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von vlac » 10.06.2012, 12:01
Hallo,
und, @CiceroOWL, vielen Dank für die vielen schönen Links.
man könnte nun natürlich zunächst einmal provokativ und sträflich verkürzt dem Bundestagsabgeordneten Spahn antworten, dass ein Prozent von 192,21 nicht viel ist - aber ein Prozent von den 9,918 Milliarden schon, die sich ergeben, wenn man diese Zahl mit der Zahl der Mitglieder in der GKV multipliziert. Das ergibt nämlich 99,18 Millionen an Zinsen im Jahr.
Aber das ist alles reine Theorie, die teils auch ins Esoterische hinein reicht - und die Realität massiv verzerrt. Das Problem ist, dass die wirklich interessanten Zahlen, jene Zahlen, die es dem Bürger, der sich informieren will, erlauben würden, sich eine informierte Entscheidung zu bilden, nicht verfügbar sind:
Was hat Krankenkasse X, was hat Kasse Y tatsächlich in der Kasse?
Wären diese Zahlen verfügbar, würde sich mit großer Wahrscheinlichkeit dieses Bild ergeben: Eine ziemlich große Zahl an Kassen, meist Bkken, haben absolut kein Geld, um ihren Mitgliedern Prämien auszuschütten, während eine Reihe von großen Kassen tatäschlich Geld auf der hohen Kante haben, dass sie einmalig ausschütten könnten.
Wäre ich Politiker im Wahlkampf hätte ich aus diesem Grund absolut kein Interesse daran, dass es zu einer Ausschüttung von Prämien kommt, denn man müsste damit rechnen, dass diese Ausschüttung als eine Art "positiver Zusatzbeitrag" bei den Mitgliedern ankommt - also der selbe Effekt einsetzt, der schon bei den Zusatzbeiträgen zu beobachten war: Das Mitglied wechselt zu jener Kasse, die ihm mehr Geld lässt.
Nun würden natürlich an diesem Punkt meiner Argumentation manche dagegen halten, dass es ja schon sieben Kassen gibt, die Prämien ausschütten, und trotzdem keine größere Wechselbewegung zu beobachten war. Diese Gegenrede ist allerdings aus einem wichtigen Grund nicht haltbar: Die Leute wissen schlicht nichts davon. Der Durchschnittsbürger kommt nicht abends von der Arbeit nach Hause, setzt sich ins Internet und klickt jede Einzelne der über 140 Kassen in Deutschland durch, um zu schauen, welche ihm 60 Euro Prämie bezahlt. Und dann: Wer das tut stößt dann auf eher kleine Kassen, von denen er noch nie gehört hat - es ist ein Wechsel ins Unbekannte.
Bei den Zusatzbeiträge war es einfacher zu wechseln: Die großen Kassen, jene die man kennt, warben und werben damit keinen Zusatzbeitrag zu haben. Es ist leicht für das Mitglied sie zu finden, und es fällt ihm leicht, dorthin zu wechseln.
Und deshalb wird sich dieser Effekt mit sehr großer Wahrscheinlichkeit wiederholen, sobald auch nur eine der großen Kassen umfällt und Prämien ausschüttet: Dann ist es eben nicht mehr die kleine unbekannte Kasse in der Ferne, sondern die große Kasse, von der man in der Zeitung gelesen oder im Fernsehen gehört hat. Die Leute werden dann verstärkt wechseln, und damit die Schieflage finanzschwächerer Kassen verstärken.