbständige sollten irgendwann eine SB von über 1000 oder gar 2000 Euro für sich haben, aber bitte Step by Step. Legen Sie sich das Geld auf ein extra Tagesgeldkonto und lassen Sie es dort. Es gibts nichts schlimmeres als sich an seinen Krankheiten zu ruinieren. Denn mit HartzIV sind sie PKV und die damit verbundenen besseren Leistungen auch wieder los.
Ein Krankentagegeld für Selbständige sollte um den 29. Tag beginnen. Bedeutet, 29 Tage lang eigenes Geld haben bevor meine KV was leistet. Für Familienfürsorger eher der 21. Tag. Sichern sie lieber 10 Euro mehr Tagessatz ab, als zu wenig.
Angestellte brauchen Ihr KT durch Lohnfortzahlung erst ab dem 43. Tag. Hier gilt die Empfehlung sich mit 30% überzuversichern. Dies ist erlaubt, weil keiner die hälfte der Sozialabgaben übernimmt. Heisst, dass sie zum Beispiel die vollen 19,9% in die DRV zahlen müssen aus ihrem KT.
So erstmal genug.
Stehe für weitere Fragen gerne zur Verfügung[/u]