Reformideen im Gesundheitswesen/in der Krankenversicherung

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Poet
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Beitrag von Poet » 29.08.2014, 20:57

@schilbach:
Schilbach hat geschrieben:Also Deine gewünschte Antwort:
Wenn alles Geld weg ist (auch aus der Steuerkasse) und der Finger der solidarischen Menschen erschöpft ist, dann "JA", dann muß dieser von Dir beschriebene Mensch sterben. Punkt.

Lieber Schilbach, ich bete inständig dass diese Äußerung nur ein bildhafter Vergleich sein soll à la "Wenn alles Geld weg ist und die Beitragszahler nicht (noch) mehr leisten können, dann kann dem sterbenden Menschen leider auch nicht mehr geholfen werden." Wenn die Äußerung allerdings so gemeint ist wie sie da steht, dann ist es der größte Blödsinn den ich gelesen habe. Es ist unser Privileg als Menschen um Leben zu kämpfen, nicht welches zu beenden oder Hilfe auslaufen zu lassen. Koste es was es wolle und sei es das eigene Leben.

Wie bezeichnest Du in diesem Zusammenhang die Werbung (unter anderem der GKVen) für Krebsvorsorgeuntersuchungen?

Ich bezeichne sie als Aufklärung welche die Kassen machen müssen. Im Vordergrund steht ganz sicher kein Geschäft mit der Angst und das hat nichts gemein mit der angsteinflößenden Mitteilung: "Dein Budget wird/ist alle."

Zum letzten Post: Ich weiß nicht was Du liest aber ich lese hier ganz viel Vorschläge zu Veränderungen des Systems auch von den anderen. Nur: Diese folgen nicht alle Deiner Richtung und sind dann nach Deiner Lesart Blockierer, Kleben an Altem und denken nicht in die richtige Richtung. An den Arzt Schilbach und an den Menschen: Es ist super derart abstrahiert denken zu können und Dinge auf den Punkt zu bringen. Der wahre Wert entsteht aber erst dann wenn es einem dazu noch gelingt, sich andere Meinungen anzuhören, abzuwägen und Kompromisse mit anderen Menschen zu finden. Ansonsten besteht die Gefahr dass man zwar aus seiner Sicht Prophet ist aber einsam.
Zuletzt geändert von Poet am 29.08.2014, 21:19, insgesamt 1-mal geändert.

Poet
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Beitrag von Poet » 29.08.2014, 21:18

KKA hat geschrieben:So, so, da wollt ihr, Darwin und Poet (und auf nichts anderes läuft deine Vorstellung hinaus), die Ängste der Menschen schüren, um in Endeffekt Kosten zu sparen.
@KKA: Würdest Du bitte aufhören mich in Töpfe zu schmeißen, nur weil ich eine grds. Sicht zur "Aufklärerrolle der Kassen" und "Sanktionen" geteilt habe und EIGENVERANTWORTUNG in den Mund nehme, denn ich meine sie auch so? Wenn Du meine Posts nochmal liest, wird Dir auffallen dass ich mich gegen ein Geschäft der Angst und gegen harte Sanktionen ausspreche. Mein Credo heißt Bewusstmachen oder besser noch: Bildung der Menschen. Des weiteren wird Dir auffallen, dass ich statt einer sozialen Härte für ausgewogene Veränderungen und Kompromisse stehe.

Danke!

Jetzt das wichtigste: Ich drücke Dir von ganzem Herzen die Daumen für die OP, alter geliebter Streithammel! :-) :-) :-)

KKA
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Beitrag von KKA » 29.08.2014, 21:26

Danke, Günter.

Gruß
KKA

Schilbach
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Beitrag von Schilbach » 29.08.2014, 21:29

Als Schmerztherapeut und oft auch Sterbebegleitender noch ein paar Worte an KKA:
Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Dir Deine bevorstehende Op wirklich das Leben rettet und vor allem LebensQUALITÄT zurückbringt (die oft verwechselt wird mit LebensZEIT).
Da Burnout und Depressionen in Deiner Anamnese auftauchen (die Disposition dazu bleibt leider immer erhalten), ist dieses Forum, wo oft harte Worte fallen, sicher nicht die geeignete Plattform für Dich. Ein ärztlicher Rat: Meide sie, was Du nicht weißt, macht Dich nicht heiß.
Und ganz genau so, wie Du auf meine Provokationen reagiert hast, habe ich die Menschen beschrieben. Jeder bezieht Gesagtes immer zunächst auf sich persönlich. Bitte versuche, das nicht zu tun, es kann zerstören. Das war nicht von mir beabsichtigt.
Und denke daran, auch wenn alle immer nur den "leeren" Budgetopf sehen, den gibt es nicht, GKVen haben angeblich fast 30 Mrd. Euro Überschuss. Genug, um Dich wieder herzurichten (richtet Dich eigentlich Geld her oder Ärzte und Pflegepersonal?).
Toi, Toi, Toi

KKA
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Beitrag von KKA » 29.08.2014, 21:45

Wenn die OP gut verläuft und der Befund keine Metas aufweist, kann ich durchaus eine gute Lebensqualität erreichen, wenn auch mit Einschränkungen.

Zu meiner Anamnese: Die Disposition hat sich tatsächlich erst mit Beginn des 'Burn-Outs' eingestellt. Wobei burn-out, das liebgewonnene Modewort, in meinem Fall eher mit kompletter Erschöpfung als mit handfesten Depressionen zu belegen ist. Insofern, keine Sorge, ich schreibe nicht nur hier und kann mittlerweile, dank GKV und fachärztlicher Zuwendung, auch mit konträren Meinungen und Stress sehr gut umgehen. Und nein, ich nehme nichts persönlich in diesem Forum und meine Meinungsbildung basiert auf politisch ökonomischen Überlegungen, nicht meiner Anamnese.

Zu deiner Frage: Ärzte und Pflegepersonal stellen meine Gesundheit wieder her. Nicht kostenlos.

In diesem Sinne, danke für toi toi toi.

Gruß
KKA

Schilbach
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Beitrag von Schilbach » 29.08.2014, 21:55

Darwin denkt an Dich !
Die Besten kommen durch, und Du bist einer der Besten !

Gruß Schilbach

KKA
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Beitrag von KKA » 29.08.2014, 22:07

GerneKrankenVersichert hat geschrieben:
KKA hat geschrieben: Bewusstseinsförderung, wobei dem Versicherten individuell Einnahmen und Ausgaben vorgerechnet werden? Wie, bitte sehr, soll das funktionieren?
Das ist heute kein Problem mehr. Bei den meisten Kassen kannst du dir eine Patientenquittung anfordern, aus der hervorgeht, in welcher Höhe Leistungen gezahlt wurden. Und die gezahlten Beiträge kann sogar jeder selbst einfach ermitteln.

Ist mir bekannt. Dis Diskussion bezieht sich aber auf gesetzliche Regelungen, den VS im Rahmen der Schillbachschen Thesen mit einer Kosten/Nutzenaufstellung zu konfrontieren.
KKA hat geschrieben: Missbrauchstendenzen kann auch eine einheitliche Bürgerversicherung mit kollektiv wirksamen Mitteln begegnen, am Rande bemerkt.
Das interessiert mich brennend. Wie denn?

Kollektive Wirksamkeit ist nichts anderes als die gesetzliche Regelung des Leistungsumfangs und die Zugangsberechtigung dazu. Ich denke, wie ich an anderer Stelle bereits schrieb, dass in den Bereichen Krankengeld(missbrauch), Rehas/Kuren, unnötiger Operationen (Knie/Hüftersatz z.B.), inflationärer Rezeptierung u.v.m. gewaltige Einsparpotenziale zu finden sind, welche mittels Gesetzgebung den Missbrauch/Überverordnung weitesgehend eindämmen kann. Meine Meinung.
KKA hat geschrieben: In allen Beispielen wird eine gravierende Komponente vergessen: Die Schwellenfestlegung bei größter Fallbandbreite, d.h. die Frage, wo fängt welche Leistung wann und für wen an und wo wird sie mittels Gesetz nicht gewährleistet, bleibt unbedacht. Ich denke hier werden methodische Grenzen erreicht (wenn wir von der deutschen Bevölkerungsstruktur ausgehen).
Genau diesen Fragen müssen wir uns heute bereits stellen und sie werden heute beantwortet. Der Gesetzgeber gibt den groben Rahmen vor und die Selbstverwaltung setzt es um. Nehmen wir als Beispiel mal den § 34 SGB V: Nichtverschreibungspflichtige Medikamente dürfen grundsätzlich nicht zu Kassenlasten verordnet werden. In bestimmten Fällen (Stichwort Sozialstaat und Grundgesetz) sind Ausnahmen zulässig. Diese Ausnahmen legt der Gemeinsame Bundesausschuss fest.

Die Schwellenfestlegung ist in der Tat der wohl schwierigste Aufgabenpunkt. Die Entscheidungsträger sind nicht zu beneiden.
KKA hat geschrieben: Ein Blick über die Grenzen, sofern es des deutschen Michels Stolz zulässt, genügt, um alternative Modelle zumindest im Kern anzudenken. Skandinavische Länder (S, N, SF) fallen mir spontan ein. Warum nicht?
Ich denke, das hast du in deinem vorhergehenden Beispiel doch beschrieben. Die Bürger möchten kein in dieser Form staatlich gelenktes Gesundheitswesen, weshalb kein Politiker Änderungen in diese Richtung anstößt. So läuft das nunmal in einer Demokratie. Ob man jetzt der Ansicht ist, die Politiker machen das aufgrund der Wiederwahl und des eigenen Machterhaltes oder weil sie das Volk dann doch als Souverän anerkennen, ändert nichts am Ergebnis.
Ich weiß nicht, woher du die Info hast, der deutsche Bürger möchte kein staatlich gelenktes Gesundheitssystem (gleichwohl unser bestehendes System alles andere als nicht staatlich fungiert). Anzunehmen, dass z.B. 'Die Linke' lediglich aufgrund ihrer Vorstellungen zum Gesundheitswesen nicht in die Regierungsverantwortung gewählt werden, wäre wohl etwas vermessen.
Richtig, das Ergebnis ändert sich nicht, leider!


Gruß
KKA

KKA
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Beitrag von KKA » 29.08.2014, 22:24

Für jene unter uns, die viel Zeit haben:

Ein Buch von Alexander Dietz, passend zum Thema, interessanter Lesestoff -

http://books.google.de/books?id=dcrlAgA ... tz&f=false

Gruß
KKA

Poet
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Beitrag von Poet » 29.08.2014, 22:41

KKA hat geschrieben:Ist mir bekannt. Dis Diskussion bezieht sich aber auf gesetzliche Regelungen, den VS im Rahmen der Schillbachschen Thesen mit einer Kosten/Nutzenaufstellung zu konfrontieren.
Eindeutig nein. Es ging um eine turnusmäßige Auskunft über Ein-/Auszahlungen zur Transparenz/zum Bewusstmachen á la DRV, welche auch im Schilbachschen Modell oder bei MSA funktionieren könnte.

Jetzt nochmals alles Gute!

KKA
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Beitrag von KKA » 29.08.2014, 22:57

Danke, Poet. Das Ergebnis ist das gleiche: Angst, das Budget ist bald erschöpft.

Good night

KKA

Thomas3
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Beitrag von Thomas3 » 30.08.2014, 02:01

Kinder, vertragt euch bitte !

Schilbach
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Beitrag von Schilbach » 30.08.2014, 09:23

@alle, die mein Modell so scharf verurteilen (und ich hoffe, dass KKA hier noch mitliest)
Eigentlich brachte mich KKA auf die Fährte… In einer „gefühlt“ lebensgefährdenden Situation, z.B. einer Krebserkrankung, wird der Überlebenskampf, der evolutionär implementierte Überlebenswille, am egoistischsten. Man versteht, ja will nicht mehr verstehen, warum einem jetzt vielleicht niemand mehr helfen will. Ausgeblendet wird die Ratio, die einen erkennen ließe, dass, rational betrachtet, KEINER einem mehr helfen kann.
Euer Denkfehler für meinen „Denkansatz“ liegt, so glaube ich, darin, dass Ihr davon ausgeht, dass ich 1. NUR von einer „Krankenkassen-Geldmenge“ rede, die begrenzt ist und
2. dass ich bei einer gesundheitlichen Versorgung ein PERSÖNLICHES Engagement (Subsidiarität) eiskalt unter den Tisch fallen lasse.
Beide Annahmen wären GRUNDFALSCH.
Mir schwant, ich habe Euch noch nicht verdeutlichen können, dass ich den „Gesundheitsbeitrag“, den ich von der Bevölkerung erheben würde (prozentualer Anteil vom gesamten zu versteuernden Einkommen = die Stellschraube in meinem System) zu Lasten z.B. des Rüstungsetats (in meinem Buch S. 156 neben den anderen Bundeshaushalten aufgeführt mit 32.327.400.000.- €/a oder allgemeine Finanzverwaltung: 62.319.300.000.- €/a (beide Jahr 2011), derart immer weiter anpassen würde, dass dieser „Topf“ für gesundheitliche Versorgung NICHT leerginge. Das „letzte finanzielle Hemd“, neben solidarischer, subsidiärer Hilfe würde ich für die Rettung kranker Menschen geben (sonst wäre ich nicht einer der „ärmeren“ Ärzte). – Und da hat in meinen Augen das jetzige System, mit seinen Nischen für Wirtschaftsegoisten und einer ausgeuferten Verwaltungsstruktur KEINEN PLATZ. Und wenn sich, als Beispiel, hier „Kassenfürsten“, die staatlich institutionalisiert sind (KdöR!), um Solidargelder gerecht zu verteilen, Geldsummen in die Tasche fahren (nicht nur für ihren eigentlichen Job, sondern auch noch nebenbei ) bei denen mir schwindelig wird - einen Fall habe ich in meinem Buch explizit beschrieben – dann fehlt mir hierzu das Verständnis.
ABER, wenn dieser (RIESIGE) beschriebene Topf leer ist und auch Subsidiarität nicht mehr weiterhilft und man (als Mediziner zumindest) erkennt, dass weiteres Behandeln nur noch Quälen ist (nach 10 Jahren als Intensivmediziner weiß ich genau, wovon ich hier rede), ja dann ist das Leben eben definitiv zu Ende. Und genau DAS wird heutzutage SO NICHT gehändelt. Deshalb mein Modell, dass die sich (zu Lasten der gesundheitlichen Versorgung) bereichernden Strukturen drastisch reduziert werden und für ein gesundheitssolidarisches Verhalten die Augen geöffnet werden durch das größte Druckmittel, was die Menschheit wohl z.Zt. kennt (GELD).

ErnstXV
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Beitrag von ErnstXV » 30.08.2014, 12:22

Mal vorneweg: 1. Sorry, D.Schilbach, dass ich nicht direkt auf deinen Beitrag eingehe... wollte mal "grundsätzliches" loswerden.
2. Sinn und Zweck dieses neuen POETischen Threads, haben sich mir noch nicht wirklich erschlossen…. (aber ich muss ja auch nicht alles verstehen) Dass es anderen ähnlich ergeht, tröstet mich immerhin etwas- aber zur Sache.
Für die einen mag es banal sein, was ich so schreibe … andere brauchen halt etwas „Nachhilfe“ in Sozialkunde ….

Wir wollen ja in jedem (lebens-) Bereich WETTBEWERB. Der Wettbewerb soll´s richten! Nun ist uns das mit dem Wettbewerb im Gesundheitswesen doch nicht so geheuer – also müssen Regeln her! (An Menschen, die gerne „regeln“ herrscht ja hierzulande kein Mangel :-) Vom Beitragssatz, bis zum Leistungskatalog, alles geregelt! Und was ist mit WETTBEWERB? OK, wir haben (immer noch) ca. 130 Kassen, aber was hat das mit WETTBEWERB zu tun, wenn alle „gleichgeregellt“ sind? NICHTS!
Macht aber nix- Hauptsache der schöne Schein bleibt gewahrt, und der deutsche Michl glaubt dran.
Lassen wir mal die Frage, ob wir Wettbewerb im Gesundheitswesen wollen, bzw. brauchen außen vor.
Ich meine: Wenn schon Wettbewerb, dann bitte konsequent!
Dann möchte ich bitteschön frei darüber entscheiden können WIE und bei WEM ich mich versichere, ob nun bei Solidargemeinschaft ARTABANA, oder bei sog. EWR-Dienstleistern/ EU-Versicherungen. Dagegen wehren sich unsere Kassen/Versicherungs-Lobbyisten mit Händen und Füßen. WETTBEWERB JA, aber nur zu UNSERN Bedingungen! Das ist SCHEIN (-heiliger) Wettbewerb den wir uns lieber ersparen sollten
Was würde passieren, wenn wir unser Gesundheitsvorsorge dem „freien Markt“ überließen?
Es gibt nur noch private, also profitorientierte, Versicherungsunternehmen. Die nehmen- Kosten-Nutzen-Prinzip (!)- logischerweise nur Menschen auf, die ihnen mehr einbringen, als sie kosten, also die Wohlhabenden und Gesunden -es besteht ein gewisser Zusammenhang!
Genau wie bei Armen und Kranken, die sich die „Ware Gesundheit“ dann eben nicht leisten können, und damit zwangsläufig ökonomisch und gesellschaftlich auf der Stecke bleiben… Kollateralschaden, sozusagen… um den kann sich ja der (Sozial-)Staat kümmern… Kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor? Richtig, Gewinne privatisieren- Verluste vergesellschaften!
Aber Gesundheit ist eben nicht irgendeine „Sache“, die man den „freien Markt“ überlassen kann.
Es geht um nicht weniger, als um DASEINSVORSORGE, mitunter um LEBEN und/oder TOT!
Und was macht die Politik? Lobbyismusgesteuert wird am System herumgedoktert. Jedes Jahr eine neue „Reform“.
Ich weiß, „einfache Lösungen“ stehen immer „unter Verdacht“ und werden vehement torpediert. Warum wohl? ….und vor allem VON WEM?? Sind es nicht gerade jene Lobbyisten, sei es aus Wirtschaft oder Politik (beide sind ja gut „vernetzt“ :D , denen es schon von „Berufswegen“ nicht kompliziert genug sein kann?
Eine SOLIDARISCHE, TRANSPARENTE, EFFIZENTE Bürgerversicherung (meinetwegen nennt es „Einheitskasse“) wäre eine „einfache Lösung“. JEDER Bürger zahlt nach seinem Leistungsvermögen ein, und JEDER bekommt die Behandlung- selbstverständlich nach „neuesten med. Erkenntnissen“- die er BRAUCHT um wieder gesund zu werden … nicht mehr, aber auch nicht weniger. Wem das nicht genügt, der kann sich ja gerne ZUSÄTZLICH versichern.
„Und wer legt fest, was für den Einzelnen med. notwendig ist?!“ wird POET jetzt gebetsmühlenartig dazwischen rufen. Ehrlich gesagt, verstehe ich die Frage nicht. Warum sollte sich die Behandlung, die sich im allgemeinen (Krankheits-)Fall bewährt, im „Einzellfall“ nicht „angemessen“ sein? Ich glaube nicht, dass wir Menschen soo unterschiedlich „gebaut“ sind… Der Armbruch von POET wird vermutlich nicht anders behandelt, als der von ErnstXV, oder der von D. Schilbach
Ich weis, ich wiederhol mich, und „Standart“ …, aber Tumor, Krebs, Aids, … selbstSucht und psychische Krankheiten, sind genauso „vergleichbar“.
Dass es im einzelnen Fällen zu unterschiedlichen Auffassungen kommt, ist, einerseits weder Neu, anderseits aber „regelbar“.
Wenn es nach POET geht, aber offensichtlich Grund genug- wegen diesem „Kleinscheiß“ (sorry D. Schillbach, bin ja in vielen Punkten bei Dir)- die „Bürgerversicherung“ (ich bleib bei dem Begriff) scheitern zu lassen.
Selbstverständlich muss auch eine Bürgerversicherung gut wirtschaften, aber ebenso selbstverständlich müssen wir Bürger- die wir ja TRÄGER dieser „Versicherung“ sind (!)-, uns darüber klar werden, was diese leisten kann und was nicht
Ich jedenfalls bin davon überzeugt: EINE Bürgerversicherung für ALLE, ist leistungsfähiger, als alle 135 Kassen u. Versicherungen zusammen, die wir derzeit haben.
Und für alle die das nicht kapieren wollen oder können noch mal zum Mitschreiben:
Wer glaubt, eine „bessere“ Behandlung zu brauchen, dem bleibt es UNBENOMMEN, sich darüber hinaus abzusichern …ZUSÄTZLICH und auf eigene Kosten- versteht sich!

Poet
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Beitrag von Poet » 30.08.2014, 16:31

@Ernst:

1. Meine Gründe für den neuen Thread habe ich benannt.

2. Die Einheitskase fällt bei mir nicht wegen *Kleinscheiß* durch sondern weil ich bei den anderen Einheitsversicherungen sehe dass diese weder kostengünstiger arbeiten und es auch keine Vorteile für die Beitragszahler bringt, ganz im Gegenteil der Kunde zum Antragsteller/Bittsteller wird.

3. Die Festlegung welche Leistungen übernommen werden können ist elementar, es sei denn man hat unbegrenzte Mittel zur Verfügung. Das ist heute so und wäre auch bei einer Einheitskasse nicht anders.

4. Bei Deinem Modell des Wettbewerbes fehlt noch die Möglichkeit, sich gar nicht versichern zu müssen. (Hatten wir aber schon mal und hat dazu geführt dass 100.000Menschen dann ohne KV waren und enorme Schwierigkeiten hatten wieder eine zu bekommen...heute Gottseidank gesetzlich geregelt).

Schilbach
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Beitrag von Schilbach » 30.08.2014, 17:42

@Poet
3. Die Festlegung welche Leistungen übernommen werden können ist elementar, es sei denn man hat unbegrenzte Mittel zur Verfügung. Das ist heute so und wäre auch bei einer Einheitskasse nicht anders.
Dazu möchte ich Dich etwas fragen:
Da Du die Festlegung der Leistungen für elementar hälst, muss ich schlussfolgern, dass wir EINER MEINUNG sind, dass "die Mittel", wie weit und großzügig wir sie auch stecken mögen, begrenzt sind.
Warum wird den Bürgern aber bis heute ein Mitspracherecht bei den für sie als notwendig erachteten medizinischen Leistungen verwehrt, resp. vom G-BA vorgeschrieben? (SHIFTING BASELINES !!!)
Das Argument, "die Menschen sind medizinisch zu ungebildet" möchte ich hier keinesfalls gelten lassen. Im Gegenteil, ich behaupte, mancher weiß besser was ihm guttut als mancher Mediziner und erst recht als der G-BA. Ich bewerte den G-BA als ein lobbyistengesteuertes Gremium, das primär schauen muß, dass nicht zu viel Geld verpulvert wird.
Ein Beispiel:
Ein Arzt muß nach medizinischem Standard behandeln. Im zahn-/kieferchirurgischen Bereich gehören Implantate mittlerweile zu diesem Standard. Diese Dinger kosten (für mein Dafürhalten) aber überproportionales Geld. Und das ist der Grund, weshalb sie nicht in die gesetzliche Versicherungsleistung aufgenommen werden - die "Maulschattulle" wird verwaltungsseits weiterhin als Standard "verkauft". In meinen Augen ein Unding.
Noch ein Beispiel aus meinem Buch:
"Eine 16-jährige, gesunde, schlanke Patientin kommt mit ihrer Mutter zum Kieferchirurgen. Der Kieferorthopäde hatte befunden: die Weisheitszähne müssen raus. Diese liegen noch in den Kieferknochen, müssen also chirurgisch entfernt werden. Für den Fachmann ein relativ kurzer Routineeingriff, für den Teenager natürlich das Horror-Ereignis. Die 16-Jährige hat die „Hosen voll“, wie man so sagt. – Verständlich. - Bei all ihren Schulkamerad(inn)en, die ebenfalls bereits die Weisheitszähne entfernt bekommen hatten, wurde die Entfernung aller vier Weisheitszähne auf einen Schlag unter „Vollnarkose“ durchgeführt. Einschlafen – Aufwachen – Fertig – von Nichts etwas mitbekommen. So wollte unsere Patientin das auch. Von kieferchirurgischer als auch meiner anästhesiologischen Seite kein Problem, wenn auch der Hinweis erfolgen muss, dass dieser Eingriff grundsätzlich unter örtlicher Betäubung durchzuführen geht, gegebenenfalls in mehreren Sitzungen und man mit der Narkose ein zusätzliches, unverhältnismäßiges Risiko eingeht.
Da Gefühle der Menschen immer etwas Relatives sind wie wir hörten („shifting baselines“!), stand bei unserer jungen Patientin die Angst, diesen Eingriff „bei vollem Bewusstsein“ über sich ergehen lassen zu müssen, weit über dem Risikolevel der ausführlich erläuterten Vollnarkose. Sie bekniete also auch ihre Mutter, der Narkose zuzustimmen, zumal mehrere Sitzungen gar keine Alternative wäre, da das mit den Klassenarbeitsterminen in der Schule nicht zu vereinbaren wäre.
Jetzt zum eigentlichen Problem, weshalb man dieses Beispiel nicht nur unter „Gezerre zwischen WANZ und IGeL, sondern auch gut in das Kapitel „money, money, money – Dreh- und Angelpunkt im deutschen Gesundheitssystem“ hätte stellen können: wer kommt für die Kosten der Vollnarkose auf?
Im Rahmen des drastischen Sparzwanges auf allen Kochflächen unseres Sozialsystems ist in diesem Fall die Vollnarkose aus Sicht der Verteiler des Gesundheitsetats keine gesetzliche Kassenleistung. Sollte nun in unserem Fall der Kieferchirurg die medizinische Notwendigkeit der Narkose als gegeben sehen und damit deren Kosten zu Lasten des Solidartopfes schieben, steht seitens der Krankenkassen die perfide Drohung im Raum, ihn in Form eines Regresses wegen „Verursachung eines wirtschaftlichen Schadens“ eventuell persönlich in die Pflicht zu nehmen. Der Kieferchirurg müsste dann die Kosten der Narkose aus eigener Tasche zurückzahlen. Wegen ihrer fachlichen Inkompetenz bedienen sich die Krankenkassen bei den Versuchen, solche wirtschaftlichen Verfehlungen festzustellen, eines ärztlichen Prüfungsgremiums. Kassenärzte, die solch einem Gremium bereits gegenüber saßen, erzählten mir, dass dort ein parteiisches Gebaren herrsche, bei dem es zugehe wie auf einem „orientalischen Basar“.
(...)
Ist die Vollnarkose bei der Patientin nun medizinisch notwendig? Würden Sie, lieber Leser, urteilen, dass der Jungspund sich nicht so anstellen soll, da es Schlimmeres im Leben gibt? Oder würden Sie darüber nachdenken, dass man dem jungen Menschen ein „psychisches Trauma“ ersparen müsse, das ihn sein Leben lang verfolgen und von zukünftig notwendigen Zahnarztbesuchen abhalten könnte?
Wie sie eventuell schon erahnen, könnte der einzige Grund, der die Narkose zur medizinischen Notwendigkeit mutieren ließe, in einer „psychischen Störung“, sprich Angststörung, Begründung finden, denn ansonsten fehlt der Jugendlichen ja absolut nichts.
Warum eine Narkose zum Entfernen der Weisheitszähne im Einzelfall medizinisch notwendig ist, muss der Narkosearzt, nicht der Zahnarzt oder Kieferchirurg, der KV, beziehungsweise den Krankenkassen mit einer begründenden ICD-Diagnose verschlüsselt mitteilen. Daraus entwickelte sich der „run“ der Teenies samt Eltern auf die Hausärzte, die ihnen bitte ein „Gefälligkeitsattest“ ausstellen sollten, dass sie vor Spritzen panische Angst hätten. Der Beweggrund für solche Atteste ist jedoch weit überwiegend, dass man finanziell aus der eigenen Tasche bleiben möchte. – Das ist natürlich unlauter. Denn hier liegt keine Erkrankung, keine Indikation, im eigentlichen Sinne vor, sondern meist nur durch Angst geprägte Bequemlichkeit, die ein Narkoserisiko völlig außer Acht lässt. Der eine hat „die Angst vorm Zahnarzt“ stärker ausgeprägt - unter den Teenies ist das die breite Mehrheit - der andere hat sie weniger."
(ich breche das Zitat hier ab, sonst wird´s zu lang).

Meine Devise: soll doch jeder in Absprache mit seinen Ärzten selbst entscheiden, was er für medizinich sinnvoll hält, aber bitteschön auch mit dem Überblick und der Verantwortlichkeit auf "SEIN PERSÖNLICHES BUDGET".

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