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Verfasst: 08.09.2009, 18:46
von Lord Dragon
pompidou hat geschrieben:
Hallo???? habe ich was anderes behauptet?
Du hast "Einheitskasse unter Bundesaufsicht" zur Sprache gebracht!
Als ob die schlechter ist, als viele Kassen unter Bundesaufsicht.

95 % der GKV Leistungen sind vorgeschrieben und da ist je nichts mit Wettbewerb. Was Staat will wird auch geleistet. Ob mit Einheitskasse oder vielen Kassen. Auch PKV steht unter Bundesaufsicht und nutzt staatlich festgelegte Gebührenordnungen.

Verfasst: 08.09.2009, 20:38
von CiceroOWL
Das funtioniert, das System, es ist nur so das soviele darum doktern und meinenden Stein der weisen gefunden zuhaben. Es wäre wirlikch besser es würden nicht soviele darin rum stochern.

@Czauderna

Verfasst: 09.09.2009, 18:25
von KassenKenner
Du hast es sehr gut auf den Punkt gebracht - auch wenn du eigentlich in die andere Richtung argumentieren wolltest:

1. "Einheitskasse bedeutet fehlender Wettbewerb"
Ein Argument, das man immer wieder hört. Ich frage mich nur: welcher Wettbewerb soll denn da fehlen??? Die Kassen jagen sich die Versicherten derzeit nur mit vollkommen unsinnigen Bonusprogrammen, Geldprämien oder Präventionsprogrammen ab - "Schnick-Schnack", wie du es selbst treffend formuliert hast. All das ist nicht Sinn einer Krankenkasse. Diese ganzen Gelder könnten im System getrost eingespart werden, was dann auch den Beitragszahlern wieder zugute käme.

2. "Grundversorgung - man muss diesen Begriff nur mal definieren"
Das hat im Grunde nichts mit der Einheitskasse zu tun - diese Definition muss laufend erfolgen. Und ich gehe von einer Grundversorgung aus, die dem Status Quo gesetzlicher Leistungen entspricht - abzüglich der derzeitigen Satzungsleistungen, die ja überwiegend Schnick-Schnack sind - da sind wir uns ja einig.

3. "Zusatzversicherung nur noch über die PKV"
Was soll daran schlecht sein, wenn die gesetzlichen Leistungen den gleichen Umfang haben wie derzeit? Zudem könnte man die gesetzlichen Grundlagen schaffen, dass die PKV für Zusatzversicherungen keine Gesundheitsprüfung durchführen darf - wo liegt da das Problem? Die Rosinenpickerei der PKV muss ein Ende haben, da sowas absolut gar nichts mit Gerechtigkeit zu tun hat.

Und wenn die Pharmaindustrie und andere Leistungserbringer weniger Geld einnehmen würden - sollte mich als Versicherten das stören? Gerade die Pharma-Industrie, der es so gut geh wie nie und die sich momentan mittels Schweinegrippen-Panikmache Milliarden-Einnahmen verschafft? Oder die Ärzte, die mitten in der Wirtschaftskrise durchschnittlich knapp 10% mehr geld bekommen und trotzdem noch jammern? Tut mir leid - aber diese Abzocker sind mir ziemlich egal. Solche Leute müssen sich daran gewöhnen, dass es gar nicht so tragisch ist, wenn man sich nicht jedes Jahr einen neuen Mercedes leisten kann - alle zwei Jahre reicht auch.

Fazit:
Du (und leider viele andere) behaupten, dass eine Einheitsversicherung automatisch mit weniger Leistungen verbunden ist. Dieser Zusammenhang ist allerdings überhaupt nicht vorhanden. Die Leistungen sind schlichtweg vom Gesetzgeber abhängig - und das ist heute in der GKV ebenso der Fall.

Verfasst: 09.09.2009, 21:02
von CiceroOWL
Hallo Krankenkassenkenner, da muß ich dir vollkommen Recht geben, Natürlich sind die Leistungen vom Gestezgeber abhängig-.Ja, vieleicht ist die Einheitskrankenkasse besser. Ich kann es nur so beurteilen, Ich kenne das System in seine Facetten her, vom Bereich der Leistungserbringer und der GKV.
Wie soll ich sagen besser geworden ist teilweise, teilweise hat es sich stark verschlechtert, zumindest inm personellen Bereichd der Pflege und was die Pflegequalität angeht.
Wir können von Glück sagen das der Bereich der Pflege noch steht, Dank der Menschen die dort arbeiten, Vieleicht haben die Schweden doch das bessere System?

Re: @Czauderna

Verfasst: 09.09.2009, 23:11
von Paule
KassenKenner hat geschrieben:Ich frage mich nur: welcher Wettbewerb soll denn da fehlen??? Die Kassen jagen sich die Versicherten derzeit nur mit vollkommen unsinnigen Bonusprogrammen, Geldprämien oder Präventionsprogrammen ab - "Schnick-Schnack", wie du es selbst treffend formuliert hast.
Kein Schnickschnack ist allerdings freie Krankenhauswahl oder, ob die Kasse bei langfristigen Heilmittelverordnungen auf vorherige Prüfung der Verordnungen verzichtet - machen längst nicht alle, und für mich sind das GRAVIERENDE Unterschiede!

Verfasst: 10.09.2009, 08:18
von Platon67
´.... und Zitronenfalter falten Zitronen..... Wer ernshaft glaubt, dass die Probleme der GKV durch eine Bürgerversicherung u. ä. nachhaltig gelöst werden, wird sich wohl in den Jahren danach verwundert umschauen und sich die gute alte gegliederte GKV zurückwünschen....

Mit der Einführung einer entsprechenden Einheitsversicherung wird nichts anderes als eine Behörde in Reinform geschaffen. Und solche Konstruktionen neigen schnell dazu sich verwaltungsmässig bis ins unermessliche aufzublähen - sprich immense Verwaltungskosten zu produzieren. Der Versicherte darf dann davon ausgehen, dass Kundenoreintierung sicher nicht mehr als primäres Ziel verfolgt wird. Also z.B. auch Öffnungszeiten wie im öffentlichen Dienst und Bearbeitungszeiten jenseits von Gut und Böse.....

Wobei die Einheitsversicherung durchaus auch Vorteile hätte:

Durch den Wegfall des Wettbewerbs würde auch die Erpressbarkeit der Kassen entfallen - z.B.: Einzelfallentscheidungen. Der gesamt Kokolores der i.d.R unter Marketingaspekten läuft (Bonusprogramme, Primärprävention, Wahltarife ect.ect.) könnte ersatzlos gestrichen werden. Darüber hinaus kann man wohl auch getrost davon ausgehen, das das inzwischen völlig überzogene Anspruchsverhalten der Versicherten einen erheblichen Dämpfer bekommt. Vielleicht braucht es das aber wirklich auch einmal...

Ein wirklich ernsthafter und nicht zu unterschätzender Vorteil bestände wirklich darin, dass der Solidaritätsgedanke eine erhebliche Stärkung erfahren würde! Dann würde es tatsäüchlich aufhören, dass sich bestimmte Bevölkerungsgruppen komplett entsolidarisieren dürften...

Als Mitarbeiter der GKV rufe ich zur Einheitsversicherung "Hurra " - das erleichtert mir meinen täglichen Job erheblich... Als Versicherter sage ich "no go" !

Verfasst: 10.09.2009, 18:04
von KassenKenner
Ich glaube weiterhin, dass sich auch der Service und die Leistungen bei einer Einheitsversicherung nicht gravierend verschlechtern würden - von Einzelfällen mal abgesehen. Die kann man aber auch heute schon erwischen, wenn man an den falschen Sachbearbeiter gerät.

Wenn ich zum Vergleich die Rentenversicherung nehme, so ist der Service dort zwar sicher nicht optimal - aber auch nicht so schlecht, wie er oft hingestellt wird. Und dass dort übergroße Verwaltungskosten entstehen würden, kann man angesichts der Kundenzahl der Rentenversicherung auch nicht behaupten.

Ich würde in einem zweiten Schritt sogar noch weiter gehen - und irgendwann Renten-, Pflege- und Krankenversicherung in einer Behörde bündeln. Aber das ist natürlich noch Zukunftsmusik und wird eventuell nie so kommen...

Und @Paule:
Es spricht doch nichts dagegen, dass die freie Krankenhauswahl erhalten bleibt! Allerdings bin ich dafür, dass alle Leistungen gleich geprüft und gewährt werden - was bei unserem derzeitigen Pseudo-Wettbewerb ja nicht der Fall ist, wie man an deinem Beispiel mit den Heilmittelverordnungen sieht. Ganz abgesehen davon, dass auf Dauer alle Kassen die langfristigen Heilmittelverordnungen prüfen werden - allein, um unliebsame, teure Versicherte los zu werden. Das ist nämlich leider auch ein Teil des Wettbewerbs, den wir gerade erleben.

Verfasst: 10.09.2009, 20:42
von KKbine
Hallo!

Zitat "Als Mitarbeiter der GKV rufe ich zur Einheitsversicherung "Hurra " - das erleichtert mir meinen täglichen Job erheblich... Als Versicherter sage ich "no go" !"


Bravo! Genau das bringt es auf den Punkt!

Wer glaubt denn ernsthaft daran, dass bei einer Einheitskasse die heutige Leitsungsbereitsschaft und die gängige Praxis der Einzelfallentscheidungen der Krankenkassen erhalten bleibt?? !


Ich habe noch in Zeiten meine Ausbildung gemacht, als es noch keine Wahlfreiheit gab. Da konnte ich noch erleben, dass bei einer "Schaltereinteilung A-K und L-Z" am ersten "Schalter 5 Versicherte in der Schlange standen und am zweiten Schalter kein einziger. Was glaubt ihr, ob der Kollege mal einen zu sich gebeten hätte? Fehlanzeige.
Den ersten Satz, den ich gelernt habe: "Immer erst die Zuständigkeit prüfen!!!" Es gab Zeiten, da haben Kundenberater hinter "Glasfronten" erhöht über dem Versicherten gestanden und sie "abgefertigt".

Als die Wahlfreiheit kam konnte ich gar nicht so schnell gucken, wie sich die Unternehmensphilosophie in Richtung Kundenorientierung änderte. Manch alter Kollege von damals wird wahrscheinlich heute noch gucken....
und sich die alten RVO-Zeiten herbeiwünschen.

Sind wir doch mal ehrlich:

Der freiwillig Versicherte in der Höchstbeitragsklasse muss nur fröhlich erwähnen, dass in seinem Betrieb 10 Mitarbeiter auch in dieser Kasse versichert sind. Ob das künfiig so bleiben wird, kann er natürlich nicht garantieren.

Wie schnell wird da die ambulante Reha, die IGEL-Leistung, die gekürzte Haushaltshilfe doch wieder mit 8 Stunden genehmigt?

Rehaanträge werden bei Kündigungsdrohungen innerhalb kürzester Zeit mit entsprechender Wunschklinik genehmigt. Versucht das mal beim RV-Träger!

Einen Ansprechpartner beim RV-Träger erreichen? Da klappt es wahrscheinlich eher bei der Telekom!

"Akte hängt nicht ab, Kollege ist im Urlaub, ich weiß da nicht Bescheid, Unterlagen sind beim ärztlichen Dienst, rufen Sie in einer Woche nochmal an".

Kein Kassenmitarbeiter wird hier ernsthaft behaupten, das alles nicht schon erlebt zu haben!

Natürlich kann man streiten, ob 170 Vorstände und 170 Vertriebskonzepte mit entsprechender Mitarbeiterzahl notwendig sind. Das sehe ich auch so. Aber eine Einheitskasse wird aus Versichertensicht wieder zu der Mentalität führen, die es schon einmal gab: " Wissen Sie was Sie haben? Keinen Anspruch! "

Ach ja, und Öffnungszeiten: Sind Verfechter der Einheitskasse wirklich der Meinung,dass dann eine durchgängige Erreichbarkeit gegeben ist und der Mitarbeiter der "Gesundheitsbehörde Bund" nicht um 13 Uhr fröhlich sein "Bin zu Pause-Schild" auf seinen Schreibtisch stellt?


So zu arbeiten, erträume ich mir auch! Demnach müsste ich die Einheitskasse absolut herbeiwünschen.

Aber genau das tue ich nicht:
Weil all das was die Wahlfreiheit an Service herbeigeführt hat,
in kürzester Zeit eine Rückführung in das Behördentum nach sich ziehen würde. Ich habe beides erlebt und jeder der beide Seiten kennt, wird dieses bestätigen.

Warten wir ab!

LG, die Bine

Verfasst: 10.09.2009, 21:17
von KKbine
Ach ja, noch eine Anmerkung!

Ich greife immer wieder gerne auf das Beispiel der Krankenversicherung in England zurück.

Operationen ab 75 Jahren sehr fragwürdig, Wartezeiten bis zu 3 Monaten beim Arzt gängige Praxis, Impfstoffe nur für entsprechende Risikogruppen.

Wie ich im Forum lesen musste, wird da auch gerne mal das eigene Haus verkauft, um Leistungen für Gesundheit aufbringen zu können!

Was man auch nicht unterschätzen darf sind die individuellen Verträge, die jede Kasse in Hinsicht integrativer Versorgung, Kinderuntersuchungen etc. abschließen kann, insofern kann man nicht mehr von 95 % gleicher Leistung reden. Auch die Haushaltshilfe ist in jeder Satzung der einzelnen Kasse als Mehrleistung individuell auszugestalten. Jede Familie wird wissen, wie wichtig diese Zusatzleistung ist.

Dazu sage ich nur:Happy Einheitskasse! :roll:

Die Bine

Verfasst: 10.09.2009, 21:56
von pompidou
Danke Bine!...

Verfasst: 10.09.2009, 22:17
von Lord Dragon
KKbine hat geschrieben: Was man auch nicht unterschätzen darf sind die individuellen Verträge, die jede Kasse in Hinsicht integrativer Versorgung, Kinderuntersuchungen etc. abschließen kann, insofern kann man nicht mehr von 95 % gleicher Leistung reden. Auch die Haushaltshilfe ist in jeder Satzung der einzelnen Kasse als Mehrleistung individuell auszugestalten. Jede Familie wird wissen, wie wichtig diese Zusatzleistung ist.
Wo ist das Problem? Hier ist doch einfach Gesetzgeber gefragt. Das kann man doch der Kasse vorschreiben.

Verfasst: 11.09.2009, 07:58
von Michael
KKbine hat geschrieben: Der freiwillig Versicherte in der Höchstbeitragsklasse muss nur fröhlich erwähnen, dass in seinem Betrieb 10 Mitarbeiter auch in dieser Kasse versichert sind. Ob das künfiig so bleiben wird, kann er natürlich nicht garantieren.

Wie schnell wird da die ambulante Reha, die IGEL-Leistung, die gekürzte Haushaltshilfe doch wieder mit 8 Stunden genehmigt?

Rehaanträge werden bei Kündigungsdrohungen innerhalb kürzester Zeit mit entsprechender Wunschklinik genehmigt. Versucht das mal beim RV-Träger!
genau diese beiden beispiele sind ungerechtigkeiten, die die freie kassenwahl verursacht, dienen für mich also eher als argument für eine einheitskasse.

Verfasst: 11.09.2009, 08:11
von Platon67
Zitat: Natürlich kann man streiten, ob 170 Vorstände und 170 Vertriebskonzepte mit entsprechender Mitarbeiterzahl notwendig sind. Das sehe ich auch so.

In einer Einheitsversicherung werden das dann eben, Bereichs, Hauptapteilungs- und Abteilungsleiter werden.....Die Hierachien bleiben prinzipiel erhalten und sind nur anders betitelt.... Die Führungsspanne wird sich eher verschlechtern.....In soweit auch meine Theorie, dass sich die Verwaltungskosten in keinem Fall ins positive beinflussen lassen würden... Durch die anzunehmende Verschlechterung der Führungsspanne werden die Hierachieebenen eher zunehmen.....

Ohne unseren Kollegen von Versorgerkassen zu nahe treten zu wollen :

Diese Kassen arbeiten z. B. mit einem doppelt so hohen Personalaufwand als z. B.: echte BKK`en bei denen das Trägerunternehmen das Personalcontrolling innehat. Es ist doch eher zu befürchten, dass bei einer Einheitskasse/Bürgerversicherung der Personalbedarf der Versorgerkassen als Bemessungsgröße für die Personalbemessung herangezogen wird.......oder ich würde mich in unseren Politikern und Lobyisten sehr täuschen, wenn das anders kommen würde....

Vertriebskonzepte werden dann tatsächlich komplett entbehrlich - es muß ja jeder versichert sein.....

Grüße!

Verfasst: 11.09.2009, 08:17
von Platon67
Michael hat geschrieben: genau diese beiden beispiele sind ungerechtigkeiten, die die freie kassenwahl verursacht, dienen für mich also eher als argument für eine einheitskasse.
...das nennt sich Wettbewerb und wurde ja von der Politik genauso gewollt .... :twisted:

Verfasst: 11.09.2009, 18:16
von CiceroOWL
So jetzt mal ein Kommentar vom dfg zur Entwicklung.

Der Bundeszuschuß ist aufgebraucht – Wo versickert die Staatsknete?

(dfg 37 – 09) Die amtierende SPD-Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt MdB (60) und ihre Entourage sollten eigentlich absolut zufrieden sein. Man weiß zwar nicht, ob die Reaktion der Medien am 7. September 2009 strategisch so „eingeplant" war. Wenn ja, dann haben die wichtigsten Medien weitgehend so auf die Verlautbarungen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) reagiert, wie es kundige Thebaner hätten voraussagen können: Das BMG berichtete von einem „Überschuß" bei den Finanzen der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in den ersten sechs Monaten des Jahres 2009 in Höhe von knapp über 1,2 Mrd. €. Und nach der beherrschenden Nachrichtenagentur „dpa" plapperten die meisten diese „Nachricht" ohne weitere Prüfung nach –nur wenige, wie z.B. das Düsseldorfer „Handelsblatt", blickten dezidierter hinter die GKV-Kulissen.
Unter den Tisch fiel, daß z.B. der „Überschuß" nur zustande kam, weil der für das Jahr 2009 gesetzlich normierte Bundeszuschuß von 4 Mrd. € bereits fast vollständig im 1. Halbjahr geflossen

Angesichts der wahren Gefechtslage um die Finanzen der GKV ist es kein Wunder, wenn im Wahlkampf 2009 der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Daniel Bahr MdB (32), die Bundesregierung auffordert°, Zahlen über die "faktische Belastung" der gesetzlichen Krankenversicherung auf den Tisch zu lagen.

Der Münsteraner Bundestagsabgeordnete erklärte, die GKV steuere auch wegen der Wirtschaftskrise auf ein gewaltiges Defizit zu, das zur Zeit noch durch Darlehen aus demBundeshaushalt kaschiert werde. Aber wenn die neue Bundesregierung nicht nach der Wah anz schnell dieVorschriften„nachjustiert", könnte der westfälische Bankkaufmann Recht behalten.

Aber auch sonst ist ein genauerer Blick auf die GKV-Zahlen empfehlenswert. Auffallend ist, in welch erheblichem Maße sich die Zahlen bei den acht Ersatzkassen und den fünfzehn Ortskrankenkassen unterscheiden. Beide Kassenarten vereinigen über ein Drittel des GKV-Marktes unter ihren Fahnen. Aber ihre Finanzergebnisse können unterschiedlicher nicht sein. Verzeichnet die AOK-Familie einen „Überschuß" von rund 818 Mill. € in den ersten sechs Monaten des Jahres 2009, so kommen die vdek-Kassen nur auf ein schlappes Plus von 4 Mill. €. Man weiß nicht, wer sich da „krank" und wer sich da „gesund" gerechnet hat. Vor allem, weil die AOK-Familie in Gesundheitsfonds-Zeiten es sorgsam vermeidet, Ergebnisse von Einzelkassen zu publizieren.

Schaut man sich die AOK-Zahlen an, dann fällt auf, daß der Zuwachs für die Ärztliche Behandlung fast 12 Prozent erreicht, während sie bei den Ersatzkassen weit unterdurchschnittlich bei 4 Prozent landet. Die gesamte Zuwachsrate in diesem Bereich kann aber nicht nur den Hausarztverträgen in Baden-Württemberg und Bayern geschuldet sein. Da müssen Versichertenstrukturen und damit Morbiditätszuweisungen mit am Drücker gewesen sein. Doch so ganz vermag man das nicht zu glauben, wenn man sich die Zahlen bei den verbliebenen Innungskrankenkassen und – vor allem - bei den Ersatzkassen anschaut.



Bisher ging man ja davon aus, daß z.B. die BARMER Ersatzkasse (BEK) in Wuppertal und die Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK) in Hamburg als „Super-Tanke( ähnliche „Versorgerstrukturen" wie die AOKen aufweisen würden. Doch in den ersten sechs Monaten 2009 wiesen die Bilanzen der beiden Ersatzkassen tiefrote Zahlen auf. Bei der BEK stand nach dem Abzug der Gesamtausgaben von den Gesamteinnahmen ein Minus von 29,4 Mill. € in den Büchern, bei der DAK sogar 35,7 Mill. €. Dagegen fuhr die mit einer anderen Struktur versehene Techniker Krankenkasse (TK) im gleichen Zeitraum ein Plus von 33,4 Mill. € ein, die wesentlich kleinere Hannoveraner KKH-Allianz sogar 30,3 Mill. €. Minusergebnisse erzielten auch die GEK (I. 7,2 Mill. €) und die Ende des Jahres von der Krankenkassenkarte per Fusion verschwindende Hamburger HaMü (./. 1,9 Mill. €). Finanziell wacker schlugen sich die Hamburger HEK mit ein Plus von fast 11 Mill. € und die Bremer hkk mit + 3,7 Mill. €. Viel interessanter werden diese Summen, wenn man sie pro Versicherten umrechnet: BEK .1. 4,34 €, TK + 4,64 €, DAK ./. 5,97 €, KKH-Allianz + 15,75 €, GEK ./. 4,26 €, HEK + 30,03 €, HaMü ./. 6,64 € und hkk + 12,01 €. Und schaut man auf die „wahren" Finanzergebnisse – berechnet man also auch die echten Verwaltungskosten mit ein, dann wird es für die beiden großen Dampfer aus dem Bergischen und von der Alster etwas trüber. In den ersten sechs Monaten des Jahres soll die BEK rund 141 Mill. € „verbraten" haben, die DAK über 105 Mill. €. Das heißt, man lebt schon jetzt von den Rücklagen. Kein Wunder, wenn man sieht, daß die Verwaltungskosten um mehr als 50 Prozent je Versicherten differieren, legt man die Kosten der hkk oder der HEK als Benchmark an. Eine Groß-Fusion wie z.B. mit der GEK würde aktuell finanziell wenig bringen, da diese zur Zeit im laufenden Geschäft Miese produziert. Allerdings verfügen die Schwaben vdek-weit über die geringsten Verwaltungskosten je Versicherten. Das interne Strukturpotential müßte eigentlich in Wuppertal wie in Hamburg Begehrlichkeiten wecken.

Naja so weit so gut. Alles auch nicht immer alles Gold was glänzt.