Persönliche Begutachtung durch den MDK

Informationen und Fragen zum Krankengeld

Moderator: Czauderna

KKA
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Beitrag von KKA » 28.07.2015, 19:26

broemmel hat geschrieben:@GB
Lass es sein. Wenn schon wieder behauptet wird das nur einer (KKA) eine objektive Meinung hat ist Hoffen und Malz verloren

Jede Meinung ist subjektiv.

Dazu noch Vermutungen und wenig Ahnung von der Praxis.

Zum Schluss kommt noch der quatsch "wessen Brot. ..."

Ich bin es leid. ..
Ich habe lange überlegt, ob ich auf deinen Kommentar antworten soll...du weißt sicher warum.

'Wenig Ahnung von der Praxis'? Was soll so ein abwertender, unnötiger und am Thema vorbeigehender Kommentar? Das du oft und gerne unter die Gürtellinie zielst, ist ja hinreichend bekannt und ich kann damit i.d.R. leben. Auch das du deine Ansichten ausschließlich an alog deiner brav ausgeübten, täglichen Kassenarbeit formierst, ist nicht zu kritisieren. Das du anderer Leute Meinungen mit einem (unüberlegten) Federstrich ins Tal der Ahnungslosen beförderst, dazu noch mit deinem Ton die Musik verdirbst, nein, das ist nicht hinnehmbar.

Natürlich kenne ich deine tägliche Praxis im Umgang mit dem MDK nicht, die ich auch nicht ich benötige zu kennen, um die Rolle zwischen Kasse/MDK zu verstehen, diskutieren und kritisieren. Ihr selbst, also die Sofas, seit nicht in der Lage, die Richtlinien übereinstimmend zu interpretieren, habt unterschiedliche Auffassungen dazu (und das ist gut so)....und du kommentierst mit 'basta! so ist es und nicht 'anders' und kleidest das in teils beleidigender Form.

Letztlich, wenn ich die Rolle des MDK als (medizinisches) Kontrollinstrument der Kassen darstelle, Czauderna schrieb der medizinische Arm der Kassen, dann ist es eine objektive Darstellung. Eine Aussage muss nicht zwingend und immer subjektiv sein. Siehe Duden http://www.duden.de/rechtschreibung/objektiv

Wenn du es leid bist, bitte sehr, niemand zwingt dich zu (in diesem Zusammenhang unerwünschten) Kommentierung.

Danke.

Gruß
KKA

billy
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Beitrag von billy » 28.07.2015, 21:13

Ich denke, niemand wird bestreiten, dass das Konstrukt MDK/Kasse zumindest Fragen aufwirft. Ich weigere mich, dem MDK grundsätzlich Voreingenommenheit zu unterstellen. Dennoch ist es wohl unzweifelhaft, dass die Verflechtungen da sind und man kritische Fragen stellen kann.

Mir fehlen wie KKA Kenntnisse über den praktischen Ablauf der Beratungen und ich kenne auch nicht die Qualität der Unterlagen, die der MDK üblicherweise erhält. Aber ich denke auch als Nicht-Praktiker kann ich Fragen stellen, Dinge in Frage stellen und Zweifel haben.

Was mich grundsätzlich stört.....warum wird AU nur akzeptiert, wenn der behandelnde Arzt vorher persönlich untersucht hat? (Nicht falsch verstehen.....finde ich völlig korrekt). Warum aber billigt man dem MDK zu, das Gegenteil auch nur aufgrund von Papier festzustellen. Gehört dazu nicht mindestens ebenso die persönliche Untersuchung und zwar unabhängig von der Art der Erkrankung? Das ist zweierlei Maß auf Kosten der Versicherten.

Grüße
billy
(Der auch kein Praktiker ist, aber trotzdem Fragen stellt und nachdenkt)

Lady Butterfly
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Beitrag von Lady Butterfly » 28.07.2015, 21:27

GerneKrankenVersichert hat geschrieben: Und ich sehe mich auch nicht in der Pflicht, mich für ein solches Verhalten, das ich nicht praktiziere, zu entschuldigen, nur weil ich zufällig ebenfalls bei einer Krankenkasse arbeite.
ich verstehe nicht, wieso du dich nun persönlich angegriffen fühlst und der Meinung bist, dich rechtfertigen zu müssen...
GerneKrankenVersichert hat geschrieben: Im Bereich Krankengeld und MDK hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan. Bitte nenne mir doch, was da aufgrund politischer Vorgaben wie Kostensenkungen genau schief läuft, das aufgrund einer öffentlichen Diskussion verbessert werden müsste?
ich geh doch mal davon aus, dass du die Änderungen beim Krankengeld kennst - zuletzt/aktuell die Beseitigung der "Krankengeldfalle". Und was verbessert werden müsste?
Allerdings hat das, was dort praktiziert wird, mit einem Krankengeldfallmanagement, das Vorteile für Patienten und Kasse bringen soll, nichts zu tun.
bist du dir sicher, dass auch alle Versicherten die Vorteile für sie sehen? die negativen Presseberichte haben nach meiner Meinung in den letzten Jahren zugenommen

http://www.augsburger-allgemeine.de/wir ... 29947.html
http://www.finanzen.de/news/14007/zdf-m ... rankengeld
http://www.vdk.de/deutschland/pages/pre ... ankenkasse

usw. usw. usw.

ist das Zufall, dass die Probleme zugenommen haben? oder vielleicht eine Medienkampagne? oder haben die Probleme vielleicht tatsächlich zugenommen - wenn ja, warum? das wäre doch eine Diskussion, die sich lohnen würde....
GerneKrankenVersichert hat geschrieben: Und aus der Sicht des Patienten, der seinen Arbeitsplatz am liebsten nicht mehr aufsuchen würde und aus vielerlei Gründen die Alternative Kündigung scheut
woher weißt du, dass sie ihren Arbeitsplatz am liebsten nicht mehr aufsuchen möchten und nicht doch krank (z. B. Angststörungen, Erschöpfungsdepressionen oder ähnliches) sind? es kann doch immer nur eine Vermutung sein, da dies wohl kein Versicherter zugeben würde... nochmals: kein persönlicher Vorwurf, sondern der Versuch, ein Denk-Schema zu hinterfragen.

GerneKrankenVersichert
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Beitrag von GerneKrankenVersichert » 29.07.2015, 11:28

billy hat geschrieben:I

Was mich grundsätzlich stört.....warum wird AU nur akzeptiert, wenn der behandelnde Arzt vorher persönlich untersucht hat? (Nicht falsch verstehen.....finde ich völlig korrekt). Warum aber billigt man dem MDK zu, das Gegenteil auch nur aufgrund von Papier festzustellen. Gehört dazu nicht mindestens ebenso die persönliche Untersuchung und zwar unabhängig von der Art der Erkrankung? Das ist zweierlei Maß auf Kosten der Versicherten.

Grüße
billy
(Der auch kein Praktiker ist, aber trotzdem Fragen stellt und nachdenkt)
Hast du meine Ausführungen gelesen? Und sind sie für dich so überhaupt nicht nachvollziehbar?

Im Grunde genommen müsste man, um die von dir befürchtete zweierlei Maß-Messung zu verhindern, ja dann tatsächlich jeden Krankengeldbezieher persönlich vom MDK untersuchen lassen, ob die Arbeitsunfähigkeit gerechtfertigt ist. Denn eine weitere AU dürfte der MDK dann nach Aktenlage ebenfalls nicht annehmen.

Unser System ist nicht perfekt und wie geschrieben fände ich das holländische besser, aber so schlecht, wie es immer wieder dargestellt wird, ist es nun auch wieder nicht. Ich fände es gut, wenn das von unserem MDK praktizierte Verfahren, dass eine Zweitbegutachtung mit persönlicher Untersuchung stattfindet, in den Begutachtungsrichtlinien festgeschrieben wäre. Würdest du weiterhin bei deiner Kritik bleiben, wenn das so wäre?

GerneKrankenVersichert
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Beitrag von GerneKrankenVersichert » 29.07.2015, 11:46

@ LB: Sowohl bei deiner Argumentation als auch bei der verlinkten Berichterstattung werden alle Krankengeldprobleme, auch die mit der Lücke, in einen Topf geworfen. Die Lücke hat nun mit dem MDK und Krankengeld-Fallmanagement überhaupt nichts zu tun. Übrig bleibt dann der hinlänglich bekannte Fall der TK und Anrufe der Kassen. Und da kümmert sich der Patientenbeauftragte gemeinsam mit den Aufsichtbehörden drum. Ich gehe davon aus, dass die Kassen, deren Praxis nicht akzeptabel ist, genau beobachtet werden. Und wenn sich nichts ändert, wird es wohl eine ähnliche Regelung geben wie bei der Verhinderung von Neuaufnahmen. Nichts gelesen habe ich davon, dass kritisiert wird, dass massenhaft Krankengeldeinstellungen nach Aktenlage erfolgen. Was also genau soll jetzt an der Begutachtung geändert werden?

Und unterstelle mir jetzt nicht schon wieder Dinge, die ich nicht geschrieben habe. Ich habe verschiedene Szenarien beschrieben, bei denen es zu Konflikten kommt. Angststörungen und Erschöpfungsdepressionen sind etwas ganz anderes als Z56.4.

Lady Butterfly
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Beitrag von Lady Butterfly » 29.07.2015, 16:01

GerneKrankenVersichert hat geschrieben:@ LB: Sowohl bei deiner Argumentation als auch bei der verlinkten Berichterstattung werden alle Krankengeldprobleme, auch die mit der Lücke, in einen Topf geworfen. Die Lücke hat nun mit dem MDK und Krankengeld-Fallmanagement überhaupt nichts zu tun. Übrig bleibt dann der hinlänglich bekannte Fall der TK und Anrufe der Kassen. Und da kümmert sich der Patientenbeauftragte gemeinsam mit den Aufsichtbehörden drum. Ich gehe davon aus, dass die Kassen, deren Praxis nicht akzeptabel ist, genau beobachtet werden. Und wenn sich nichts ändert, wird es wohl eine ähnliche Regelung geben wie bei der Verhinderung von Neuaufnahmen. Nichts gelesen habe ich davon, dass kritisiert wird, dass massenhaft Krankengeldeinstellungen nach Aktenlage erfolgen. Was also genau soll jetzt an der Begutachtung geändert werden?

Und unterstelle mir jetzt nicht schon wieder Dinge, die ich nicht geschrieben habe. Ich habe verschiedene Szenarien beschrieben, bei denen es zu Konflikten kommt. Angststörungen und Erschöpfungsdepressionen sind etwas ganz anderes als Z56.4.
es geht darum, dass die Beschwerden im Zusammenhang mit Krankengeld-Zahlungen in den letzten Jahren zugenommen haben

das betrifft Krankengeldeinstellungen nach Aktenlage, Anrufe von Kassenmitarbeitern, die als störend und bedrückend empfunden werden und auch weitere Probleme - worauf führst du denn die Zunahme der Beschwerden zurück?

GerneKrankenVersichert
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Beitrag von GerneKrankenVersichert » 29.07.2015, 16:22

Du hast doch selbst verlinkt, dass der Patientenbeauftragte sich der Sache mit den Anrufen annimmt. Also sind die von dir gewünschten Verbesserungen möglich.

Zum Thema dieses Threads MDK hast du allerdings keine Belege gebracht, dass die Beschwerden zugenommen hätten. Noch nicht einmal dafür, dass es überhaupt massenhaft Beschwerden in der Form gibt, dass der MDK sich nicht an die Begutachtungsrichtlinien hält. Deshalb frage ich mich, welche öffentliche Diskussion zu welchen Verbesserungen führen soll.

KKA
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Beitrag von KKA » 29.07.2015, 17:31

@ GKV

Sowohl Czauderna als auch vlac beschreiben die Funktionen/Existenzberechtigung des MDK wie folgt:

Czauderna hat geschrieben:
...... wenn es dann in den medizinischen Teil geht, muss die Kasse einen Berater, Zu-Arbeiter, Experten, Prüfer, wie auch immer man das nennen will, haben um dann zu entscheiden (warum 'muss', dafür gäbe es den Hausarzt/Facharzt). Es gibt auch Ärzte, die machen das, was ihre Patienten" oder soll man hier auch schon "Kunden" sagen, beschlossen haben - "Ich lass mich krankschreiben" - ein sehr beliebter und häufiger Satz in der Praxis, oder "Ich weiß am besten wie es um mich steht und wenn ich nicht arbeiten kann, dann bestimme ich das, und mein Arzt folgt mir", oder "Ich hab die Kasse noch nie in Anspruch genommen, jetzt will ich mal in Kur, mein Arzt hat mir ein Attest geschrieben und die Kasse lehnt ab, weil der MDK es auch abgelehnt hat - der MDK kennt mich doch gar nicht, mein Arzt weiß das besser, usw, usw.
und vlac schrieb:
...Der Patient bringt seine Erwartungen mit, in denen das Krankengeld oft schlicht ganz einfach nur als strategische Möglichkeit existiert, das ALG I so lange wie möglich zu strecken, und der Arzt will Geld verdienen, den Patienten halten, und das kann er nur, wenn er macht, was der Patient von ihm will, und ansonsten die Möglichkeit hat, die Schuld jemandem anderen zuzuschieben.
Meine Antwort lautete:
...Eine Bestätigung dafür, dass der MDK eine von den Leistungsträgern finanzierte Einrichtung ist, welche die Kompetenzen der Vertragsärzte zu Lasten der Versicherten grundsätzlich in Zweifel zu ziehen hat. Ich hege keine Zweifel, dass Erwartungshaltungen von Patienten von Vertragsärzten wunschgemäß erfüllt werden. Sind das nun die von Euch so vehement verfochtenen Einzelfälle (wie z.B. beim KRG Entzug), wie ich nur vermuten kann?
sowie
....dass die (grundsätzliche, politisch gewollte) Rolle des MDK fast ausschließlich auf Misstrauen der Kassen gegenüber den Vertragsärzten/Versicherten basiert.
und
...Verpackt in teils schwer verständlichen, wortreichen und juristisch teils unklaren oder strittigen Gesetzestexten und Richtlinien, lässt sich das System für die Betreiber leicht als ein notwendiges Instrument rechtfertigen, wobei das für jedermann augenscheinliche Kontrollprinzip und das Abhängigkeitsverhältnis des MDK gerne als Verschwörungstheorie oder Ahnungslosigkeit der Kritiker zu Unrecht abgekanzelt wird .
Zwar verstehe ich durchaus deine/vlac's und Czauderna's Ausführungen, wenn ich mich in eure (von vlac mal abgesehen, berufliche Position versetzte (ja, das kann ich :-) und ich würde genau so argumentieren), aber der MDK bezieht seine Existenzberechtigung aus vorgenannten Gründen. Es ist abwegig zu behaupten, dies treffe nicht zu.

Feinheiten, ja sicher die gilt es zu wissen...für euch Praktiker. Ich beziehe meine Meinung auf die grundsätzliche Frage nach der Existenzberechtigung des MDK, dessen reaktive Funktion im Zusammenhang mit den Kassen und der mehr als fragwürdigen Methodology.

Und, nein, ich 'fordere' nicht die eigenständige 'Krankschreibung ohne ärztlicher Begutachtung, wie du versucht mir und dem Leser zu suggerieren.

Mit dem holländischen, hier sicher nicht durchsetzbarem Muster, könnte ich mich anfreunden.

Gruß
KKA

GerneKrankenVersichert
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Beitrag von GerneKrankenVersichert » 29.07.2015, 19:14

KKA hat geschrieben: Feinheiten, ja sicher die gilt es zu wissen...für euch Praktiker.
Wenn es eben diese Feinheiten sind, die das komplette Bild ergeben, so ist deren Kenntnis nicht nur für die Meinungsbildung eines Praktikers erforderlich.

KKA hat geschrieben: Ich beziehe meine Meinung auf die grundsätzliche Frage nach der Existenzberechtigung des MDK, dessen reaktive Funktion im Zusammenhang mit den Kassen und der mehr als fragwürdigen Methodology.
Stell dir doch einfach mal vor, wie unser Gesundheitswesen ohne den MDK aussehen würde, vielleicht erkennst du dann die Existenzberechtigung. Die Aufgaben des MDK sind im § 275 SGB V beschrieben. Und selbstverständlich übt er eine Kontrollfunktion aus, auch wenn die Funktion in den meisten Fällen nur darin besteht, dass der MDK das Vorgehen kontrollieren könnte.

Aber auch der MDK wird kontrolliert, er unterliegt der Aufsicht des Sozialministeriums seines Bundeslandes, genauso werden die Kassen durch das Sozialministerium oder das BVA kontrolliert usw. usf.

Was meinst du mit reaktiver Funktion?

Und was ist die mehr als fragwürdige Methodology?

Czauderna
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Beitrag von Czauderna » 29.07.2015, 19:42

Hallo,
das ist ja das "Schlimme" an uns Praktikern - dadurch, dass wir täglich mit dem MDK zu tun haben und dieser nicht nur Arbeitsunfähigkeiten begutachtet sondern nahezu alle Fälle aus dem Leistungsbereich, haben wir natürlich einen anderen Blick als Menschen, die den MDK selbst negativ erlebt haben, oder jemanden kennen, dem es so ergangen ist oder eben ihre Kenntnisse aus den Medien beziehen. Gerade dieser Unterschied ist es, der den Praktiker grundsätzlich nicht gegen die Einrichtung sein lässt und den "Laien" den MDK eben für überflüssig halten. Auch wenn ich mir wieder den Zorn zuziehe, aber die negativen Beispiele zum Thema MDK sind, gemessen an der Gesamtzahl tatsächlich Einzelfälle. Nicht nur für die Betroffenen ist jeder Negativ-Fall der Fall zu viel und auch der Praktiker muss sich manches mal auch nur wundern über Gutachten und deren Inhalt.
Was auch negativ gesehen wird, das ist die Finanzierung des MDK durch die Krankenkassen, was natürlich Raum für Mutmaßungen lässt, die da lauten, dass der MDK abhängig in seinen Entscheidungen von den Vorgaben der Kassen wäre. Ich glaube das nicht - und da glauben - nichts wissen heißt, liegt meine Betonung auf dem Wort "glaube".
Ich habe es an anderer Stelle schon mal geschrieben - ich würde die Finanzierung des MDK aus Steuermitteln tragen - und damit auch alle Steuerzahler den "Nutzen" davon hätten, dass sie den MDK finanzieren, den MDK auch als Begutachtungseinrichtung für die PKV. gesetzlich bestimmen.
Selbst bei einer Bürgerversicherung oder auch bei nur einer Krankenkasse müsste es so etwas ähnliches wie den MDK geben,
obwohl, bei nur einer Kasse ginge es auch ohne.
Ohne MDK, in dem heutigen System, müssten die Kassen ohne medizinische Beratung, alles selbst entscheiden, wie bisher übrigens auch,
aber dann würden doch die Versicherten insgesamt darunter leiden, da bin ich mir ganz sicher.
Gruss
Czauderna

billy
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Beitrag von billy » 29.07.2015, 20:41

Eines stimmt: wir reduzieren den MDK hier fast ausschließlich auf Begutachtungen bei AU. Das ist zu einseitig. In einem Gesundheitssystem, in dem sehr viel Geld ausgegeben und verdient wird -je nach Sichtweise-, ist eine derartige Instanz wohl notwendig. Denn das medizinische Versorgung sich nicht unbedingt nach der Notwendigkeit richtet, sondern auch danach, ob sich z.B. teure Geräte amortisieren müssen, ist Fakt. Warum sonst stieg z.B. die Zahl der Platzangst-Patienten sprunghaft an, nachdem es offene MRT's gab?

Und KKA, dass Ärzte die Erwartungshaltung ihrer Patienten nicht erfüllen, halte ich für ein Gerücht. Nicht alle, sicher nicht. Auch nicht die Mehrheit. Aber es gibt sie. Und wie soll eine Krankenkasse ohne MDK da die Spreu vom Weizen trennen?

Wir reden hier aber über AU. GKV, ja, mit dem niederländischen System könnte ich mich sehr gut anfreunden. Nur lässt sich dieses System hier niemals durchsetzen. Den Aufschrei der Arbeitgeber höre ich jetzt schon. Unser System kann auch nach meiner Meinung nicht ohne MDK auskommen. Denn es ist relativ einfach, sich "durchzumogeln", wenn man es darauf anlegt. Zu Lasten aller. Und dass es Versicherte gibt, die dies tun, wird wohl niemand von uns bestreiten.

Ich wehre mich aber dagegen, einen Generalverdacht auszusprechen. Sowohl gegen Versicherte als auch gegen Krankenkassen. Es gilt schwarze Schafe zu finden. Und dein Vorschlag, GKV, zumindest im Widerspruchsfall eine persönliche Begutachtung vorzuschreiben, würde mich zumindest besänftigen, ja.

Grüße
billy

PS: @ GKV und Lady: hört doch mal auf, reflexartig zuzuschnappen, sobald der andere etwas postet. Ihr habt beide viel Ahnung. Es ist schade, dass dieses Wissen, immer durch eure Kabbelei überlagert wird. Nur eine Anregung....

KKA
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Beitrag von KKA » 30.07.2015, 11:29

KKA hat geschrieben: Feinheiten, ja sicher die gilt es zu wissen...für euch Praktiker.
GerneKrankenVersichert hat geschrieben: Wenn es eben diese Feinheiten sind, die das komplette Bild ergeben, so ist deren Kenntnis nicht nur für die Meinungsbildung eines Praktikers erforderlich.
Noch einmal: Mir geht es um die Grundsatzfrage, warum bzw. inwieweit der MDK quasi eine höhere Instanz als der Vertragsarzt in der Frage ob eine AU gerechtfertigt ist, darstellt, ja darstellen darf, insbesondere wenn er bei psychischen Krankheiten nach vorhandener, oder auch nicht vorliegender Aktenlage ferndiagnostisch entscheiden kann und sein 'Gutachten' die vertragsärztliche AU (und KRG Zahlung) zu Lasten des Versicherten aufhebt.
Das erweckt den m.E. gerechtfertigten Eindruck, der einzige Zweck dieser Funktionsform ist die Einsparung des Krankengeldes.
GerneKrankenVersichert hat geschrieben: Und selbstverständlich übt er eine Kontrollfunktion aus....
Wir kommen uns ein wenig näher....
GerneKrankenVersichert hat geschrieben: Aber auch der MDK wird kontrolliert, er unterliegt der Aufsicht des Sozialministeriums seines Bundeslandes, genauso werden die Kassen durch das Sozialministerium oder das BVA kontrolliert usw. usf.
Es sind tatsächlich Einzelfälle, dass MDK und Kassen für Fehlverhalten (öffentlich) gerügt werden. Ich lese/höre oft vom Fehlverhalten der Kassen, des MDK, von Korrekturanforderungen der Kontrollorgane wenig.
GerneKrankenVersichert hat geschrieben: Was meinst du mit reaktiver Funktion?
Kritisch interpretiert, die Hinterfragung der gesellschaftlichen Wertestellung des MDK im Rahmen der Gesundheitspolitik. Sorry, hätte ich näher ausführen sollen.
GerneKrankenVersichert hat geschrieben: Und was ist die mehr als fragwürdige Methodology?
Sorry, hin und wieder verfalle ich englischen Begriffen, Macht der Gewohnheit, übersetze es mit Methodik (festgelegte Art des Vorgehens), im konkreten Fall die AU Aufhebung ohne Begutachtung usw.

Gruß
KKA

KKA
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Beitrag von KKA » 30.07.2015, 12:06

Czauderna hat geschrieben:....
Ohne MDK, in dem heutigen System, müssten die Kassen ohne medizinische Beratung, alles selbst entscheiden, wie bisher übrigens auch,
aber dann würden doch die Versicherten insgesamt darunter leiden, da bin ich mir ganz sicher.
Gruss
Czauderna
Kassenmitarbeiter können mangels medizinischer Ausbildung natürlich nicht entscheiden. Die (meine) Frage ist doch, wozu benötigen wir den milliardenteuren MDK, wenn Vertragsärzte mittels persönlicher Untersuchung AU feststellen und bescheinigen können, ebenso das (Rest)Leistungsvermögen des Patienten. Deine/eure Antwort zu dieser Frage erweckt das allseits präsente, nicht unberechtigte Gefühl, dass die eigentliche (Grundsatz)- Funktion des MDK, im Misstrauen der Kassen gegenüber den Vertragsärzten/Versicherten und in der Konsequenz die (im Grunde von kassenunabhängigen, politischen Einflüssen gewollte) Einsparung von KRG zu finden ist. Das dem viel zu oft tatsächlich so ist, dürfte nicht Abrede zu stellen sein.

Was wäre die Alternative? Ich weiß es nicht, aber ein Anfang wäre, das Verhältnis Kosten durch (ärztlich unterstützten) KRG Betrug versus Kosten der Einrichtung MDK zu ermitteln, sofern das überhaupt möglich ist. Ich befürchte, nein, da die Zuordnung 'KRGbezugsbetrug' nicht zuverlässig greifbar ist, aber vllt. ein aus ökonomischer Sicht potenzieller Denkansatz.

Denkbar ist eine spezifisch ausgebildete, auf Betrug spezialisierte Institution, also ein 'kleiner, mit 'Rechts'medizinern besetzter MDK' könnte, vielleicht, bei ausschließlich begründetem bzw. auffälligem Verdacht auf Hinweis der Kassen aktiv werden.

Ob ein aus Steuermitteln finanzierter MDK den Ruf der Unabhängigkeit (von den Kassen) befördern könnte, wage ich zu bezweifeln, da es die derzeitig gängige Zusammenarbeit Kassen/MDK kaum beeinflussen würde.

Gruß
KKA

Czauderna
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Beitrag von Czauderna » 30.07.2015, 12:34

Hallo KKA,

"...Ob ein aus Steuermitteln finanzierter MDK den Ruf der Unabhängigkeit (von den Kassen) befördern könnte, wage ich zu bezweifeln, da es die derzeitig gängige Zusammenarbeit Kassen/MDK kaum beeinflussen würde"

Das mag sein, würde aber auch bedeuten, dass der MDK auch vordergründig, eben wegen der Finanzierung aus Steuermitteln und nicht aus Krankenversicherungsbeiträgen über die Kassen, nicht abhängig von den Kassen wäre - Wess Brot ich ess, des Lied ich sing - dieser Vorwurf würde dann nicht mehr treffen.

Ich sehe den MDK nicht als Einrichtung dafür, weil die Kassen den Betrug durch Leistungserbringer oder Versicherte fürchten - da haben die Kassen übrigens auf diesem Gebiet sehr viel Erfolg, solche Straftaten aufzuklären und sich Geld wiederzuholen - das geht z.T. in die Millionen pro Jahr -
nein der MDK sorgt mit seiner Tätigkeit, meiner Meinung nach, die Zweckmäßigkeit, Verhältnismäßigkeit und natürlich auch die Wirtschaftlichkeit im Leistungsdausgabenbereich mit zu beeinflussen.
Nicht jeder Arzt, der teure Medikamente verordnet, nicht jedes Krankenhaus, dass Patienten länger stationär behandelt und nicht jeder Pflegedienst, der mehr Leistungen abrechnet bzw. erbringt, tut das mit Betrugsabsichten - wäre ja auch schlimm.
Es geht auch um Kostenübernahme durch die Kassen bei außervertraglichen Behandlungen/Leistungen - dass der behandelnde Arzt die medizinische Notwendigkeit sieht, steht wohl außer Frage - die Kassen müssen hier das Recht haben eine "Zweitmeinung" einzuholen - ist ja umgekehrt gerade gesetzlich eingeführt worden, nämlich, dass der Patient bei einem anderen Arzt eine "Zweitmeinung" einholen darf und die Kasse das bezahlen muss.
Gruss
Czauderna

KKA
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Beitrag von KKA » 30.07.2015, 12:42

[quote="billy"] Denn das medizinische Versorgung sich nicht unbedingt nach der Notwendigkeit richtet, sondern auch danach, ob sich z.B. teure Geräte amortisieren müssen, ist Fakt. [quote]

Ja, leider. Gesundheit wird zunehmend als Ware definiert. Ist ein Menschenleben wirklich so wenig wert geworden, dass sich die Anschaffung von medizinischen Geräten immer amortisieren muss? Hier ist ein steuerfinanziertes Eingriffen von Nöten.

[quote="billy"]
Warum sonst stieg z.B. die Zahl der Platzangst-Patienten sprunghaft an, nachdem es offene MRT's gab? [quote]

Kannst du das näher erläutern? Ich verstehe nicht was du damit meinst.

[quote="billy"]
Und KKA, dass Ärzte die Erwartungshaltung ihrer Patienten nicht erfüllen, halte ich für ein Gerücht. [quote]

Das habe ich nicht gesagt/geschrieben, siehe meinen diesbez. Text

Zitat:
...Ich hege keine Zweifel, dass Erwartungshaltungen von Patienten von Vertragsärzten wunschgemäß erfüllt werden


[quote="billy"]
Und wie soll eine Krankenkasse ohne MDK da die Spreu vom Weizen trennen? [quote]

Wenn der MDK ohne pers. Begutachtung bei psychischen Krankheiten (und nicht nur diesen, es gibt viele andere Beispiele) die AU aufhebt, die Kasse demzufolge das KRG einstellt, ist das keine Trennung 'Spreu vom Weizen', sondern rechtswidriges Verhalten zu Lasten eines kranken Menschen.

[quote="billy"]
Ich wehre mich aber dagegen, einen Generalverdacht auszusprechen. Sowohl gegen Versicherte als auch gegen Krankenkassen. [quote]

Ich denke niemand spricht hier einen Generalverdacht aus, aber die Infragestellung fragwürdiger Methoden seitens Kasse/MDK darf und muss beleuchtet und bereinigt werden.

[quote="billy"]
PS: @ GKV und Lady: hört doch mal auf, reflexartig zuzuschnappen, sobald der andere etwas postet. Ihr habt beide viel Ahnung. Es ist schade, dass dieses Wissen, immer durch eure Kabbelei überlagert wird. Nur eine Anregung.... [quote]

Volle Zustimmung! Ich halte beide, Lady B und GKV für kompetente und fachlich sehr gut aufgestellte 'Mitstreiter', persönliche Querelen sollten dann eher per PN ausgetauscht werden. Aber, die unterschiedlichen Interpretationen und Auffassungen verfolge ich mit großen Interesse.

Gruß
KKA

Upps...Quote- Funktion außer Kraft gesetzt??

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