ErnstXV hat geschrieben:roemer70 hat geschrieben:Daher vertrete ich die Meinung, dass das bestehende System nicht komplett umgekrempelt werden muss, um Verbesserungen herbeizuführen.
Kleine punktuelle Reformen (z.B. zur Mindesteinstufung Selbständiger, zu Individualverträgen mit Leistungserbringern, Beitragsbemessungs- & Versicherungspflichtgrenze, Verträge zur Integrierten Versorgung statt Bonusprogrammen etc.) können schon viel leisten.
"könn
ten schon viel leisten"
! ... Da frage ich mich doch- und die ganze GKV-Gemeinde:
Warum ist dieses vermeintlich "solidarische" System nichteinmal zu diesen "kleinen punktuellen Reformen" fähig???
das "System" kann nicht alleine handeln - es handeln nur die Menschen innerhalb und außerhalb des Systems: Politiker, Versicherte, Ärzte, Pfleger, Arbeitgeber, Verwaltungsräte und Vorstände von Kassen, Krankenhaus-Chefs, Gewerkschafter, Mitglieder von Verbraucher- und Patientenschutzgruppen, Lobbyisten etc. etc. etc.
alle vertreten unterschiedliche Interessen, die sie durchsetzen möchten - schließlich geht es um enorm viel Geld innerhalb des Systems
auch du gehörst zu dem "System" - du hast deine Kasse verlassen, als sie de Beiträge erhöht hat, weil in deinem Steuerbescheid höhere Einnahmen verzeichnet waren.
ErnstXV hat geschrieben:Zum ersten Mal melde ich mich hier zu Wort, und möchte mal meinen Fall schildern, der sicher kein Einzellfall ist.
Ich bin Kleinunternehmer, und „freiwillig“ in der GKV. Nachdem ich so blöd war und in meiner Steuererklärung ein paar Euro Mieteinnahmen angegeben habe, erhöhte meine AOK prompt den Beitrag von 231,77 auf 356,69 EURO.
Und damit hast du ein Zeichen gesetzt: dir sind ersparte Beiträge wichtiger als eine gute Versorgung. Auch die anderen Beteiligten handeln ähnlich, häufig auch egoistisch. Und versuchen für sich selbst und/oder die Verbände, sie sie vertreten, Vorteile zu erhaschen....
du hast geschrieben, dass du so "blöd" warst, deine Mieteinnahmen ehrlich anzugeben - diese Einstellung ist leider in Deutschland weit verbreitet
"blöd", wer ehrlich ist. "blöd", wer sich ohne eigene Vorteile für andere einsetzt. "blöd", wer bei der Steuerklärung nicht schummelt und keine Steuerschlupflöcher nutzt und seine Steuern ehrlich zahlt. Und "blöd", wer nicht versucht, seine Mitmenschen zu übervorteilen oder wer seine Ellbogen nicht gebrauchen will oder kann.
ErnstXV hat geschrieben:Boni, Prämien [money talks], professionelle Zahnreinigung und und und
... werden "eingefordert", weil sie aus Gründen des "Wettbewerbs" angeboten werden...
Aber- wollten wir nicht eigentlich ein "solidarisches" System?
Ja was denn nun ...?! Das Eine hat mit dem Anderen nämlich herzlich wenig zu tun!
Gruß ErnstXV
nun ja - die Versicherten legen wert darauf - und wie das nun mal so ist: Nachfrage und Angebot bestimmen den Markt.... es gibt Nachfrage von seiten der Versicherten zu solchen Produkten, also werden sie angeboten. Sonst kündigen die Versicherten ihre Mitgliedschaft bei Kasse A mit der Begründung, Kasse B biete das bessere Bonus- oder Prämiensystem an.....
du schreibst: "wollten wir nicht eigentlich ein "solidarisches" System?" Gegenfrage: was willst du?
"Wir" sind eben
wir alle - einschließlich dir und mir, Czauderna, KKA, roemer70 usw. usw.
also solltest du nicht fragen: "wollten wir nicht eigentlich ein solidarisches System?" sondern "was will ich?" und "was tue ich dafür"?
hier schreibst du, was du unter einem solidarischen System verstehst:
ErnstXV hat geschrieben:"Solidarität" ist klar: JEDER bezahlt ein, je nach Leistungsfähigkeit.
nun ja, was willst du denn: ein solidarisches System oder Geld sparen?
du selbst hast deine Kasse verlassen, weil sie dir die Beiträge erhöht hat - und deine Beiträge nach deiner persönlichen Leistungsfähigkeit berechnet hat. Bist du solidarisch? oder forderst du Solidarität nur von anderen?
Du bist übrigens kein Einzelfall - so wie du handeln viele. Sie wechseln die Kasse, weil sie Geld sparen wollen. Und fordern Solidarität von anderen ein, wenn das nicht mehr funktioniert.
Die Aussage, ich bleibe bei euch, weil ihr euch um meine Oma, kranke Nachbarin etc. so gut gekümmert habt und all das bezahlt habt, was die gebraucht hat, hört man doch eher selten
(möglicherweise auch deshalb, weil die eben nicht kündigen und einfach bleiben) Die Aussage "ja die Leistungen und Betreuung ist gut und ich bin zufrieden, aber ich habe Verpflichtungen (Familie, Haus oder sonstiges) und muss auf's Geld achten schon häufiger.
Also: es reicht nicht, Solidarität von anderen zu fordern. Jeder, der Solidarität fordert, muss sie auch leben. Dann funktioniert auch das "System".
Ich habe dir die Frage schon häufig gestellt, aber noch keine Antwort von dir erhalten: was tust du dafür, um deine Vorstellungen von einer Bürgerversicherung, einer Einheitsversicherung, einem solidarischen System umzusetzen? bist du politisch engagiert z. B. in einer Partei, einer Bürgerinitiative oder einer anderen Organisation?
P. S. ich bin auch für eine Bürgerversicherung für alle - inkl. Politiker, Beamte und Selbstständige. Aber nicht, weil ich der Meinung bin, dass es günstiger ist. Sondern weil ich glaube, dass dann Platz für die richtigen Diskussionen entstehen würde: nicht mehr darüber, wie lange man auf einen Arzttermin wartet oder ob es zwei verschiedene Wartezimmer gibt, sondern darüber was eine "gute Versorgung" überhaupt ist und wie man die am besten erreichen kann.