...die Menschen hier in D machen sicher vieles gut aber arbeiten sie wirklich besser, schneller, mehr und mit mehr Disziplin als in anderen Ländern? Sind unsere aktuell geringeren Probleme wirklich dem geschuldet? Wenn ja, wie lange hält das noch? Sind wir auf dem aufsteigenden oder absteigenden Ast? Werden wir fett oder bleiben wir hungrig nach Erfolg?
Ein sehr komplexes Thema. Disziplin und Arbeitsmoral haben bessere Zeiten gesehen, gleichzeitig steht Deutschland in Bezug auf Produktivität auf den fordersten Rängen. Sicher ein wirtschaftlich wertvoller Faktor, aber m.E. nicht ausschlaggebend dafür, ob wir auf dem 'aufsteigenden oder absteigenden Ast' sitzen. Die Gefahr kommt aus einer ganz anderen Ecke. Ich befürchte die Euro bzw. Finanzkrise wird uns noch viele Jahre begleiten und der Höhepunkt der Krise ist noch nicht erreicht. Fest steht, Deutschland (wie natürlich auch andere Länder) wird NIE in der Lage sein die massiven Schulden zu bedienen, zu unvorstellbar hoch und sich weiter vermehrend ist die Summe (der Schulden). Billiges Geld überschwemmt die Märkte, ein 'Sechser' im Lotto für die unausweichliche Inflation, welche uns in ca. 2 bis 5 Jahren mit voller Wucht erreichen wird.
Im Gegenzug werden Geldwerte 'kalt enteignet', das Sparbuch, einst sicherer Hafen für Erspartes vom Durchschnittsmichel, verkommt zur Geldverbrennungsmaschine und zum Schuldentilgungsmechanismus. 0,5% und weniger Zinsen, bei gleichzeitiger im Moment noch überschaubarer Inflation, bedeutet nichts anderes, als dass wir (Sparer)tagtäglich Wertverluste zu verzeichnen haben. Der Staat bedient sich der Sparer zwecks Schuldensanierung. Wie lange geht das noch gut?
Ein bisschen mehr Chancendenken, ein bisschen weniger jammern auf hohem Niveau, ein bisschen mehr die Arbeit und deren Früchte schätzen, ein bisschen mehr Selbstbewusstsein, mehr Förderung statt Belastung von Menschen die etwas schaffen und leisten wollen und hier würde es abgehen wie Zäpfchen
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Nicht Chancendenken ist ausschlaggebend, sondern Chancengleichheit. Wenn Letzteres auf Bildungs-politischer Ebene keine, oder wenig Beachtung findet, oder gar dem zunehmend elitären Denken und Benehmen der vermeintlichen Elite zum Opfer fällt, dann müssen wir uns auf Motivationsverlust und Resignation der Betroffenen einstellen. Und die Arm/Reich Schere öffnet sich bis zum Anschlag. Gesellschaftlich und gesamtwirtschaftlich betrachtet ein enormer Verlust.
Gejammert, lieber Poet, wird in der Tat auf höchstem Niveau.....steuerminderungsbegünstige Unternehmer(n), Steuersenkungen für Unternehmen, 'Liberalisierung' des Arbeitsmarktes, höhere Gewinne...und trotzdem jammern sie über zu hohe Lasten, fordern weitere Steuersenkungen, Arbeitsbedingungen die an feudalistische Zeiten erinnern und verweigern beharrlich den längst überfälligen Mindestlohn. Pervertiert durch staatliche Eingriffe ('Aufstocker' für Menschen, die vom Arbeitgeber so schlecht bezahlt werden, dass der Staat defacto einen Teil der Lohn / Gehaltskosten dem Arbeitgeber abnimmt, sprich Steuergelder subventionieren die Lohnkosten von Privatunternehmen) stellt sich mir die Frage, ob wir, der Staat, uns das noch (über welchen Zeitraum) erlauben können.
Das von dir zitierte Buch müsste der Richtigkeit halber den Titel 'Deutschland schafft die Moral ab' tragen! Fazit: der Jammerfisch stinkt von oben. Die moderne Umverteilung lautet von unten nach oben, über kurz oder lang ein sozialpolitisches Pulverfass.
Unsere Sozialsysteme werden unbezahlbar. Renten werden seit Jahren gekürzt und die demografische Entwicklung lässt Böses erahnen.
Gesundheit wird zunehmend ökonomisiert, der Mensch zur Ware, Effizienz bestimmt die Behandlung, altruistische Merkmale sind altmodisch und unterliegen den Gesetzen der Freiwilligkeit. M.E. ein Resultat von (monetärem) Prioritätenmissbrauch, (politisch gewollter) unkompensierter Entsolidarisierungsmechanismen (sprich Privatisierung) und eines völlig überbürokratisiertem Gesundheitssystem. Demografischer Wandel in Kombination mit medizinisch-wissenschaftlichen Innovationen verteuern 'die Gesundheit' rasant. Wie können wir dieser Entwicklung, ohne das gesamte System zu entsozialisieren, begegnen?
Eine interessante Frage, die hier zu behandeln den Rahmen sprengt. Aber vielleicht können wir die Fragen in diesem Thread diskutieren, Austausch, anstatt seitenlanger Monologe. (So wie dieser
)
Der nächste Markt nach China heisst Afrika. Die Menschen dort brauchen noch ein paar Jahre aber die werden mit aller Kraft versuchen, Europa wirtschaftlich und vom Lebensstandard einzuholen. Unsere aktuelle Einstellung - bei der soziale Absicherung um jeden Preis vor Leistung geht - wird ihnen dabei helfen
Nun, ich wage zu bezweifeln, dass 'Afrika' in der Lage ist 'in ein paar Jahren' Wirtschaftskraft und Lebensstandard z.B. auf EU-Niveau auch nur annähernd zu erreichen. Freilich, rasantes Wirtschaftswachstum, übrigens unser aller Fluch und Übel, ist in einzelnen Staaten zu verzeichnen. Bittere Armut überwiegt nach wie vor in den meisten Ländern des schwarzen Kontinents (übrigens auch in China).
Deine Aussage 'soziale Absicherung um jeden Preis vor Leistung' verstehe ich nicht. Soll Leistung (des Einzelnen?) über sozialer Absicherung stehen? Wie soll das funktionieren? Sozialleistungen streichen und 'get your ass in gear' Methode anwenden? Wir, Deutschland hat sich die sozialen Errungenschaften hart erarbeitet und ich denke nicht, dass du mit dieser Einstellung den sozialen Frieden aufrecht erhalten könntest.
Gruss
KKA