Bürgerversicherung

Moderatoren: Czauderna, Karsten

Lady Butterfly
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Beitrag von Lady Butterfly » 02.02.2015, 21:20

ErnstXV hat geschrieben:
Lady Butterfly hat geschrieben: nun ja, wenn du den Widerspruch nicht siehst, solltest du dir vielleicht eine Brille kaufen
OK, Du hast gewonnen ... :D Mit dem Niveau kann ich nun wirklich nicht mithalten ... :(
machst du doch schon die ganze Zeit.....
ErnstXV hat geschrieben:Bist Du für die "Einheitskasse"?
nein, es wäre ein Monopol - und Monopole neigen bekannterweise zu Ineffizienz, überhöhten Preisen und wenig Kundenfreundlichkeit
ErnstXV hat geschrieben:Was spricht aus Deiner Sicht gegen eine "Bürgerversicherung"?
um darauf eine Antwort geben zu können, wäre zunächst eine Diskussion (mit anschließender Einigung) darüber erforderlich, was man überhaupt unter dem Begriff "Bürgerversicherung" verstehen will - das Konzept zur "Bürgerversicherung" der SPD unterscheidet sich von dem der Linken und das wiederum unterscheidet sich von dem der Grünen. Und als ob das alles noch nicht genug wäre, unterscheiden sich die einzelnen Partei-Konzepte noch im Zeitablauf....

also: wenn wir mal wüssten, welche "Bürgerversicherung" genau gemeint ist, könnten wir auch Vor- und Nachteile diskutieren... aber das wäre hier dem ein oder anderen Schreiber wohl zu kompliziert :?

ErnstXV
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Beitrag von ErnstXV » 02.02.2015, 21:27

Ich denke Czauderna kann für sich selbst sprechen .... :!:

KKA
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Beitrag von KKA » 02.02.2015, 21:47

Czauderna hat geschrieben:..., nur solange da nichts inhaltliches rüberkommt, was auch wirklich allen in diesem Lande Vorteile bringt, solange schreibe ich dagegen. Gruss Czauderna


Welche Vorteile sollten sich deiner Meinung nach aus einer Bürgerversicherung ergeben können?

Es wird und kann keine Vorteile für jedermann geben, aber eine gerechtere Finanzierung und die zwangsläufige, so wie langfristige Berücksichtigung einer stark alternden Bevölkerung stehen im Vordergrund. Und natürlich würde das System solidarisiert im Sinne des Begriffes und 'entvorteilt' im Sinne von Abschaffung der BBG.

Inhaltlich wurde viel geliefert, aber wenig retourniert.

Gruß
KKA

KKA
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Beitrag von KKA » 02.02.2015, 22:08

Lady Butterfly hat geschrieben: ...also: wenn wir mal wüssten, welche "Bürgerversicherung" genau gemeint ist, könnten wir auch Vor- und Nachteile diskutieren... aber das wäre hier dem ein oder anderen Schreiber wohl zu kompliziert :?
Lady B., es dürfte einleuchtend sein, dass wir hier nur über das Grundprinzip schreiben können, und zwar alle Beteiligten.
Jede Partei dürfte ein Konzept über die Zukunft des Gesundheitswesens formuliert haben und weder ich noch wohl die meisten von uns haben alle Konzepte von A bis Z gelesen. Ist auch für diese Diskussion nicht notwendig.

Ich verstehe nicht, warum du fälschlich resümierst, das Thema wäre für 'den einen oder anderen Schreiber' zu kompliziert. Mag sein, aber sicher nicht zutreffend für die Mehrheit der zu diesem Thema schreibenden.

Gruß
KKA

Czauderna
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Beitrag von Czauderna » 02.02.2015, 22:57

KKA hat geschrieben:
Czauderna hat geschrieben:..., nur solange da nichts inhaltliches rüberkommt, was auch wirklich allen in diesem Lande Vorteile bringt, solange schreibe ich dagegen. Gruss Czauderna


Welche Vorteile sollten sich deiner Meinung nach aus einer Bürgerversicherung ergeben können?

Es wird und kann keine Vorteile für jedermann geben, aber eine gerechtere Finanzierung und die zwangsläufige, so wie langfristige Berücksichtigung einer stark alternden Bevölkerung stehen im Vordergrund. Und natürlich würde das System solidarisiert im Sinne des Begriffes und 'entvorteilt' im Sinne von Abschaffung der BBG.

Inhaltlich wurde viel geliefert, aber wenig retourniert.

Gruß
KKA
Hallo KKA,
dieser Thread umfasst mittlerweile mehr als 70 Seiten - nach deinem vorletzten Beitrag an meine Adresse habe ich mal begonnen von Seite 1 an nach deinen Vorschlägen zur Ausgestaltung einer Bürgerversicherung zu suchen. Natürlich hast du recht, wenn du deine Argumente gewürdigt und diskutiert haben willst - leider bin ich erst auf Seite 20, habe aber bis dahin noch nix gefunden, kommt sicher noch, nur später.
Nun, eine Antwort auf diesen Beitrag sollst du schon jetzt bekommen.
Bei einer Bürgerversicherung wie ich sie mir vorstelle würde auch das System der Leistungsinanspruchnahme geändert werden. Wartezeiten beim Arzt, besonders beim Facharzt werden stark eingeschränkt. Fachärzte (Facharztzentren) sind in räumlicher Nähe - also auch im ländlichen Bereich. Die Ärzte sind zwar weiterhin frei in Ihren Entscheidungen und Behandlungen, also in ihrem beruflichen Wirken, sind aber keine Freiberufler mehr sondern bei der Bürgerversicherung angestellt und zwar mit einem solchen Gehalt, dass ihrem Beruf und ihrer Verantwortung angemessen ist. Genau so wie es eine Verschlankung des Leistungskataloges der jetzigen GKV. geben wird, müssten aber auch die IGEL-Leistungen auf den Prüfstand, also da, wo sinnvoll als Kassenleistung anerkannt werden. Die Versorgung mit Hilfsmitteln dürfte nicht mehr zentralisiert werden, sondern muss vor Ort, schnell und kompetent mit entsprechender Beratung durch Vertragslieferanten (Sanitätshäuser) erfolgen. Die Bürgerversicherung wird auch dafür sorgen, dass die Pharma-Industrie nicht die Preise diktieren kann
und generell wird es eine Entbürokratisierung im Rahmen einer Reform der Sozialgesetzbücher, die Krankenversicherung betreffend, geben.
Desweiteren muss es klar und eindeutig geregelt sein, dass Leistungen der Bürgerversicherung grundsätzlich (Ausnahmen bestätigt die Regel) eine Bringschuld ist, d.h. Anträge, wie sie heute teilweise erforderlich sind
werden vereinfacht. Natürlich muessen Leistungserbringer und natürlich die Bürgerversicherung auch stets qualitativ hochwertige Leistungen erbringen.Das wären beispielsweise Vorteile im Leistungsbereich.
Was die finanzielle Belastung der Bürger angeht, dazu vielleicht später mehr.
Klingt alles etwas blauäugig ? - Mag schon sein - aber theoretisch möglich wäre das alles.
Gruss
Czauderna

KKA
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Beitrag von KKA » 02.02.2015, 23:21

@ Czauderna

Was soll ich sagen...du schreibst mir (fast) aus der Seele, auch wenn das eine heile Gesundheitswelt reflektiert, wie sie nicht anzutreffen sein wird! Aber im Ansatz der richtige Weg in eine ungemütliche Zukunft.

Wenn du jetzt noch der Beitragsleistung durch alle Bürger positiv gegenüber stehst , haben wir einen Konsens. Ich hole die Flasche Champagner aus dem Keller!!! :wink:

Gruß
KKA

Lady Butterfly
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Beitrag von Lady Butterfly » 02.02.2015, 23:52

@KKA: ich bin davon überzeugt, dass es in Deutschland niemals eine "Bürgerversicherung" geben wird - ganz einfach deshalb, weil dieser Begriff vom linken Parteien-Lager geprägt wurde und weil das bürgerliche Lager (sprich: CDU/CSU) deshalb einer "Bürgerversicherung" niemals zustimmen würde 8)

befürworten würde ich ein System (ich schreibe das absichtlich neutral) in das alle - inklusive Selbständige, Beamte, Politiker - nach ihrer Leistungsfähigkeit einzahlen. Irgendwo in diesem Thread habe ich das so oder so ähnlich schon mal geschrieben. Und in dem alle die Leistungen erhalten, die sie brauchen um gesund zu bleiben und gesund zu werden. Sparpotenzial sehe ich im Bereich der Arzneimittel (hier in Deutschland sind die Preise europaweit betrachtet ziemlich weit oben) und im Bereich der Gerätemedizin: in Deutschland stehen (ebenfalls im europaweiten Vergleich) ziemlich viele medizinische Geräte - angefangen bei Röntgengeräten bis hin zum Computertomografen und Ionenstrahl-Kanonen. In Deutschland wird die Gerätemedizin relativ gut bezahlt, die sog. "sprechende Medizin" dagegen relativ schlecht. Umgekehrt würde es mir besser gefallen.

Für die Zukunft erwarte ich, dass sich die beiden Systeme "PKV" und "GKV" weiter annähern, bis irgendwann die Unterschiede verschwimmen. Eine Abschaffung der PKVen wird es aufgrund verfassungsrechtlicher Probleme nicht geben. Und aufgrund des grundgesetzlichen Sozialstaatsgebots muss der Staat auch eine Gesundheitsversorgung in irgendeiner Art anbieten - also werden auch die Krankenkassen nicht verschwinden. Aber Krankenkassen und PKVen werden sich ähnlicher werden (z. B. einheitliches Abrechnungssystem, Höchstbeiträge auch für alle privat Versicherten, ein Minimal-Leistungskatalog für die PKVen, weitere Elemente der PKVen auch in der GKV).
KKA hat geschrieben:Ich verstehe nicht, warum du fälschlich resümierst, das Thema wäre für 'den einen oder anderen Schreiber' zu kompliziert. Mag sein, aber sicher nicht zutreffend für die Mehrheit der zu diesem Thema schreibenden.
damit war gemeint, dass ich der Meinung bin, dass manche Menschen nicht dazu bereit sind, sich mit dem Thema eingehender zu beschäftigen...
Zuletzt geändert von Lady Butterfly am 03.02.2015, 00:15, insgesamt 1-mal geändert.

Czauderna
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Beitrag von Czauderna » 03.02.2015, 00:04

ErnstXV hat geschrieben:Ich denke Czauderna kann für sich selbst sprechen .... :!:
Hallo ernst,
ja kann er - Ich stimme Lady Butterfly 100%ig zu.
Gruss
Czauderna

Christo
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Beitrag von Christo » 03.02.2015, 10:38

Ich persönlich sehe eine "Bürgerversicherung" kritisch, so wie ich auch schon eine Verringerung der Krankenkassen als kritisch empfinde. Ich erkläre auch wieso:

Vorteile:
  • 1. keine Ausgaben mehr für Vertrieb und Marketing
    2. starke Marktmacht, die besser ihre Interessen durchsetzen kann
    3. ein System mit gleichen Leistungen und keinen "Überraschungen".
    4. Prozesse könnten besser standardisiert und Kostenpotentiale besser erreicht werden.
    5. Leistungserbringer (wenn es die dann so noch gibt) hätten nur einen Ansprechpartner.
So, diese Vorteile - so finde ich - ergeben üble Nachteile
  • 1. Das System muss sich nicht mehr um Kunden/Mitglieder bemühen. Das bedeutet längere Wartezeiten bzw. längere Bearbeitungszeiten. Der Versicherte kann schließlich nicht mehr wechseln.

    2. Das entstandene System könnte Preise oder Verträge diktieren nach dem Motto: Du willst nicht? Dann brauchst du auch nicht. Dies würde ganz arg zu Spannungen führen, wenn nicht sogar zum Ausdünnen der Leistungserbringer. Das kann man jetzt sehen, wie man will, der leittragende wird der Versicherte sein.

    3. Die Einheitskasse könnte rigoroser Gesetzte auslegen und damit die Leistungsinanspruchnahme verkomplizieren oder den Zugang zu den Leistungen erschweren. Die 3 spielt auch in die 4 rein.

    4. Um mehr Kosteneinzusparen, könnte die Einheitskasse intern andere Prüfmechanismen einbauen, die dafür sorgen, dass Versicherte und oder Leistungserbringer weniger Leistungen bzw. Geld erhalten. Da es keine Alternative zu der Einheitskasse/Bürgerversicherung gibt, können die Versicherten schließlich nicht kündigen, maximal nur klagen.

    5. Wie 2, Markmacht durch eine Einheitskasse.

    Wenn ich mir überlege, was für eine Macht dahintersteckt, da müssten zusätzliche Kontrollgremien eingeführt werden.

    6. Jetzt schon bedient sich die Politik der GKV als Verschiebebahnhof. Was macht wohl die Politik, wenn es nur noch eine Versicherung gibt? Von solchen Details mal abgesehen, ob die Einheitskasse noch selbst bestimmt wäre oder irgendeine Behörde wird.




Die Vorstellungen von Czauderna, wie er sich eine Bürgerversicherung vorstellen würde sind schön.

Die Frage ist jedoch, wie sie werden würde. Lasst uns mal Richtung Rentenversicherung oder Arbeitslosenversicherung schielen. Sind das serviceorientierte, schnell handelnde Unternehmen? Und das hat nichts mit den Mitarbeitern zu tun, von denen viele bestimmt kundenfreundlich und engagiert arbeiten.

Und meiner Meinung nach würde das die Probleme im Gesundheits- bzw. Sozialsystem nicht beheben. Ich sehe die einseitige Fokussierung von einen Bereich im Gesundheits- bzw. Sozialsystem eher als kontraproduktiv an.

Thema: Gerechte Finanzierung.

Mit "gerecht" tue ich mich schwer, weil gerecht bzw. Gerechtigkeit etwas subjektives ist. Ist es gerecht dass Familienangehörige alle Leistungen bekommen, aber nichts zahlen?

Ist es gerecht, dass vielleicht ein Selbständiger, keine Familienangehörige und 10.000 Euro Einkommen nach Wegfall der BBG das vielfache von jemandem zahlt, der 6 Kinder hat und gerade ein Einkommen von 2000 Euro netto?

Ist es gerecht, dass die Beiträge eines Angestellten zu 50 % vom AG getragen wird? Und Selbständige/Freiberufler? Wieso müssen die 100 % zahlen? Ist das gerecht?

Wenn der Staat Familien unterstützen will, wieso dann über den Beitrag zur Krankenversicherung? Warum zahlt er nicht einfach mehr Kindergeld?

Hiermit will ich zeigen, dass "Gerechtigkeit" etwas subjektives ist.

Ich persönlich glaube auch nicht, dass durch die Einführung einer Bürgerversicherung mit Aufnahme aller in diese Versicherung plötzlich viel Geld in die Kassen gespült wird.Schließlich sind es nicht so viele und sie nehmen ja auch Leistungen in Anspruch.

KKA
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Beitrag von KKA » 03.02.2015, 10:54

Die letzten Beiträge haben (endlich) Substanz, so sieht Diskussion aus. Danke. :!:

Ich komme auf Lady B's und Christo's Beiträge zurück, bin etwas in Zeitnot im Moment.

Gruß
KKA

GerneKrankenVersichert
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Beitrag von GerneKrankenVersichert » 03.02.2015, 11:27

Christo hat geschrieben:
  • 1. Das System muss sich nicht mehr um Kunden/Mitglieder bemühen. Das bedeutet längere Wartezeiten bzw. längere Bearbeitungszeiten. Der Versicherte kann schließlich nicht mehr wechseln.
Das hängt ganz davon ab, ob diese Wartezeiten politisch toleriert werden oder nicht. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Gesetzgebung zur automatischen Leistungsgewährung bei Überschreiten einer vorgegebenen Bearbeitungszeit und aktuell der Terminvergabe bei Fachärzten.
Christo hat geschrieben: 2. Das entstandene System könnte Preise oder Verträge diktieren nach dem Motto: Du willst nicht? Dann brauchst du auch nicht. Dies würde ganz arg zu Spannungen führen, wenn nicht sogar zum Ausdünnen der Leistungserbringer. Das kann man jetzt sehen, wie man will, der leittragende wird der Versicherte sein.
Die Gefahr einer parallelen "Privat"Kultur sehe ich ebenfalls. Dann gibt es die heute gewohnte Leistung nur noch für Selbstzahler. Wer es sich leisten kann, wird in jedem System Alternativen suchen und finden.
Christo hat geschrieben: 3. Die Einheitskasse könnte rigoroser Gesetzte auslegen und damit die Leistungsinanspruchnahme verkomplizieren oder den Zugang zu den Leistungen erschweren. Die 3 spielt auch in die 4 rein.

4. Um mehr Kosteneinzusparen, könnte die Einheitskasse intern andere Prüfmechanismen einbauen, die dafür sorgen, dass Versicherte und oder Leistungserbringer weniger Leistungen bzw. Geld erhalten. Da es keine Alternative zu der Einheitskasse/Bürgerversicherung gibt, können die Versicherten schließlich nicht kündigen, maximal nur klagen.
Ja. Allerdings wäre das System dann insgesamt transparenter. Wenn ich z. B. hier sehe, welche Unterschiede zwischen Kassen unter Länder- und BVA-Aufsicht bestehen, fände ich eine Einheitskasse unter starker Aufsicht (damit auch jeder tatsächlich die ihm zustehenden Leistungen erhält und die immer knapper Gelder nicht für Unnötiges verpulvert werden) besser.
Christo hat geschrieben: 6. Jetzt schon bedient sich die Politik der GKV als Verschiebebahnhof. Was macht wohl die Politik, wenn es nur noch eine Versicherung gibt? Von solchen Details mal abgesehen, ob die Einheitskasse noch selbst bestimmt wäre oder irgendeine Behörde wird.[/list]
Auch die heutigen Kassen und "Einheitskassen" RV und BA können sich gegen diese Verschiebebahnhöfe nicht wehren. Seit wir den Gesundheitsfonds haben, auch nicht mehr auf der Beitragsseite.

Was für mich allerdings zwingend zu einer Bürgerversicherung, die auch noch eine Einheitsversicherung ist, dazugehört, ist dieses System auch auf der Leistungserbringerseite durchzusetzen. Vor allen Dingen auf der Seite derjenigen, die die Leistungen veranlassen - den Ärzten. Nicht mehr der freiberufliche Arzt, der immer seine Gewinnmaximierung im Hinterkopf hat, auf zusätzliche Einnahmen außerhalb des Systems schielt und im Zweifelsfall sagt: "das zahlt die Kasse nicht", statt über die medizinische Notwendigkeit aufzuklären und auch mal zu sagen, wenn etwas medizinisch nicht notwendig ist - schießlich könnte der Kunde, äh Patient, sich sonst ja einen anderen Arzt suchen. Stattdessen einen Arzt, der mit einem guten Gehalt (Stichwort "kalkulatorischer Arztlohn") Angestellter der Einheitskasse ist und das "WANZ"-Prinzip nach außen vertritt und durchsetzt. Das würde wieder viele viele Verwaltungsstellen bei der Einheitskasse einsparen.

Allerdings bin ich nicht der Ansicht, dass dieses System das ist, was die meisten Versicherten wollen. Wenn ich mir nur kurz vergegenwärtige, welcher Druck durch die Freigabe der Beitragssätze wieder aufgebaut wurde. Was bekomme ich bei euch, warum soll ich nicht zu jemand billigerem wechseln, meine Mutter bekommt bei der xy-Kasse dies und jenes etc. pp. Meine Kollegen und ich, die täglich mit den Kundenwünschen und Schnickschnackleistungen konfrontiert werden, würden eine Einheitskasse sehr begrüßen.

Und nur für's Protokoll: Nach wie vor bin ich davon überzeugt, dass MSA für alle Beteiligten die beste Lösung wären...

Lady Butterfly
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Beitrag von Lady Butterfly » 03.02.2015, 20:35

GerneKrankenVersichert hat geschrieben:
Christo hat geschrieben:
  • 1. Das System muss sich nicht mehr um Kunden/Mitglieder bemühen. Das bedeutet längere Wartezeiten bzw. längere Bearbeitungszeiten. Der Versicherte kann schließlich nicht mehr wechseln.
Das hängt ganz davon ab, ob diese Wartezeiten politisch toleriert werden oder nicht. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Gesetzgebung zur automatischen Leistungsgewährung bei Überschreiten einer vorgegebenen Bearbeitungszeit und aktuell der Terminvergabe bei Fachärzten.

es geht nicht nur um Wartezeiten, sondern auch um Kundenfreundlichkeit, Beratung und mehr - bei den Jobcentern und bei der Agentur für Arbeit sieht man doch, was politisch gewollt ist.
GerneKrankenVersichert hat geschrieben:
Christo hat geschrieben: 2. Das entstandene System könnte Preise oder Verträge diktieren nach dem Motto: Du willst nicht? Dann brauchst du auch nicht. Dies würde ganz arg zu Spannungen führen, wenn nicht sogar zum Ausdünnen der Leistungserbringer. Das kann man jetzt sehen, wie man will, der leittragende wird der Versicherte sein.
Die Gefahr einer parallelen "Privat"Kultur sehe ich ebenfalls. Dann gibt es die heute gewohnte Leistung nur noch für Selbstzahler. Wer es sich leisten kann, wird in jedem System Alternativen suchen und finden.
ich befürchte, in einer Einheitskasse werden nicht nur die Versicherten die Leidtragenden sein, sondern auch die Leistungserbringer und die Beitragszahler - eine Kassenzulassung bzw. eine Anstellung bekommt bevorzugt derjenige, der am besten "vernetzt" ist
GerneKrankenVersichert hat geschrieben:
Christo hat geschrieben: 3. Die Einheitskasse könnte rigoroser Gesetzte auslegen und damit die Leistungsinanspruchnahme verkomplizieren oder den Zugang zu den Leistungen erschweren. Die 3 spielt auch in die 4 rein.

4. Um mehr Kosteneinzusparen, könnte die Einheitskasse intern andere Prüfmechanismen einbauen, die dafür sorgen, dass Versicherte und oder Leistungserbringer weniger Leistungen bzw. Geld erhalten. Da es keine Alternative zu der Einheitskasse/Bürgerversicherung gibt, können die Versicherten schließlich nicht kündigen, maximal nur klagen.
Ja. Allerdings wäre das System dann insgesamt transparenter. Wenn ich z. B. hier sehe, welche Unterschiede zwischen Kassen unter Länder- und BVA-Aufsicht bestehen, fände ich eine Einheitskasse unter starker Aufsicht (damit auch jeder tatsächlich die ihm zustehenden Leistungen erhält und die immer knapper Gelder nicht für Unnötiges verpulvert werden) besser.
ich teile die Meinung von Christo - ich sehe da eine Verbindung zu Punkt. Kundenfreundlichkeit heißt doch auch, Lösungen zu suchen, die gesetzeskonform und kundenorientiert sind. In einer Einheitskasse fallen die Anreize weg, kundenorientiert zu handeln bzw. Gesetze und Richtlinien kundenorientiert auszulegen.

Auch sehe ich nicht, dass eine Einheitskasse unbedingt zu mehr Transparenz führen müsste. Möglicherweise gibt es Unterschiede zwischen den Landesaufsichten und der Bundesaufsichten - allerdings wird es immer Unterschiede in der Beurteilung eines Sachverhalts geben. Wenn die Unterschiede zwischen Bundes- und Landesaufsichten wegfallen würden, gäbe es vielleicht Unterschiede zwischen den verschiedenen Abteilungen. Dazu kommen Unterschiede zwischen den verschiedenen Sozial- und Landessozialgerichten und Unterschiede zwischen den einzelnen Einheitskassenmitarbeitern und Geschäftsstellen.

letztliche ist es doch so: die Regeln (Gesetze, Richtlinien etc.) sind auch heute schon für alle gleich - es gibt lediglich Unterschiede in der Auslegung der Regeln. Und die werden bleiben.

Und wer entscheidet denn, was die unbedingt notwendigen Leistungen sind? Und was unnötig ist? abgesehen von den Regelungen, die bereits heute bestehen....

Gerne Krankenversichert hat geschrieben:
Christo hat geschrieben: 6. Jetzt schon bedient sich die Politik der GKV als Verschiebebahnhof. Was macht wohl die Politik, wenn es nur noch eine Versicherung gibt? Von solchen Details mal abgesehen, ob die Einheitskasse noch selbst bestimmt wäre oder irgendeine Behörde wird.[/list]
Auch die heutigen Kassen und "Einheitskassen" RV und BA können sich gegen diese Verschiebebahnhöfe nicht wehren. Seit wir den Gesundheitsfonds haben, auch nicht mehr auf der Beitragsseite.

Was für mich allerdings zwingend zu einer Bürgerversicherung, die auch noch eine Einheitsversicherung ist, dazugehört, ist dieses System auch auf der Leistungserbringerseite durchzusetzen. Vor allen Dingen auf der Seite derjenigen, die die Leistungen veranlassen - den Ärzten. Nicht mehr der freiberufliche Arzt, der immer seine Gewinnmaximierung im Hinterkopf hat, auf zusätzliche Einnahmen außerhalb des Systems schielt und im Zweifelsfall sagt: "das zahlt die Kasse nicht", statt über die medizinische Notwendigkeit aufzuklären und auch mal zu sagen, wenn etwas medizinisch nicht notwendig ist - schießlich könnte der Kunde, äh Patient, sich sonst ja einen anderen Arzt suchen. Stattdessen einen Arzt, der mit einem guten Gehalt (Stichwort "kalkulatorischer Arztlohn") Angestellter der Einheitskasse ist und das "WANZ"-Prinzip nach außen vertritt und durchsetzt. Das würde wieder viele viele Verwaltungsstellen bei der Einheitskasse einsparen.
du bist also der Meinung, dass die Einheitskasse entscheiden soll, zu welchem Arzt die Versicherten gehen sollen? und wahrscheinlich soll die Kasse auch die Richtlinien festlegen, nach denen behandelt wird?

das sehe ich äußerst kritisch - es besteht die Gefahr, dass die Richtlinien so formuliert werden, dass die dadurch entstehenden Kosten minimiert werden. Und nicht so, dass die Menschen schnellstmöglich geheilt werden oder dass die Krankheiten zumindest gelindert werden. Und die Ärzte wagen keine Kritik, weil ja sonst ihr Job in Gefahr wäre.
Gerne Krankenversichert hat geschrieben:Allerdings bin ich nicht der Ansicht, dass dieses System das ist, was die meisten Versicherten wollen. Wenn ich mir nur kurz vergegenwärtige, welcher Druck durch die Freigabe der Beitragssätze wieder aufgebaut wurde. Was bekomme ich bei euch, warum soll ich nicht zu jemand billigerem wechseln, meine Mutter bekommt bei der xy-Kasse dies und jenes etc. pp. Meine Kollegen und ich, die täglich mit den Kundenwünschen und Schnickschnackleistungen konfrontiert werden, würden eine Einheitskasse sehr begrüßen.
damit du nicht mehr mit mehr mit Kundenwünschen und Schnickschnackleistungen konfrontiert wirst? wer entscheidet denn, was ein legitimer Kundenwunsch ist? Und was eine Schnickschnackleistung?

klar, ist der Umgang mit Kunden nicht immer einfach - aber dafür einfach die Patientensouveränität abschaffen?
Gerne Krankenversichert hat geschrieben:Und nur für's Protokoll: Nach wie vor bin ich davon überzeugt, dass MSA für alle Beteiligten die beste Lösung wären...
wie ich schon mehrfach geschrieben habe, halte ich einen totalen Systemumbau weder für wünschenswert noch für durchsetzbar

GerneKrankenVersichert
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Beitrag von GerneKrankenVersichert » 03.02.2015, 21:21

Lady Butterfly hat geschrieben: es geht nicht nur um Wartezeiten, sondern auch um Kundenfreundlichkeit, Beratung und mehr - bei den Jobcentern und bei der Agentur für Arbeit sieht man doch, was politisch gewollt ist.
Meine Argumentation bezog sich auf die Wartezeiten. Und ganz klar, die Kundenfreundlichkeit wird unter mangelnder Konkurrenz leiden, ich denke, das sehen die Befürworter einer Einheitsversicherung ebenfalls. Allerdings kommt es überall auf die handelnden Menschen an. Mit dem jobcenter unserer Kleinstadt haben wir einen guten Kontakt, da wird im Bereich Krankenversicherung von beiden Seiten im Sinne des Kunden gehandelt. Was natürlich nicht bedeutet, dass z. B. ALG2 bedingungslos ausgezahlt wird.
Lady Butterfly hat geschrieben: ich befürchte, in einer Einheitskasse werden nicht nur die Versicherten die Leidtragenden sein, sondern auch die Leistungserbringer und die Beitragszahler - eine Kassenzulassung bzw. eine Anstellung bekommt bevorzugt derjenige, der am besten "vernetzt" ist
Das ist doch heute auch schon so, Stichwort Vererbung von Arztpraxen. Kassenzulassungen werden doch in den meisten Bereichen zentral für alle Kassen vergeben. Die einzige Ausnahme die mir spontan einfällt sind die HIlfsmittel, aber in diesem Bereich sind die Verträge öffentlich und jeder kann ihnen beitreten.
Lady Butterfly hat geschrieben: ich teile die Meinung von Christo - ich sehe da eine Verbindung zu Punkt. Kundenfreundlichkeit heißt doch auch, Lösungen zu suchen, die gesetzeskonform und kundenorientiert sind. In einer Einheitskasse fallen die Anreize weg, kundenorientiert zu handeln bzw. Gesetze und Richtlinien kundenorientiert auszulegen.

Auch sehe ich nicht, dass eine Einheitskasse unbedingt zu mehr Transparenz führen müsste. Möglicherweise gibt es Unterschiede zwischen den Landesaufsichten und der Bundesaufsichten - allerdings wird es immer Unterschiede in der Beurteilung eines Sachverhalts geben. Wenn die Unterschiede zwischen Bundes- und Landesaufsichten wegfallen würden, gäbe es vielleicht Unterschiede zwischen den verschiedenen Abteilungen. Dazu kommen Unterschiede zwischen den verschiedenen Sozial- und Landessozialgerichten und Unterschiede zwischen den einzelnen Einheitskassenmitarbeitern und Geschäftsstellen.

letztliche ist es doch so: die Regeln (Gesetze, Richtlinien etc.) sind auch heute schon für alle gleich - es gibt lediglich Unterschiede in der Auslegung der Regeln. Und die werden bleiben.
Unterschiedliche Rechtsauffassung sind ja schön und gut, aber wenn die eine Aufsicht noch nicht mal weiß, wie die Rechtslage ist...

http://www.rbb-online.de/kontraste/arch ... ubios.html
Hartmut Beckschäfer
Bundesversicherungsamt
„Die ärztliche Behandlung setzt voraus die Tätigkeit eines Arztes, das heißt eines approbierten Mediziners und diese Voraussetzung für ärztliche Heilbehandlung haben Heilpraktiker nicht.“
KONTRASTE
„Also Heilpraktiker können nicht abrechnen gegenüber gesetzlichen Krankenkassen?“
Hartmut Beckschäfer
Bundesversicherungsamt
„Das ist unsere Rechtsauffassung und unsere Position, ja!“
Andreas Storm (CDU)
Gesundheitsminister Saarland
„Es ist die Entscheidung der Kasse, ob sie eine solche Leistung anbietet. Und die Kasse muss bewerten, ob sie die Leistung für effizient erachtet. Und wenn sie das tut, und das war in diesem Fall offenbar so gewesen, dann …“
KONTRASTE
„Aber müssen die das nicht nachweisen gegenüber der Rechtsaufsicht, dass es tatsächlich effizient ist?“
Andreas Storm (CDU)
Gesundheitsminister Saarland
„Das müssen sie so... Was heißt, müssen sie das nachweisen?“
KONTRASTE
„Ja, ob eine Heilpraktikertätigkeit tatsächlich effizient ist, nachweislich effizient sein kann.“
Andreas Storm (CDU)
Gesundheitsminister Saarland


„Können Sie das bitte ausmachen, das führt ja jetzt wirklich zu nichts.“
Lady Butterfly hat geschrieben: Und wer entscheidet denn, was die unbedingt notwendigen Leistungen sind? Und was unnötig ist? abgesehen von den Regelungen, die bereits heute bestehen....
Wieso benötigst du andere Regelungen?

Lady Butterfly hat geschrieben: du bist also der Meinung, dass die Einheitskasse entscheiden soll, zu welchem Arzt die Versicherten gehen sollen? und wahrscheinlich soll die Kasse auch die Richtlinien festlegen, nach denen behandelt wird?
Nein. Das habe ich weder gemeint noch geschrieben.
Lady Butterfly hat geschrieben: das sehe ich äußerst kritisch - es besteht die Gefahr, dass die Richtlinien so formuliert werden, dass die dadurch entstehenden Kosten minimiert werden. Und nicht so, dass die Menschen schnellstmöglich geheilt werden oder dass die Krankheiten zumindest gelindert werden. Und die Ärzte wagen keine Kritik, weil ja sonst ihr Job in Gefahr wäre.
Und was genau macht den Unterschied aus, wenn nun z. B. im G-BA statt der 5 Vertreter des GKV-Spitzenverbandes 5 Vertreter der Einheitskasse sitzen?
Lady Butterfly hat geschrieben: damit du nicht mehr mit mehr mit Kundenwünschen und Schnickschnackleistungen konfrontiert wirst?
Nein, damit Geld für die wichtigen Dinge und nicht für die Marketing-Leistungen ausgegeben wird. Wie Heilpraktiker ohne Nachweis der Wirksamkeit. Man könnte das eingesparte Geld z. B. verwenden, um eine Studie zu initiieren, ob Heilpraktiker als Kassenleistung in den Katalog aufgenommen wird. So wie es seinerzeit mit der Akupunktur gemacht wurde.
Lady Butterfly hat geschrieben: wer entscheidet denn, was ein legitimer Kundenwunsch ist? Und was eine Schnickschnackleistung?
Der G-BA und andere Gremien aufgrund von durchgeführten Studien und nicht einzelne Kassenvertreter, die sich von der ein oder anderen Leistung einen Marketing-Vorteil versprechen.
Lady Butterfly hat geschrieben: Nein, damit Geld für die wichtigen Dinge und nicht für die Marketing-Leistungen
klar, ist der Umgang mit Kunden nicht immer einfach - aber dafür einfach die Patientensouveränität abschaffen?
Auch das habe ich weder gemeint noch geschrieben. Die Patientensouveränität endet doch auch heute im Bezug auf Kassenleistungen dort, wo die Richtlinien es vorsehen.

Der eine oder andere hat vielleicht das "Glück", eine gewünschte Leistung zu bekommen, weil die Aufsicht zu schwach ist. Auf der Gegenseite muss er sich aber mit Leistungsverweigerungen herumschlagen, zu denen es auch nur deshalb kommt, weil die Aufsicht zu schwach ist. Siehe die hier immer wieder dokumentierten Krankengeldspitzfindigkeiten der AOKn.

Lady Butterfly
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Beitrag von Lady Butterfly » 03.02.2015, 22:27

zunächst mal: über was wollen wir hier diskutieren? über Vor- und Nachteile von einer Kassenlandschaft mit vielen Kassen, wie wir sie heute kennen versus Einheitskasse oder über eine Kasse und eine Landesaufsicht, die dir nicht in den Kram passen? und übrigens: dass Politiker bzw. Minister fachlich nicht immer fit in ihren Gebieten sind, ist eigentlich nichts neues, oder? Und: was passiert eigentlich, wenn ein Chef einer Landesaufsicht auf einmal Chef der Bundesaufsicht wird?
GerneKrankenVersichert hat geschrieben:Meine Argumentation bezog sich auf die Wartezeiten. Und ganz klar, die Kundenfreundlichkeit wird unter mangelnder Konkurrenz leiden, ich denke, das sehen die Befürworter einer Einheitsversicherung ebenfalls. Allerdings kommt es überall auf die handelnden Menschen an.
Christo hat geschrieben, dass er befürchtet, dass sich "das System" nicht mehr um Kunden bemühen muss. Wartezeiten - ob beim Arzt oder Bearbeitungszeiten - sind nur ein Teil davon.
GerneKrankenVersichert hat geschrieben:Mit dem jobcenter unserer Kleinstadt haben wir einen guten Kontakt, da wird im Bereich Krankenversicherung von beiden Seiten im Sinne des Kunden gehandelt. Was natürlich nicht bedeutet, dass z. B. ALG2 bedingungslos ausgezahlt wird.
es geht hier ja auch nicht darum, dass sich die Mitarbeiter von Behörden gut miteinander verstehen..... sondern um die Frage, ob Jobcenter tatsächlich noch kundenfreundlich sind. Und nein - das bedeutet nicht, dass ALG II bedingungslos ausgezahlt wird. Sondern entsprechend der Gesetze etc. - leider ist es aber so, dass wohl sehr viele Bescheide über ALG II fehlerhaft sind und dass die Sozialgerichte nicht über Langweile klagen müssen.

Und nein: ich gebe die Schuld daran nicht den einzelnen Jobcenter-Mitarbeitern, sondern "dem System", dass für ungenaue und schlecht durchführbare Gesetze verantworlich ist, dass zu wenige Mitarbeiter für Jobcenter zur Verfügung stellt etc.

GerneKrankenVersichert hat geschrieben:Das ist doch heute auch schon so, Stichwort Vererbung von Arztpraxen. Kassenzulassungen werden doch in den meisten Bereichen zentral für alle Kassen vergeben. Die einzige Ausnahme die mir spontan einfällt sind die HIlfsmittel, aber in diesem Bereich sind die Verträge öffentlich und jeder kann ihnen beitreten.
Auch hier schreibst du am Thema vorbei: die Praxen heute sind Privatbesitz. Du willst das aber ändern. Du willst, dass die Kassen die Ärzte anstellen. Das bedeutet, dass die Kassen den Ärzten tatsächlich weisungsbefugt sind.
GerneKrankenVersichert hat geschrieben:
Lady Butterfly hat geschrieben: Und wer entscheidet denn, was die unbedingt notwendigen Leistungen sind? Und was unnötig ist? abgesehen von den Regelungen, die bereits heute bestehen....
Wieso benötigst du andere Regelungen?
ich will keine andere Regelungen - du willst sie doch
GerneKrankenVersichert hat geschrieben: (damit auch jeder tatsächlich die ihm zustehenden Leistungen erhält und die immer knapper Gelder nicht für Unnötiges verpulvert werden
GerneKrankenVersichert hat geschrieben:Wenn ich mir nur kurz vergegenwärtige, welcher Druck durch die Freigabe der Beitragssätze wieder aufgebaut wurde. Was bekomme ich bei euch, warum soll ich nicht zu jemand billigerem wechseln, meine Mutter bekommt bei der xy-Kasse dies und jenes etc. pp. Meine Kollegen und ich, die täglich mit den Kundenwünschen und Schnickschnackleistungen konfrontiert werden, würden eine Einheitskasse sehr begrüßen.
GerneKrankenVersichert hat geschrieben:Nein, damit Geld für die wichtigen Dinge und nicht für die Marketing-Leistungen ausgegeben wird.
wenn du davon sprichst, dass Gelder für Unnötiges verpulvert werden oder schreibst, dass du täglich mit Schnickschnackleistungen konfrontiert wirst, musst du auch schreiben, was genau du damit meinst

welche Leistungen, die du heute genehmigst, sollten nach deiner Meinung abgeschafft werden? und wer soll das genau entscheiden? du als Kassenmitarbeiter?

GerneKrankenVersichert hat geschrieben:
Lady Butterfly hat geschrieben: wer entscheidet denn, was ein legitimer Kundenwunsch ist? Und was eine Schnickschnackleistung?
Der G-BA und andere Gremien aufgrund von durchgeführten Studien und nicht einzelne Kassenvertreter, die sich von der ein oder anderen Leistung einen Marketing-Vorteil versprechen.

wo genau siehst du denn dann den Vorteil einer Einheitskasse?
du schreibst, dass der G-BA über Leistungen entscheiden soll - das ist doch heute schon der Fall (bei dem weit überwiegenden Teil der Leistungen)

GerneKrankenVersicherung hat geschrieben:
Lady Butterfly hat geschrieben: klar, ist der Umgang mit Kunden nicht immer einfach - aber dafür einfach die Patientensouveränität abschaffen?
Auch das habe ich weder gemeint noch geschrieben. Die Patientensouveränität endet doch auch heute im Bezug auf Kassenleistungen dort, wo die Richtlinien es vorsehen.
du hast geschrieben
GerneKrankenVersichert hat geschrieben: Meine Kollegen und ich, die täglich mit den Kundenwünschen und Schnickschnackleistungen konfrontiert werden, würden eine Einheitskasse sehr begrüßen.
und du hast geschrieben
GerneKrankenVersicherung hat geschrieben:Stattdessen einen Arzt, der mit einem guten Gehalt (Stichwort "kalkulatorischer Arztlohn") Angestellter der Einheitskasse ist und das "WANZ"-Prinzip nach außen vertritt und durchsetzt. Das würde wieder viele viele Verwaltungsstellen bei der Einheitskasse einsparen
Also möchtest du doch, dass Ärzte weisungsgebundene Angestellte von Krankenkassen werden. Und möchtest damit Kassenmitarbeiter einsparen, die heute u. a. Kostenmanagement für die Krankenkassen betreiben. Dadurch besteht aber die Gefahr, dass das Ziel der Ärzte nicht mehr die Heilung und die Linderung von Leiden ist, sondern die Kostenreduktion. Wenn sie aufmucken, riskieren sie ihren Arbeitsplatz. Und die Patienten werden nur selten merken, dass ihnen wirksame, aber vielleicht etwas teurere Therapien vorenthalten werden. Das halte ich für sehr gefährlich.

wenn ich dir richtig folge, bist du der Meinung,
- dass Landesaufsichten abgeschafft werden sollen und alle Kassen der Bundesaufsicht unterstehen sollten
und
- dass die Möglichkeiten der Kassen, sich von anderen Kassen zu unterscheiden, wieder verringert werden sollen

diese beiden Dinge gehen aber auch ohne Einheitskasse - es müssten nur die entsprechenden Gesetze geändert werden

GerneKrankenVersichert
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Beitrag von GerneKrankenVersichert » 04.02.2015, 11:12

Lady Butterfly hat geschrieben:zunächst mal: über was wollen wir hier diskutieren?
Die Bürgerversicherung, die oft mit einer Einheitsversicherung gleichgesetzt wird.

Mir geht es darum, zu verdeutlichen, dass die Einheitsversicherung weder die von den Befürwortern gewünschte und erwartete eierlegende Wollmilchsau noch das von den Gegnern beschriebene kundenunfreundliche Bürokratiemonster ohne die bisherigen Möglichkeiten der Selbstverwaltung sein muss. Es kommt auf die konkrete Ausgestaltung an, über die sich seitenlang diskutieren lässt.

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