BKKs und IKKs schließen 3. Quartal mit tiefroten Zahlen ab!

Informationen zu Fusionen, Zusatzbeiträgen und Beitragsausschüttungen der gesetzlichen Krankenkassen

Moderatoren: Czauderna, Karsten

leser
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Beitrag von leser » 20.12.2010, 00:19

Leonard hat geschrieben:Sollte eine kleine Kasse mit einer guten Morbidität und 11.500 Versicherten einen Bliter haben, hat eine 10 mal größere Kasse mit einer schlechteren Morbidität auch statistisch mindestens 10 Bluter. So wie Du es geschrieben hast, ist Äpfel mit Birnen vergleichen.
Den immer gern genutzten Hinweis auf Äpfel mit Birnen halte ich für kein stichhaltiges Argument, wenn alles in einem Korb landet :!: Der von Dir zitierte Vergleich auf die Größenordnung "10fach größer" trifft so eben nicht automatisch zu, insbesondere wenn es sich um große Versorgerkassen handelt, die 100 bis 200mal größer sind und dadurch eine "bessere" Verteilung der Volkskrankheiten aufweisen können, die mit durchschnittlichen Kosten dann unter Berücksichtigung der 80 ICDs mit wesentlich höheren Ausgleichsbeträgen aus dem Morbi-RSA sogar zu Überschüssen führen. Die genannten kleinen Kassen dürften eher einfach von einer allgemein unterdurchschnittlichen Leistungsinanspruchnahme ihrer Versicherten profitieren, die sich - wie bereits erwähnt - aufgrund der Größenordnung dann aber schnell ändern kann (aus der Vergangenheit, die virtuellen BKKn die ab Mitte der 90er extremen Zulauf hatten, irgendwann den Beitragssatz anheben mussten und zwischenzeitlich von der Bildfläche verschwunden sind). Ich gebe Dir recht, auch große Kassen können durch eine überdurchschnittliche Zahl an Hochnutzern mit selteneren Krankenheiten ins Defizit geraten. Insofern zu diesem Punkt Zustimmung, die Größe allein ist nicht entscheidend. Kaum ausschlaggebend ist jedoch das oft genannte "schlechte wirtschaften der Kassen", vielmehr handelt es sich eben um ein "Glücksspiel" und das ist die Hauptkritik am Morbi-RSA, der den komplizierten Namen nicht verdient :!:

Stefan
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Beitrag von Stefan » 20.12.2010, 13:14

ich stimme "leser" zu. es bleibt eben ein glücksspiel.

ich möchte lediglich zum ausdruck bringen, das das risiko für kleinere kassen wesentlich größer ist.

bei vielleicht 10.000 versicherten mag bei guter morbidität sogar eine prämie auszahlbar sein. und ja diese kassen wirtschaften vielleicht auch gut. dennoch ist das risiko wesentlich höher schiffbruch zu erleiden.

mal eine spielerei:

sagen wir alle 400.000 versicherte tritt ein bluterfall auf (gesamt-gkv).
so besteht trotzdem das risiko, dass solch ein fall auch bei einer kasse mit 10.xxx versicherten landet. und die 9.999 restlichen versicherten fangen diverse kosten eben nicht auf.

in der gesamtheit mag die kasse im morbi-rsa noch immer eine gute morbidität haben. aber wenn interessiert das wenn die ausgabenseite höher ist.

CiceroOWL
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Beitrag von CiceroOWL » 20.12.2010, 14:33

KrV: Angesichts der jüngsten Gesetzesinitiativen geben viele Entwarnung bei Zusatzbeitragen. Sie haben sich hierzu kürzlich kritisch geaüßert. Wie schtätzen Sie die Lage ein?

Dr. Gaßner: Betrachtet man die Finanzsituation im Ganzen, so hat sich in der Tat die Situation für das Jahr 2011 für die Krankenkassen entspannt. Sie bekommen mehr als sechs Mrd. € ilber die Beitragssatzerhohung auf 15,5 %, zwei Mrd. € zusatzliche Steuermittel und eine Entlastung auf
der Kostenseite von ca. 3,5 Mrd. €. Insoweit wird es wahrscheinlich zu keinem breiten Anstieg der Zusatzbeiträge im Jahr 2011 kommen. Das Finanzierungsinstrument der Zusatzbeitrage ist zudem von seinen offensichtlichen Widersinnigkeiten entkleidet und damit zumindest tauglich, wenngleich nicht optimal. Es ist und bleibt ein politisches Kompromissprodukt. Als Preisindikator sind Zusatzbeitrage nur begrenzt geeignet, da sie ja nicht den gesamten Preis des Produkts anzeigen. Zudem sind sie mit dem Handicap verbunden, dass bei ihrer Einführung das Alles oder Nichts-Prinzip galt, das heiBt, diejenigen, die einen Zusatzbeitrag nehmen müssen, werden uberproportional vom Markt abgtraft im Verhaltnis zu denen, die aus welchen Griinden auch immer, keine Zusatzbeitrage erheben müssen.

KrV: Der Konzentrationsprozess der Krankenkassen ist in den letzten Jahren rasant vorangeschritten. Wie burteilen Sie diese Entwicklung insbondere mit Blick auf den mittlerweile hohen Konzentrationsgrad auf regionaler Ebene und den Wettbewerb?

Dr. Gaßner: Wir hatten vor nicht allzu langer Zeit über 1.200 Krankenkassen, jetzt haben wir 160. Weitere Fusionen stehen an. Durch die geringere Zahl an Marktteilnehmern und durch die Unterfinanzierung in diesem Jahr hat sich der Konzentrationsprozess verlangsamt. Freilich ist festzuhalten, dass bereits heute 90 % der Versicherten bei nur noch 36 Kassen versichert sind. Genau genommen ist das politische Ziel von Ulla Schmidt damit erreicht. SIC!

KrV: Wie beurteilen Sie aufkommenden Forderungen, die An zahl der berücksichtigungsfihigen Krankheiten zu verringern?


Die Kassen mit den guten Risiken sollten nicht vollstandig ihre früheren Vorteile verlieren. Umgekehrt sollten die morbiditatsbelasteten Kassen keine vollstandige Kompensation ihrer tatsachlichen Morbiditaten erhalten. Gesunde Versicherte sind deshalb auch heute noch ein wettbewerblicher Vorteil. Wiirde man auf die Krankheitsliste insgesamt verzichten, ware der RSA noch genauer. Er ware auch manipulationsresistenter, da jede einzelne Diagnose relevant ware. Zwar wiirde es immer noch Diagnosen geben, die mehr oder weniger Geld bringen, jedoch ware der Unterschied bei der Vielzahl der Di¬agnosen deutlich geringer als heute bei den 80 Krankheiten.

Berticksichtigt man nämlich neben der Schwere der Krankheit auch ihre Haufigkeit, so wiirde eine Reduktion die morbiditatsbelasteten Kassen, wie zum Beispiel die Kassen des AOK-System, begünstigen und umgekehrt die Kassen mit geringer Morbiditatslast belasten.

Welche Auswirkungen der Priämie auf den Kassenwettbewerb erwarten Sie?

Je mehr Kassen Zusatzbeitrage verlangen, desto mehr wird sich die Differenzierungswirkung des Zusatzbeitrages abschwachen. Freilich wird sich auch dann nicht ein idealer Wettbewerb im Sinne einer umfassenden Würdigung des Produktes und des Preises durch den Konsumenten herausstellen. SchlieBlich kaufen die meisten Leute auch ihr Auto nicht nach seinem Gebrauchswert und nach seinen Sicherheitseinrichtungen, sondern nach seinem Design oder dem durch die Werbung vermittelten Gefühl.

Interview Dr Maximilian Gaßner in die Krankenversicherung 12/10 v. 19.12.2010 S. 368 und S. 369 und S. 370

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