KKA hat geschrieben:
Ich weiß nicht, woraus du liest, dass ich die Welt als 'so schön einfach' beschreibe. Dachte eher, du würdest mir zustimmen, denn das an der Reputation noch gearbeitet werden muss, ist doch unbestreitbar. Damit meine ich nicht unbedingt deinen AG,....der guten Ordnung halber..
Gruss
KKA
Die Reputation der Kassen wird nur zu einem Teil, und meiner Ansicht nach zu einem geringen Teil, von den "Schwarzen Schafen" (unabhängig davon, ob die Kassenführung gewisse Anordnungen trifft oder einfach Leute in einem Beruf gelandet sind, der nichts für sie ist) gebildet. Vieles wird "den Kassen" angelastet, was dem ein oder anderen nicht gefällt, ohne dass "die Kasse" etwas dafür könnte oder auch nur eine Möglichkeit hätte, anders zu entscheiden. Zur Verdeutlichung ein Beispiel:
Landläufig herrscht die Meinung vor, die "Kassen zahlen ja nichts mehr für Zahnersatz." Dies ist statistisch längst widerlegt - und bevor wieder der Spruch mit "Traue keiner Statistik..." kommt, die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung selbst konnte keinen Rückgang der Kassenzuschüsse, wohl aber eine Zunahme der teureren Versorgungen feststellen: kzbv.de/festzuschuesse-fuer-zahnersatz.90.de.html , Bericht über die Auswirkungen der Festzuschüsse ganz unten auf der Seite anklicken.
Da das ziemlich harte Abrechnungs-Bewilligungs-Fachchinesisch-Kost ist, versuche ich die Problematik mal an einem Autobeispiel zu verdeutlichen:
Vor 2005 zahlten die Kassen Zuschüsse für die Zähne auf der Basis eines VWs. Den konnte man sich dann mit einem Spoiler (z. B. Verblendung im nichtsichtbaren Bereich) aufhübschen oder aber auch einen Mercedes (Metallkeramikverblendung) wählen. Den Spoiler oder den Aufpreis für einen Mercedes musste der Versicherte (neben dem vom Bonusverhalten abhängigen prozentualen Eigenanteil von 35, 40 oder 50 %) selbst bezahlen. Manche Zahnärzte waren eher polomäßig unterwegs, andere in der Golfklasse und auch der ein oder andere Passat war zu finden. Der Prozentsatz wurde gezahlt, unabhängig davon, ob man sich jetzt den Polo, VW oder Passat anschaffte. Wenn man allerdings einen Ferrari (z. B. Implantat) wollte, musste man diesen komplett selbst bezahlen. Was dazu führte, dass wenige Ferraris verkauft wurden, denn so ganz ohne Kassenzuschuss wollten dann doch die wenigsten eine solche Investition tätigen.
Dann kam 2005 eine große Änderung. Die Kassen zahlten nicht mehr einen prozentualen Anteil der tatsächlichen Kosten, sondern es wurden Festbeträge vereinbart, die sich nach dem Zahnbefund, der erforderlichen Versorgung und den durchschnittlichen Kosten richteten. Sozusagen Golf für alle, ohne Rabatte und Sonderaktionen. Neu war, dass es diesen Festbetrag nun auch für den Ferrari gab, für den Mercedes und den Passat sowieso. Polos werden seitdem kaum noch verkauft, Golf meist nur auf besondere Anfrage, zum Standard sind Passat, Mercedes und Ferrari geworden, 2007 war bereits jeder 20. verkaufte Wagen ein Ferrari. Gemessen am Gesamtpreis zahlt die Kasse "fast nichts" zu dem Ferrari dazu - das liegt aber nicht daran, dass die Leistungen der Kasse schlechter geworden sind (ganz im Gegenteil, früher gab es ja überhaupt nichts dazu), sondern die Zahnärzte, äh Autohändler den Schwarzen Peter für den hohen Eigenanteil den Kassen zuschieben können - früher hätten sie darauf hinweisen müssen, dass der Ferrari ja weit über das Maß des Notwendigen hinausgeht und die Kasse deshalb nichts dazu gibt.
Und da könnte ich noch viele weitere Beispiele nennen, bei denen "die Kassen" für etwas verantwortlich gemacht werden, was überhaupt nicht in ihrem Verantwortungsbereich liegt, z. B. (um wieder zum Thema zu kommen) die langen Wartezeiten bei diversen Ärzten, weil angeblich zu wenig gezahlt wird.