Rückkehr GKV mit Tücken und Zeitdruck
Moderator: Czauderna
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Wenn ich mich richtig erinnere, war die Begründung damals nicht konkludentes Handeln oder Anscheinsbeweis und auch um das Strafgesetzbuch geht es nicht. Die Versicherung nach § 5 Abs. 1 Nr. 13 SGB V tritt kraft Gesetzes ein, da geht es nicht darum, ob jemand eine Versicherung wünscht, sondern darum, dass er eine bekommt, wenn er keine hat. Das Problem war allerdings, dass die Kassen keine Möglichkeit hatten, die Versicherungspflicht festzustellen, wenn der Versicherte seiner Mitwirkungspflicht nicht nachkam, da es ja immer noch die Möglichkeit gab, dass eine anderweitige Versicherung bestand. Erst dann, wenn der Versicherte durch die weitere Nutzung seiner Versichertenkarte zu verstehen gab, dass keine anderweitige Absicherung besteht, konnte die Kasse die Mitgliedschaft kraft Gesetzes begründen. Ohne Mitwirkung des Betroffenen. Und das wurde dann auch gemacht. Auf die Idee einer Strafanzeige wäre ich nicht gekommen. Man kennt schließlich mit der Zeit seine Pappenheimer, die sich nie melden und bei denen die Post auch nie ankommt. Kriminelle Energie würde ich da nicht vermuten.
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Es geht nicht darum, dass eine Mitgliedschaft fürs Unternehmen her muss, sondern darum, dass es so ist wie es ist und die Kassen-Mitarbeiter sich an Recht und Gesetz halten (Ausnahmen gibt es natürlich wie überall immer wieder). Mitgliedschaften, die für das Unternehmen interessant sind, kommen dabei allerdings nicht zustande.Poet hat geschrieben:
Aus jahrzehntelanger Erfahrung kann ich sagen, dass diese zu 99% auch genauso handeln. Bei aller Leistungskostensteuerung scheint bei den Kassen-MA immer noch zu gelten: Die Mitgliedschaft muss her fürs Unternehmen. Punkt. Eine Ablehnungshaltung ggü Unversicherten kann ich nicht erkennen. Aber die Mitarbeiter können auch nicht zaubern...etwas mitspielen muss der Betreffende schon.
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...aber der Arbeitsaufwand für den an der Front erhöht sich, ohne dass diese Aufnahmen irgendwie positiv gewertet werden. Bei uns jedenfalls. Und was nicht positiv gewertet wird, scheint für das Unternehmen nicht interessant zu sein. Abgesehen von den nackten Zahlen des GF gibt da ja noch viele andere Berechnungsfaktoren, die einfließen und die die Öffentlichkeit oder der durchschnittliche Kassenmitarbeiter nie erfahren wird.
Und genau aus diesem Grund sehe ich es wie GKV. Auch die Fachabteilungen, die das "Interesse festlegen", kennen sich sehr gut mit der Wirkweise des morbiRSA aus, Poet.GerneKrankenVersichert hat geschrieben:Abgesehen von den nackten Zahlen des GF gibt da ja noch viele andere Berechnungsfaktoren, die einfließen und die die Öffentlichkeit oder der durchschnittliche Kassenmitarbeiter nie erfahren wird.
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wie kommst du auf die Idee, das die Personalkosten fix sind? ich überleg nur mal, dass durch den erhöhten Arbeitsaufwand Überstunden notwendig werden.....die auch nicht ausgeglichen werden können, sondern bezahlt werden.Poet hat geschrieben:@GKV: Da haste Recht. Vollkommen. Aber die Kosten für Personal sind fix, ob nun 1000 5.1.13er oder 1000 §5er oder §9er Einlass begehren.
da hast du natürlich recht.... wobei man auch sagen muss: das mit den Zielgruppen ist nicht mehr so einfach - ein Rentner, der an gut eingestellten Bluthochdruck und Diabetes leidet, kann vielleicht mehr einbringen (bzw. einen besseren Deckungsbeitrag aufweisen) als ein AzubiPoet hat geschrieben:@roemer: Ähm, ich kenne Kassen, die sich in puncto Festlegung von Zielgruppen finanziell wie moralisch verrannt haben.
das im Vorfeld aber so genau rauszukriegen, dürfte schwierig sein....
zum dem "moralisch": ist es eigentlich wirklich mit dem Gedanken einer solidarischen Krankenversicherung vereinbar, dass Leute mehr oder weniger abwimmelt (sehr deutlich geschehen nach der Schließung der City BKK, passiert aber wahrscheinlich tagtäglich weniger deutlich bei vielen Kassen)?
Lady Butterfly hat geschrieben:wie kommst du auf die Idee, das die Personalkosten fix sind? ich überleg nur mal, dass durch den erhöhten Arbeitsaufwand Überstunden notwendig werden.....die auch nicht ausgeglichen werden können, sondern bezahlt werden.
Die Praxis sieht so aus, dass die GKV-Mitarbeiter es erstens wie immer irgendwie dennoch hinbekommen und zweitens bei Mehraufwand über Arbeitszeitkonten ausgleichen, die irgendwann wieder abgebaut werden können. Deswegen fließt nicht mehr Gehalt -> keine höheren Echtkosten für die Kasse.
da hast du natürlich recht.... wobei man auch sagen muss: das mit den Zielgruppen ist nicht mehr so einfach - ein Rentner, der an gut eingestellten Bluthochdruck und Diabetes leidet, kann vielleicht mehr einbringen (bzw. einen besseren Deckungsbeitrag aufweisen) als ein Azubi
das im Vorfeld aber so genau rauszukriegen, dürfte schwierig sein....
Ist unmöglich und das ist auch ganz gut so.
zum dem "moralisch": ist es eigentlich wirklich mit dem Gedanken einer solidarischen Krankenversicherung vereinbar, dass Leute mehr oder weniger abwimmelt (sehr deutlich geschehen nach der Schließung der City BKK, passiert aber wahrscheinlich tagtäglich weniger deutlich bei vielen Kassen)?
Die Diskussion fange ich nicht an. Sonst kommen wir vom Kontrahierungszwang wieder zur Definition ob eine Krankenkasse ein Unternehmen ist und wie eines handeln darf/sollte. Noch ist es in D so, dass wer eine neue Kasse braucht mit mehr oder weniger Aufwand dennoch auch eine findet.
Schönes Rest-WE!
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Poet hat geschrieben:Lady Butterfly hat geschrieben:wie kommst du auf die Idee, das die Personalkosten fix sind? ich überleg nur mal, dass durch den erhöhten Arbeitsaufwand Überstunden notwendig werden.....die auch nicht ausgeglichen werden können, sondern bezahlt werden.
Die Praxis sieht so aus, dass die GKV-Mitarbeiter es erstens wie immer irgendwie dennoch hinbekommen und zweitens bei Mehraufwand über Arbeitszeitkonten ausgleichen, die irgendwann wieder abgebaut werden können. Deswegen fließt nicht mehr Gehalt -> keine höheren Echtkosten für die Kasse.
nun ja - ich geh jetzt einfach mal von mir aus, weil ich ja nicht für alle Kassen sprechen kann: ich hab schon zahlreiche Überstunden ausgezahlt bekommen, was sich durchaus positiv auf meinem Gehaltszettel ausgewirkt hat..... und jetzt?
Poet hat geschrieben:Lady Butterfly hat geschrieben:da hast du natürlich recht.... wobei man auch sagen muss: das mit den Zielgruppen ist nicht mehr so einfach - ein Rentner, der an gut eingestellten Bluthochdruck und Diabetes leidet, kann vielleicht mehr einbringen (bzw. einen besseren Deckungsbeitrag aufweisen) als ein Azubi
das im Vorfeld aber so genau rauszukriegen, dürfte schwierig sein....
Ist unmöglich und das ist auch ganz gut so.
da sind wir einer Meinung
Poet hat geschrieben:Lady Butterfly hat geschrieben:zum dem "moralisch": ist es eigentlich wirklich mit dem Gedanken einer solidarischen Krankenversicherung vereinbar, dass Leute mehr oder weniger abwimmelt (sehr deutlich geschehen nach der Schließung der City BKK, passiert aber wahrscheinlich tagtäglich weniger deutlich bei vielen Kassen)?
Sonst kommen wir vom Kontrahierungszwang wieder zur Definition ob eine Krankenkasse ein Unternehmen ist und wie eines handeln darf/sollte.
darüber müssen wir nicht diskutieren - die Frage, ob Krankenkassen Unternehmen sind oder nicht und ob sie als solche handeln sollten wurde unlängst recht eindeutig vom BSG beantwortet
und auch der Kontrahierungszwang ist Realität...
glücklicher Weise... aber aufgrund des von dir genannten Kontrahierungszwanges sollte es eigentlich für alle gleich wenig Aufwand sein, oder?Poet hat geschrieben:Noch ist es in D so, dass wer eine neue Kasse braucht mit mehr oder weniger Aufwand dennoch auch eine findet.
die auch!Poet hat geschrieben:Schönes Rest-WE!
...sagst Du uns im Forum Bescheid wenn mal wieder so ein Monat ist?Lady Butterfly hat geschrieben:nun ja - ich geh jetzt einfach mal von mir aus, weil ich ja nicht für alle Kassen sprechen kann: ich hab schon zahlreiche Überstunden ausgezahlt bekommen, was sich durchaus positiv auf meinem Gehaltszettel ausgewirkt hat..... und jetzt?
Die ganzen Jungs im Forum schätzen eine gute Flasche Glenmorangie o.ä. und die Mädels mögen Möet Chandon. Prost!
http://www.zdf.de/ZDFmediathek#/beitrag ... sen-Kartenvlac hat geschrieben:Hallo,
ich bekomme die Sache ja manchmal von der anderen Seite aus mit, und höre auch die Erzählungen von Kollegen, Beratern und Sozialarbeitern, aber auch der Strafverfolgung.
Die allergrößte Zahl aller Kartenmissbräuche entfällt auch gleichzeitig auf die kleinste Gruppe unter denjenigen, die eine ungültige Karte missbrauchen: jene, die die Karten gegen Geld weiter verleihen, verkaufen; in diesem Fall sind nicht immer die Beiträge nicht bezahlt worden. Tatsächlich achtet diese Tätergruppe peinlichst genau darauf, dass der Karteninhaber bei der Krankenkasse auf gutem Fuße steht. Der Rest entfällt vor allem auf jene, die sich nach dem Ende einer versicherungspflichtigen Beschäftigung nicht wieder bei der Kasse gemeldet haben, und ihre Karte dennoch weiter benutzen - manche machen das oft, und lassen sogar ganze Operationen auf diese Weise abrechnen. Andere machen es tatsächlich nur aus Verzweiflung, weil sie jetzt, im Moment starke Schmerzen haben, und meiner Erfahrung nach sind das auch die Leute, die dann beim Arzt, im Krankenhaus ziemlich schnell die Wahrheit sagen, und denen deshalb ziemlich flott mindestens zu einer legalen Notfallbehandlung, wenn nicht gar zu einer Krankenversicherung verholfen werden kann, wobei die ganze Problematik meist in einen größeren Kontext eingebettet ist: Die Betroffenen wissen sehr häufig gar nicht, wie und wo sie Hilfe bekommen können. Diese Betroffenen ergreifen aber oft dann auch den Strohhalm, der ihnen angeboten wird.
Juristisch gesehen handelt es sich bei alledem trotzdem um einen Betrug, und es ist den Kassen hoch anzurechnen, dass sie bei all den möglichen Abstufungen, den verschiedenen Motivationen nicht gleich mit dem Strafgesetzbuch werfen, sondern in aller Regel erst einmal den Dialog suchen.
Wobei man auch deutlich machen muss, dass die Kosten gerade bei jenen, die das regelmäßig machen, sehr hoch sein können. Und: Bei dieser Personengruppe hat der liberale Umgang mit Zahlungsverpflichtungen sehr oft System. Mein Eindruck: Der therapeutische Effekt einer Beitragsnachforderung ist in solchen Fällen immens, sehr viel größer, als ein Strafbefehl vom Amtsgericht. Nur: Wirklich sauber dürfte es nicht sein, und ich persönlich bin ein großer Freund von sauber.
Bei einer Milliarde € kommt man schon ins Grübeln. Naja besonders intressant sit es wenn sich eine bestimmte Personengruppe sich durch die GKV behandeln läßt wenn Sie doch eigentlich in der PKV ist.