Hallo Sonja222,
ich glaube Dein Vergleich schießt hier über's Ziel hinaus. Es geht nicht darum, sich in Kadavergehorsam einer Autorität (Gesetzgeber, Krankenkasse) einfach nur zu unterstellen. Jeder weiß, dass gesetzgeberische Vorgaben die Spielräume deutlich einschränken und dabei viele über einen 'Kamm geschoren werden'. Es geht eben nicht nur darum, 'Opfer des Sozialstaates' zu beklagen (m.E. nach wie vor ein Paradoxon), sondern auch das Ausnutzen des Sozialstaates zu verhindern. Dazu gehört eben auch ein angemessener Beitrag am Solidarsystem. Der Streit entbrennt über der Definition "was ist angemessen?". Wohl gemerkt, es gibt auch die Alternative: Privat System oder anders PKV. Aber das läuft eben komplett anders und bietet leider nicht nur Vorteile. Auch diese Aspekte wurden hier schon umfangreich beleuchtet.
Gerade die Angst vor der Ausnutzung eines Solidarsystems oder der sich darin verbergenden möglichen Kostenexplosion führte in den USA zu einem vehementen Widerstand der Mittelschicht gegen die Gesundheitsreform. »Mit dem Gesetz werden rund 32 Millionen bislang nicht versicherte Menschen in den USA in den Genuss einer Krankenversicherung kommen. Außerdem werden Millionen von gegenwärtig schlecht versicherten Amerikanern einen besseren Versicherungsschutz erhalten. Das Land nähert sich damit dem Standard, den viele westeuropäische Länder am Ende des zweiten Weltkriegs geschaffen haben. Dennoch bleiben rund 5 Prozent der Amerikaner auch nach dieser Reform versicherungslos. (taz)«
Warum dieser enorme Widerstand in der Mittel- und oberen Schicht? Ganz einfach, das amerikanische Prinzip läuft nach dem Motto, "
Jeder ist seines Glückes Schmied. Sieh selber zu, wie Du klar kommst und hilf dir bitte selbst." Diese Einstellung kann man teilen oder auch nicht. Auf den ersten Blick müsste dieses System eurem Ansinnen entgegen kommen, ich zahl nur das, was ich will. oder?
Blöd ist aber zum Beispiel, wenn Dir die allgemeine Wirtschaftslage gar keine Gelegenheit zum "schmieden" gibt oder Dich eine Krankheit in den finanziellen Ruin treibt. Das Prinzip 'Amerika' verpönt Erfolglosigkeit - aus welchem Grund auch immer. Insofern sollte man genau abwägen, ob es nicht auch Vorteile bietet, sich bestimmten Spielregeln 'zu unterwerfen', um auch in den Genuss einer
für die Allgemeinheit bezahlbaren optimalen Absicherung zu kommen.
Also, gefragt sind Ideen. Nicht einfach nur rummeckern, sondern bessere Vorschläge machen, die am Ende
alle gut finden. Tja, und das ist eben nicht so einfach.
@Czauderna
Hallo lieber Kollege,
danke für Dein Statement, aber ich habe von Karsten Leidloff noch keine Abmahnung bekommen. Es ist also alles gut
Ich geb ja zu, ich lass mich gern auch mal zu einer ironischen Bemerkung hinreißen und versuch es dann mit einem Smily zu offenbaren. Das mag sicher nicht jeder.
Czauderna hat geschrieben:Im übrigen zeichnet solche Foren in meinen Augen "negativ" aus, dass die User unter Pseudonymen hier tätig sind - ich tue dies grundsätzlich nicht, in keinem Forum.
Das ist bei Dir auch etwas anderes. Du bist hier eine Institution. Den 'Experten' nehme ich hier nicht für mich in Anspruch.
Ich schreibe hier ausschließlich meine persönliche Meinung und jeder darf wissen - da ich Mitarbeiter einer Krankenkasse bin - aus welchem "Lager" diese kommt. Ich habe aber keine Lust, meine Meinung womöglich noch gegenüber anderen Kunden, meinem Arbeitgeber oder Kollegen zu rechtfertigen und ich möchte nicht alle persönlichen Informationen über das Internet preisgeben. Seit google und facebook sind wir nämlich alle gläsern und das hat häufig noch ganz andere negative Aspekte. Über »pn« hat jeder die Gelegenheit ein Gespräch unter 4 Augen (Karsten Leidloff mal nicht mitgerechnet
) zu führen. Ich denke, das sollte genügen.