Krankenkassenwechsel während bestehender Krankheit

Informationen und Fragen zum Krankengeld

Moderator: Czauderna

Poet
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Beitrag von Poet » 25.12.2014, 10:07

@Susanne: Ich würde mir die wichtigsten Schritte/Begründungen zusammenschreiben und dem Anwalt offerieren dass Du selbst auch schon recherchiert hast. Manche Anwälte reagieren etwas komisch wenn der Mandant das fertige Vorgehen mitbringt und naturgemäß stehen Menschen die von Beratung leben oft gegen anonyme und kostenfreie Tipps aus dem Netz.

Das mit dem MdK habe ich als "Kann" geschrieben, denn es ist eine Möglichkeit den Spielball zurück zur Kasse zu spielen und Ärzte einzubinden. Hier im Forum gab es zu hauf Fälle die genau wie Du ähnliches vom MdK gehört hatten, deren Vorurteile sich aber nicht
bestätigten. Dennoch: Natürlich muss man körperlich wie psychisch in der Lage sein, mit einem anderen Arzt über seine Krankheiten reden zu können.

Den Test im Auftrag der BBC kenne ich sehr gut. Er endet aber mit einem ganz anderen Resümee: Nämlich dass bei psych. Erkrankungen eine gesicherte Diagnose ohne Kommunikation/Selbstauskünfte des Patienten die Quote der Fehldiagnosen erhöht (bei ein paar Patienten lag die Expertenrunde ja richtig). Und genau das machen aber die MdK-Ärzte: Sie fragen Dich und Deine Vorbehandler, kommunizieren also und holen sich Sichtweisen ein und müssen aus allem eine Feststellung treffen, ob denn nicht nur eine Krankheit sondern eine Arbeitsunfähigkeit vorliegt. Genau dieses Urteil gefällt dann aber nicht jedem. Nicht jede Krankheit bedeutet automatisch Arbeitsunfähigkeit.

Lady Butterfly
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Beitrag von Lady Butterfly » 25.12.2014, 13:02

@Susanne: sprich zunächst mal alles in Ruhe mit deinem Anwalt durch. Du kannst dir Notizen darüber machen, was du für sinnvoll und wichtig hälst. Dabei kannst du dich auch an dem orientieren, was hier geschrieben wurde. Und natürlich auch über die Fragen, die du noch an deinen Anwalt hast. Aber gehe nicht mit festen Vorstellungen zu dem Termin, was der Anwalt tun soll sondern schildere ihm dein Anliegen.

Ich persönlich würde zunächst mal bei der AOK nachfragen, auf welche medizinischen Erkenntnisse sie sich beruft und Akteneinsicht einfordern. Die AOK muss dann ihr Vorgehen begründen. Und abwarten, was sie schreibt, welche Unterlagen tatsächlich vorliegen und dann weitersehen. Ich gehe davon aus, dass das Schreiben der AOK recht schnell vom Tisch sein wird - weil die Arbeitsunfähigkeit nur aufgrund eines Gutachtens des MDK beendet werden dürfte. So, wie du alles schilderst, gehe ich nicht davon aus, dass es eines gibt.

Dann kann man ggf. weitere Schritte einleiten: MDK-Gutachten fordern, ggf. eine Beschwerde über die Mitarbeiterin oder über die AOK oder anderes. Das solltest du aber mit deinem Anwalt besprechen - er kennt die genauen Unterlagen und kann deshalb mehr sagen, als wir aus der Entfernung.

Du musst dann damit rechnen, dass die AOK andere Schritte probiert - da du aber anwaltlich vertreten wirst, kann es sein, dass die AOK vorsichtiger wird. Aber auch das muss man abwarten.

Für dich ist wichtig, dass du dich darauf konzentrierst, wieder gesund zu werden. Und vielleicht auch darüber nachdenkst, wie du mittelfristig vorgehen willst: kannst du dir vorstellen, wieder bei deinem Arbeitgeber zu arbeiten?
wenn ja, unter welchen Bedingungen? wer kann dich dort unterstützen, ist vielleicht eine neue Versetzung sinnvoll?
wenn nein, was sind die Alternativen? hast du einen Beruf, in dem du relativ einfach einen neuen Job findest? wenn nein, was kannst du tun, um deine Chancen zu verbessern? und vor allem: auch wenn du dir nicht vorstellen kannst, nochmals zu deinem Arbeitgeber zurück zu kehren - kündige nicht vorschnell. Bevor du deine Beschäftigung beendest, lass dich von deinem Rechtsanwalt beraten, damit du keinen Fehler machst.

gute Besserung und trotz allem frohe Weihnachten!

Susanne
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Beitrag von Susanne » 26.12.2014, 18:36

@Poet
:) hätte nicht gedacht dass sich noch jemand an die BBC Sendung erinnert.
Glaub das ging damals über mehrere Sonntage und weiß nicht ob ich es bis zu Ende gesehen hatte. Nur eben diese falschen Einschätzungen hatte ich noch im Kopf. - Guter Hinweis :) das sie einen ja nicht nur anschauen und man auch befragt wird und es ganz normale Ärzte sind.

Habe gestern hierzu noch von jemand anderem einen sehr guten Tipp bekommen :) :) :)

Und zwar dass der MDK NICHT von den Kassen, sondern einer Umlage
bezahlt wird. Und der MDK lediglich eine Kontrollinstanz ist, und alle
Kassen den gleichen MDK beauftragen. Also dass der MDK weder
"gut noch böse" ist - sondern nur der Gerechtigkeit dient (für welche Seite auch immer)

So gesehen habe ich mir selber Angst durch mangelndes Wissen gemacht!
Aber allein mit der Vorstellung dass das unvoreingenommene Leute sind die einfach für Gerechtigkeit sorgen kann ich viel besser umgehen, als dem Kopfkino durch die ganzen Erfahrungsberichte und Einschätzungen von anderen (Panikmachern).

Habe heute eine Geschichte gehört die mir dazu sehr gut getan hat, und die für alle aufschreibe die dem MDK voreingenommen gegenüber stehen.

Ein Hund kommt in einen Raum mit Spiegeln, so dass er tausend Mal reflektiert wird. Er fühlt sich bedroht und fletscht die Zähne.
Und tausend Hunde fletschen ihm gegenüber die Zähne und er verlässt den Raum in dem Bewusstsein - die Welt ist ein böser Ort -
Dann kommt ein anderer Hund in den Raum. Er sieht die tausend Hunde und wedelt fröhlich mit dem Schwanz, und er verlässt den Ort in dem Bewusstsein - die Welt ist ein freundlicher Ort -

So dachte ich mir, wenn der MDK lediglich eine Kontrollinstanz die weder "gut noch böse" ist. Und ich da mit Misstrauen hin gehe ... wen würde es da wundern wenn die mir auch mit Misstrauen begegnen.

Susanne
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Beitrag von Susanne » 26.12.2014, 18:51

@Lady Butterfly
Vielen lieben Dank für Deine aufbauenden Worte :)
Hoffe Du hast recht mit Deiner Einschätzung dass das schnell vom Tisch ist und die AOK sich künftig ordentlich verhält.

Beschwerde über die AOK kann ich mir vorstellen.
Aber über die Mitarbeiterin der AOK will ich mich nicht beschweren, obwohl ich mir ehrlich gesagt auch schon dachte wie sich die im Spiegel überhaupt noch anschauen kann. :?
Aber meine Einschätzung ist diese:
Letztlich ist sie weisungsgebunden, wird sich wahrscheinlich des öfteren selber denken dass diese Vorgehensweise nicht in Ordnung ist, sie aber auch nicht ihren Job verlieren will. (Habe irgendwo gelesen dass auch bei den Krankenkassen großer Stellenabbau herrscht)
Und ich kann es nachvollziehen, weil ich selber auch schon in solchen Situationen war, das ich mir selber dachte dass das ganz schöne "abzocke" ist. Und wurde von den Kunden am Telefon deshalb beschimpft und bedroht obwohl ich ja auch nur das umsetzte was mir der Chef befohlen hatte.

Susanne
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Beitrag von Susanne » 26.12.2014, 18:56

Habe am 30.12. meinen ersten Anwaltstermin und werde dann spätestens in der Woche darauf weiter berichten.
Bis dann ...

Susanne

Susanne
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Beitrag von Susanne » 26.12.2014, 19:09

Eines ist mir jetzt allerdings gerade noch eingefallen was ich noch los werden möchte.

Werde NICHT auf Schmerzensgeld klagen, weil ich mich einer solchen Klage psychisch gar nicht gewachsen fühle und außerdem nicht glaube dass denen das weh tut. Ist nach meiner Einschätzung, ich mag mich irren, für die vermutlich nur wie ein Strafzettel.
Eigentlich will ich nur meine Ruhe und das Krankengeld das mir zusteht.

Für mich wird es dann eine Genugtuung, wenn ich dann gesund von der AOK weg gehe und bei einer anderen Kasse die nächsten zwanzig Jahre durchgehend einzahle. :twisted:

Poet
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Beitrag von Poet » 27.12.2014, 12:45

@Susanne: Es geht auch wirklich nur darum dass Du weiter Krankengeld bekommst und zwar bis Du wieder gesund bist. Große Politik hilft den Betroffenen nicht. Auch die anderen Kassen bei denen die meisten Dauerforisten arbeiten fällen sicher die eine oder andere Fehlentscheidung oder müssen richtigerweise Leistungen ablehnen, was aber beschissen bei den Versicherten ankommt. Auch nicht jede Entscheidung des MdK ist richtig und selbst die richtigen kommen oft nicht gut an.

Eine Kasse kann genau wie der Arbeitgeber auch Zweifel daran haben ob eine attestierte Arbeitsunfähigkeit denn korrekt ist und sicher auch zu Unrecht beanspruchtes KRG einstellen. Dazu hat die Kasse bzw. deren Mitarbeiter aber Rahmenbedingungen. Rechtliche aber auch moralische als Solidargemeinschaft. Diese sind aus meiner Sicht in Deinem Fall weit ausgelegt worden und zwar viel zu weit. Hier wurde gebogen bis es passt, darauf gesetzt dass Du aus Unkenntnis das Vorgehen akzeptierst und noch Ratschläge gegeben die Dich existenziell in Schwierigkeiten bringen könnten. Ob es jetzt das Handeln eines einzelnen Mitarbeiters ist oder eine generelle Philosophie in derem Hause...egal. So geht es jedenfalls überhaupt nicht.

Susanne
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Beitrag von Susanne » 30.12.2014, 21:07

Heute war ich bei dem Anwaltstermin.
Zu berichten gibt es noch nicht viel, da der eigentliche Fachanwalt für Sozialrecht noch in Urlaub ist und sein Kollege heute erst mal meinen Fall aufgenommen hat.
Er war sehr nett und hat mir den weiteren Ablauf nur grob erklärt:

Dass sie sich jetzt erst mal an die AOK wenden wegen der Akteneinsicht und dann der AOK schreiben.
Wenn die AOK darauf nicht nachgibt, geht es vor Gericht.
Was dann wohl zwischen einem und drei Jahren dauern wird.



Hatte mich auf den heutigen Termin in dem Wissen vorbereitet, dass der Fachanwalt nicht da ist.
Habe deshalb, neben den Unterlagen ...

... eigene Stellungnahmen zu Vorgeschichte / Werdegang der Erkrankung, etc. mit gebracht.

... die bösen Briefe von meiner Firma abgegeben. (Worauf der Anwalt - zu meiner großen Freude :) - sogar eine Bemerkung über das ethisch unangebrachte Verhalten meiner Firma machte)

... die Aussage meines Arztes mir gegenüber, dass er keine Bereichte zum MDK geschickt hat, etc. habe ich schriftlich mit festgehalten.

... alle Fragen die mich beschäftigten und die Anregungen aus diesem Forum (z. B. ob ich schon jetzt am besten einen Sozialkredit beantragen soll, und wo / wie ich das machen muss; ob es ratsam wäre wenn sie mich bald zum MDK schicken würden; ob durch die Angabe von 3 Monaten in dem AOK Schreiben anstatt von 1 Monat, dass Schreiben leichter anfechtbar ist; das mir von meiner Versicherung schon empfohlen wurde sofort eine Eilklage beim Sozialgericht einzureichen; etc)


Er ist die Fragen kurz durch gegangen und hat mir die für mich überhaupt wichtigste Frage beantwortet:
Das mein Widerspruch so genau richtig war und ich mir jetzt dadurch auch keine Sorgen wegen irgendwelcher Fristen machen muss.
(Hatte etwas gelesen, dass mein Widerspruch die Frist nicht hemmt, was sich aber anscheinend nur auf die Einstellung der Zahlung bezieht)

Über die anderen Fragen muss ich dann mit dem Fachanwalt reden, weil diese schon zu speziell auf das Sozialrecht zielen.

Sind dann so verblieben dass sich der Fachanwalt wegen eines Termins mit mir in Verbindung setzten wird, oder ich - wenn er wieder da ist - bei ihm nach einem Termin frage.


Werde Euch dann weiter auf dem laufenden halten ... und bin jetzt erst mal zuversichtlich.
Und werde bei dem Termin mit dem Fachanwalt nach der Möglichkeit einer EILKLAGE fragen - sofern es zu einer Klage kommt.


Susanne

Poet
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Beitrag von Poet » 30.12.2014, 23:32

@Susanne: Der Widerspruch war ganz sicher das richtige Rechtsmittel, jetzt gilt es diesen med. zu begründen, Akteneinsicht zu fordern und der Kasse die Möglichkeit zu geben die Entscheidung zu revidieren. Alle Schritte danach zu überlegen ist aus meiner Sicht viel zu früh.

Susanne
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Beitrag von Susanne » 30.12.2014, 23:58

@Poet:
Da hast Du sicher recht ... hoffentlich kommt es erst gar nicht so weit.

Aber es tut auch gut mich geistig seelisch "kampfbereit" zu machen und zu überlegen was im schlimmsten Fall passieren könnte.
Oje, da spricht wohl der Pessimist aus mir, frei dem Motto wenn es dann besser kommt freue ich mich darüber.

Poet
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Beitrag von Poet » 31.12.2014, 09:46

@Susanne: Gemäßigte Pessimisten leben länger sagte erst vor kurzem eine Studie. :-)

Ich meine es so: Lasst der Kasse bzw. deren MA die Möglichkeit, gesichtswahrend den Fall zu Deinen Gunsten abschließen zu können so á la: "Nach eingehender Prüfung der von Ihnen eingereichten Unterlagen zur Arbeitsunfähigkeit können wir Ihnen die erfreuliche Mitteilung machen..." Erst wenn dies nicht erfolgt dann geht man die nächsten Schritte.

Guten Rutsch & ein super Jahr 2015 für Dich!

Susanne
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Beitrag von Susanne » 31.12.2014, 20:48

@Poet

:)

Das glaube ich gerne, dass man länger lebt wenn man sich selber nicht immer so fertig macht. Denn nichts anderes macht man ja als Pessimist.
Man ist sich selber der schlimmste Feind. :?

Wenn ich ehrlich bin wäre es mir so, sogar am liebsten, dass schon ein Schreiben genügt damit die AOK einlenkt.
In meinem eigenen eigenen Interesse und der meiner Nerven.
Aber wenn es zu einer Klage kommt frage ich auf jeden Fall nach der Eilklage.

Dir auch einen guten Rutsch und ein schönes gutes neues Jahr :)

Lady Butterfly
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Beitrag von Lady Butterfly » 31.12.2014, 21:02

Susanne hat geschrieben: Das glaube ich gerne, dass man länger lebt wenn man sich selber nicht immer so fertig macht. Denn nichts anderes macht man ja als Pessimist.
Man ist sich selber der schlimmste Feind. :?

Wenn ich ehrlich bin wäre es mir so, sogar am liebsten, dass schon ein Schreiben genügt damit die AOK einlenkt.
In meinem eigenen eigenen Interesse und der meiner Nerven.
Aber wenn es zu einer Klage kommt frage ich auf jeden Fall nach der Eilklage.
ob bereits ein Brief des Anwalts reicht, weiß ich nicht - aber die AOK wird sicher merken, dass sie mit ihren Methoden nicht ganz so einfach durchkommt, wie gedacht - wie sie reagiert, muss man abwarten.

feier heute abend zunächst mal Silvester und mach dir eine schöne Zeit. Ein frohes und vor allem gesundes neues Jahr 2015 wünsche ich dir.

Susanne
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Beitrag von Susanne » 01.01.2015, 21:44

@Lady Butterfly

:)

Lieben Dank

Wünsch Dir auch ein gutes neues Jahr und alles erdenklich Gute

Susanne
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Gutes neues Jahr 2015 und vielen Dank :)

Beitrag von Susanne » 01.01.2015, 22:37

Muss an dieser Stelle noch was wichtiges loswerden:


Ich hatte riesen Glück über dieses Forum zu stolpern, denn ...

Ihr habt mir wirklich über die erst schlimme Zeit hinweg geholfen.
Hab mich zwar noch viele Tage verrückt gemacht - war wie ein Zwang :( - aber ich bin mir sicher, ohne Eurer Fachwissen, Eure vielen Tipps, Eure Beispiele und ohne Eure aufbauenden Worte wäre ich ziemlich sicher "durch gedreht"
Egal ob es nun gut oder schlecht ausgeht, bin ich dank Eurer Hilfe seit ein paar Tagen, soweit wieder stabil :)

Und rufe deshalb all meinen Helfern hier
:arrow: vielen, vielen lieben Dank zu, und wünsche Euch allen von Herzen ein gutes, glückliches und gesundes neues Jahr 2015 :)


PS: Melde mich in etwa zwei Wochen wieder mit dem was sich bis dahin getan hat

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