Kenne die Abrechnung der Apotheker nicht, aber wenn man von einer Preisbindung ausgeht (sowohl im Einkauf wie auch im Verkauf) dann blieben nur noch die Zuzahlungen für die Apotheke, also können sie diese behalten. Alles andere (mit Überweisungen hin-und her) würde buchhalterisch den Rahmen sprengen.
Okay, kurzer Abstecher in die Buchhaltung.
Beispiel: Medikament A kostet 15 Euro (Abgabepreis). Zuzahlung für den Patienten 5 Euro
Der Patient zahlt 5 Euro.
Die Apotheke bekommt (vereinfacht) eigentlich den Preis in Höhe von 15 Euro von der Krankenkasse erstattet. 5 Euro hat der versicherte gezahlt, die würde an die Krankenkasse gehen.
Natürlich verrechnet jetzt die Apotheke die 5 Euro mit den 15 Euro, so dass die Krankenkasse nur die 10 Euro überweisen muss.
Warum ist das wichtig? Wenn ein Versicherter keine Zuzahlungen zu leisten hat, würde die Apotheke keine Zuzahlung einziehen, sondern sich den kompletten Betrag von der Krankenkasse erstatten lassen, also die 15 Euro.
Dass sich die Apotheker-Lobby so sehr ausgerechnet wegen der Zuzahlung aufregt -bestätigt meine Annahme dass jede Zuzahlung in ihren eigenen Taschen fließt.
Wenn Internetapotheken auf die Zuzahlungen verzichten, kann das nur bedeuten, dass sie in dem o. g. Beispiel keine 5 Euro einziehen, aber auch nur 10 Euro von der Krankenkasse bekommen. Sie geben also ein Rabatt von 5 Euro. Und das können/dürfen die Apotheken in Deutschland nicht.
Ist das jetzt vielleicht klarer?
@GerneKrankenVersichert
Danke für das Beispiel.
@all
Die Bewertung, ob die Apotheken "zu viel" Geld verdienen, ist aus buchhalterischer Sicht nur zu sagen, wenn wir mal eine Bilanz von einer Apotheke sehen würden.
Vermutungen und Annahmen sind halt nur das, Vermutungen und Annahmen.
Aus moralischer oder gesellschaftlicher Sicht ist es noch schwerer zu bewerten, ob eine Apotheke zu viel Geld einnimmt.
Meiner Meinung nach ist für eine Apotheke in einer Stadt das wirtschaftliche Risiko wesentlich geringer als das eines normalen Geschäftes.
Auf der anderen Seite kann eine Apotheke aber auch nicht "frei" am Markt agieren.
Apotheken führen Beratungen für gebrechliche, alte oder kranke Menschen durch, die diese Beratung auch gerne persönlich in Anspruch nehmen. . Diese Beratung muss auch finanziert werden. Die Internetapotheken sind da ja fein raus, eine persönliche Beratung gibt es da nicht.
Fazit für mich:
Der Gesundheits-Versorgungs-Bereich (so nenne ich den jetzt einfach mal) ist ein komplexer Bereich. Es wurde versucht, in diesem Bereich Werkzeuge des freien Marktes zu installieren, eine "richtige" Freiheit auf dem Markt gibt es jedoch nicht, zum Glück.
Wenn man sich mit dem Gesundheits-Versorgungs-Bereich beschäftigt, sollte man vorsichtig sein, Feindbilder aufzubauen oder Dinge oder Prozesse vorzuverurteilen.