Das System in der Diskussion
Moderator: Czauderna
Hallo,
das Beispiel mit der Oma und dem Rollator hat mir gefallen - wenn damit begonnen wird Leistungen vom Alter abhängig zu machen dann ist das ein Armutszeugnis unserer Gesellschaft und des Systems. Doe Oma bekommt den Rollator ohne wenn und aber - basta (den Begriff verwende ich extra).
Gleichwohl ist es im heutigen System schon an der Tagesordnung zu prüfen und begutachten zu lassen ob eine Leistung fallbezogen auch wirklich einen Sinn macht. So muss z.B. bei der Leistung Rehabilitation auch wirklich ein Ziel mit der Leistungsgewährung verbunden sein, eine oft schwierige Frage.
Es gibt auch konkrete Pläne (derzeit noch in der Planungsphase), die das Verhalten von Versicherten beurteilen um dann entsprechend zu leisten, sie die Anerkennung als chronisch Kranker (1% Belastungsgrenze statt 2%), die ab einem bestimmten Geburtsjahr von der Inanspruchnahme bestimmter Vorsorgeuntersuchungen anhängig gemacht werden soll.
Es wird nur noch eine Frage der Zeit sein, bis der Staat sich bestimmter Bevölkerungsschichten annimmt und bestimmte Leistungen mit Ausschluss oder Zuschlägen belegt, ich denke da an die große Gruppe der Raucher, denen irgendwann ein "R" auf oder in ihrer Krankenversichertenkarte vermerkt wird und schon wird es das Inhalationsgerät nur noch mit Zuschlag geben.
Wir sind auf dem Wege dahin - ich möchte es aber nicht mehr erleben.
Gruss
Czauderna
das Beispiel mit der Oma und dem Rollator hat mir gefallen - wenn damit begonnen wird Leistungen vom Alter abhängig zu machen dann ist das ein Armutszeugnis unserer Gesellschaft und des Systems. Doe Oma bekommt den Rollator ohne wenn und aber - basta (den Begriff verwende ich extra).
Gleichwohl ist es im heutigen System schon an der Tagesordnung zu prüfen und begutachten zu lassen ob eine Leistung fallbezogen auch wirklich einen Sinn macht. So muss z.B. bei der Leistung Rehabilitation auch wirklich ein Ziel mit der Leistungsgewährung verbunden sein, eine oft schwierige Frage.
Es gibt auch konkrete Pläne (derzeit noch in der Planungsphase), die das Verhalten von Versicherten beurteilen um dann entsprechend zu leisten, sie die Anerkennung als chronisch Kranker (1% Belastungsgrenze statt 2%), die ab einem bestimmten Geburtsjahr von der Inanspruchnahme bestimmter Vorsorgeuntersuchungen anhängig gemacht werden soll.
Es wird nur noch eine Frage der Zeit sein, bis der Staat sich bestimmter Bevölkerungsschichten annimmt und bestimmte Leistungen mit Ausschluss oder Zuschlägen belegt, ich denke da an die große Gruppe der Raucher, denen irgendwann ein "R" auf oder in ihrer Krankenversichertenkarte vermerkt wird und schon wird es das Inhalationsgerät nur noch mit Zuschlag geben.
Wir sind auf dem Wege dahin - ich möchte es aber nicht mehr erleben.
Gruss
Czauderna
@Lady Butterfly
Sorry, aber was bringt es, jetzt aufs kleinste Beispiel zu kommen?
Es ist schwierig, gewisse Dinge abzugrenzen, aber mir fehlen Zeit, medizinisches Fachwissen und Lust, dieses System jetzt komplett zu entwerfen. Ist es deshalb unmöglich? Nein, nur sehr ungewohnt. Aber man muss deshalb keine Schreckszenarien befürchten.
Es gab die Idee, eine neutrale Stelle einzuführen, die ein mögliches Verschulden ermittelt oder ausschließt. Dann müsstest Du Dir auch keine Gedanken ums Schnüffeln machen. Einer der vorab definierten Krankheitsfälle tritt ein - die Stelle prüft automatisch - das Ergenis ist für die Kasse bindend. Somit auch keine "Handlanger der Kassen"-Diskussion.
Und die Idee der ärztlichen Risikoaufklärung / -benennung spielt auch stark mit rein, sie könnte auch ein verpflichtendes Instrument werden.
Nochmals: Es ist eine Idee! Sie erfordert Abgrenzungen, Umdenken und viel Vorarbeit. So sieht es bei jedem Wechsel aus.
Aber nur mit Versorgungsforschung und Behandlungsprogrammen kriegst Du kein dauerhaft finanzierbares System hin. Das geht vielleicht noch ein paar Jahrzehnte gut, aber dann knallt's und die Aufräumarbeiten würden einen viel größeren Umbruch bedeuten...
Sorry, aber was bringt es, jetzt aufs kleinste Beispiel zu kommen?
Es ist schwierig, gewisse Dinge abzugrenzen, aber mir fehlen Zeit, medizinisches Fachwissen und Lust, dieses System jetzt komplett zu entwerfen. Ist es deshalb unmöglich? Nein, nur sehr ungewohnt. Aber man muss deshalb keine Schreckszenarien befürchten.
Es gab die Idee, eine neutrale Stelle einzuführen, die ein mögliches Verschulden ermittelt oder ausschließt. Dann müsstest Du Dir auch keine Gedanken ums Schnüffeln machen. Einer der vorab definierten Krankheitsfälle tritt ein - die Stelle prüft automatisch - das Ergenis ist für die Kasse bindend. Somit auch keine "Handlanger der Kassen"-Diskussion.
Und die Idee der ärztlichen Risikoaufklärung / -benennung spielt auch stark mit rein, sie könnte auch ein verpflichtendes Instrument werden.
Nochmals: Es ist eine Idee! Sie erfordert Abgrenzungen, Umdenken und viel Vorarbeit. So sieht es bei jedem Wechsel aus.
Aber nur mit Versorgungsforschung und Behandlungsprogrammen kriegst Du kein dauerhaft finanzierbares System hin. Das geht vielleicht noch ein paar Jahrzehnte gut, aber dann knallt's und die Aufräumarbeiten würden einen viel größeren Umbruch bedeuten...
Zuletzt geändert von roemer70 am 18.11.2012, 23:40, insgesamt 1-mal geändert.
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ne Art Gesundheitspolizei - der Arzt stellt Diabetes, erhöhten Blutdruck oder einen erhöhten Cholesterinspiegel fest und die Gesundheitspolizei schickt einen Fragebogen raus, in dem du Angaben zum Lebensstil machen musst? oder kommt vielleicht jemand raus und prüft alles vor Ort?roemer70 hat geschrieben:
KKA hatte die Idee aufgebracht, eine neutrale Stelle einzuführen, die ein mögliches Verschulden ermittelt oder ausschließt. Dann müsstest Du Dir auch keine Gedanken ums Schnüffeln machen. Einer der vorab definierten Krankheitsfälle tritt ein - die Stelle prüft automatisch - das Ergenis ist für die Kasse bindend.
roemer70 hat geschrieben:Somit auch keine "Handlanger der Kassen"-Diskussion.
damit verlagerst du die Schnüffel-Diskussion nur....
doll - und wer soll das machen und dokumentieren und überprüfen? wir haben jetzt schon Fachkräftemangel im medizinisch/pflegerischen Bereich....roemer70 hat geschrieben:Und die Idee der ärztlichen Risikoaufklärung / -benennung spielt auch stark mit rein, sie könnte auch ein verpflichtendes Instrument werden.
was passiert, wenn die medizinischen Erkenntnisse sich ändern?
nee, sorry - ich kann mich mit der Idee absolut nicht anfreunden
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Lady Butterfly hat geschrieben:ne Art Gesundheitspolizei - der Arzt stellt Diabetes, erhöhten Blutdruck oder einen erhöhten Cholesterinspiegel fest und die Gesundheitspolizei schickt einen Fragebogen raus, in dem du Angaben zum Lebensstil machen musst? oder kommt vielleicht jemand raus und prüft alles vor Ort?roemer70 hat geschrieben:
KKA hatte die Idee aufgebracht, eine neutrale Stelle einzuführen, die ein mögliches Verschulden ermittelt oder ausschließt. Dann müsstest Du Dir auch keine Gedanken ums Schnüffeln machen. Einer der vorab definierten Krankheitsfälle tritt ein - die Stelle prüft automatisch - das Ergenis ist für die Kasse bindend.
damit verlagerst du die Schnüffel-Diskussion nur....roemer70 hat geschrieben:Somit auch keine "Handlanger der Kassen"-Diskussion.
doll - und wer soll das machen und dokumentieren und überprüfen? wir haben jetzt schon Fachkräftemangel im medizinisch/pflegerischen Bereich....roemer70 hat geschrieben:Und die Idee der ärztlichen Risikoaufklärung / -benennung spielt auch stark mit rein, sie könnte auch ein verpflichtendes Instrument werden.
was passiert, wenn die medizinischen Erkenntnisse sich ändern?
und nochmals die Frage - wer ist in der Nachweispflicht: muss die Kasse oder die Gesundheitspolizei nachweisen, dass der Lebensstil die Erkrankung verursacht hat oder muss der Versicherte nachweisen, dass er die Krankheit nicht selbst verursacht hat?
nee, sorry - ich kann mich mit der Idee absolut nicht anfreunden
Da gehe ich mit Dir konform.Poet hat geschrieben:Fakt ist, die GKV in Deutschland hat genügend Geld, es wird nur Scheiße eingesetzt.
@ GKV -Deine Antwort lasse ich mal unkommentiert stehen, nur zum Begriff 'Moral hazard' eine kurze Anmerkung. Wodurch entsteht 'Moral Hazard' ? Genau, durch die Verfügbarkeit einer politisch bearbeiteten Leistungspalette. Hand auf's Herz, wer verzichtet freiwillig und zum Wohle der Solidargemeinschaft auf Leistungen, die einem gesetzlich zustehen? Dem Versicherten ausschließlich bewusste 'Ausbeutung' am System zuzuschreiben ist demnach eine grobe Fehleinschätzung. Ich denke da spontan an Ärzte, die oft unnötige Untersuchungen verschreiben bzw. abrechnen, ohne das diese von irgendjemanden auf Notwendigkeit und/oder Richtigkeit geprüft werden können. Ja, Moral hazard eben....
Ansonsten scheinen wir aneinander vorbei zu schreiben, so mein Eindruck.
Stopp! Mein diesbez. Kommentar war keine 'Idee' wie es funktionieren könnte, sondern eine Anmerkung dazu, wie es aus Deiner Sicht funktionieren sollte.....geschrieben mit einem Schuss Ironie, da schlichtweg nicht durchführbar.roemer70 hat geschrieben:
KKA hatte die Idee aufgebracht, eine neutrale Stelle einzuführen, die ein mögliches Verschulden ermittelt oder ausschließt. ...
Nur der Ordnung halber...
KKA, "schlichtweg nicht durchführbar" - das mag Deine Sicht sein, wird aber auch seinen Beweis schuldig bleiben, solange es niemand versucht. Wenn Bedenken das Handeln bestimmen, bleibt dieses aber meist aus.
Ironie sollte man übrigens verdeutlichen - mit den Icons links oder so wie Czauderna oben. Denn Tonfälle kann man nicht lesen und so kommt es dann zu Missverständnissen.
Ich habe Dich daher aus obigem Text gelöscht.
Ironie sollte man übrigens verdeutlichen - mit den Icons links oder so wie Czauderna oben. Denn Tonfälle kann man nicht lesen und so kommt es dann zu Missverständnissen.
Ich habe Dich daher aus obigem Text gelöscht.
Jeder hier vertritt '(s)eine' Meinung und das ist gut so.roemer70 hat geschrieben:KKA, "schlichtweg nicht durchführbar" - das mag Deine Sicht sein, wird aber auch seinen Beweis schuldig bleiben, solange es niemand versucht. Wenn Bedenken das Handeln bestimmen, bleibt dieses aber meist aus.
Ironie sollte man übrigens verdeutlichen - mit den Icons links oder so wie Czauderna oben. Denn Tonfälle kann man nicht lesen und so kommt es dann zu Missverständnissen.
Ich habe Dich daher aus obigem Text gelöscht.
Nichts für ungut, werde in Zukunft die Smilies bemühen..
Wünsche angenehme Nachtruhe
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Mir geht es nicht um Schuldzuweisungen, sondern um eine werturteilsfreie A nalyse der Situation mit dem Ziel, Möglichkeiten der Verbesserung zu finden. Da scheinen wir wirklich aneinander vorbeizuschreiben.KKA hat geschrieben: @ GKV -Deine Antwort lasse ich mal unkommentiert stehen, nur zum Begriff 'Moral hazard' eine kurze Anmerkung. Wodurch entsteht 'Moral Hazard' ? Genau, durch die Verfügbarkeit einer politisch bearbeiteten Leistungspalette. Hand auf's Herz, wer verzichtet freiwillig und zum Wohle der Solidargemeinschaft auf Leistungen, die einem gesetzlich zustehen? Dem Versicherten ausschließlich bewusste 'Ausbeutung' am System zuzuschreiben ist demnach eine grobe Fehleinschätzung. Ich denke da spontan an Ärzte, die oft unnötige Untersuchungen verschreiben bzw. abrechnen, ohne das diese von irgendjemanden auf Notwendigkeit und/oder Richtigkeit geprüft werden können. Ja, Moral hazard eben....
Ansonsten scheinen wir aneinander vorbei zu schreiben, so mein Eindruck.
Das hast Du schön geschrieben. .. und ich denke in der grundsätzlichen Zielsetzung sind wir uns einig (das fundamentale Reformen von Nöten sind), nur der Weg dorthin bzw. wie das Endprodukt auszusehen hat, unterscheidet uns offensichtlich. Mir geht es im Übrigen auch nicht um Schuldzuweisungen, ich ziehe meine Beurteilungen aus den vielen (KK-MA) Beiträgen des hiesigen Forums und den eigenen Erfahrungen mit 'dem System'.GerneKrankenVersichert hat geschrieben:
Mir geht es nicht um Schuldzuweisungen, sondern um eine werturteilsfreie A nalyse der Situation mit dem Ziel, Möglichkeiten der Verbesserung zu finden. Da scheinen wir wirklich aneinander vorbeizuschreiben.
PS. Ich akzeptiere Deine Vorstellung, das MSA (und jaaa, ich habe es gelesen!!) sei eine mögliche Alternative zum bestehenden System, nur favorisiere ich weitgehend, aber nicht allumfassend, die Bürgerversicherung nach den Vorstellungen des Herrn Lauterbach.
Wünsche noch einen angenehmen Tag.
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Schön. Dann weißt du ja jetzt, dass es dabei nicht darum geht, der 86jährigen Oma den Rollator vorzuenthalten.KKA hat geschrieben: PS. Ich akzeptiere Deine Vorstellung, das MSA (und jaaa, ich habe es gelesen!!) sei eine mögliche Alternative zum bestehenden System,
Da es bei Herrn Lauterbach um die Einnahmenseite geht, könnte man beide Konzepte doch wunderbar miteinander verbinden. Auf irgendeiner Grundlage müssen die MSA ja berechnet werden und die Hochrisikoversicherung könnte komplett nach seinen Vorstellungen gestaltet werden. Dass die momentan bestehende Trennung von PKV und GKV überwunden werden muss, ist für mich so selbstverständlich, dass ich es nicht extra erwähnt habe. Plus die Abschaffung der verschiedenen Versicherungspflichttatbestände bei einer bestehenden allgemeinen Versicherungspflicht. Das habe ich hier schon öfters geschrieben.KKA hat geschrieben: nur favorisiere ich weitgehend, aber nicht allumfassend, die Bürgerversicherung nach den Vorstellungen des Herrn Lauterbach.
Ebenso.KKA hat geschrieben: Wünsche noch einen angenehmen Tag.
Schön, dass wir uns näher kommen...GerneKrankenVersichert hat geschrieben:Schön. Dann weißt du ja jetzt, dass es dabei nicht darum geht, der 86jährigen Oma den Rollator vorzuenthalten.KKA hat geschrieben: PS. Ich akzeptiere Deine Vorstellung, das MSA (und jaaa, ich habe es gelesen!!) sei eine mögliche Alternative zum bestehenden System,
Da es bei Herrn Lauterbach um die Einnahmenseite geht, könnte man beide Konzepte doch wunderbar miteinander verbinden. Auf irgendeiner Grundlage müssen die MSA ja berechnet werden und die Hochrisikoversicherung könnte komplett nach seinen Vorstellungen gestaltet werden. Dass die momentan bestehende Trennung von PKV und GKV überwunden werden muss, ist für mich so selbstverständlich, dass ich es nicht extra erwähnt habe. Plus die Abschaffung der verschiedenen Versicherungspflichttatbestände bei einer bestehenden allgemeinen Versicherungspflicht. Das habe ich hier schon öfters geschrieben.KKA hat geschrieben: nur favorisiere ich weitgehend, aber nicht allumfassend, die Bürgerversicherung nach den Vorstellungen des Herrn Lauterbach.
Ebenso.KKA hat geschrieben: Wünsche noch einen angenehmen Tag.
Und wenn Ihr beide Euch einig seid, könnt Ihr Euch über die verfassungsmäßigen und privatrechtlichen Probleme der Bürgerversicherung (bestehende PKV-Verträge, Eingriffe in Vertragsrechte) und die Abschaffung von freier Heilfürsorge, Beihilfe etc. machen.
Daran scheitern leider die meisten Überlegungen.
Und ich bin auch grds. Befürworter der Bürgerversicherung.
Daran scheitern leider die meisten Überlegungen.
Und ich bin auch grds. Befürworter der Bürgerversicherung.