CBD-Tropfen für krebskrankes Mädchen

Welche Leistungen werden von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt?

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gloegg
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CBD-Tropfen für krebskrankes Mädchen

Beitrag von gloegg » 20.09.2019, 10:21

Liebe Forumsmitglieder,

die Freundin meiner Tochter, ein zauberhaftes Mädchen von gerade mal 11 Jahren, ist an Krebs/Hirntumor erkrankt und wiegt gerade mal noch 27kg.

Die Uniklinik hat ihr CBD-Tropfen auf einem BTM-Kassenrezept verordnet, um die Schmerzen zu lindern und eine weitere, lebensbedrohliche Gewichtsabnahme zu verhindern.

Die Kasse hat jedoch die Kostenübernahme bereits im Widerspruchsverfahren abgelehnt. Leider habe ich erst jetzt von dem Antrag erfahren, sonst hätte man vielleicht im Antrags- bzw. Widerspruchsverfahren schon etwas machen können. Leider habe ich die Unterlagen noch nicht gesehen.

Ich weiß, es sind immer Einzelfallentscheidungen. Andere Kinder def gleichen Station in der Uniklinik mit der gleichen Diagnose haben die Tropfen problemlos bewilligt bekommen - allerdings waren die bei anderen Krankenkassen...

Meine Frage: Können die Eltern mit einer neuen Verordnung nochmals einen Antrag auf Kostenübernahme stellen?

Oder bleibt jetzt nur noch das Sozialgericht? Diese Lebenszeit hat das Mädchen vermutlich nicht mehr.

Jegliche Hilfe ist gern gesehen, vielen Dank!

Czauderna
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Re: CBD-Tropfen für krebskrankes Mädchen

Beitrag von Czauderna » 20.09.2019, 10:37

Hallo,
das kann man so konkret nicht beantworten ohne die Details zu kennen. Ich habe es so verstanden, dass bereits ein Antrag gestellt wurde, der abschlägig beschieden wurde und auch das Widerspruchsverfahren erfolglos war. Wenn es so war, sehe ich für einen Neuantrag eigentlich keine Chance, denn der Sachverhalt hat sich ja nicht geändert. Die Argumentation, dass ggf. andere Kasse anders entschieden hätten ist zwar nachvollziehbar aber nicht relevant.
Wenn der Rechtsweg noch möglich ist, also ein klagefähiger Bescheid der Kasse vorliegt, dann sollte dieser auch sofort beschritten werden.
Mein Rat - trotzdem vorher nocheinmal persönlich bei der Kasse vorstellig werden - es könnte nämlich sein, dass die Kasse nicht wirklich weiss,
dass es hier um einen Fall im finalen Stadium geht, wobei nicht bekannt ist, ob die Kasse vor der Entscheidung ein entsprechendes MDK-Gutachten eingeholt hat.
Gruss
Czauderna

gloegg
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Re: CBD-Tropfen für krebskrankes Mädchen

Beitrag von gloegg » 20.09.2019, 11:40

Hallo Czauderna,
Danke für Deine schnelle Antwort.
Du hast den Sachverhalt völlig richtig wiedergegeben.
Das Problem ist, die Eltern haben nicht damit gerechnet, dass der Antrag - der vermutlich nicht einmal besonders begründet wurde - abgelehnt wird, eben weil andere kleine Patienten keine Probleme mit der Bewilligung hatten. Mir ist natürlich bekannt, dass es sich immer um Einzelfallentscheidungen handelt und damit kein Raum für eine Argumentation in dieser Richtung besteht.
Ein MDK-Gutachten liegt wohl vor, der Inhalt ist mir jedoch nicht bekannt. Ich weiß nur, dass die Ablehnung des Widerspruchs nicht einzelfallbezogen erfolgt, sondern allgemeiner Natur war, was sicherlich auch angreifbar sein sollte.
Ich denke, ich melde mich sinnvollerweise noch einmal, wenn mir mehr Details vorliegen. Ganz herzlichen Dank für die Hilfe!

ratte1
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Re: CBD-Tropfen für krebskrankes Mädchen

Beitrag von ratte1 » 20.09.2019, 15:30

Hallo gloeg,

hier könnte ein Antrag auf einstweilige Anordnung beim Sozialgericht hilfreich sein. Näheres hier: https://www.sozialgericht-braunschweig. ... verfahren/

MfG
ratte1

GerneKrankenVersichert
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Re: CBD-Tropfen für krebskrankes Mädchen

Beitrag von GerneKrankenVersichert » 20.09.2019, 16:07

Hallo gloegg,

schön, dass du dich für die Familie einsetzt.

Hier ist der aktuelle Stand zu Cannabis gut beschrieben:

https://www.tk.de/techniker/gesundheit- ... in-2032610
https://www.barmer.de/gesundheit/krankh ... ept-102968

Cannabis ist momentan in der Erprobungsphase, es liegen noch keine gesicherten Erkenntnisse vor. Die Kassen beurteilen momentan die Studien und treffen auf dieser Grundlage die Entscheidung. Wenn genügend Daten vorliegen, wird der Gemeinsame Bundesausschuss sich damit befassen. Dessen Entscheidung gilt dann für alle Kassen. Momentan gibt es in der Beurteilung wohl Unterschiede:
TechnikerKrankenkasse hat geschrieben:Appetitsteigerung bei HIV/AIDS und Krebspatienten
Bei HIV/AIDS weisen einige Studien auf eine leicht gewichtsstimulierende Wirkung von medizinischem Cannabis hin. Einzelstudien zeigen auch bei palliativ behandelten Krebspatienten eine leichte Steigerung des Appetits, die gegenüber Placebo jedoch nicht signifikant waren.

Eine aktuelle Übersichtsarbeit kommt zu dem Ergebnis, dass noch keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege für den Einsatz von Cannabinoiden bei Appetitverlust von HIV/AIDS- oder Krebspatienten vorliegen. Bisherige Studien umfassen eher kurze Beobachtungszeiträume bei kleinen Patientengruppen.
BARMER hat geschrieben:Rezepturen mit Tetrahydrocannabinol, bekannt als "Dronabinol-Rezepturen" können für die unterstützende Behandlung krebskranker Patienten, die unter einer starken Abmagerung leiden, unter Umständen wertvolle Hilfen leisten. Vorteil der Tropfen ist, dass mit einer sehr niedrigen Dosierung - und das ist tatsächlich ein einziger Tropfen – begonnen werden und schrittweise die optimale Dosierung ermittelt werden kann. Bei den Fertigarzneimitteln ist im Gegensatz zu den Cannabisblüten der THC-Gehalt bekannt und auch stetig konstant. Cannabisblüten sind Naturprodukte, daher sind Dosisschwankungen nicht ausgeschlossen.
Und hier noch die Erläuterungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung: https://www.kbv.de/html/cannabis-verordnen.php

Wenn die Eltern dir eine Vollmacht erteilen, kannst du bei Fragen direkt mit der Kasse in Kontakt treten.

zeckerlrund
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Re: CBD-Tropfen für krebskrankes Mädchen

Beitrag von zeckerlrund » 21.09.2019, 13:09

Die CBD Tropfen sind doch frei verkäuflich!
Habe kürzlich 30 ml zu um die € 30,-- in einem Hanf Laden gekauft (wegen Nach OP Schmerzen). Auch in der Drogeriemarktkette mit "R" sind sie möglicherweise noch zu haben (geht immer hin und her).
Nachdem im allgemeinen mit einer Dosierung von einem Tropfen begonnen werden soll, reicht so eine Menge auch erstmal eine Weile.

Nachdem der Kleinen wohl nicht mehr viel Zeit bleibt, würde ich umgehend mit der Therapie beginnen und keine Energie auf den aussichtslosen Kampf mit dieser speziellen Krankenkasse verwenden.

eulig
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Re: CBD-Tropfen für krebskrankes Mädchen

Beitrag von eulig » 21.09.2019, 15:19

die freiverkäuflichen CBD Öle haben einen niedrigeren THC Gehalt und können nicht mit denen , die es auf einem BTM-Rezept gibt, verglichen werden. du kannst also schlecht Äpfel mit Birnen vergleichen, in der Hoffnung, dass dem Kind mit einer geringen Dosis THC im CBD Öl geholfen wäre. die Ärzte an der Uni-Klinik werden sich schon was dabei gedacht haben, dass sie ein BTM-Rezept ausgestellt haben.

zeckerlrund
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Re: CBD-Tropfen für krebskrankes Mädchen

Beitrag von zeckerlrund » 21.09.2019, 17:30

Sorry, das mit dem BTM Rezept hatte ich überlesen.
Die frei verkäuflichen CBD Öle enthalten 0,03 Prozent THC, zu wenig, um entsprechend zu wirken.

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