Opfer des Sozialstaates hat geschrieben:
Als erstes möchte ich mich triefst gegenüber @GKV, wegen meiner viel zu symbolische Vergleich zwischen eine „erwürgten“ Bundesbürger und abgeknickten Blume von Blumenbeet aus meine zweiten Beitrag entschuldigen.
Entschuldigung angenommen.
Opfer des Sozialstaates hat geschrieben:
Aber, dass ich mich selbst, ohne keine dritten außer meiner Familie zu schaden, vor dem Hauptgebäude des Gesundheitsfonds aufhänge, denke ich alle 20 Minuten nach, ist auch die einzige Protest Möglichkeit, was ich noch habe, nur wegen meiner Familie habe ich das noch nicht vollzogen.
Wen die Situation für dich so aussichtlos erscheint, empfehle ich dir, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich vermute, dass unser Kommunikationsproblem auch daher kommt, dass deine Situation mir im Vergleich zu anderen mir bekannten eher harmlos vorkommt. Für dich scheint sie ungleich schlimmer zu sein, von daher kann ich deine Reaktion nachvollziehen.
Opfer des Sozialstaates hat geschrieben:
Deswegen habe ich von KK Mitarbeitern stets und ausschließlich die Antwort auf meine Problemfragen erhalten: „…das Gesetz schreibt uns vor“. Und nichts anderes. Was das aktuell gültiges Gesetz ihnen vorschreibt, wussten die selber auch nicht so genau.
Das ist schlecht. Darf ich fragen, welche Kasse das ist? Denn es scheint sich ja um ein flächendeckendes und nicht das Problem mit einem einzelnen Sachbearbeiter zu handeln.
Opfer des Sozialstaates hat geschrieben:
Andere Frage ist natürlich, wenn für alle Problemen und Fragen Gesundheitsfond zuständig ist, wozu braucht man überhaupt die unzählige KK’s (incl. die Formuexperten).
Man braucht sie nicht. Die Krankenversicherung könnte genauso wie die Renten- und Arbeitslosenversicherung als Einheitskasse konstruiert sein. Wer dies möchte, muss sich nur darüber im Klaren sein, dass damit die Konkurrenz wegfällt. Wer mal der Rentenversicherung seinem Kurantrag hinterher telefoniert hat oder beim Arbeitsamt an einen besonders "netten" Sachbearbeiter geraten ist, weiß, was ich meine. Für die Arbeiter ist das Ganze gar nicht so weit weg, vor 15 Jahren mussten sie sich noch bei AOK versichern und hatten keine Wechselmöglichkeit. Und wer die AOKn noch von damals kennt ... da hat sich durch die Konkurrenz schon vieles zum Postiven geändert.
Opfer des Sozialstaates hat geschrieben:
Man könnte das ganze KK System auf Gesundheitsfond reduzieren, genau wie Knappschaft bundesweit für alle Minijobs zuständig ist, und eine Anmeldung mindestens 6 Monaten dauert, dann würden auch die Formuexperten auf eigenen Leib und Seele erleben, was es bedeutet, wenn man plötzlich von irgendwo keine KK Beiträge gezahlt kriegt, die selbst zu zahlen hat und wenn das nicht geht, die festgesetzte säumige Beiträge mit 60% pro anno extra belastet und vollgestreckt werden..
Ich möchte mich hier nicht hinter irgendwelchen Gesetzen verstecken. Die meisten Gesetze im SGB haben einen Sinn - und wer die Hintergründe kennt, versteht diesen oft besser, als jemand, der nur den angeblich offenkundigen Unsinn sieht.
Es geht, wie Czauderna bereits schrieb, um die Wertigkeit der Zahlung der Beiträge zur Krankenversicherung. Ein Beschäftigter unter der Jahresarbeitsentgeltgrenze und ein Arbeitsloser erhalten diesen Betrag erst überhaupt nicht zur freien Verfügung, sie haben keine Wahl, ob sie den Beitrag vielleicht zunächst dazu verwenden, andere Löcher zu stopfen. Freiwillig Versicherte haben die Wahl - und entscheiden sich oft, den Beitrag nicht zu zahlen, wenn es eng wird. Hand auf's Herz - hast du die Miete weiter gezahlt? Die Versicherung für's Auto? Usw. usf.
Früher führte die Nichtzahlung der Beiträge dazu, dass die Mitgliedschaft beendet wurde - auf gut deutsch wurde derjenige aus der Krankenkasse rausgeschmissen, hatte keinerlei Versicherungsschutz mehr und auch keine Chance, als Selbständiger wieder aufgenommen zu werden. Wir informierten die Leute immer frühzeitig, wiesen eindringlich auf die Folgen hin - vorgeschrieben war die telefonische oder persönliche Kontaktaufnahme - und trotzdem geschah es, dass Leute einfach nicht zahlten. Und da ist man dann auch als Krankenkasse machtlos und m. E. nicht für die Folgen verantwortlich.
In den letzten Jahren wurde sehr viel getan, um allen Bundesbürgern einen Versicherungsschutz zu ermöglichen. All diese Maßnahmen halte ich persönlich für gut. Ich brauche mich da nicht hinter dem Gesetzgeber zu verstecken. Es fing damit an, dass Sozialhilfeempfänger ein Beitrittsrecht zur GKV erhielten. Und endete damit, dass rein theoretisch jeder in D krankenversichert ist. Das, was hier von einigen als lästig, gängelnd und unnötig empfunden wird, macht Sinn. Den mancher jedoch erst dann erkennt, wenn diese Absicherung fehlt.
Also, die so oft beschimpfte Politik setzte durch, dass jeder in D das Recht auf eine Krankenversicherung hat. Dazu wurden sogar einige Privilegien der PKV abgeschafft. Niemand in D muss mehr sein Haus verkaufen, wenn er aus welchen Gründen auch immer keine Krankenversicherung hat und an Krebs erkrankt, die Niere versagt oder sonstiges. Und damit sind wir wieder bei der Wertigkeit. Die Höhe der Beitragsrückstände innerhalb der GKV explodierte nach Einführung dieser Regelung. Warum zahlen, wenn ich auch so im Ernstfall versorgt werde? So kam es dazu, dass die hohen Säumniszuschläge eingeführt wurden, um zu erreichen, dass die Zahlung des KV-Beitrages bei freiwillig Versicherten wieder eine höhere Wertigkeit erhält.
Wie schon mehrfach erwähnt, laufen diese hohen Säumniszuschläge nur solange auf, bis Versicherter und Krankenkasse sich auf eine Zahlungsvereinbarung geeinigt haben. Und wenn auf längere Sicht die Zahlung eines Beitrages als Selbständiger nicht möglich ist, muss überlegt werden, ob die selbständige Tätigkeit sich überhaupt lohnt. Es ist mal wieder die Wertigkeit - wenn die Miete oder was auch sonst auf der Prioritätenliste oben steht, nicht mehr gezahlt werden kann, fällt diese schwierige Entscheidung leichter, als wenn es "nur" die KV-Beiträge, die dann noch als Gängelei empfunden werden, sind.
Durch das Vermischen von Fällen, die unterschiedlich gelagert sind, gerät man schnell in die Opferrolle. Der dort geschilderte Fall ist anders gelagert als deine Problematik. Hier gibt es andere Lösungen. Ich finde es jedoch nicht zielführend, hier jetzt noch darüber zu diskutieren. Das können wir bei Bedarf gerne in einem anderen Thread tun.
Opfer des Sozialstaates hat geschrieben:
ich habe viel zu viele Perioden in meinem Leben gehabt, wo ich monatelang nur einige Pfennigs hatte, um nicht zu wissen, was ein Bedürftigkeit ist. Ich prügele hier keine Leute ein, die wegen Notlage oder Misspolitik unserer Regierung dahin gezwungen sind, sondern ich "prügele" die Regierung und Gesetzgebung, die solche Gesetze erschafft und mit Staatsmacht vollstreckt, bei denen anders nicht übrig als H4 anzumelden bleibt, ein.
Ich sage nur eins: Wertigkeit. Wenn man meint, auf eine Krankenversicherung verzichten zu können, macht deine Argumentation Sinn. Vor der neuen Gesetzgebung wurde anders argumentiert: "Es gibt Menschen in D, die durch den Gesetzgeber und unsere Regierung keinen Krankenversicherungsschutz haben und bei einer schweren Krankheit Haus und Hof verlieren." Allen kann man es nicht recht machen. Ich persönlich finde die momentane Lösung wesentlich sozialer als die vorherige. Vielleicht auch deshalb, weil ich tagtäglich erlebe, wie schnell jemanden eine schwere Erkrankung treffen kann und welche Kosten dann entstehen.
Opfer des Sozialstaates hat geschrieben:
Das bitterste dabei, warum muss unsere Regierung und Gesetzgeber, ihre eigene Bürger noch anlügen? Die hätten doch einfach sagen können: „Hi liebe Bürger, rot-grün hat in seiner Regierungszeit alles kaputt gemacht , wo was noch zu holen war, jetzt müssen wir aus CDU auch brav mit SPD Populisten spielen damit wir überhaupt als Volkspartei erhalten bleiben, somit sind keine dringend notwendig Änderungen in unseren zwar tollen aber total veralteten Systemen möglich aber die Kassen sind einfach leer, weil Pharmaunternehmen auf keine Fall auf ihre Gewinne verzichten werden. Aber kein Problem, wir haben einen für Wahlen nicht so relevante Gruppe lokalisiert, die Selbständige und nicht versicherte, die zum Glück noch kein H4 angemeldet haben, von denen holen wir jetzt alles und damit das richtig lohnt heben wir Säumniszuschlag von 1% pro Monat auf 5% pro Monat, aber nur bei denen, weil wenn wir das für alle so andonnern, riskieren wir evtl. Konflikt noch mit sonstige Industrie oder womöglich noch mit Gewerkschaften. Somit keine sorge mit Selbständigen, die als jede einzeln für sich selbst kämpft, können so wie so gegen Bundesregierung nichts anhaben und somit alles unter Kontrolle und keine sorgen liebe Bürger.“
Ich hätte kein Problem damit gehabt, Gegensatz zu Behauptungen, „wie selbstlos die für soziale Gerechtigkeit gekämpft haben und was für tolle soziale Sicherungsmechanismen die geschaffen haben“
Ich hoffe, dass meine Ausführungen deutlich gemacht haben, dass die Intention eine andere war. Es ging nicht darum, die Selbständigen zu schröpfen, sondern sie genauso wie die Beschäftigten zu schützen und vielen von ihnen überhaupt erst wieder den Weg zu einer bezahlbaren Krankenversicherung freizumachen.
GKV