MDK und seine fragwürdige Entscheidungen-Einzelfälle?

Fragen zu einzelnen Krankenkassen

Moderator: Czauderna

KKA
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Beitrag von KKA » 08.02.2014, 20:37

Lady Butterfly hat geschrieben:
WOW KKA, du hast ja richtig viel geschrieben, heute nachmittag....
Regen, Sturm, ungemütlich, da bleibt Zeit für den PC... :wink:

Poet, du hast im 1. BWL-Semester geschwänzt, du Schlingel
neee, nicht im ersten, sondern wahrscheinlich eher später....im ersten war er noch motiviert, daher weiß er, was Kosten sind - aber sieht eben nur die Kosten, nicht die Investition in z. B. Image und Ruf sprich: die Marke
Genau das (Image, Reputation, Leistungspalette plus Service= Marke) ist es. Könnte ich eine ganze Abhandlung zu schreiben...vor allem für jene, die meinen, Preisgestaltung ist DER primäre Faktor, um am Markt zu gewinnen bzw. bestehen.
KKA hat geschrieben: Zitat:
Die Medikalisierungsthese und die Kompressionsthese. Die Medikalisierungsthese geht davon aus, dass die durch die höhere Lebenserwartung gewonnen Jahre zunehmend mit Krankheit oder Behinderung verbunden sind. Der medizinisch-technische Fortschritt führt dazu, dass Menschen auch bei schweren Erkrankungen vor dem Tod bewahrt werden können oder dass ihr Leben zumindest verlängert wird. Dies führt zum einen dazu, dass im Verlauf des weiteren Lebens weitere Erkrankungen auftreten. Zum anderen führt die bessere Therapierbarkeit von Krankheiten dazu, dass die Menschen im Durchschnitt länger krank sind.


Ich tendiere dazu dieser These zu folgen!
ja, auf den ersten Blick ist das schlüssig - aber es gibt etwas, was dagegen spricht: die höchsten Kosten fallen in den letzten Lebensjahren an, unabhängig davon, wie alt die Menschen sind. Das kann man recht gut messen - und es passt eben besser zur Kompressionsthese
.

Ich messe meine Vermutung -und nur eine solche kann es sein - an diesem Satz:

Zum anderen führt die bessere Therapierbarkeit von Krankheiten dazu, dass die Menschen im Durchschnitt länger krank sind.

Ein interessantes Thema allemal.

Gruss
KKA

Lady Butterfly
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Beitrag von Lady Butterfly » 08.02.2014, 21:07

KKA hat geschrieben:
Zitat:
Die Medikalisierungsthese und die Kompressionsthese. Die Medikalisierungsthese geht davon aus, dass die durch die höhere Lebenserwartung gewonnen Jahre zunehmend mit Krankheit oder Behinderung verbunden sind. Der medizinisch-technische Fortschritt führt dazu, dass Menschen auch bei schweren Erkrankungen vor dem Tod bewahrt werden können oder dass ihr Leben zumindest verlängert wird. Dies führt zum einen dazu, dass im Verlauf des weiteren Lebens weitere Erkrankungen auftreten. Zum anderen führt die bessere Therapierbarkeit von Krankheiten dazu, dass die Menschen im Durchschnitt länger krank sind.


Ich tendiere dazu dieser These zu folgen!
ja, auf den ersten Blick ist das schlüssig - aber es gibt etwas, was dagegen spricht: die höchsten Kosten fallen in den letzten Lebensjahren an, unabhängig davon, wie alt die Menschen sind. Das kann man recht gut messen - und es passt eben besser zur Kompressionsthese[/quote].

Ich messe meine Vermutung -und nur eine solche kann es sein - an diesem Satz:

Zum anderen führt die bessere Therapierbarkeit von Krankheiten dazu, dass die Menschen im Durchschnitt länger krank sind. [/quote]

joo - da hast du recht. Aber wenn jemand der chronisch herzkrank ist oder z. B. unter Diabetes II leidet, aber gut eingestellt ist, kann es sein, dass derjenige recht geringe Kosten verursacht. Er schluckt jeden Tag seine Pillen und gut ist.

wogegen z. B. Krebs-Therapien recht teuer sind....oder schau dir jemanden an wie Michael Schumacher - dessen Therapie dürfte auch nicht wirklich kostengünstig sein. Da fließt "richtig" Geld....



Ein interessantes Thema allemal.

Gruss
KKA[/quote]

Poet
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Beitrag von Poet » 08.02.2014, 21:38

@KKA:
Ich war oft abwesend weil ich an schöne Frauen gedacht habe statt an BWL. Aber zumindest habe ich das hier aufgeschnappt:

Die Finanzperspektive ist ein wesentliches Element der balanced score card (bin jetzt zu faul um diese ausführlich zu erklären), also der ca. 4 Perspektiven aus der man (s)ein Unternehmen beleuchten kann. Idealerweise sind diese 4 Perspektiven, welche variieren können und in Wechselbeziehungen stehen, im Gleichgewicht. Das bedeutet also, dass ein Unternehmen zwar Bananen unter Preis verkaufen kann aber damit ggf. seine Finanzkraft schwächt. Wenn also der Staat kein Korrektiv darstellt, dann richtet es die Marktwirtschaft selbst. Im Idealzustand (stakeholder-Ansatz) partizipieren alle (Mitarbeiter, Kunden, Kapitalgeber, die Lieferanten, die Umwelt usw.) vom Unternehmenserfolg. Es gibt Unternehmen, die versuchen das weitgehend (Trigema z.B.), ich befürchte nur, dass der größere Teil der Unternehmen auf all das scheißt und sich auf die Finanzperspektive konzentriert. Nicht umsonst ist bei allen bsc-Variationen die Finanzperspektive dabei, die anderen fehlen immer mal. Der Ansatz ist der: Mindestens das eingebrachte Kapital zu sichern und darüberhinaus die maximale Vermehrung hinzubekommen. Nur wenn notwendig, beschäftigt man sich in diesem Ansatz mit Kundenperspektive, Mitarbeiterperspektive usw.

Nun möchte ich nicht wieder eine Diskussion anzetteln ob Krankenkassen Unternehmen sind aber dem Grunde nach schaut das Top-Mgmt natürlich als allererstes auf die Finanzperspektive (und scheut z.B. nicht, trotz hoher Rücklagen keine Auszahlungen an die Mitglieder vorzunehmen...*räusper*). Dies auch zu Deiner Auffassung dass Kassen nicht im Wettbewerb stehen und denselben Preis haben. Anscheinend ist das Gegenteil der Fall.

Ich meine mit Boni nicht die paar Euro für das Stempelsammeln in irgendeinem Bonusprogramm eines einzelnen sondern die Mio € an Auszahlungen von Zusatzbeiträgen oder auch Dividenden genannt, Wahltarife, Boni usw. die zuvor von den Beitragszahlern aufgebracht wurden. Schau Dir in der IGES-Studie die Mitgliederentwicklung der Kassen an, welche aktuell "Dividende" auszahlen. Diese spricht für sich. Dass es doch nur Geld der Versicherten selbst ist, welches ggf. für Leistungsgewährung im System fehlt, das interessiert doch den Michel nicht.

@Lady Butterfly: Ich freue mich immer über jeden Kassen-MA, der den Service an die oberste Stelle hängt. Ich halte ihn auch für wichtig aber ich gebe zu, dass ich nicht glaube dass es der wichtigste Faktor aktuell für eine dt. Krankenkasse ist. Auch wenn Du das Zitat wieder verlängert hast, es bleibt bei der Kernaussage, dass stringentes Kostenmgmt und damit ein günstiger Preis die notwendige (natürlich nicht die ausreichende...) Aufgabe jeder Kasse ist. Nehmen wir ein aktuelles Beispiel: Erkläre mir den Mitgliederzuwachs der letzten 3 Jahre des Branchenprimus in der GKV mal nur mit Image und Service. Ich gebe folgendes zu bedenken: Das Image war schon immer besser solange ich denken kann und bei der letzten Beitragssatzerhöhung vor Einheitsbeitrag sah es gar nicht gut aus mit der Mitgliederentwicklung bei derselbigen Kasse. Die Anzahl der Servicestellen ist unterdurchschnittlich, die Anzahl der Mitarbeiter/Servicegrad unterdurchschnittlich. Ich weiß, dass die Hausaufgaben gemacht wurden im Bereich stringentes Kostenmgmt. und zumindest seit der Auszahlung der "Dividende" ein Mitgliederturbo angegangen ist. Der überwiegende Teil der GKV-Wechsler in den letzten 3 Jahren ist zu einer Kasse gegangen. Nur weil sie servicestark ist oder ein supergutes Image hat? Ich vermute, es ist eher andersrum...die Menschen verbinden mit Auszahlungen oder hohen Rücklagen, dass dort wohl jemand seinen Job richtig macht.

Die Kassen, die darauf gesetzt haben, dass die Menschen bereit sind 8€ für besseren Service oder mehr Leistungen auszugeben, sind allesamt auf dem Bauch gelandet. Einziger Vorteil wiederum: Sie haben ihre Finanzen kurzfristig wieder aufstocken können. Nachteil: Sie müssen jetzt schnell von den Kosten runter um sie nicht wieder abzuschmelzen.

Deshalb mein Fazit: Die Kasse, welche es sich zum Ziel macht, bei allen Kundengruppen ein überdurchschnittliches Serviceempfinden zu generieren und das für eine moderne Strategie zur Markenbildung hält, ist

...bald mausetot. Alles was zählt ist, mit den finanziellen Zuwendungen aus dem Fonds auszukommen (polarisierend, ich weiß) und idealerweise Rücklagen aufzubauen.

Das klingt natürlich nicht schön, sondern hart.

Lady Butterfly
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Beitrag von Lady Butterfly » 09.02.2014, 13:06

@Poet: sorry, wenn ich das sage, aber ich glaube, du interpretierst diesen Satz falsch - da steht, dass der Preis eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für der Erfolg einer Kasse ist. auf gut deutsch: der Preis ist eine wichtige Voraussetzung für Erfolg, aber er reicht nicht. Es muss noch was dazukommmen und das ist der von den Kunden so empfundene Service.

auch hier wieder: Service bedeutet nicht viele Geschäftstellen oder die Anzahl der Mitarbeiter, sondern dass was der Kunde als Service empfindet.
Poet hat geschrieben: Nehmen wir ein aktuelles Beispiel: Erkläre mir den Mitgliederzuwachs der letzten 3 Jahre des Branchenprimus in der GKV mal nur mit Image und Service. Ich gebe folgendes zu bedenken: Das Image war schon immer besser solange ich denken kann und bei der letzten Beitragssatzerhöhung vor Einheitsbeitrag sah es gar nicht gut aus mit der Mitgliederentwicklung bei derselbigen Kasse. Die Anzahl der Servicestellen ist unterdurchschnittlich, die Anzahl der Mitarbeiter/Servicegrad unterdurchschnittlich. Ich weiß, dass die Hausaufgaben gemacht wurden im Bereich stringentes Kostenmgmt. und zumindest seit der Auszahlung der "Dividende" ein Mitgliederturbo angegangen ist. Der überwiegende Teil der GKV-Wechsler in den letzten 3 Jahren ist zu einer Kasse gegangen. Nur weil sie servicestark ist oder ein supergutes Image hat? Ich vermute, es ist eher andersrum...die Menschen verbinden mit Auszahlungen oder hohen Rücklagen, dass dort wohl jemand seinen Job richtig macht.
nun ja, ich glaube, du sprichst hier von der TK, nicht wahr?

die TK hat im Oktober 2012 verkündet, an ihre Mitglieder eine Prämie (keine Dividende, die zahlen nämlich nur Aktiengesellschaften an ihre Aktionäre aus 8) ) auszuzahlen. Das ist nach meiner Rechnung weniger als eineinhalb Jahre her...... wie willst du damit dann den Erfolg in den letzten 3 Jahren erklären?

das passt leider zeitlich nicht....

und noch was: ich arbeite bei einer Kasse, die sehr stark von einem günstigen Beitragssatz profitiert hat (glaub mir also, ich kenne die Bedeutung eines günstigen Preises).....und die die erste Kasse war, die eine Prämie ausgezahlt (100 €/Jahr) hat. Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass diese Prämie nicht annähernd so gut gezogen hat wie der günstige Beitragssatz.

Andererseits habe ich auch gesehen, dass diejenigen Kassen, die einen Zusatzbeitrag verlangen mussten, viele Mitglieder verloren haben.

Auch diese Erfahrungen passen zu dem, was in der Studie geschrieben steht:
[....] sieht man, dass die Ausschüttung einer Prämie Mitgliedergewinne brachte, die aber im Durchschnitt nicht so hoch sind, wie die Verluste der Zusatzbeitragskassen (ca. -15 vs. ca. +10 Prozent) Zudem führte die Prämie bei ohnehin schon wachsenden Kassen nur zu einer moderaten Veränderung der Zuwachsraten. Zahlreiche Kassen ohne Prämie konnten ähnlich stark wachsen wie Kassen mit Prämie.
also nochmals: der Preis ist wichtig, ohne Frage und ohne Diskussion
aber: es gibt mehr als 100 Kassen in Deutschland, die den gleichen Preis anbieten
wie sollen die sich unterscheiden?

Wenn du schreibst, dass die Kassen lernen müssen, mit den Zuwendungen aus dem Gesundheitsfonds auszukommen, hast du natürlich recht. Zusatzbeiträge sind pures Gift (zumindest so lange, wie es genügend Kassen ohne Zusatzbeiträge gibt, und daran dass das so so bleiben wird, zweifle ich nicht).

Es gibt aber derzeit genügend Kassen, bei denen das so ist. Und auf dieser Grundlage (stabile Finanzen sprich: kein Zusatzbeitrag) sollten die Kassen nach meiner Meinung mit zusätzlichen Dingen punkten - und Service und Kundenfreundlichkeit sind dabei wichtig.

Poet
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Beitrag von Poet » 09.02.2014, 13:23

@Lady Butterfly: Okay, das kann ich so stehen lassen. Nur eine klitzekleine Korrektur: Das (clevere) Marketing der TK erst zum Nichterheben des ZB und dann zur Ausschüttung der Dividende (nicht meine Worterfindung) begann 2010.

Lady Butterfly
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Beitrag von Lady Butterfly » 09.02.2014, 13:31

Poet hat geschrieben:Okay, das kann ich so stehen lassen. Nur eine klitzekleine Korrektur: Das (clevere) Marketing der TK erst zum Nichterheben des ZB und dann zur Ausschüttung der Dividende (nicht meine Worterfindung) begann 2010.
ich hab das Marketing der TK nicht so sehr verfolgt, dass ich das genau sagen kann - aber ich weiß, dass auch zahlreiche andere Kassen damit werben, keine Zusatzbeitrag zu erheben. Nur eben mit wesentlich weniger Erfolg..... es muss also weitere, entscheidende Faktoren geben. Im Fall der TK tippe ich übrigens auf die Zusammenarbeit mit dem Focus Money, der die TK mehrmals zur "besten Krankenkasse" gekürt hat - wieso auch immer.

und ich weiß, dass der Begriff "Dividende" nicht von dir kommt - konnte mir aber die Bemerkung nicht verkneifen.

KKA
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Beitrag von KKA » 09.02.2014, 14:27

Poet hat geschrieben:
Deshalb mein Fazit: Die Kasse, welche es sich zum Ziel macht, bei allen Kundengruppen ein überdurchschnittliches Serviceempfinden zu generieren und das für eine moderne Strategie zur Markenbildung hält, ist

...bald mausetot. Alles was zählt ist, mit den finanziellen Zuwendungen aus dem Fonds auszukommen (polarisierend, ich weiß) und idealerweise Rücklagen aufzubauen.
Mausetot? Falsch, Poet. Hätte ich die 5 Firmen, bei denen ich als 'Feuerwehr' das leckgeschlagene Schiff zu retten hatte, nach deinem Credo geführt, wären die allesamt in die Insolvenz gegangen.
Überhaupt, was ist ein 'überdurchschnittliches Serviceempfinden', woran misst du das?

Zwei Faktoren, die du augenscheinlich nicht beachtest:

1. Jeder Betrieb muss natürlich Gewinn orientiert arbeiten, ansonsten droht Existenzverlust. INSOWEIT ist Gewinnmaximierung ein primärer Aspekt

NUR:

2. WIE schaffe ich es Profit zu generieren bzw. erhöhen (wenn z.B. Kundenverluste mich dazu zwingen)? In dem ich schlicht die Preise erhöhe, oder mit Mini-Zusatzleistungen versuche alte Kunden zurückzuholen und neue zu generieren?
Mitnichten, denn das Image, die Marke ist bereits zerstört oder zumindest angekratzt.


ALSO:

Suche ich nach neuen Wegen, Image, Reputation, folglich die Marke
neu zu erfinden


WIE:

Customer Service steht an erster Stelle, also wie trete ich meinem Kunden und potenziellen Kunden gegenüber auf, wie porträtiere ich gewinnend das Image der Firma nach außen. Kommunikationsseminare für Führungskräfte, mittlerem Management und Gruppenleiter. Customer Service wird gelebt und gearbeitet, ein absolutes Muss und nunmehr DER primäre Faktor sich erfolgreich aufzustellen.

Das ist natürlich nur grob vereinfacht geschrieben. Ich denke du gehst mit mir konform, dass Kommunikation im Kundenservice, Vertrieb und ebenso wichtig - internen Bereich- das Werkzeug für Erfolg und damit Gewinngestaltung ist.

Das WIE steht demnach an erster Stelle, ist zunächst dem Preis untergeordnet. Natürlich besteht hier eine gegenseitige Abhängigkeit, nur ohne dem WIE = Werkzeug kein Profit bzw. keine Kunden.

Sinngemäß ist das auf Kassen übertragbar...und da gäbe es noch sehr viel zu tun.

Lady Butterflys Einstellung ist absolut korrekt, ja vorbildlich und vor allem, sie verliert ihre Aufgabenerfüllung nicht, indem sie sich 'guten Service zu liefern' verschrieben hat.

Die Studie ist exemplarisch für beides, A-n-a-lyse und Wegbeschreibung in die richtige Richtung.

Schönen Nachmittag allerseits.

Gruss
KKA

GerneKrankenVersichert
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Beitrag von GerneKrankenVersichert » 09.02.2014, 15:13

Lady Butterfly hat geschrieben: und noch was: ich arbeite bei einer Kasse, die sehr stark von einem günstigen Beitragssatz profitiert hat (glaub mir also, ich kenne die Bedeutung eines günstigen Preises).....und die die erste Kasse war, die eine Prämie ausgezahlt (100 €/Jahr) hat. Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass diese Prämie nicht annähernd so gut gezogen hat wie der günstige Beitragssatz.
Aus meiner Sicht kamen zu diesem Zeitpunkt noch andere Faktoren dazu. Die Ärzte merkten, dass die "500,-- € Beitragsersparnis im Jahr und mehr" ihrer Patienten der Betrag war, der ihnen bei der Gesamtvergütung fehlte und fingen an, dies bei ihren Patienten zu kommunzieren. Genauso wie die überaus kleinliche Leistungsgewährung (ich zitiere hier aus dem Schreiben eines Arztes), die dann auch die Versicherten bemerkten und in ihrem Umfeld publik machten, ebenso wie die Tatsache, dass ihnen im Falle eines Falles der persönliche Ansprechpartner fehlt (oft geäußerter Kritikpunkt) -> Punkt 5 der IGES-Studie (Dass die Kundenzufriedenheit und die Ärztezufriedenheit einen gewissen Zusammenhang mit dem Mitgliederwachstum haben, scheint darauf hinzuweisen, dass der Transport dieser Eindrücke auf Nichtmitglieder einer Kasse diese beeinflusst.). Wer bei 500,-- € Ersparnis noch denkt "wird mich schon nicht treffen", fängt bei 100,-- € an zu überlegen, ob es sich lohnt. Meiner Einschätzung nach haben mehrere Gründe zum Stopp des Mitgliederwachstums geführt, nicht nur die Umstellung von günstigem Beitragssatz auf Prämie. Deine Äußerungen zur Kundenorientierung nehme ich mit Interesse zur Kenntnis und hoffe für eure Versicherten, dass das nicht nur deine persönliche Meinung, sondern die neue Linie des Vorstands ist.

Die TK hat meiner Meinung nach ganz klar von ihrem über Jahre aufgebauten Image profitiert. Zusammen mit einer "Dividende" war das ein Selbstläufer, andere Kassen mit Prämienausschüttungen haben nicht in dem Maße profitiert (z. B. BKK Mobil Oil), da sie noch mit einem schlechten bzw. fehlendem guten Image zu kämpfen haben. Nach meiner Beobachtung fängt das Image aus verschiedenen Gründen allerdings an zu bröckeln. Dass jemand die TK-Mitgliedschaft aufgrund schlechter Erfahrungen kündigt, ist ein Phänomen, das ich in der Form erstmals letztes Jahr erlebt habe.

Poet
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Beitrag von Poet » 09.02.2014, 20:02

@GKV: Ich denke auch, dass die TK extrem viel in Imagepflege investiert hat...Focus, Kundenumfragen, GPTW, Werbung usw. aber eben vor allem auch die Strukturen gestrafft hat. Plus eine für aktuelle Morbi-Systematik gute Versichertenstruktur ergeben sich sehr gute finanzielle Rahmenbedingungen und eine hohe Attraktivität. Wenn einzelne Versicherte kündigen kann die TK das z.Zt. sehr gut verkraften.

@KKA: Die durch Dich sanierten UN waren sicher keine GKVn...:-)...deren Finanzierung sich stark von anderen Unternehmen unterscheidet. Die Mechanismen schreibe ich Dir mal per PN wenn ich Zeit habe.

Lady Butterfly
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Beitrag von Lady Butterfly » 09.02.2014, 20:53

@GKV: ich finde es immer wieder interessant, wie viel Frust aus deinen Worten nach mittlerweile einigen Jahren spricht - und kann das eigentlich nicht verstehen. Du scheinst sehr, sehr stark mit deinem AG zu identifizieren - andererseits magst du nicht zu ihm stehen. Merkwürdig.

Nimm aber bitte zur Kenntnis, dass ich hier nur meine eigene Meinung schreibe, die nicht unbedingt mit der offiziellen Meinung übereinstimmen muss. Ich bin weder Pressesprecherin noch für PR zuständig, sondern hier als Privatperson unterwegs. Übrigens - wenn du so gut informiert bist, solltest du auch wissen, dass bei uns momentan keine Meinung des Vorstandes existiert.

@Poet: ja - der Erfolg einer Kasse ist nie das Ergebnis eines einzigen Faktors wie z. B. dem Preis - das komplette Angebot muss stimmen. Der Preis ist nur die Grundlage

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Beitrag von GerneKrankenVersichert » 09.02.2014, 21:22

Lady Butterfly hat geschrieben:@GKV: ich finde es immer wieder interessant, wie viel Frust aus deinen Worten nach mittlerweile einigen Jahren spricht
Und ich finde es immer wieder interessant, woraus du den Frust liest. Für mich war es eine sachliche Darstellung der damaligen Verhältnisse.

Und - ganz ohne Ironie - ich bedaure, dass es sich nur um deine eigene Meinung und nicht eure neue Marschroute handelt.

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Beitrag von Lady Butterfly » 09.02.2014, 21:27

GerneKrankenVersichert hat geschrieben:
Lady Butterfly hat geschrieben:@GKV: ich finde es immer wieder interessant, wie viel Frust aus deinen Worten nach mittlerweile einigen Jahren spricht
Und ich finde es immer wieder interessant, woraus du den Frust liest. Für mich war es eine sachliche Darstellung der damaligen Verhältnisse.
es ist eine sehr, sehr einseitige Darstellung - und die Art und Weise wie du schreibst und wie du diese jahrealten Ereignisse immer und immer und immer wieder aufkochst, bei jeder sich bietenden Gelegenheiten, spricht dafür, dass du noch immer sehr verletzt bist.
GerneKrankenVersichert hat geschrieben: Und - ganz ohne Ironie - ich bedaure, dass es sich nur um deine eigene Meinung und nicht eure neue Marschroute handelt.
ich sage weder, dass es sich um unsere Marschroute handelt noch bestreite ich das - um ehrlich zu sein: ich schreib hier überhaupt nix über die Marschroute meines AG
ich schreib hier schlicht und einfach meine eigene Meinung - nicht mehr und nicht weniger

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Beitrag von Poet » 09.02.2014, 21:27

@Lady Butterfly: Das ist unbestritten. Vorschlag von meiner Seite: Wir reden nochmal über das Thema "Preis vs. Service" wenn Dein AG z.B. einen Zusatzbeitrag einführt.

Ich denke, hierzu ist erstmal genug gesagt. Over.

KKA
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Beitrag von KKA » 10.02.2014, 00:38

GerneKrankenVersichert hat geschrieben:
Vielleicht definieren wir auch Abhängigkeit einfach anders. Ich bezog mich bei dieser Diskussion auf die Bedeutung von Abhängigkeit in dem Sinne, dass der MDK aus irgendwelchen Gründen entgegen der offiziellen Vorgaben in einer Grau- bis Dunkelzone im Sinne der Kassen (wobei dabei immer wieder unterstellt wird, der einzige Sinn sei eine Leistungsablehnung) entscheiden würde, da er irgendwie nebulös von ihnen abhängig ist.

Du 'beleidigst' meine Intelligenz, wenn du mir solch Denkverhalten zutraust. 'Der einzige sei eine Leistungsablehnung'..nein, GKV, auf der Ebene diskutiere ich nicht, das ist anderen, sagen wir weniger informierten Leuten, zu überlassen.
Wenn natürlich mit Abhängigkeit Interdependenzen gemeint sind, bestehen ganz klar Abhängigkeiten zwischen MDK und Kasse.


Genau mein Punkt, vor allem aus diesem Grund:
Allerdings wechselseitig, nicht
Nein, das meine ich nicht, sondern
mit dem machtvollen Akteur Kasse auf der einen und dem schwachen MDK auf der anderen Seite
.

Warum? Siehe unten.
Wie die Diskussion um Kundenzufriedenheit gezeigt hat, ist keine Kasse gut beraten, nur auf die ökonomische Seite zu schauen und die Kundenzufriedenheit zu ignorieren. Ist nämlich das Vertrauen der Kunden erstmal verspielt, braucht es viel viel Zeit und Kraft, dieses wieder aufzubauen.
Zustimmung, 100 %!
Also, von welcher Form der Abhängigkeit sprechen du und deine Bekannten, wenn sie zu dem Schluss gelangen, dass der MDK von den Kassen abhängig ist? Wenn es geht mit Beispiel, damit wir nicht wieder aneinander vorbei schrieben.
Wir schreiben nicht aneinander vorbei, ich schreibe aus der Sicht des streitbaren Bürgers, du konterst mit §§ und Richtlinien, welche aus meiner Sicht biegsam sind. Da kommen schon mal Missverständnisse auf, nicht wahr? :wink:

Also, Bekannte, Verwandte usw. sind natürlich alle Laien und gaben mir ihre Meinungen aus Eigenerfahrungen, Erfahrungen anderer (Bekannten, Verwandten, Freunden, Betroffener usw.) und natürlich aus den Medien....

1. Finanzielle Abhängigkeit kann zu Missbrauch führen (eine grundsätzliche, nicht nur auf Kasse/MDK bezogene Aussage, als Beispiel wurde u.a. Mutter/Tochtergesellschaften genannt

2. MDK Gesundschreibung nach Aktenlage wurde grundsätzlich als Instrument der Kassen betrachtet, auch wenn es die Regeln zulassen
(Motto: Wie kann jemand nur anhand vorliegender Berichte ein Schreibtischurteil über einen kranken Menschen fällen). Hierzu merke ich an, dass ich mittlerweile die Notwendigkeit und Durchführbarkeit der Methode 'nach Aktenlage' zu entscheiden in vielen, leichteren oder auch offensichtlichen Fällen in diesem Forum erkannt habe. Trotzdem, z.B. bei psychischen Krankheiten ist das ein rechtswidriger Akt und es geschieht tagtäglich. Ebenso in manchen, hier dargelegten und haarsträubenden Fällen.

3. Die Qualität bzw. Kompetenz der Mediziner (beim MDK) wurde oft in Frage gestellt. Für mich ebenso nachvollziehbar

4. Für Außenstehende undurchsichtige Strukturen (KK/MDK)

5. Kostendruck (im Gesundheitswesen allgemein) zwingt Kassen, Leistungen wo immer möglich und mit Hilfe des MDK (in Verbindung mit Punkt 1.) zu reduzieren

Hattest du andere, inhaltlich nachweisbare, greifbare Antworten erwartet? Ich hoffe nicht...wenn ja, frage dich selbst, woher diese Perception im Lande kommt.

Du siehst, der MDK (und die Kassen) haben ein Imageproblem. :wink:

PS. 15 der 'Befragten' äußerten sich sehr positiv über die TK, sind aber selbst nicht Mitglied.....keine Ahnung woher das kam, die scheinen gute Ö-Arbeit zu leisten.

Gruss
KKA

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Beitrag von GerneKrankenVersichert » 10.02.2014, 07:14

Lady Butterfly hat geschrieben:
es ist eine sehr, sehr einseitige Darstellung - und die Art und Weise wie du schreibst und wie du diese jahrealten Ereignisse immer und immer und immer wieder aufkochst, bei jeder sich bietenden Gelegenheiten, spricht dafür, dass du noch immer sehr verletzt bist.
LB, ich habe geschildert, welche Punkte außer dem von dir genannten noch dazu führten, dass das Mitgliederwachstum stagnierte und dass dies die IGES-Studie bestätigt. Warum du die Diskussion unbedingt auf die emotionale Ebene ziehen möchtest und mir irgendwelche Verletzungen unterstellst, ist mir schleierhaft. Als einzigen Grund kann ich mir vorstellen, dass du meinen Äußerungen die Glaubwürdigkeit entziehen möchtest. Eine solche Diskussion sollten wir allerdings auf sachlicher Ebene führen. Also, welcher dieser Punkte stimmt nicht?

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