Urlaub und Krankengeld

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Moderator: Czauderna

GerneKrankenVersichert
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Beitrag von GerneKrankenVersichert » 22.07.2011, 14:23

Nordseeinsel hat geschrieben:
Nun ich denke, die Zügel werden im Moment so stark angezogen, die
KK setzt die SB`ler so unter druck, das auch die Patienten nun sich öfter
Beschweren.
Ja das denke ich auch nur zugeben kann das hier keiner. :roll:
Ich habe kein Problem damit, das zuzugeben. Die goldenen Zeiten im Gesundheitswesen sind vorbei - für die Patienten, die Leistungserbringer und die Krankenkassen. Damals, in den 1980zigern, gab es keine Leistungssteuerung, keine Budgetierung, keine bundes- oder europaweiten Ausschreibungen, keine strenge Überprüfung und stattdessen ungebremste Einkommenszuwächse der Leistungserbringer und hohe Ansprüche der Versicherten. Denen damals nur im Ausnahmefall etwas abgelehnt wurde. Ich kann mich erinnern, dass wir bei Anträgen auf eine ambulante Badekur (der damals sogenannte KurURLAUB) auch gerne mal die Kreuzchen des Arztes korrigiert haben, nur um eine Ablehnung zu vermeiden. Wenn man mal wieder Massagen wollte, ging man zum Arzt. Geht ja auf Krankenschein. Usw. usf. Wenn wir so weitergemacht hätten, hätte wir mittlerweile wahrscheinlich einen Beitragssatz von 100 %.

Dann kamen - politisch gewollt - die Einschränkungen und der Wettbewerb. Und damit auch das Problem, dass "die Krankenkassen" bzw. deren Mitarbeiter nach Einsparungspotential suchen mussten. Und ich kann euch sagen, dieser Schwenk ist mir z. B. nicht leicht gefallen. Früher wurde irgendwie alles möglich gemacht, und plötzlich waren Ausnahmen nicht mehr möglich. Wobei das nicht ursprünglich von den Krankenkassen ausging, sondern vom Gesetzgeber, der die Vorstandshaftung einführte, wenn Leistungen ohne Rechtsgrundlage gezahlt wurden.

So, und im Geschichtsunterricht weiterzufahren, durch diese Maßnahmen änderte sich das Verhältnis zwischen Krankenkassen, Leistungsanbietern und Patienten/Kunden massiv. War es früher ein fröhliches Miteinander, so geht es mittlerweile bei jedem um den eigenen Vorteil. Die Margen der Leistungsanbieter schrumpfen - also wird gegengesteuert. Der mittlerweile EDV-technisch bestens ausgestatteten Krankenkasse fallen die Leistungsausweitungen ohne sachlichen Grund sofort auf, also schaut sie genauer hin und kürzt auch mal die Rechnung. Das bisherige "Highlight" in dieser Beziehung ist der Controller-Wettkampf seit Einführung von DRG. Es gibt Krankenhäuser, die schicken keine Rechnung raus, ohne dass der Controller sie "optimiert" hat. Naja, und da bei den Krankenkassen ebenfalls fähige Leute arbeiten, werden diese Krankenhäuser natürlich besonders geprüft und Rechnungen gekürzt. Und zum Schluss feilscht man dann wie auf dem türkischen Basar, in welcher Höhe die noch offenen Rechnungen gezahlt werden.

Und - um wieder auf das Krankengeld zurückzukommen - dieses Verhalten ist natürlich auch in diesem Bereich zu finden. Man muss sich nur in einschlägigen Foren und sogar auf der Verdi-Seite umsehen, welche Tipps gegeben werden, um möglichst lange das möglichst höhere Krankengeld statt des niedrigeren Arbeitslosengeldes zu beziehen. Was man tun muss, um die Rente lange rauszuzögern. Und vieles mehr. Und da wird dann von Krankenkassenseite gegengesteuert, wo früher widerstandslos gezahlt wurde. Solange dies rechtlich einwandfrei durchgeführt wird, habe ich kein Problem damit. Ich habe hier jedoch schon Beispiele gelesen, wo mit rechtlich unhaltbaren Methoden versucht wurde, das Krankengeld einzustellen. Das geht natürlich überhaupt nicht. Es gibt Dinge, die muss man nicht tun. Und seit dem Urteil des EUGH für Menschenrechte kann sich auch niemand mehr mit "Druck von oben" rausreden.

So, das war mein Wort zum Wochenende.

Gast

Beitrag von Gast » 22.07.2011, 15:18


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